Danke, DG7GJ, für Deinen "Stimmungsbericht, den ich, was die journalistischen Erfahrungen anbelangt, hundertprozentig unterschreibe. Mehr noch: EInige der "Episoden hätten sich auch im Rhein-Main-Gebiet der 80er Jahre abspielen können, zum Beispiel diese:

Manchmal jedoch hatten dort Leute Dienst die mal gelernt haben das für Auskünfte ausschließlich die Pressestelle zuständig ist. Und jene war für den aktuellen Informationsfluß damals hier in Dortmund ein Krampf ohnegleichen.
Ersetze Dortmund durch Offenbach/Main - und es passt! ;-)

Ich habe sogar mal einen Extremfall kennen gelernt, der im Großraum Essen rumfuhr, und den Beifahrersitzt zugebaut hatte mit reichlich edlen Scannern der Kategorie "ab 500€", darunter auch diverse TP9 und ein paar Bosch-Teile, sowie zusätzlich da druff noch zwei Laptops wo gut an die 10-15 unterschiedliche DME-Netze drüber rasten. Damit fuhr er so ganz offen rum zu Einsatzstellen.
Lass' mich raten: Heute hört seine Firma auf den Namen "Wiebold TVnews GmbH" ...?! ;-)


Ja, es war anders. Der Job war/ist der gleiche, aber es war anders. Man hat sich gegenseitig vertraut, toleriert und vor allem: respektiert. Die Journalie wusste, wie weit sie gehen darf und die Polizei wusste es auch. Und wenn doch mal was schiefgelaufen ist, hat man miteinander gesprochen und die Sache aus der Welt geschafft.

Eine bis heute nicht getopte Geschichte ist mir live an einem Neujahrsmorgen um 3 Uhr passiert: Damals waren die Presseausweise noch durch jährliche Stempelverlängerung sechs Jahre gültig, vier Jahre hatte ich bereits drin, den Stempel für das neue, gerade mal drei Stunden junge, neue Jahr noch nicht. Man ahnt, wie's weiter geht: Ich geriet an einen Jung-Sheriff der Autobahnpolizei und durfte mit Hinweis "Sie haben keinen gültigen Presseausweis" nicht vor zum Fotografieren.

Am Tag darauf traf ich mich mit dem damaligen Leiter der PASt. nachmittags zum kurzen informellen Gespräch (die Hefeteilchen habe ich vom Bäcker mitgebracht, den Kaffee haben die Beamten beigesteuert) - und nach 20 Minuten waren "die Fronten geklärt". Ich habe denen nicht im Weg rumgestanden, behindert oder auch mal die Füße stillgehalten, wenn es der Sache dienlich war und umgekehrt hat sich fortan keiner daran gestört, wenn ich "illegale Betriebszufahrten" benutzt oder mich im Konvoi durch die Rettungsgasse geschmuggelt habe. Heute würde man das vermutlich als "Win-Win-Situation" bezeichnen.

Leider nutzt aber das Schwelgen in der Vergangenheit nichts (mehr), wenn man sich die aktuellen Verhältnisse z.B. in Rostock anschaut - die nach der heutigen Entscheidung (und Begründung) des Amtsgerichts offensichtlich viel tiefer gehen, als bisher angenommen. Denn wenn die ganze Geschichte schon länger als ein Jahr bekannt ist, müssen dort ja zumindest auch mehrere Leute aus der Führungsetage auf beiden Augen blind gewesen sein ...