Hallo Brause!

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Wie du weist, sehe ich das recht unverkrampft.
Ich sehe da auch zunächst die einsatztaktischen Vorteile.
Bei großen Sanitätswachdiensten werten wir (HiOrg) auch die gesamten FMS-Daten (samt FMS-Kurztext für den RD) und die Alarmierungen (analog) aus. Allerdings ganz offiziell auf Dienstrechnern und mit dienstlich beschaffter Software. Das ist auch mit dem Kreis (RD-Träger) so abgesprochen. Das erleichtert beidseitig die Zusammenarbeit und es war des öfteren der fall, dass so die Hilfsfristen verkürzt werden konnten, weil wir der leergefahrenen Rettungswache zur Freude der LSt. bei einem Notfall schnell einen RTW zur Verfügung stellen konnten.
Eben. Ich halte nix davon wenn Wachen aufgebaut werden welche man nur mit gefilterten Informationen füttert. Das mag adequat sein für unbesetzte Gerätehäuser auf dem Lande, wo eh niemand permanent am Funk sitzt und Lageeinschätzungen erstellt.

Wobei mein Horizont da eh von damals her weiter reicht als der Tellerrand der BOS.
So gibt es Nachrichtenredaktionen wo ebenso Selbstverständlich wie in manchen BOS-Lst. noch die Unwetterwarnungen des DWD auflaufen, noch hunderte weiterer Funkdienste zur Lageeinschätzung herrangezogen werden. Zum beispiel, nur um mal zu nennen in welche Richtung es geht: Taxi, Nahverkehr, größere Sicherheitsdienste (z.B. 3S der DBAG), Flugfunk (regionale Tower, Rollfeld, Sicherheit) u.v.m.

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Aber in Rostock scheint das mehr als unerwünscht zu sein. Und dann ist es eben nicht besonders schlau, private Rechner und Software dafür im Feuerwehrgebäude einzusetzen. Das muss ja zwangsläufig zu Ärger führen.
Nunja, in Rostock steht ja der Vorwurf das da irgendwelche Daten extern weiter gegeben wurden. Und das ginge dann Lichtjahre über die "interne Verwendung zur Lageeinschätzung" hinaus, welche ich ansprach.

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Ich habe die letzten zwei Jahre selber für den KV einer HiOrg als hauptamtlicher Pressesprecher gearbeitet.
Da galt auch, dass nur die Pressestelle (also ich) Infos an die Presse rausgibt. Allerdings nicht, weil die Journalisten so böse sind, sondern weil man als ungeschulte Einsatzkraft schnell mal eine unbedacht Bemerkung macht, die nach hinten losgehen kann.
Und das müssen sich ehrenamtlich Kräfte nicht antun, deshalb wurde ich dafür bezahlt den Kopf hinzuhalten.
Darum geht es erstmal nicht. In den ersten Minuten eines Einsatzes geht es erstmal darum, bei einem journalistischen Anruf in einer Leitstelle, klar bestätigt zu bekommen was inetwa vorliegt und was zur Örtlichkeit bekannt ist.

Es kann nicht angehen das ein Journalist aus mehreren Quellen sicher erfährt das in einer definitiv feststehenden Region gerade ein Sportflugzeug abgestürzt ist, und die Disponenten der dortigen POL, FW und RD-Lst im Chor singen...sinngemäß:
"Nööö...nix los, glaube ich ihnen nicht. Ausserdem dürfte ich Ihnen dazu eh nix sagen."
Regelmässig zu meiner Journalistenzeit z.B. im Bereich Recklinghausen so passiert.

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Das hieß aber in der Praxis nicht, dass die kein Statement abgeben durften, sondern dass man sich vorher absprach. Dafür habe ich versucht, eine durchgehende Erreichbarkeit sowohl für die Kollegen als auch die Presse sicherzustellen (was auf Grund der wenigen presserelevanten Einsätze auch keine große Belastung darstellte).
Aus praktischer Journalistensicht geht es darum das zunächst einmal während oder kurz nach Einsatz grobe Informationen gegeben werden können:
Verletzte/Tote, wieviele, besondere Randbedingungen.
Das ist alles was generell gebraucht wird damit die Journalisten vor Ort in der Lage sind die nötigen Kurzinfos zu ihrem Foto- oder Videomaterial mit in die Redaktion zu geben.
Erst wenn die Redaktion einige Stunden später dieses Rohmaterial zu einem Script zusammen fügt, ist eine Pressestelle/Pressesprecher wichtig der bescheid weis und hier und da was korrigieren oder anders vormulieren kann.

Zitat Zitat von brause Beitrag anzeigen
Ich habe immer Wert darauf gelegt, den Kollegen klar zu machen, dass wir auf die Presse angewiesen sind und es sich um ein System des Geben und Nehmen handelt. Leider ist es mir trotzdem nicht gelungen, sämtliche Vorbehalte und Vorurteile bei allen Kollegen auszuräumen.
So ist es. Wer Nachwuchs in seiner Organisation will muss mit den Medien zusammen arbeiten. Ebenso ist eine gute Zusammenarbeit wichtig um politisch wahrgenommen zu werden.
Und sei es nur darum mehr Zustimmung als Organisation zu bekommen, wenn dringende Investitionen vor dem Kostenträger durchgesetzt werden sollen.
Und sei es nur eine Alarmanlage für ein Gerätehaus, wo schon mehrfach eingebrochen wurde.

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Leider wird es gerade in den HiOrgs oft negiert, wie sinnvoll eine aktiv agierende Pressestelle ist. Wir haben in den zwei Jahren recht gute Ergebnisse erzielt. So konnten Umsatzsteigerungen in gewerblichen Bereichen durch externe Analysen nachgewiesen werden, unsere Bewerbersituation im RD war überdurchschnittlich gut und auch im ehrenamtlichen Bereich konnten so Mitglieder gewonnen werden. Nach einem Vorstandswechsel wurde meine Stelle gestrichen und nun ist die HiOrg vollkommen aus der Berichterstattung verschwunden.
Genau so ist es. Öffentlichkeitsarbeit kann man nicht mit einem "Tag der offenen Tür" oder einem Organisationsfest einmal im Jahr abtun.
Nein, die alltägliche Wirkarbeit, die im Mittelpunkt der Organisation steht, muss interessant, professionell und realistisch über die regionalen Medien regelmässig gefördert werden.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser