Hallo!
Darum geht es aber nicht vorrangig.
Das Problem ist vielschichtiger.
Die TR-BOS stellt grundsätzliche Anforderungen an Funkgeräte, sowohl in Hinblick auf die elektrischen Daten und Funktionen, als auch über Schnittstellen, Bedienoberfläche und Umwelteinflüssen (Stabilität/Dichtigkeit/Temperaturbereich).
Dummer weise sind diese Regelungen aber größtenteils veraltet.
Aber an der (veralteten) TR-BOS festzuhalten, hat durchaus seinen Grund.
Die qualitativen Anforderungen werden von Markengeräten im Betriebsfunkbereich (EADS, Motorola, Vertex) locker erreicht, sogar übertroffen. Es gibt aber inzwischen auch Produkte die scheinbar "taugen" aber sich beim genauen hinsehen eigentlich eher als fernöstliche Einwegelektronik (vgl. "Wechwerfhandy") entpuppen.
Die Bedienung ist auch soeine Sache.
Im Betriebsfunk braucht man idR. nur Lautstärkepoti und Kanalschalter, evtl. noch ein paar Tasten für Selektivruf.
BOS hingegen braucht ein ganzes Bündel an Kanalpaaren mit zusätzlicher Bandlagen- und Betriebsartbestimmung.
Und das ganze sollte bei _jedem_ Funkgerät derart gleichartig zu bedienen sein, das _jeder_ BOS'ler der im Lehrgang bei der Gerätekunde hinreichend aufgepasst hat, beliebige Funkgeräte im Einsatz bedienen kann.
Es gilt also für BOS grundsätzlich:
Wer die ganz normale Gerätekunde drauf hat, muss in der Lage sein INTUITIV beliebige Funkgeräte bedienen zu können welche im Diensgebrauch vorkommen können.
Also sozusagen: Ein Funkgerät welches man ohne Handbuch und ausgiebiges eingewöhnen nicht bedienen kann, hat im BOS nix zu suchen.
Ich weis, wobei das mit den Visars schonwieder der Vergangenheit angehört.
Es dürfte heute kaum noch funktionsfähige Visars im Einsatzdienst unterwegs sein.
Die Dinger musste man - wie man heute weis - sehr pfleglich behandeln, wenn man Haarrisse und absplitternde SMD-Bauteile vermeiden wollte.
Heute geht's in diesen Bereichen weiter, meißt mit GP366R.
Und nein - es sind nicht wie man immer wieder hört ausschließlich die Personenschützer vom BKA.
Es fängt schon viel tiefer an. Die wenigsten Kriminalkomissare wollen im Aussendienst nen Fug10/Fug11-Brotkasten unter der Jacke haben.
Durchaus verständlich für mich. Und dort sehe ich auch keine ernsthafte Gefahr:
Denn dort ist man qualitätsbewusst und besorgt sich was ordentliches. GP366R halt.
Nun, auch dagegen ist von mir _im Einzelfall_ nichts einzuwenden.
Wenn du dir der Probematik FM/PM bewusst bist, dir das aber nichts ausmacht - sowie sich deine Gegenstellen mit denen du funkst sich auch nicht beschweren - jo mei.
Es ist nicht kompatibel, einem Funktechniker würde sowas zwar die Nase rümpfen lassen, aber wichtig für die Funktion im System ist ja eigentlich eher, das sich alle Verstehen.
Wenn das gegeben ist - wen interessierts.
Aber: Amateurfunkgeräte bieten in aller Regel eine absolut (für solche Zwecke) übertriebene Funktionsvielfalt, welche in komplexen Menuestrukturen und/oder Doppel/Dreifachbelegungen von Tasten in der Bedienung nach sich zieht.
Wenn _EINZELNE_ Polizeibeamte des höheren Dienstes, sowie vielleicht noch Fernmelder der Feuerwehren und HiOrgs das so machen, sehe ich da von der Bedienung kein Problem.
Aber auf keinen Fall darf man daraus schließen, das z.B. ein Alinco DJ-G7E o.ä. in breiter Masse im Dienst für jede Einsatzkraft geeignet sei!
Und das KG-699E was ich hier protokolliert hatte, war nahe drann:
- freier VFO-Mode
- eingebautes UKW-Radio 87-108MHz FMW
- Sendeleistung in nichtssagenden Stufen einstellbar
- Sendeablage frei abstimmbar
- Kanalraster frei einstellbar
...
Sowas in unbefugten/nicht hinreichend kompetenten Händen hat generell folgende Haupteigenschaften:
Einsatznutzen: keinen, weil nicht fehlerfrei intuitiv bedienbar
Gefahr: Lädt zum spielen ein, inklusive bewusstem oder unbeabsichtigem Sendebetrieb auf falschen Kanälen oder gar ausserhalb der BOS Bänder!
In entsprechend befugten / entsprechend kompetenten Händen hingegen kann es eingeschränkt zur Kommunikation (FM/PM halt) und darüber hinaus zudem noch als Analysehilfe beim aufspüren von Störungen dienen.
Wie gesagt - es werden dort dann häufig Lösungen gefunden welche zwar in der Bedienung und den Schnittstellen von der TR-BOS abweichen, aber sämtliche anderen (elektrischen und klimatischen) Forderungen erfüllen.
Da gäbe es das GP366R wie erwähnt.
Ebenso könnte ich mir in diesen Bereichen auch ein VX-824E/829E vorstellen.
Klein, verschwindet quasi in der Hand, stört weder am Gürtel noch in der Hemdtasche, schlagfest, Wetterbeständig, wasserdicht.
Und: Schafft alle 2m BOS-Kanäle übersichtlicher und intuitiver inkl. Bandlagen und Betriebsartwahl als ein GP366R bzw. eine GP360 ohne BOS-Optionsboard.
Nunja, ich bezweifel schlichtweg das solche Sachen wie Modulationsfrequenzgang, Hub, Filterbandbreite, Sendeleistung und Nebenaussendungen wirklich alle hinreichend die zulässigen Grenzwerte einhalten.
Aber selbst wenn das gegeben währe...:
Wärst du der Meinung das dieses das neue Standardgerät für Streifendienst sowie Feuerwehr, Rettungsdienst und HiOrg's werden sollte?
Und bedenke die häufig eingeschränkte Fachkompetenz bei Anwendern.
Die Anwender bei der POL wissen zwar alle was Kanäle und Bandagen sind, aber was eine simple akkustische Rückkopplung ist und wie man sowas vermeidet, bekommen viele nicht in ihre Köppe!
Einfachste Physik aus der Grundschule...
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser