Hallo,

Zitat Zitat von nederrijner Beitrag anzeigen
Ich schreibe jetzt bewusst provokant: Wenn "das THW" (so man so pauschal davon sprechen kann) mit seiner eigentlichen Aufgabe, der technischen Hilfeleistung im Zivilschutzfall, nicht ausgelastet/zufrieden ist, bin ich dafür, das THW aufzulösen und die dadurch frei werdenden Mittel den Feuerwehren für die tägliche Gefahrenabwehr und den Katastrophenfall zur Verfügung zu stellen. Damit dürfte dann ja alle zufrieden sein. Die Kapazitäten für die Auslandshilfe kann man dabei ja entsprechen beibehalten, den hilfesuchenden Staat interessiert es genau so wenig wie den deutschen Bürger, ob da jetzt THW oder Feuerwehr drauf steht.
soo verkehrt ist der Ansatz ja gar nicht ;)
Aber das Problem ist, dass Du dafür alle Punkte aus dem THW-Gesetz andersweitig erfüllen können müsstest

§ 1 Organisation, Aufgaben und Befugnisse
(2) Das Technische Hilfswerk leistet technische Hilfe:
  1. nach dem Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz,
  2. im Ausland im Auftrag der Bundesregierung,
  3. bei der Bekämpfung von Katastrophen, öffentlichen Notständen und Unglücksfällen größeren Ausmaßes auf Anforderung der für die Gefahrenabwehr zuständigen Stellen sowie
  4. bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben im Sinne der Nummern 1 bis 3, soweit es diese durch Vereinbarung übernommen hat.
Quelle: http://www.gesetze-im-internet.de/th...001180990.html

Gerade bei den Katastrophen spielt das THW ja seinen Strukturvorteil aus, denn es kennt weder Kreis- noch Landesgrenzen. Es ist also eine Kleinigkeit eine Einheit aus München für die Ölkatastrophe an der Nordseeküste einzusetzen. Hier werden teilweise nur die Helfer dann per Zug verlegt und das Material/Fahrzeuge werden vor Ort von anderen Einheiten übernommen.
Das ist der Grund warum, ganz rational betrachtet, eine Auflösung des THW keinen Sinn macht. Generell ist mir die Farbe vom Auto auch egal, Hauptsache es passt mit den Leuten wir tun Gutes :)

Die Diskussion um "120 Minuten" ist sehr müsig. Da könnte man genauso als Argument die kleine Dorffeuerwehr auspacken die eher den eigenen Brand löscht und deren Einsätze aus 1x Brandwache Schützenfest, 1x Martinumzug und 2x Papierkorbbrand pro Jahr bestehen. Das ist genauso wie "bei uns hat jeder eine Motorsäge daheim und deswegen können wir das besser als das THW". Ja mag sein, dass das lokal so ist. Aber anderswo, z.B. bei uns im OV, arbeiten welche den ganzen Tag als Forstwirt mit der Motorsäge und sind im THW. Denen macht auch kein Privatmann etwas vor.

Generell sollte man bei der Ausrückezeit immer gucken wo man ist und wie das THW eingebunden ist. Wenn der OV noch (fast) nie alarmiert wurde, dann wird auch die Helferschaft nicht darauf geprägt sein. Bei anderen Ortsverbänden ist eine Alarmierung "Tagesgeschäft" und da rücken die Fahrzeuge (mit mehr als 1/4) in 15 Minuten ab.

Aber wo kommt das Personal der Organisationen für diese Zeiten her? Im Saarland fahr ich in 5 Minuten Autobahn an 3 Ortsverbänden vorbei. Im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern brauche ich 100km von einem Ortsverband zum nächsten. Da ist es doch natürlich, dass die Einzugsgebiete oder damit auch die Ausrückoptionen anders strukturiert sind.
In Berlin fährt das THW an Samstagen Einsätze für die Feuerwehr und ist regelmäßig unterwegs und hat dort dann Ausrückzeiten einer BF.

Aber betrachten wir doch mal nicht nur die Zeit bis zu Einsatzstelle sondern auch die Zeit vor Ort. Wenn die ersten 2 Stunden um sind kann man in den Reihen der Feuerwehr schon das erste Gemaule höre. Nach 4-6 Stunden muss eigentlich Personal umgeschichtet werden. Zudem besteht hier das Problem der Gebietsabdeckung. Ich hol also erstmal alles ran was ich brauche und danach guck ich was ich wieder abgeben kann, weil einfach der gesamte Beritt leer ist.
Beim THW ist das anders. Ein Einsatz der nur eine Stunde dauert lohnt sich nicht. Weder für die Anfahrt noch zum Abrechnen. Aber hier ist es kein Problem, wenn es heißt dass der Einsatz noch einen Tag länger dauert oder vielleicht 2 oder 3 Tage. Darauf ist das THW und vorallem auch die Helfer eingestellt. Einsätze unter 12 Stunden dienen sozusagen nur der Motivation ;)
Aus Bayern habe ich z.B. eine schöne Regelung für Beleuchtungseinsätze gehört: Unter 4h macht die Feuerwehr über 4h macht das THW. Natürlich sind auch hier die "kleinen" Einsätze unter 4 Stunden häufiger und damit das THW weniger oft draußen.

So gleich die beiden Organisationen also aussehen so unterschiedlich sind doch Ihre (gleichen) Aufgaben, wenn man genau hinsieht.

Aber wir reden hier immer von "weil man sie nicht kennt". Was haltet Ihr davon einfach mal den Kontakt zu der anderen Organisation zu suchen. Vielleicht einfach mal einen gegenseitigen Vorstellungsabend oder nur im Kreis der Führungskräfte.

Nur wenn man sich selber bewegt kann man auch aufeinander zugehen. Wer Kontakt zum THW braucht kann sich auch gerne bei mir melden. Auf der einen Seite kenne ich viele Ortsverbände, aber auf der anderen Seite suche ich Euch gern die Ansprechpartner raus und vermittle aktiv zwischen Euch wenn da Kontaktscheue besteht.

Gruß
Tom

PS: Sorry für den vielen Text ;)