Übergänge von A/H5N1 auf Menschen
Die Vogelgrippe ist eine Zoonose, also eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Übergänge des A/H5N1 von Geflügel auf den Menschen sind derzeit selten, enden aber im Falle einer Erkrankung in erschreckend hohem Maße tödlich. Zwei Übergänge von Mensch zu Mensch sind möglicherweise vorgekommen, konnten aber nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden.

Gefährdet durch A/H5N1 sind vor allem Personen mit intensivem Kontakt zu infizierten Tieren, zum Beispiel beim Schlachten (Umgang mit Blut und Kot). Alle in der Türkei an der Folgen einer H5N1-Infektion gestorbenen Kinder hatten nach Angaben der WHO zuvor unmittelbaren Kontakt zu erkranktem Geflügel.

Es gibt Hinweise darauf, dass auch der Erreger der spanischen Grippe von 1918 von Geflügel auf den Menschen überging.

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Gesicherte Erkrankungs- und Todesfälle
Die einzig zuverlässige Statistik über H5N1-Erkrankungen bei Menschen ist die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da die WHO aber Erkrankungsfälle erst dann ausweist, wenn sie von ihren eigenen Experten überprüft wurden, unterscheiden sich die WHO-Fallzahlen häufig von den Fallzahlen, die nationale Regierungen veröffentlichen. Dennoch sollte insbesondere die aus der WHO-Statistik hervorgehende, extrem hohe Todesrate sehr zurückhaltend interpretiert werden, da mutmaßlich nicht alle Erkrankungsfälle genau untersucht und daher auch nicht gemeldet werden. Vor allem die aus Kambodscha gemeldeten Daten geben Anlass zu Zweifeln an der Korrektheit der an die WHO gemeldeten Zahlen, da dort angeblich sämtliche Erkrankungsfälle tödlich endeten.

In der Türkei wurden am 4. Januar 2006 von den Behörden der osttürkischen Stadt Van mehrere später von der WHO bestätigte H5N1-Verdachtsfälle (zumeist Kinder und Jugendliche) gemeldet, alle Personen hatten zuvor intensiven Umgang mit erkranktem Geflügel. Drei Geschwisterkinder im Alter von 11, 14 und 15 Jahren aus dem Dorf Dogubayazit verstarben, der 14-jährige Junge bereits am 1. Januar 2006. Genetische Analysen ergaben, dass die Viren eine sehr große Ähnlichkeit zu den aus Qinghai bekannten Varianten aufweisen und auf Tamiflu sowie vermutlich sogar auch auf Amantadin ansprechen. Am 8. und 9. Januar 2006 meldeten die Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Behördenangaben, dass auch in Ankara und in den nordtürkischen Regionen Kastamonu, Corum und Samsun H5N1-Verdachtsfälle registriert wurden.

Einem Bericht des irakischen Gesundheitsministeriums zufolge starb am 17. Januar ein 15jähriges Mädchen aus dem Ort Raniya (Provinz Sulaimaniyya) an den Folgen einer H5N1-Infektion sowie 10 Tage später ihr Onkel, der das Mädchen gepflegt hatte. Dieser zweite und ein weiterer Verdachtsfall wurden von der WHO bisher noch nicht bestätigt.

Bei den wiederholten Ausbrüchen der Krankheit starben seit Dezember 2003 von 169 registrierten infizierten Menschen nachweislich 91 Personen (WHO, Stand: 13. Februar 2006). Im Einzelnen weist die WHO-Statistik folgende bestätigte Erkrankungsfälle bei Menschen (confirmed human cases) aus:

Kambodscha: 4 Erkrankungen, 4 Todesfälle
VR China: 12 Erkrankungen, 8 Todesfälle
Indonesien: 25 Erkrankungen, 18 Todesfälle
Irak: 1 Erkrankung, 1 Todesfall
Thailand: 22 Erkrankungen, 14 Todesfälle
Türkei: 12 Erkrankungen, 4 Todesfälle
Vietnam: 93 Erkrankungen, 42 Todesfälle
Weitere Details siehe unter: Ausbreitung von Influenza A/H5N1 im Jahr 2005

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Risikolage für Menschen bei einer möglichen Pandemie
Seit geraumer Zeit hat die WHO dem Erreger A/H5N1 unverändert die Pandemie-Warnstufe 3 zugeordnet, das heißt den Beginn der Alarmphase. Die Mehrzahl der Experten befürchtet, das Vogelgrippevirus könne sich mit einem Erreger der Humangrippe kreuzen. Dies ist prinzipiell möglich, wenn Schweine oder Menschen gleichzeitig mit A/H5N1 und einem Erreger der Humangrippe (zumeist A/H1N1 oder A/H3N2) infiziert sind. Auf diese Weise könnte ein neuer Virussubtyp entstehen, bei dem eine Pandemie droht, wenn seine Ausbreitung nicht unterbunden werden kann. Gestützt wird diese Theorie durch Ergebnisse US-amerikanischer Forscher, die im Herbst 2005 den Erreger der spanischen Grippe A/H1N1 rekonstruierten. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legten nahe, dass das von ihnen rekonstruierte Virus H1N1 von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Menschen zu befallen. Die Spanische Grippe sprang diesen Forschern zufolge allerdings nicht nach einer Reassortierung („Kreuzung“) mit Humangrippeviren über, sondern nach wenigen Mutationen. Seitdem das bekannt wurde, wird die Gefahr einer erneuten Grippe-Pandemie deutlich höher eingestuft. So erklärte beispielsweise Reinhard Kurth, der Präsident des Robert Koch-Instituts, am 18. August 2005 in der FAZ: „Die Gefahr einer Pandemie ist real und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr." Im Januar 2006 ergänzte Kurth: „Das Virus mutiert sehr schnell." Das Institut geht Kurth zufolge in seinen Planungen für den Pandemie-Fall davon aus, dass bei mittelschwerer Pathogenität des Erregers ca. 30 Prozent der Bevölkerung an der Virusgrippe erkranken.

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Allgemeine Empfehlungen zum Infektionsschutz für Menschen
Das Robert Koch-Institut hat Empfehlungen herausgegeben, falls das Virus tatsächlich massiv auf den Menschen übertreten sollte. Sollte es hierzu kommen, sind Personen, die in engem Kontakt zu kranken Tieren stehen, gesetzlich dazu verpflichtet, bestimmte vorgeschriebene Schutzmaßnamen zu ergreifen; es gibt hierfür einen Bundesmaßnahmenkatalog. Als sinnvoll ausgewiesen werden geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Schutzbrille und insbesondere Mundschutz.

Das amerikanische CTNSP („Center for Technology and National Security Policy“) empfiehlt auf seiner Homepage:

Mundschutz mit N 95 Masken
regelmäßiges Händewaschen
Wohnung sauber halten und reinigen
Menschenmassen meiden
Eine Empfehlung des deutschen Auswärtigen Amtes lautet: In Gebieten, in denen A/H5N1 verbreitet ist, sollten Geflügelfleisch und Eier vor dem Verzehr über 70°C erhitzt werden, weil dies eventuell vorhandene Viren verlässlich abtötet. In diesen Gebieten ist ein Kontakt mit Tieren, die potentiell erkrankt sein könnten, zu vermeiden. Insbesondere sollte auf den Besuch von Vogel- oder Geflügelmärkten verzichtet werden. Eine präventive Bevorratung mit Tamiflu® wird ausdrücklich nicht empfohlen.

Vor einer präventiven Einnahme antiviraler Mittel wird von Ärzten gewarnt, da man über die biologischen Eigenschaften der Vogelgrippe noch zu wenig wisse und deshalb Unsicherheiten bei der Dosierung bestünden, die nicht nur zu therapeutischen Fehlschlägen führen, sondern auch das Entstehen von Resistenzen fördern könnten.

Das Robert Koch-Institut hat unter der Telefonnummer 01888/ 7543536 eine Hotline für Fragen zur Vogelgrippe eingerichtet.

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Impfungen
Eine Impfung gegen A/H5N1 wird seit geraumer Zeit in diversen Labors erforscht, sie steht jedoch noch nicht für Menschen zur Verfügung. Damit eine Impfung sicher gegen ein Virus zu wirken vermag, müssen insbesondere dessen Oberflächenproteine bekannt sein. Gegen die momentan zirkulierenden H5N1-Virusstämme kann daher zwar voraussichtlich innerhalb überschaubarer Zeitspannen eine wirksame Impfung entwickelt werden, nicht aber gegen heute noch völlig unbekannte, künftige Virusstämme. Sollte das Virus tatsächlich mutieren und deshalb in stärkerem Maße als heute von Mensch zu Mensch übergehen können, wäre zu erwarten, dass diese neue Eigenschaft gerade auf veränderte Oberflächenproteine zurückzuführen ist.

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Szenarium einer Pandemie
Sollten die A/H5N1-Viruen mutieren, so dass sie von Mensch zu Mensch übertragen werden könnten, erwarten einige Experten ein Szenario, das in zwei Phasen abläuft:

In einer ersten Phase von 3-6 Monaten stünde noch kein ausreichender Impfschutz zur Verfügung. In dieser Phase wären antivirale Medikamente neben Schutzmaßnamen und Quarantäne die einzigen Waffen gegen das Virus. Es wird daher empfohlen, für 20 – 25 % der Bevölkerung solche Medikamente vorrätig zu halten.
In einer zweiten Phase wäre zwar ein Impfschutz entwickelt, die Produktionskapazitäten würden für den großen Bedarf jedoch sehr wahrscheinlich nicht ausreichen. Daher sehen die amtlichen Notfallpläne für den Pandemiefall u. a. auch vor, dass zum Beispiel Krankenhaus-, Polizei- und Feuerwehrpersonal mit Priorität versorgt werden sollen. Viele Experten fordern ferner, staatlich subventionierte Über-Kapazitäten bei den Arzneimittelherstellern aufzubauen. Weil außerdem nicht erwartet werden kann, dass Impfungen einen vollständigen Schutz bieten, müssen die anderen Maßnahmen der Bekämpfung auch in der zweiten Phase angewandt werden.
Obwohl ein verlässlicher Impfstoff gegen den Erreger einer Pandemie also erst hergestellt werden kann, wenn der Ernstfall schon eingetreten ist, versuchen diverse Forschergruppen bereits heute, so genannte Prototyp-Impfstoffe zu entwickeln und in klinischen Studien zu testen. Anhand von bekannten Varianten des H5N1-Erregers werden hierbei Impfstoffe hergestellt, von denen man sich erhofft, dass man sie im Fall einer Pandemie rasch so verändern kann, dass sie auch gegen den Pandemie-Erreger wirksam sind. Ob dies letztlich eine erfolgversprechende Strategie sein wird, ist umstritten.