Hallo Leute!

Voller Tatendrag hatte ich mir vor Wochen ein FuG10R geschossen zum hacken.
Dann schlief das Thema bei mir wieder ein...denn das FuG10R gibt es in zwei Versionen:

Eine ältere wo der 24C16 als DIP-8 drin ist, den man gut sockeln kann, sowie eine neuere wo dieses Teil als SO8 drinn sitzt.
Und das nicht etwa auf ein und der selben Platine (SO-8 Footprint zwischen den DIL-8-Bohrungen), sondern tatsächlich auf einer neueren Boardversion wo man gar kein DIL-8 mehr drauf bekommt.
Soeins hatte ich bei ebay geschossen...*schiet*...

Eigentlich kein Weltuntergang - auch mit SO-8 habe ich schon manchen Hack gemacht, aber es ist eben um einiges aufwändiger.

MeisterH stellte mir dann dein Gerät mit dem bereits gesockelten 24C16 zur Verfügung.

Innerhalb eines Tages hatte ich zahlreiche Erkentnisse über die Datenstruktur. Auch eine Referenzfrequenz hatte ich gefunden.
Zwei Bytes bei den Adressen h74C und h74D womit ich die TX-Grundfrequenz verändern konnte.

Das war ja einfach...dachte ich mir...und investierte einen kompletten Sonntag darin mehrere Musterdatensätze für das gesammte 2m Band zu erstellen.
Doch zu früh gefreut...das Teil sendete zwar auf neuen Frequenzen, empfing aber weiterhin erst ab 167,56MHz aufwärts.

Es musste also woanders noch eine Grundfrequenz geben, welche zum Empfangen gedacht ist.
Innerhalb von einigen Stunden gefunden...aber so einfach auch nicht:
Was ich fand verhielt sich so ähnlich wie die TX-Grundfrequenz, veränderte aber nicht nur die RX-Frequenz sondern verhuntzte ebenso den Duplexabstand als auch die TX-Frequenz wieder.

Insgesamt grob 22 Bytes, alle im unteren Viertel des 24C16 wild verstreut, enthalten RX-Teiler, TX-Teiler, ReferenzTeiler, Raster-Multiplikator, Dual-Modulus-Vorteiler und noch ein paar nicht durchschaubare sachen.

Nun, knapp 1,5 Wochen später, und durch mühseliges Try&Error und bestimmt >1000 fachen Umstecken des E²PROMS bin ich so weit:

Habe alle erdenklichen Bandsplits für das 2m Band in Form funktionsfähiger und fehlerfreier E²PROM-Datensätze für folgende Bereiche:

144,000 / 144,600 - 149,000 / 149,600MHz (12,5kHz Raster mit 600kHz Duplexablage für AFU und Freenet) <-machte am meißten Arbeit!
143,990 / 148,590 - 148,990 / 153,590MHz (20kHz Raster Betriebsfunk mit 4,6MHz Duplexablage)
149,990 / 154,590 - 154,990 / 159,590MHz (20kHz Raster Betriebsfunk mit 4,6MHz Duplexablage)
154,990 / 159,590 - 159,990 / 164,590MHz (20kHz Raster Betriebsfunk mit 4,6MHz Duplexablage)
159,990 / 164,590 - 164,990 / 169,590MHz (20kHz Raster Betriebsfunk mit 4,6MHz Duplexablage)
164,990 / 169,590 - 169,990 / 174,590MHz (20kHz Raster Betriebsfunk mit 4,6MHz Duplexablage)

Bis jetzt gerade eben habe ich mit einem Tag Erholung vom Bytegewürfel am Meßplatz gesessen und geschaut wie die Hardware sich schlägt auf diesen Frequenzen.
Also bis etwa 153~155MHz macht der VCO mit seichtem Nachgleich mit.
Ist aber kein Problem - die VCO-Kreise werden durch Kapazitätstrimmer abgeglichen. Die Kreisinduktivitäten sind Kastenkerne ohne Abgleichschrauben.
Schraubt man dort M3 Kerne aus Material Fb100 rein, lässt sich der Rastbereich nach unten erweitern.
Leider hatte ich gerade keine Fb100 Kerne in M3 hier, weswegen ich mit Abgleichstiften improvisieren musste, was leider ziemlich kritisch war.
Aber: Die VCO's reichen mit entsprechenden Abgleichkern definitiv bis 144MHz herrab.

Der Empfänger ist vom Bandpass her auch kein Problem. Oben im BOS-Band erreicht eine FuG10R etwa 0,56-0,68µV für 20dB SINAD.
Diesen Wert konnte ich mit dem Bandpass bis 144MHz herrab erreichen.

Etwas problematischer ist der TX-Zweig.
Das FuG10R ist für 1W Sendeleistung ausgelegt. Schraubt man die Leistung bis Vollanschlag, streuen die Geräte zwischen 1,2-1,6W (bei randvollem Akku).
Diese Leistung wird bis etwa 164MHz gehalten und sinkt mit fallender Frequenz seicht ab.
Bei 150MHz sind noch knappe 1W möglich, bei 149MHz noch 870mW und bei 145MHz nur noch knappe 470mW.

Interessanter Weise aber sinkt mit der Ausgangsleistung auch die Stromaufnahme, womit es keine Fehlanpassung hinter der Endstufe sein kann.
Es hat, wie ich bereits weiter oben vermutete, offensichtlich mit den zwei hybriden 90°-Phasenbrücken zu tun, welche sowohl im Basis- als auch im Kollektorkreis der beiden Gegentakt-Endstufentransistoren sitzen.
Es könnte sein das man da was ausbessern kann durch vergrößern der Kondensatoren C603/C613, C607/C617 und C609.
Wer also ein FuG10R für AFU mit vollen 1-1,5W Sendeleistung will...vielleicht geht da was.

Für Freenet bei 149MHz braucht es keine Ausbesserungen, da reicht der Regelumfang für 500mW locker.
Und für DLRG, worum es hier ja ursprünglich ging, gilt halt oben: 155MHz @ 1W, braucht also ebenfalls keine Modufikation. Das ist eben das, was ein FuG10R können soll - 2,5W oder gar 5W kann das FuG10 eh nicht.

Nun aber der Hammer:
So wie es aussieht - aufgrund der selben Firmware und ähnlicher PLL-Architekturen, scheint das ganze auch bei allen anderen Geräten der Retro-Serie zu gehen.
Als da wären:

Bosch FuG10aR
Bosch Fug13aR
Bosch HFG10 / HFG100 / HFG125

Erwähnenswert wäre noch die Modulation:
Das FuG10R macht wie alle BOS-Geräte nach TR-BOS FM (flacher Frequenzgang ohne Preemphase/Deemphase).
Im Betriebsfunk, Amateurfunk, Freenet, DLRG usw. benötigen aber PM (FM mit Preemphase/Deemphase).

Daher sind für eine sinnvolle Nutzung noch zwei SMD-Widerstände im Gerät um zu löten...also auch kein Problem..:-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser