Womelsdorf. Bürgermeister Karl Ludwig Völkel stellt Mittel für ein Gebrauchtfahrzeug in Aussicht.
bw - Für klare Worte ist Bernd Schneider bestens bekannt. Aber die Deutlichkeit der Rede des Siegen-Wittgensteiner Kreisbrandmeisters beim Festkommers zum Jubiläum der Birkelbacher Löschgruppe ließ aufhorchen. Mit großer Sorge sehe er, verriet der oberste Feuerwehrmann im Kreis, die Sparpakete der Kommunen. Es sei der völlig falsche Weg, bei der Feuerwehr sparen zu wollen, fügte er hinzu. "Dann sparen wir an der Sicherheit der Bürger", mahnte Bernd Schneider. Und am Samstag legte er noch einmal nach, beim Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbands. Dabei sprach er vom Szenario einer Feuerwehr im 21. Jahrhundert, die über kein einziges Fahrzeug verfüge. "Wenn das die Gefahrenabwehr der Zukunft ist, dann sollten wir alle nachdenken", fand Bernd Schneider.
Recherchen der Siegener Zeitung ergaben, dass das gezeichnete Bild der Feuerwehr ohne Fahrzeug nicht allzu weit hergeholt war, sondern unweit von Birkelbach tatsächlich derzeit bittere Realität ist. Die Womelsdorfer Löschgruppe kann momentan nämlich ihren Aufgaben nach Informationen der Siegener Zeitung nicht nachgehen, da kein einsatzbereites Fahrzeug zur Verfügung steht. "Wir mussten das Löschfahrzeug in Womelsdorf stilllegen", bestätigte gestern Erndtebrücks Bürgermeister Karl Ludwig Völkel diese Situation. Gleichzeitig machte der Verwaltungschef freilich auch deutlich, dass dieser Zustand nur vorübergehend sei. "Im Haushalt sind die notwendigen Mittel drin." Dieser solle im Juli verabschiedet werden, anschließend kann gehandelt werden. "Wir haben bereits ein gutes gebrauchtes Fahrzeug im Blick", verriet Karl Ludwig Völkel und versprach zudem gegenüber der SZ: "Wir werden unsere Feuerwehr so aufstellen, dass sie einsatzbereit ist."
In diesem Zusammenhang rechnete der Bürgermeister auch noch vor, dass die Gemeinde Erndtebrück in der vergangenen Wahlperiode eine halbe Million Euro ausgegeben habe für die Feuerwehrfahrzeuge - "das ist schon eine Hausnummer", meinte Karl Ludwig Völkel. Die Freiwillige Feuerwehr sei in Erndtebrück insgesamt gut aufgestellt, auch wenn es sicherlich einige ältere Fahrzeuge gebe, die in den kommenden Jahren ersetzt werden müssten. "Und da werden wir etwas machen", sagte Karl Ludwig Völkel. "Wir können aber nicht jedes Jahr eine halbe Million Euro bereitstellen." Natürlich sei die Sicherheit der Bürger das höchste Gebot, "das muss mir auch Bernd Schneider nicht sagen". In Sachen Womelsdorfer Feuerwehrgerätehaus würden noch die Möglichkeiten einer Erweiterung oder eines neuen Standorts geprüft. Wie die SZ schon berichtete, will der DRK-Kreisverband die Erndtebrücker Rettungswache nach Womelsdorf verlegen. Das geschehe in Abstimmung mit der Feuerwehr, um eine Gesamtlösung zu bekommen. Offen sei aber, "wann der Kreis die Rettungswache bauen will", so Karl Ludwig Völkel.
Etwas anders als der Bürgermeister bewertete Wehrführer Karl-Friedrich Müller die gegenwärtige Situation der Feuerwehr in der Edergemeinde. "Die ist derzeit sehr kritisch", stellte er klar. "Zurzeit spart man wieder bei denen, die schon lange sparen. Die Feuerwehren haben seit Jahren Rücksicht genommen", so Karl-Friedrich Müller gegenüber der SZ. Es gehe jedoch letztlich um mehr als das Fahrzeug für Womelsdorf. Erst vor sechs Jahren sei für Erndtebrück ja ein Brandschutzbedarfsplan verabschiedet worden, der aber nur zum Teil umgesetzt worden sei. Gleichzeitig würden die Aufgaben für die Feuerwehr wachsen, zum Beispiel durch die Erweiterung des Industrieparks Wittgenstein. "Und wir haben da Hilfsfristen zu erfüllen, die kann man auch nicht über eine Stadt Bad Wittgenstein abdecken", meinte der Wehrführer.
Die Verantwortung liege bei Gemeinderat und Verwaltung. Wenn es nicht gelinge, die Truppe mit ihren 156 Aktiven zu motivieren, "dann mache ich mir Sorgen". Und wenn es nun auch nicht gelinge, die Löschgruppe Womelsdorf bald mit einem anderen Fahrzeug auszustatten, "dann wird es sie künftig nicht mehr geben", malte Karl-Friedrich Müller ein ganz düsteres Szenario. "Wir schieben große Probleme vor uns her", stellte der Wehrführer daher fest.
Quelle: http://www.siegener-zeitung.de/a/457...ehr-kritisch34