Moin.
Wenn ich im Rettungsdienst zu einem V.a. Morbus Jägermeister gerufen werde, speziell
zu gewissen Uhrzeiten an gewissen Tagen.. Diskofieber halt.., dann gehe ich grundsätzlich
anders an einen Einsatz.
Schon in der Schule hat man das beigebracht bekommen, gesunde Distanz zu wahren.
So erreicht mich ein potentieller "Schläger" meist gar nicht erst, oder erwischt nicht
mich, sondern den Koffer. Niemals würde ich mit dem Koffer auf den Patienten losgehen,
aber als Schutzschild ist er gut geeignet. Klingt wenig "heroisch", sich dahinter zu "ver-
stecken", ist aber ganz gut.
In der Tat hab ich beim Truppmannlehrgang ein wenig vermisst, wie der "gemeine Feuer-
wehrmann" mit Menschen umzugehen hat, Material und Feuer wurden verhältnissmässig
ausführlich behandelt.
Viele Rettungsdienstler (ich zähle Sanitätsdienste mal pauschal dazu) werden zustimmen,
was auch Herr Bluelight geschrieben hat. So etwas ist doch recht häufig anzutreffen.
Es geht so weit, das ich einen Praktikanten vorgewarnt habe, bei einem entsprechenden
Patienten abstand zu halten, auch wenn er freundlich und zuvorkommend erscheint. Nur
ein paar falsch verstandene Worte, Tenor "man mache sich doch nur Sorgen um $patient",
und ein vorher noch mässig kooperativer, angetrunkener Patient wurde aggressiv.. aber
ebenso plötzlich wieder einsichtig.
Selbstverteidigung.. naja.. sicherlich kann man durch den ein oder anderen Griff einen
"Angreifer" schneller ruhigstellen, aber am Ende steht der Richter, wenns zum worst case
kommt.
Ich frage daher den durchschnittlichen (oder überdurchschnittlich (motivierten)) Feuer-
wehrmann (oder auch -frau!): Sicher fühlt ihr euch im Umgang mit eurem Material und
eurem Job, so vielfältig er auch ist. Aber fühlt ihr euch sicher im Umgang mit den
Menschen?
Sicher ist es einfacher, heldenhaft das Feuer zu löschen und dann bewundert zu werden,
aber Alkohol - oder Krankheiten oder Gebrechen! - können die Sicht akut verzerren, und
darauf müssen meiner Meinung nach nicht nur Rettungsdienstler, sondern auch Feuerwehr-
leute vorbereitet werden.
Sicherlich ist es nicht möglich, über die konkrete im Beitrag genannte "Faust ins Gesicht"
zu spekulieren, aber hätte dies verhindert werden können, wenn der Feuerwehrmann 2
Schritte zurückgetreten wäre, weil er so etwas hätte kommen sehen? Alternativ wäre
sicherlich ein Feuerwehrhelm ein für den "Täter" schmerzhafteres Ziel gewesen als das
Gesicht ? .. Viel zu viel Konjunktiv, ich weiss..
Dementsprechend.. wünsche ich einen gewaltfreien Abend..
Gruss,
Tim
PS: Ich habe auch schon betrunkene und aggressive Feuerwehrmänner erlebt, die
schlagen dann genauso zu wie nicht-Feuerwehrmänner! Interessanterweise kommen
die Feuerwehrmänner nicht am nächsten Tag und entschuldigen sich dafür.. das tun
meistens die nicht-Feuerwehrler.. erm.. naja, persönliche Erfahrungen sind nicht zu
generalisieren..