Eine bemerkenswerte Pressemeldung der Polizei Düren:

Große Brandserie "Rund um Düren" geklärt

Kreis Düren (ots) - Nach langen und intensiven Ermittlungen der
Brandermittler der Kreispolizeibehörde Düren konnten am 30. März 2006
fünf junge Männer festgenommen werden, die im dringenden Verdacht
stehen, seit etwa 1999 in wechselnder Zusammensetzung Brandstiftungen
im Kreisgebiet Düren begangen zu haben.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, mehrere Gebäude, darunter
einen Imbiss, ein ehemaliges Sonnenstudio, einige Fahrzeuge sowie
eine große Anzahl von Strohmieten und Großcontainern vorsätzlich
niedergebrannt zu haben.
Beispielhaft werden einige Aufsehen erregende Brände aufgeführt :
Am Sa., 21. Januar 2006, kurz vor Mitternacht, zündeten die
Beschuldigten in Lendersdorf, am Norma-Markt, zum wiederholten Mal
Altpapier und Holzpaletten an. Dieses Objekt hatte die Gruppe schon
mehrfach als Ziel ihrer Brandstiftungen ausgesucht. Diesmal breitete
sich das Feuer schnell aus und meterhohe Flammen griffen dann auf das
Gebäude des Supermarktes über. Nur der schnelle Feuerwehreinsatz
konnte ein Großfeuer und den vollständigen Brand des Gebäudes
verhindern.
Dabei war ein Gebäudeschaden von etwa 15.000 Euro entstanden.
Der Geschäftsbetrieb des Supermarktes war mehrere Tage nur
eingeschränkt möglich.
Während ihrer Vernehmungen gestanden die Brandstifter ein, sie
hätten das Feuer und die Arbeit der Feuerwehr fotografiert, um sich
daran zu ergötzen.
Am 01. November 2003 wurden von den jungen Leuten zur Nachtzeit im
Industriegebiet Lendersdorf ein Imbiss und ein leerstehendes
Sonnenstudio angezündet.
Schon Tage zuvor hatten die Täter versucht, in den Imbiss
einzubrechen, weil man sich Bargeld und Bier besorgen wollte.
Im September 2005 war ein Linienbus, der an der Cornetzhof-Schule
abgestellt stand, das Ziel der Brandstifter.
Erheblicher Schaden entstand auch Landwirten aus der hiesigen
Umgebung. Um das Stadtgebiet Düren herum war kaum eine Strohmiete vor
den jungen Männern sicher. Durch die Ermittlungen der Dürener Polizei
konnten bisher 23 Strohmietenbrände nachgewiesen werden.
Eine für Februar 2006 von der Gruppe geplante Inbrandsetzung einer
Strohmiete in Arnoldsweiler fand nicht statt. Zu diesem Zeitpunkt war
die Polizei bereits auf die jungen Männer aufmerksam geworden und
hatte die Ermittlungen aufgenommen.
Insgesamt zeigte die Gruppe während den Tatvorbereitungen und bei
den Tatausführungen eine "professionell" angelegte Vorgehensweise.
Ein Täter war beauftragt, ständig den Polizeifunk abzuhören, um vor
Kontrollen der Polizei zu warnen. Währenddessen suchten die anderen
Gruppenmitglieder geeignete Brandobjekte aus.
Meist wurden diese Objekte wenig später angezündet.
Man bewegte sich in unterschiedlicher Besetzung mit mehreren
Fahrzeugen im Stadtgebiet und Umland von Düren. Schwerpunkte waren
die Bereiche von Rölsdorf, Lendersdorf und das Gemeindegebiet
Merzenich.
Außerdem wurde der Gemeindebereich Hürtgenwald bis in den
benachbarten Euskirchener Bereich von ihnen heimgesucht.
Untereinander kommunizierte man mit Handfunkgeräten.
Seit Beginn des Jahres war die "Ermittlungsgruppe Winter" zur
Aufklärung der Straftaten installiert.
Unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Dirk Wildschütz wurde eine
dreiköpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt und die beiden Einsatztrupps
der Polizeiinspektionen Jülich und Düren an die "EG Winter" mit
angebunden.
Über mehrere Wochen wurden die Täter mit einem sehr hohen
Personalaufwand beobachtet und auf Schritt und Tritt begleitet.
Es konnten Strukturen und Vorgehensweisen offengelegt werden.
Organisiert hatten sich die Brandstifter in einem eingetragenen
Dürener Verein, in dessen Namen ironischerweise auch das Wort
"Brandschutz" vorkommt.
Dieser Verein übernahm unter anderem kostenpflichtig die Aufgabe,
den Norma-Markt zu entlüften, nachdem man den Brand vorher dort
selbst gelegt hatte.
Den "harten Kern" der Tätergruppe bildete der gesamte Vorstand des
Vereins, der es sich eigentlich zur Aufgabe gemacht hatte, Menschen
in Not zu helfen. So ergingen tatsächlich auch Angebote an die
Polizei, z.B. bei der Suche nach vermissten Personen zu unterstützen.
Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um 11 Deutsche, im Alter
zwischen 19 und 24 Jahren.
Die am frühen Donnerstagmorgen der letzten Woche festgenommenen fünf
Vorstandsmitglieder, darunter drei Männer aus dem Stadtgebiet Düren,
ein Beschuldigter aus dem Gemeindegebiet Merzenich und einer aus
Stolberg, gestanden in ihren Vernehmungen ein, etwa 80
Brandstiftungen begangen zu haben.
Die eigentliche Zahl der Brandstiftungen dürfte jedoch mit hoher
Wahrscheinlichkeit im dreistelligen Bereich liegen.
Die festgenommenen Haupttatverdächtigen hatten auf Grund der Vielzahl
der begangenen Straftaten große Mühe, sich an alle Brandstiftungen
erinnern zu können.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Aachen wurden die fünf
Haupttäter dem Haftrichter beim Amtsgericht in Aachen vorgeführt.
Gegen alle Personen wurden Haftbefehle erlassen, die aber gegen sehr
strenge Auflagen außer Vollzug gesetzt wurden.
Die "EG Winter" und die zugeordneten Polizeikräfte konnten die
unter sehr schwierigen Verhältnissen zu führenden Ermittlungen nur
durch engagierten Einsatz, wechselnde und zeitlich kaum zu
begrenzende Dienst- und Bereitschaftszeiten sowie durch planvolle
Logistik bewältigen.
Der Aufwand hat sich auch aus polizeilicher Sicht gelohnt, gelang
es doch, auch diese Gruppe von Brandstiftern schließlich
festzunehmen.