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Lübecker Nachrichten
Pannen in der neuen Polizei-Leitstelle
Elmshorn/Bad Segeberg – In der neuen Einsatzleitstelle in Elmshorn, die auch die Segeberger Polizei koordiniert, kommt es immer wieder zu technischen Störungen. Zuletzt fiel der Funkverkehr aus.
Die Polizei bekommt ihre Probleme mit der neuen Einsatzleitstelle nur schwer in den Griff. Seit der Eröffnung im April ist die Zentrale „Westwind“ bereits mehrfach ausgefallen. Am vergangenen Donnerstag stürzte das Herzstück der Polizei erneut teilweise ab. Der Funkverkehr zwischen der 110-Zentrale, den Streifenwagen und den Wachen fiel komplett aus. „Das war ein Totalausfall“, sagte Jessica Wessel vom Landespolizeiamt in Kiel. „Westwind“ habe per Handy mit den Fahrzeugbesatzungen im Kreis Segeberg und den Nachbarkreisen kommuniziert. Für die Bevölkerung habe aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.
Über die Ursache der Störung lägen ihr noch keine Informationen vor, sagte Wessel. Sie bestätigte, dass es „hin und wieder“ zu Problemen in der Leitstelle komme, die das gesamte Einsatzgeschehen der Polizei abwickelt. Zumeist sei der Funkverkehr davon betroffen.
Die Polizei hatte die alten Leitstellen in Bad Segeberg, Pinneberg, Itzehoe (Kreis Steinburg) und Heide (Kreis Dithmarschen) dichtgemacht und die Aufgaben bei „Westwind“ auf dem Gelände des Elmshorner Krankenhauses zentralisiert. Dort landen aus allen vier Kreisen die 110-Anrufe. „Westwind“ koordiniert und leitet sämtliche Einsätze – wenn denn die Leitstelle funktioniert. „Es läuft nicht, wie man es sich wünscht“, sagte ein Beamter. Die Disponenten haben mit unterschiedlichen Problemen an ihren Computerarbeitsplätzen zu tun. Dazu zählt nicht nur der Ausfall des Funkverkehrs. Manchmal spiele die Elektrik verrückt oder das System werde langsamer. Ein weiteres Problem tauchte beim vorerst letzten Ausfall am Donnerstag auf. Die Systembetreuer aus Österreich waren nicht zu erreichen, weil im Nachbarland ein Feiertag im Kalender stand.
Die Pannen können zu schwer kalkulierbaren Folgen führen, wenn zum Beispiel der Leitrechner nicht rund läuft, der die Arbeit der „Westwind“-Beamten unterstützen soll und sie mit wichtigen Informationen versorgt. Die Disponenten arbeiten in einem dualen System: Während der Disponent beim Telefonieren mit dem Anrufer die Daten zum Einsatz in das System eingibt, wird der Streifenwagen parallel von einem reinen Funkarbeitsplatz aus zum Einsatzort beordert.
Bislang habe man alle Probleme in den Griff bekommen, allerdings mit größerem Arbeitsaufwand als erwartet, berichtete ein Polizist. „Das geht auf unsere Knochen“, hieß es. „Wir machen die technischen Probleme mit Personal wett.“ Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist inzwischen wegen der Arbeitsbedingungen alarmiert. Um den aktuellen Arbeitsanfall in der immer noch andauernden Startphase bewältigen zu können, wird jetzt ermittelt, wie viele Beamte in Elmshorn zusätzlich aushelfen müssen. In der Leitstelle Nord in Harrislee bei Flensburg, die ebenfalls mit Problemen an den Start ging, bestand die Verstärkung aus sechs Beamten.
Fachleute gehen allerdings inzwischen davon aus, dass nicht nur wegen der Kinderkrankheiten der Leitstelle mehr Personal als gedacht nach Elmshorn muss. Die Beamten haben dort auch bei funktionierendem Betrieb erheblich mehr zu tun als erwartet. Der Bedarf sei nur theoretisch errechnet worden, sagte ein anderer Polizist. „Jetzt stellen wir fest, dass die Zahlen viel höher liegen.“ Diese Erkenntnis könnte das Konzept der Landesregierung, zentrale Leitstellen einzurichten, konterkarieren. Die Leitstellen in Harrislee, Elmshorn und in zwei weiteren Orten sollten zwei Zwecken dienen. Zum einen wollte das Innenministerium vermeiden, die dezentralen Uraltleitstellen mit hohen Investitionen technisch hochrüsten zu müssen. Zum anderen hofften die Planer, Personal für den Dienst „auf der Straße“ freizusetzen. Ob das wirklich gelingt, ist nun fraglich. tz