Und weiter gehts, weitere Pannen:

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Notruf 110: Viele Anrufer landen in der Warteschleife
Lübeck/Kiel – Neuer Ärger bei der Landespolizei: Technische Pannen und personelle Fehlplanungen sorgen für massive Probleme in der neuen Regionalleitstelle in Elmshorn, in der unter anderem die Polizeieinsätze für den Kreis Segeberg koordiniert werden. So ist in den ersten drei Monaten mehrfach das Funknetz ausgefallen. Schlimmer noch: Viele Notrufe landen in der Warteschleife.



„Wir gingen bei unserer Planung von 363 Einsätzen am Tag aus“, so Polizeidirektor Heinz Parchmann, Leiter der Polizeidirektion Bad Segeberg. „Tatsächlich sind es im Durchschnitt 434 Polizeieinsätze am Tag. Das übertrifft unsere Prognose um 20 Prozent.“ An Wochenenden seien 600 Anrufe Durchschnitt.

Das bleibt nicht ohne Konsequenzen – nicht nur, was die immense Arbeitsbelastung der 45 Mitarbeiter betrifft. Wer den Polizei-Ruf 110 wählt, landet mitunter in der Warteschleife. Polizeichef Parchmann bittet um Geduld. Anrufer sollen keinesfalls den Hörer auflegen, wenn sich nicht sofort jemand meldet. Das bedeute nicht, dass keiner da sei, sondern dass alle Telefonleitungen belegt sind, so Parchmann. „Die Leitstelle ist immer besetzt, aber wenn zehn Leute gleichzeitig anrufen, stoßen wir an Grenzen.“ Wer vorzeitig auflege, müsse sich beim nächsten Anruf wieder in die Warteschleife einreihen. Bernd Drescher vom Landespolizeiamt in Kiel versucht zu beschwichtigen. Dies sei ein „ganz normaler Vorgang, wenn ein Ereignis von vielen Menschen wahrgenommen wird“, sagt er.

In Lübeck soll Ende des Jahres nach Harrislee und Elmshorn die dritte Regionalleitstelle in Betrieb gehen. 46 Mitarbeiter sind dann für die Hansestadt sowie die Kreise Ostholstein, Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständig. Hinter vorgehaltener Hand fürchtet die Polizei auch hier Probleme. Aus gutem Grund: Die Planungen für die Neustrukturierung der Leitstellen sind fast 15 Jahre alt. Schon damals beklagten Gewerkschaft und Polizei, dass die Basiszahlen des erwarteten Arbeitsvolumens und Personalbedarfs zu tief angesetzt worden seien. Zwar hat Innenminister Klaus Schlie (CDU) nach Pannen in Harrislee kurzfristig das Personal aufgestockt und die Software-Firma in die Pflicht genommen, technische Pannen sofort zu lösen. Allerdings basiert das erwartete Notruf-Aufkommen für Lübeck nach wie vor auf veralteten Kalkulationen. Laut Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten in Köln hat sich die Anzahl von Mobilfunkverträgen in Deutschland von 13,9 Millionen im Jahr 1998 auf zuletzt 109,8 Millionen beinahe verzehnfacht. Entsprechend ist auch die Bereitschaft gestiegen, 110 zu wählen. Das Landespolizeiamt konnte auf LN- Nachfrage nicht sagen, mit welchem Einsatzvolumen gerechnet wird und auf welche Daten sich die Planungen stützen. Behördensprecher Drescher: „Für die Inbetriebnahme der Regionalleitstelle Lübeck gelten im Einvernehmen mit der Polizeidirektion Lübeck dieselben Bedingungen wie für die anderen Leitstellen.“

Damit gibt sich Detlef Hardt, Leiter des „Weißen Rings“ Lübeck, nicht zufrieden. „Die sofortige Erreichbarkeit des Polizei-Rufs ist Grundvoraussetzung für die Schutzpflicht des Staates und muss ständig gewährleistet sein“, appelliert Hardt. Mitunter sei jede Sekunde entscheidend. Hardt: „Wenn hier Defizite drohen sollten, bin ich überzeugt, dass der Innenminister diese mit absoluter Priorität beseitigt


Quelle: http://www.ln-online.de/artikel/2827950