Zitat Zitat von Mr. Blaulicht Beitrag anzeigen
Mal ein paar lose Antworten auf lose gesammelte Gedanken ;-)

Der Begriff des Advocatus diaboli ist Dir aber schon bekannt, oder?
Durchaus, lies halt mal den zweiten Absatz.
Mir ist die ganze Diskussion eben zu einseitig, daher kann man auch mal die Gegenargumente anbringen. Außerdem war das in gewisser Weise bildlich gemeint. ;-)

Das ist doch schon mal eine Aussage. Wenn etwas "mild verläuft", warum sollte ich mich dann schützen lassen?
Weil ein milder Verlauf meint, dass wir nicht die prognostizierten Leichenberge auf den Straßen haben. Einen ein- bis zweiwöchigen Ausfall bringt die Infektion auf jeden Fall mit. Das auf eine entsprechende Menge in der Bevölkerung betrachtet kann auch ein Problem sein. Seltsam ist, dass die Leute, die Krankheitsfälle in ihrem direkten Umfeld haben, sich plötzlich doch impfen lassen wollen. Das ist das Problem der Risikowahrnehmung.

Wie es aussieht, besteht die Gefahr nicht. In anderen Ländern, in denen die Grippesaison bereits vorüber ist (Australien etc.) hat sich gezeigt, dass die Schweinegrippe die saisonale Grippe fast vollständig verdrängt hat und es deshalb zu deutlich weniger Todesfällen gekommen ist, als insgesamt angenommen.
Nur ist Australien eben nicht Europa und das ganze Problem ist auch stark vom Zufall geprägt. Nur weil anderswo nichts passiert ist, folgert daraus nicht, dass nichts passieren kann.

Was nützt eine Impfung gegen ein mutiertes Virus? Richtig: Nix!
Das ist zum einen nicht zwingend so, zum anderen kann die Impfung den Anteil an Infizierten in der Bevölkerung und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Mutation senken.

Ein etwas zynischer Gedanke, aber die Gedanken sind bekanntermaßen ja frei...
Das ist kein zynischer Gedanke, jeder Medizinstudent würde eine wissenschaftliche Arbeit zu Recht um die Ohren gehauen bekommen, wenn er so etwas nicht beachten und heraus rechnen würde.

Komischerweise gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen den für die Impfung bereitgestellten Finanzmitteln und dem Einfluss der Pharmaindustrie auf die Politik.
Hmm?

Ein Trugschluss: Angesichts auch privater leerer Geldbeutel dürften sich die Ausgaben der Patienten in der Apotheke eher im Bereich der allgemeinen Heilmittel wie Hustenbonbons, Honig etc. bewegen, als in teure Medikamente zu investieren. Dazu kommt, dass die etablierten Firmen kaum ein Interesse an einer Grippewelle haben, da die Patente für Aspirin und Co. seit Jahren abgelaufen sind und Generika in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen.
Naja, ob es bei einer richtigen Grippe mit Hustenbonbons und Aspirin getan ist? Die meisten Menschen werden doch zum Arzt gehen und etwas verschrieben bekommen, das zahlt dann die Krankenkasse mit Zuzahlung des Versicherten.

In Krankenhäuser profitiert die Pharmaindustrie lediglich von den dort durchgeführten Studien. Im Absatzbereich ist dort kein Geld zu holen, da die Arzneimittel gerne umsonst, meist ab deutlich preisreduziert, oft unter dem Herstellungspreis zur Verfügung gestellt werden.
Wird das nicht ebenfalls über die Krankenkasse abgerechnet?
Mir war gar nicht bewusst, dass die Pharmaindustrie ein solcher Samariter ist (warum sollten sie dann den Staat mit Grippeimpfstoffen ausnehmen?).

Willkommen in der Medien-Demokratie. Ich denke, Du warst bisher nicht so naiv, zu glauben, dass Deine Meinung nicht versucht wird, zu manipulieren.
Ich trage jedenfalls nichts zu der erschreckend hohen Auflage der Bildzeitung bei und leite auch nicht irgendwelche Squalen-Kettenmails ungeprüft weiter.
Mir ist es, gerade in diesem Thema, wichtig, beide Seiten zu beachten. Ich habe den Eindruck, dass das bei der Entscheidung vieler Menschen eben nicht so der Fall ist.

Das wiederum senkt aber wiederum die Möglichkeit, Langzeitfolgen und Wirksamkeit abschätzen zu können.
Der aktuelle Grippeimpfstoff ist ja keine gänzlich neue Entwicklung, sondern eine Art Baukasten, dessen Wirkungen grundsätzlich bekannt sind.

Und sorry, bei einem Impfstoff, den man jedes Jahr ändern muss, kann man eben nicht jeweils eine Langzeitstudie machen. Da muss man sich auf das Prinzip beschränken und den Austausch der Virusinformation im Impfstoff mit verkürzter Erprobung und Zulassung akzeptieren.

Mit Sicherheit ein wahrer Aspekt. Trotzdem gehört die Schweinegrippe genauso wie die Vogelgrippe (erinnert Ihr Euch eigentlich noch an die entsprechenden Diskussionen - und was daraus geworden ist?) nicht zu den "schlimmen Krankheiten". Ich gehe übrigens davon aus, dass die Schmetterlingsgrippe, oder Eichhörnchengrippe oder wie immer man die nächste Grippe auch nennen wird, ebenso wenig "massentödliche" Folgen haben wird.
Das Prinzip einer Gefährdung ist, dass sie das Potential zur Schädigung hat, aber nicht zwingend zu einer Schädigung führen muss. Da das auch durch Zufall beeinflusst wird, weiß einfach keiner, was kommt.
Ich gebe Dir aber insofern Recht, als dass die jährliche Diskussion zu einer gewissen Abstumpfung bzgl. der Risikowahrnehmung führt. Auch wenn wir im kommenden Frühjahr keine schlimme Epidemie gehabt haben sollten, werden die einen sagen "War ja mal wieder alles total übertrieben und unnötig" und die anderen "Da haben wir mal wieder Glück gehabt.".

Etwas kritisch zu betrachten, sollte jedem, der sich bewusst mit der eigenen Gesundheit oder anderen essentiellen Themen beschäftigt, geläufig sein.
Aber gerade in diesem Punkt halte ich den Begriff der "Impfmüdigkeit" für absolut unangebracht. Bei dieser Grippe dürften sich wahrscheinlich die meisten Leute ganz bewusst entschieden habe, im Gegensatz zu anderen Impfungen, wo man schlicht und einfach zu faul ist, sich impfen zu lassen.
Die Realität zeigt mir aber, dass das bei vielen Leuten bei Weitem keine so bewusste Entscheidung ist.
Der Begriff Impfmüdigkeit ist m. E. angebracht, wirklich hieb- und stichfeste Argumente gegen die Impfung gibt es eben nicht, im Endeffekt reduziert es sich auf "Ist eh übertrieben und überflüssig", einen Teil Neid ("Die Politiker bekommen einen besseren Impfstoff") und einen Teil Kapitalismusschelte ("Die Pharmakonzerne"). Der Impfstoff ist, im Gegensatz zu anderen Krankheiten, verfügbar, nach allem, was man weiß und realistischerweise erwarten kann, schadet er nicht mehr als jeder andere Grippeimpfstoff. Eventuell nützt er aber etwas.