Salut.

Also die Aussage, warum man die Finger von Fax-over-IP lassen soll, musst du mal
erklären.. und wenn dabei herauskommt, das es nicht ums Fax-over-IP selbst geht,
sondern darum, das man halt ein paar Dinge bei der Konfiguration und der Infrastruktur
beachten soll .. hey, was hat PEBKAC mit T.38 zu tun? ;)


Grundsätzlich gilt, das in einer Umgebung, bei der vom Versagen oder Funktionieren
Menschenleben abhängen, selbst "einfach ein POTS-Anschluss und nen Faxgerät" nicht
ausreichen. Selbst eine ILSt, wo man erwartet, das ausreichend Redundanz für den
Störfall vorhanden ist, hat nun mittlerweile den dritten Tag einen "ungeklärten" Ausfall
im Computersystem.. liegt das nun an der Technik, oder am fehlenden Wartungsvertrag,
oder gar an politischen Dingen ?

Was hat eine ILSt mit dem Fax zu tun?

Nun, kommt das Alarmfax wegen technischem Defekt nicht an, ist egal, welcher technische
Defekt dahinter steht. "Irgendwie geht's auch ohne" - ein Anruf der Leitstelle mit fern-
mündlicher Datenweitergabe als Beispiel beim ausgefallenen Faxgerät.

Wichtig ist, wie und wie schnell man einen Fehler beheben kann.

Hier ists nun egal, ob man einen PC ersetzt, eine Telefonanlage, einen a/b-Wandler (was
an sich ja auch schon als Telefonanlage par definition zu sehen ist), oder halt ne Audio-
Kreuzschiene und einen Link-Transceiver aus nem Leitstellenrack. Der geneigte Leser
erkennt, das hier klar ist, wie einfach die genannten Komponenten zu beschaffen sind
oder halt auch nicht.

Für den konkreten Fall könnte ich mir - ohne genauere Daten und Verfügbarkeiten zu
kennen - folgendes Szenario vorstellen:

Vorhandener T_DSL-Business-Vertrag lässt auf Anlagenanschluss schliessen, also
fallen die ganzen Mehrgeräte-Varianten eh untern Tisch.

Also könnte man sich eine Hotswap-Umschaltung zwischen zwei ISDN-PtP-Geräten
besorgen. Daran hängt man auf den Fallback-Anschluss eine klassische - auch uralt,
hauptsache funktioniert - Telefonanlage für den Notbetrieb. An den aktiven Anschluss
und den Watchdog hängt man nun seinen Computer. Dort, wo ein Computer steht,
kann von einem bis beliebig vielen Telefonen Gebrauch gemacht werden. Fällt das System
aus (=der PC geht kaputt, was normalerweise selten vorkommt, wenn er in einem
schönen Rack verpackt ist, keiner Gegentritt usw usf!), hat man den Notbetrieb über
die andere Anlage.

Wovon ich strikt abrate, ist tatsächlich einen Internet-Anschluss allein(!) für jegliche
"sicherheitsrelevante" Kommunikation zu nutzen. Mit sicherheitsrelevant meine ich hier
die Gefahr für Leib und Leben usw., die von erfolgreicher Kommunikation gemindert wird.

Aber eigentlich spricht nichts dagegen, einen VoIP-Anbieter zu nutzen, der im Falle der
Unerreichbarkeit des Endpunktes (= Ausfall des lokalen Internetanschlusses oder des
Telefonanlagen-PC) eine Rufumleitung auf den Fallback-Anschluss legt. Der Teilnehmer,
der den VoIP-Anschluss anruft, bemerkt das höchstens durch ein "tuutt-knack--tuuut".

Wichtig für Fax-over-IP: Entweder der VoIP-Anbieter unterstützt native T.30 nach T.38
Wandlung, oder er kann auch "lineare Übermittlung". Bei letzterem hat man dann zwar
seine 64 kbit/s Datenrate pro laufendem Anruf, dafür wird der durch Pufferung wieder
einigermassen echtzeitfähig. Für FAX mehr als ausreichend.

Ohne konkretere Informationen ists aber essig mit genauerer Beratung, da im Posting
des TE mehrere Dinge nicht klar sind:

* Vorhanden ist Telefonanlage unbekannter Art, mit Türsprechstelle, nicht ISDN-fähig
* T-DSL-Business-Vertrag, unklar ob POTS, ISDN-PtMP, ISDN-PtP
* Anzahl Telefon-Teilnehmer, vorhandener Technik, Faxgeräte usw usf.

Gruss,
Tim