Grundsätzlich finde ich die HvO-Geschichte ja auch sehr sinnvoll. Aber nur, um die Ausnahmesituation zu überbrücken, wo der RD die Hilfsfrist nicht halten kann. Was ich nicht korrekt finde ist, wenn der HvO klare Systemlücken des RD füllen soll, und das ist bei durchschnittlich mehr als einem Einsatz am Tag sicherlich der Fall.
Dadurch werden auch viel zu lnage Hilffristen, die ggf. auch noch nicht einmal eine Erfüllungquote kennen, auf Dauer festzementiert, weil es geht ja auch so...
Und beim Thema Hilfsfrist sollte Bayern ganz still sein, denn im Grunde genommen gibt es die hier mangels Erfüllungsquote eigentlich gar nicht, und die im bayr RD-Gestz vorgegebenen 15 Min. sind (wie in vielen anderen Ländern) einfach viel zu lang. Von daher ist es fast egal, ob die Hilffrist eigehalten wird oder nicht. Um es vielleicht noch mal deutlicher zun machen, in Bayern muss der RTW nicht nach 15 Min. beim Pat sein, es ist vollkommen ausreichend wenn eine RW in 15 Min. Fahrtzeit vom Pat. entfernt steht. Wie oft es jetzt an dieser RW zu Duplizitätsfällen kommt und die Hilffrist (tlw. deutlich) überschritten wird, ist erst einmal egal, dem Gesetz ist genüge getan. Und diese vorsätzlich geschaffene Versorgungslücke kaschiert man dann gerne einmal mit ehrenamtlichen HvO-Einheiten...

Jetzt wird es sicherlich heissen, wer soll das denn bezahlen? Kein Problem wie Hessen (wahrscheinlich der Leuchtum bezüglich RD-Gesetzgebung in .de) zeigt:

Es geht auch mit einer flächendeckenden Hilfsfrist von 10 Min. Dafür wurden in den letzten Jahren auch neue Wachen in Dienst gestellt, teilweise mit zusätzlichen RTWs, teilweise nur eine bessere Umverteilung vorhandener RTWs. Die Erfüllungsquote liegt bei 90% und der NA soll überall in 15 Min. verfügbar sein. Allerdings dürfen die 90% Erfüllungsquote nicht als Planungsgrundlage verwendet werden, Planungsgrundlage müssen 100% sein, die 10% Toleranz sind wirklich für so Sachen wie grosse Strassenbaustellen (verlängerte Anfahrtswege) oder strenge Winter mit besonders starken Verkehrsbehinderungen vorgesehen. Ausserdem beginnt die Hilfsfrist mit der Notrufabfrage, d.h. die Dispositionszeit und die Ausrückzeit mit jeweils einer Min. sind darin enthalten, bleibt also eine Fahrtzei von 8 Min. über (in Bayern und eingen anderen Bundesländern beginnt die Hilfsfrist erst mit der Meldung des RTW oder ab der Alarmierung, sodass sich hier nochmals ein Zeitunterschied von 1-2 Min. ergibt). Daraus ergibt sich ein Einsatzradius von ca. 8 Km für eine RW, es steht also durchschnittlich alle ca. 16 Km eine RW im ländlichen Raum. Genau aus diesen Gründen gibt es in Hessen auch verhältnismässig wenig HvO-Gruppen. (Übrigens ist auch Hessen in weiten Teilen sehr ländlich strukturiert und hat auch viel schöne Mittelgebirgslandschaften, topografisch also eher anspruchsvoll.)

Um es nochmals klar zu stellen, ich habe nix gegen HvO-Gruppen, nur etwas gegen solche Auswüchse wie 1,3 Einsätze/Tag oder HvO-Wachen. Interessanterweise kenne ich solche Auswüchse auch nur aus Bayern, wo ja sowiso schon vorgegeben ist, dass 30% der RD-Leistungen ehrenamtlich erfolgen sollen. Hätten wir eine Vollbeschäftigung, hätte ich damit kein Problem, aber wir haben nach wie vor viele Arbeitslose (nicht nur RettAss, aber eben auch da) und da ist es in meinen Augen kontraproduktiv, staatl. Pflichtaufgaben durch Ehrenamtliche wahrnehmen zu lassen statt sinnvolle Arbeitsplätze zu schaffen.

Und nein, ich hab auch nix gegen Bayern, in vielen Bereichen der öffentlichen Gefahrenabwehr liegt Bayern sicher ganz weit vorne, aber das RD-Gestz ist eines der schlechtesten in der BRD (und ich habes hier mit dem wahrscheinlich besten RD-Gesetz verglichen).