So sehe ich das auch. Die Hilfsfrist läuft immer von Ereignis bis Ankunft geeignetes Fahrzeug (in manchen Ländern RTW, bei uns NEF+RTW). Es ist völlig egal, wie schnell Personen mit diversen Qualifikationen früher vor Ort sind. Auch der Nachbar, Notarzt ist und zufälligerweise seinen Notarztkoffer sogar im Flur stehen hat, verkürzt diese Frist nicht!
Was allerdings (oft sogar deutlich) verkürzt wird, ist das therapiefreie Intervall. Und was daran falsch sein soll, verstehe ich nicht.
Nehmen wir den Ort A. In ihm gibt es eine Rettungswache, die mit einem RTW besetzt ist. Im Umkreis gibt es ein paar kleinere Dörfer. Im Schnitt fährt der RTW 2x täglich raus. Bis an die Grenzen braucht er (von der Mitte aus 15 Minuten). So kann er statistisch bei allen Einsätzen von der Wache aus die Hilfsfrist von 15 Minuten zu jeder Zeit erfüllen.
Vorgeschrieben sind jedoch "nur" 95%.
Nun lassen wir im Grenzgebiet mal einen Notfall sein. RTW fährt von der Wache an, HvO werden ebenfalls alarmiert. RTW trifft nach 15 Minuten ein (vielleicht sogar schneller, weil er vom HvO eine genaue örtliche Einweisung erhalten hat), HvO sind nach 5 Minuten da. Macht eine Zeitersparnis von 10 Minuten! Und das, obwohl der RTW noch "im Rahmen" angekommen ist.
Nun lassen wir den RTW in 1 von 20 Fällen mal an der gegenüberliegenden Bereichsgrenze sein. Selbst wenn er dann 25 Minuten bräuchte, ist das immer noch in der geforderten Hilfsfrist von 15 Minuten in 95% der Einsätze. Dann wird das therapiefreie Intervall sogar noch deutlich mehr verkürzt, wenn HvO eingesetzt werden.
Zusätzlich bringen HvO-Gruppen auch weitere Vorteile:
Erstens hat man zwei (oder mehrere) Hände mehr, und zuviel Personen bei einem Notfall gibt es nicht, solange man sich nicht gegenseitig im Weg rum steht.
Zweitens besitzen HvO meist die genauere Ortskenntnis und sorgen so, dass es nicht zu langen Irrfahrten des RTW kommt.
Drittens ist eine genauere Lagemeldung an die Leitstelle möglich - zumindest genauer als durch die meisten Laien. So ist eine frühere Nachforderung weiterer Einsatzmittel (NEF, FW bei komplizierter Rettung, RTH etc) möglich.
Wer jetzt behauptet, dass HvO dem hauptamtlichen Rettungsdienst die Stellen wegnimmt, der führt die Diskussion mit den falschen Stellen. Das einzige, was die Situation verbessern würde, wäre dann nämlich eine (gesetzliche) Verkürzung der Hilfsfrist. Und da muss man einfach sehen, was uns ein medizinischer Schutz im Notfall wert ist.
Wer gegen HvO ist, muss konsequenterweise auch gegen Betriebs- und Schulsanitäter sein. Denn dann müsste man für jede Eventualität einen RTW hinstellen - also in jeden größeren Betrieb, in jede Ortschaft ab - sagen wir - 1000 Einwohner (und selbst da kann es zu einem Paralleleinsatz kommen), in jeder Schule, in jedem größeren Supermarkt etc. Damit würde man vielleicht ein paar arbeitslose Rettungsdienstler von der Straße holen und die (Einsatz-)Fahrzeugindustrie ankurbeln, aber das System würde so teuer werden, dass man in diesem Fall sehr deutlich an der Qualität sparen würde. Und dann hätten wir das, was wir jetzt schon haben: Etwas besser Qualifizierte mit meinetwegen EH-Ausbildung!
Denkt mal drüber nach!
Gruß, Mr. Blaulicht