Moin moin,
da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Alkoholintoxikationen (bzw. V.a.) kommen bei uns hauptsächlich über die Polizei. Meist ist da auch schon ein Streifenwagen vor Ort. Die rufen dann den Rettungsdienst, wenn der Betroffene sich übergeben hat und so zum Patienten wird.
Ich stelle die Frage deshalb, weil ich einerseits der Meinung bin, dass nicht jeder, der "sich seinen Abend noch mal durch den Kopf gehen läßt" gleich ins Krankenhaus muss. Das kostet nämlich ´ne Kleinigkeit.
Eine Übernachtung bei der Polizei kommt da (für die Allgemeinheit eohlgemerk!) billiger. Und wer von uns hat noch nie seine Schmerzgrenze überschritten, OHNE dabei im KH zu landen.
Andererseits können wir nicht in die Betrunkenen reinschauen. Ich hatte neulich einen Einsatz, der mir sehr zu denken gegeben hat:
Alarmiert von der Polizei treffen wir bei einem mässig alkoholisierten Jugendlichen (15 J) ein, der sich bereits mehrfach übergeben hat. Nachdem der Vitalzeichencheck in Ordnung war, der Pat. sich auch zwar mit Schwierigkeiten aber immerhin auf den Beinen halten konnte, fragte ich die Kollegen von der Polizei, ob sie den Jugendlichen nicht zu seinen Eltern fahren könnten. Meiner Meinung nach wäre eine Standpredigt dasBeste für den Jungen gewesen. Die Polizisten meinten dann allerdings mit einem Blick auf die versiffte Kleidung, dass das nicht in Frage käme. Sie könnten allerhöchstens den Bully (ausspritzbarer VW-T4) holen, dann allerdings ging er in die Zelle. Eine innere Stimme sagte mir: Fahr den Jungen ins KH.
Die Moral: Der Junge verschwieg mir, dass er wenige Monate zuvor an einem Gehirntumor operiert worden ist, und seitdem regelmässig krampft, da er seine Medis nicht nimmt. Kaum waren mein Kollege und ich aus der Ambulanz wieder im Auto, fing der Junge tatsächlich an zu krampfen. Wäre wirklich unschön gewesen, wenn er das im Arrest getan hätte.
Soviel zu mir. Berichtet mir mehr von Euren Erlebnissen.
Gruß, Mr. Blaulicht