Ergebnis 1 bis 12 von 12

Thema: Sendeleistung Unterschied und Optimierungsmöglichkeit GP900, GP360, TK 290

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Registriert seit
    21.09.2009
    Beiträge
    2.686
    Hallo!

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Was darf ich unter PM statt FM und Sprachverbesserung verstehen, und was meinst du mit Inkompatibilität zu anderen FuG? Ein anderes Gerät kann dann mit meinem modifizierten nicht mehr kommunizieren?
    Jawoll, die Sprachverständlichkeit zwischen BOS und einem so programmierten Gerät wäre eingeschränkt, weil es zu verzerrungen kommt:

    Bei FM (BOS) wird der Ton vom Mikrofon im vollen Spektrum linear übertragen. Lediglich ein Hochpassfilter begrenzt die maximale Modulationsfrequenz die übertragen wird.
    Bei PM (Betriebsfunk, Amateurfunk...fast die ganze restliche Funkwelt) wird im Sender der Ton verzerrt - indem höhere Tonanteile kräftig verstärkt werden und basslastige Töne gedämpft werden vor dem aussenden.
    Der Empfänger muss dann das demodulierte NF-Signal zunächst wieder entzerren, also höhere Töne dämpfen und basslastige verstärken - das ganze nach einer genormten Form, damit das geräte- und herstellerübergreifend funktioniert.

    Hierdurch (FM/PM) wird die physikalische Tatsache ausgenutzt, das am Rande eines Funkversorgungskreises (schwächer werdender Empfang) in erster Linie das hochfrequente Rauschen die hochtönigen Sprachbestandteile überdeckt, während tiefere Bassfrequenzen deutlich weniger gestört werden.
    Man hebt also bei PM die hohen Frequenzanteile kräftig an vor dem Sender.
    Der Empfänger empfängt dann diese kräftigen Höhenanteile zusammen mit dem Rauschen. Bei der Entzerrung werden die hohen Töne auf Realpegel entzerrt, wobei gleich auch der Rauschpegel (gleicher Frequenzbereich) mit verringert wird.

    Das ganze bringt gegenüber FM rund 30-40% bessere Verständlichkeit am Rande des Funkversorgungsgebietes und somit halt indirekt höhere Reichweite trotz gleicher Sendeleistung.

    Die "Sprachverbesserung" von Motorola ist nix anderes als ein Dynamik-Kompandersystem.
    Auch dieses kämpft gegen den Hauptfaktor "Rauschen", jedoch mit noch härteren Mitteln.
    Auf der Senderseite wird die Dynamik (also Lautstärkeunterschied zwischen leisen und sehr lauten Sprachbestandteilen) über einen fest vorgegebenen Kompressor geführt und auf einen um fast 50% komprimierten Dynamikbereich gequetscht übertragen.
    Dieses Signal wird dann mit maximal erlaubten Modulationshub über Funk übertragen.
    Auch hier - und zwar zwingend! - muss der Empfänger das Signal wieder über einen Expander auf Originaldynamik umwandeln.

    Bei gutem Empfang im Nahbereich sind damit Übertragungsqualitäten möglich, die theoretisch an die "CD-Qualität" herran reichen können - einzige limmitierende Faktoren sind und bleiben da die Schallwandler (Lautsprecher und Mikrofone).
    Bei schwachem Empfang am Rande der Reichweite, wirkt das ganze nochmal genauso "gewinnbringend" wie PM statt FM, nur nochmal einiges mehr.
    Schließlich werden keine "leisen Töne" mehr über die Funkstrecke gejagt die schnell im Rauschen untergehen, sondern durchweg nur ordentlich laute Modulation.

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Ich hab grad kein GP 360 zur Hand, aber die mitgelieferten Antennen sind schon die "langen" mit 14cm, oder?
    Ja freilich - wenn man die GP360 als Fug11b kauft, ist da schon die PMAD4016 dabei.
    Kürzere oder falsche Antennen können nur falsch nachgekauft und ahnungslos aufgeschraubt worden sein.
    Hatte hier auch schonmal ein GP360 Fug11b zur Reparatur bekommen, wo eine 70cm Antenne drauf war. Datt iss dann nicht mehr OK und zeugt von ahnungslosen Leuten die es vielleicht gut meinen, aber dennoch voll daneben gegriffen haben...

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Zu den Frequenzbereichen.
    Warum wurde anno Domini das 2m band für den Einsatzstellenfunk und das 4m für den Fhz-LST-Fhz-Funk verwendet? Physikalische Eigenschaften?
    Ja freilich.
    Das 4m Band wurde frühzeitig als reines Fahrzeug-Band ausgewählt.
    Zwei Hauptgründe sprachen dafür:
    - Aussergewöhnliche Reichweiten erzielbar (60-80Km problemlos).
    - Knapp 1m lange Antennen...für KFZ OK, für HFG's hingegen eher unhandlich.

    Das 2m Band wurde damals ausgewählt als HFG- und damit Est-Band, weil es das frequenzmässig höchste Band darstellte, welches den BOS zur Verfügung stand.
    Man konnte dort halbwegs passabel schon Handfunkgeräte betreiben.

    Das 70cm BOS-Band kam erst spät, so in den 90'er Jahren hinzu, und wurde direkt verplant für Zubringerstrecken. Schade...gerade für Einsatzstellenfunk wären ein paar 70cm Kanäle eine wahre Bereicherung für die Feuerwehren gewesen.

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Wie verhält sich die Ausbreitung bei den beiden Bändern bei
    a, freies Feld
    b, bebautes Gebiet

    Danke euch...
    Nunja, im freien Feld werden beide Bänder nur durch die Erdkrümmung in ihrer Reichweite begrenzt. Im Realen umfeld...also "freies Feld" definiert als sowas wie das flache Norddeutschland:
    4m Band zwischen Feststationen und KFZ ca. 60-100Km
    2m Band zwischen Feststationen und KFZ ca. 30-60Km

    Im bebauten Gebiet (Großstadt) grob so:
    4m Band (Fest <-> KFZ) 15-40Km
    2m Band (Fest <-> KFZ) 5-20Km

    Mit BOS-üblichen Handfunkgeräten, also 1 Watt und entsprechend verkürzten Antennen wesentlich geringer...grob...:

    4m Band (Fest <-> HFG) 5-10Km
    2m Band (Fest <-> HFG) 1-5Km

    Oder HFG<->HFG - jeweils mit 1 Watt...:
    4m Band grob 2-4Km
    2m Band selten über 1Km

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

  2. #2
    Registriert seit
    20.01.2002
    Beiträge
    331
    Abend,
    perfekte Ausführung. Vielen Dank dafür!

    Zum thema Reichweite 4m<->2m
    Ich dachte,m das 2m band hätte bei gleicher Sendeleistung und Antennenqualität im bebauten Gebiet Vorteile durch die bessere Reflexion und die kürzere Wellenlänge?
    Ist nicht der Fall?
    D.h. im gesagten, dass das 4m Band für den Überland- und den EST-funk das "geeignetere" im Vgl. zum 2m Band wäre?

    Gibt es von Drittanbietern bessere Antennen für die GP 360?
    Was kostet mich Programmierkabel und die entsprechende Software?

    Danke nochmal für die wirklich einleuchtend erklärten Sachverhalte!

    Gute Nacht
    FF_159

  3. #3
    Registriert seit
    21.09.2009
    Beiträge
    2.686
    Hallo!

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Ich dachte,m das 2m band hätte bei gleicher Sendeleistung und Antennenqualität im bebauten Gebiet Vorteile durch die bessere Reflexion und die kürzere Wellenlänge?
    Ist nicht der Fall?
    Rein praktisch: nein.
    Es stimmt zwar das 2m gegenüber 4m einen etwas besseren Reflektionsgrad an z.B. Hauswänden erzielt. Der Effekt hebt sich aber dadurch auf, das 4m eine bessere Materialdurchdringung (Duchgangsdämpfung von Wänden) aufweist.

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    D.h. im gesagten, dass das 4m Band für den Überland- und den EST-funk das "geeignetere" im Vgl. zum 2m Band wäre?
    Nein - als Est-Funk eignet sich 4m überhaupt nicht, das 2m Band ist da eher "passabel", das einzig empfehlenswerte (ausserhalb der BOS) ist und bleibt aber 70cm.

    Punkt 1: Antennenwirkungsgrad.
    Nehmen wir mal eine HFG-Antenne von 15cm.
    Die ideale, unverkürtzte Länge einer Antenne für...
    ...4m liegt bei 94cm...
    ...2m liegt bei 44cm...
    ...70cm liegt bei 17cm...
    Welches Band liegt da näher drann und erzielt demnach den besten Wirkungsgrad?

    Punkt 2: EMV-Störfelder.
    Handfunkgeräte für 4m sind nicht zuletzt neben dem miesen Wirkungsgrad auch wegen der Störanfälligkeit nur sehr selten in praktischer Verwendung. Jeder PC, Monitor, Drucker, Netzwerkkrempel, Telefonzeugs usw. erzeugen nämlich einen EMV-Störnebel mit einigen Metern Reichweite, die noch locker bis in den 4m Bereich hinein reichen.

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Gibt es von Drittanbietern bessere Antennen für die GP 360?
    Ist mir so nicht bekannt.

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Was kostet mich Programmierkabel und die entsprechende Software?
    Original Motorola, also RIB-Box + Programmierkabel - ohne Software liegt man neu bei rund 300EUR + MwSt.
    Bei der Software fängt es dann schon an:
    Mit der Fug11b-Software kannst du nicht das einstellen was du willst.
    Mit der Betriebsfunksoftware verlierst du die Fug11b-Funktionalitäten (Bandwechsel usw.)

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Danke nochmal für die wirklich einleuchtend erklärten Sachverhalte!
    Keine Ursache.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

  4. #4
    Registriert seit
    20.01.2002
    Beiträge
    331
    Hallo,
    so jetzt ein letztes mal nachhaken ;-)

    Bzgl. der Programmiersoftware hab ich gesehen, dass die FuG 11b für ca. 80€ hergeht.
    Kann man das Prog-Kabel selbstbauen?
    Wenn ich die Betriebsfunksoft nehme, kann ich die BOS Einstellungen gar nicht übernehmen? Eben so Sachen wie Bandlagenwechsel etc.? Auch über Tricksereien ned?
    Ist die Software kompatibel zu GP900 und GP1200 (hab ich noch ein 70cm Bündelfunkgerät rumliegen)

    Vielen Dank...

    PS: d.h bedeutet, dass der DMO beim Tetra aufgrund seiner Frequenzlage besser sein dürfte als der jetzige 2m?!

  5. #5
    Registriert seit
    21.09.2009
    Beiträge
    2.686
    Hallo!

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Bzgl. der Programmiersoftware hab ich gesehen, dass die FuG 11b für ca. 80€ hergeht.
    Kann man das Prog-Kabel selbstbauen?
    Das Problem wird in erster Linie der Stecker für das Funkgerät sein. Wenn man da aber genug Kreativität aufweist, ist es möglich:

    http://www.agh-technik.bravehost.com/gp3xx.gif

    Den Stecker oben rechts brauchst du nur zum Anschluß eines Funkmeßplatzes.
    Geht es dir also nur um's programmieren, reicht dir alles zwischen Funkgerätestecker und Sub-D Stecker zur RIB.

    Aber Achtung: Ein Wackelkontakt während der Codeplugübertragung kann dem Funkgerät einen ernsten Dachschaden hinzu fügen...


    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Wenn ich die Betriebsfunksoft nehme, kann ich die BOS Einstellungen gar nicht übernehmen? Eben so Sachen wie Bandlagenwechsel etc.? Auch über Tricksereien ned?
    Nun, mit der Betriebsfunk-CPS könnte man theoretisch die Fug11b-Optionskarte deaktivieren, um an die Betriebsfunkparameter zu kommen.
    Dumm ist dabei aber, das man quasi 255 Einzelkanäle eintippen muss - die keinerlei Bandlagenwahl und Betriebsartenwahl (also UW/OW/UbG/ObG) kennen.
    Für jeden dieser 255 Speicherplätze musst du dich entscheiden bei der Programmierung ob der nun in UW, OW, UbG oder ObG arbeiten soll. Eine Umschaltung im Einsatz ist ohne aktiviertem Optionsboard NICHT mehr möglich!

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    Ist die Software kompatibel zu GP900 und GP1200 (hab ich noch ein 70cm Bündelfunkgerät rumliegen)
    Nein, ist selbstverständlich nicht kompatibel - ist eine vollig andere Gerätegeneration (Jedi/Waris).

    Zitat Zitat von Firefighter_159 Beitrag anzeigen
    PS: d.h bedeutet, dass der DMO beim Tetra aufgrund seiner Frequenzlage besser sein dürfte als der jetzige 2m?!
    Theoretisch ja. Dumm nur das schnelle Digitalübertragung empfindlicher auf Mehrwegausbreitung reagiert als analoge Sprachübertragung + intelligenten Hörer.
    Wenn im Grenzbereich bei Analogfunk der Mensch noch "verstehen" kann obwohl er jedes 5. bis 10. Wort "schätzen" oder "interpretieren" muss, läuft digital schon meißt garnix mehr.

    Bezüglich Tetra und DMR in Gebäuden wie U-Bahn Tunnel, Tiefgaragen, Bürohochhäusern usw. würde es schon ein wenig bringen, wenn man bei Handfunkgeräten konsequent aus Real-Diversity setzen würde.
    Aber wie soll das gehen?

    Nee...was Gebäudefunk und Tetra angeht sind gerade Reflektionen ein Problem, worüber sich schon einige Leute den Kopf zerbrechen.
    Von daher wird der Est-Funk wohl noch auf lange sicht analog im 2m Band stattfinden.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

  6. #6
    Registriert seit
    14.01.2004
    Beiträge
    425
    Hallo,

    Nee...was Gebäudefunk und Tetra angeht sind gerade Reflektionen ein Problem, worüber sich schon einige Leute den Kopf zerbrechen.
    Von daher wird der Est-Funk wohl noch auf lange sicht analog im 2m Band stattfinden.
    Schön wäre es wenn es einheitlich bliebe, aber verschiedene Gemeinden wollen wohl die Vorfinanzierung durch das Land nutzen um hart zu migrieren (da die derzeitige Funkausstattung wohl eher mager ist) sprich Tetra auch für den EST Funk nutzen.

    Gruß Jan

  7. #7
    Registriert seit
    21.09.2009
    Beiträge
    2.686
    Hallo!

    Zitat Zitat von J@n Beitrag anzeigen
    Schön wäre es wenn es einheitlich bliebe, aber verschiedene Gemeinden wollen wohl die Vorfinanzierung durch das Land nutzen um hart zu migrieren (da die derzeitige Funkausstattung wohl eher mager ist) sprich Tetra auch für den EST Funk nutzen.
    Jaaa....*kopfnick*

    Lass mich da mal überraschen wie es die nächsten Jahre im Est-Funk bei überregionalen Großeinsätzen zwischen 2m und Tetra läuft.
    Hmm...momentan ist ja wieder Hochwasser...mal abwarten ob da schon was anneckt.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •