Versorgung verbessern- Rettungswachen sollen umziehen
Noch brauchen Rettungswagen in der Region im Notfall oft länger als die angestrebten zwölf Minuten zu den Patienten. Verlagerungen von Rettungswachen sollen helfen, das Problem zu lösen.
bald - Einhellig positiv fiel gestern im Kreis-Gesundheitsausschuss das Votum zum neuen Rettungsdienstbedarfsplan aus. Der Plan sieht verschiedene Änderungen in der Struktur der Notfallversorgung vor. "Die Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Versorgung zu verbessern, sind neben der bereits optimierten Leitstellentechnik vor allem die Anzahl und Positionierung der Rettungswachen und die Anzahl und Laufzeiten der Rettungsmittel", erläuterte Dr. Christoph Fleischhacker, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis, den Ausschussmitgliedern.
Acht Minuten in Siegen, zwölf im ländlichen Raum
Der Plan basiert auf Vorschlägen externer Berater, die, begleitet von der Stadt Siegen, dem Kreis, dem Deutschen Roten Kreuz und den Kostenträgern, das System bewertet und Verbesserungsvorschläge unterbreitet habe. Zentrales Element dabei ist die sogenannte Hilfsfrist, die in dem Plan so festgelegt wird: Im Kernbereich von Siegen (städtischer Raum) soll im Notfall innerhalb von acht Minuten das erste Einsatzfahrzeug zur Stelle sein, im übrigen Kreis innerhalb von zwölf Minuten. In 90 Prozent der Einsätze sollen diese Zeiten eingehalten werden. Momentan sind die Maßgaben noch nicht erreicht; von 2007 bis 2008 - der Zeit, die für das Gutachten zugrunde gelegt wurde - lag die Quote bei 80 bzw. 52 Prozent. "Aber das wurde schon erheblich verbessert durch die neue Rettungsleitstelle in Weidenau", relativierte Fleischhacker.
Bleiben die Rettungswachen außerhalb von Siegen. Als kritische Bereiche nennt das Gutachten vor allem Elsoff, Aue-Wingeshausen, Littfeld, Burgholdinghausen, Irmgarteichen, Hainchen und den Hickengrund. Hier sei es besonders schwer, innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort zu sein.
Kreuztal und Erndtebrück stehen fest
Definitiv geplant ist bereits die Umsiedlung der Wache in Kreuztal von Kredenbach nach Ferndorf. Auch in Erndtebrück will man den Empfehlungen des Gutachtens folgen, die Wache nach Womelsdorf verlagern und so knapp drei Kilometer Strecke bei der Anfahrt in entlegenere Ortschaften einsparen. In Womelsdorf soll eine kombinierte Feuer- und Rettungswache entstehen. Nicht allen Ausschussmitgliedern war indes klar, um welche Standorte es überhaupt geht. So musste erst klargestellt werden, dass sich die nördliche Siegerländer Wache nicht in Kreuztal-Mitte, sondern in Kredenbach befindet.
Jährliche Qualitätsprüfung
Weitere Empfehlungen will man hingegen erst prüfen. Ob es sinnvoll ist, die Wache in Netphen nach Deuz und die in Bad Berleburg nach Dotzlar-Meckhausen zu verlagern, soll erst in den kommenden Jahren geprüft werden. "Wir haben im Fall Bad Berleburg einige Bauchschmerzen", so Fleischhacker. "Es bedeutete zwar, dass man schneller in Randbereichen wäre, dafür aber länger nach Bad Berleburg selbst braucht, wo 90 Prozent der Einsätze gefahren werden."Bei der Fahrzeugen sollen künftig größere zeitliche Kapazitäten für die Notfallrettung und kleinere für Krankentransporte vorgehalten werden. Siegen und Wilnsdorf sollen an Werktagen zwischen 7 und 15 Uhr einen zusätzlichen Rettungswagen bekommen. Die für den Krankentransport vorgehaltenen Fahrzeug-Vorhaltezeiten könne man reduzieren, da diese Dienste ausreichend durch private Anbieter abgedeckt seien.Die Anzahl der Notarzt-Einsatzfahrzeuge (NEF) soll stabil bei acht bleiben. "Eine extrem gute Ausstattung", erläuterte Fleischhacker, "wenn man bedenkt, dass z.B. der Kreis Marburg-Biedenkopf nur drei NEF hat und im Gegensatz zu Siegen-Wittgenstein keinen Hubschrauber hat." Allerdings werde es schwer, die Besetzung langfristig sicherzustellen, da der Ärztemangel auch vor den Notärzten nicht Halt mache.
Quelle: http://www.siegener-zeitung.de/a/412...ollen-umziehen