Hallo!
Hmm, ja....wo fange ich da an...
Also POCSAG ist eigentlich ein Verfahren, welches am Anfang überhaupt nicht für "betriebsfunkähnliche" Netze gedacht war, sondern wo man in erster Linie von öffentlichen Mobilfunknetzen ausging.
Als Grundvorraussetzung stand fest, das die Empfangsgeräte möglichst klein sein sollten, und eine sehr lange Betriebszeit ohne Batteriewechsel/Akkuladung aufweisen sollten.
Man entwickelte daher spezielle Empfängersysteme, die von Stromverbrauch bis auf den letzen µA optimiert werden konnten, und Antennensysteme die extrem klein und selektiv waren.
Schleifenantenne eben - vergleichbar mit den Magloops der Kurzwellenamateure.
Hauptnachteil dieser winzigen Antennenform ist die ebenso winzige Antennenfläche woraus eine sehr geringe Ausgangsspannung resultiert.
Das was an Pegel aus soeiner Miniaturschleife raus kommt, ist absolut nicht vergleichbar mit dem, was z.B. eine HFG-Antenne ausspuckt.
Die ganzen Nachteile wurden damals in Kauf genommen, um den Kunden eben möglichst praktische Geräte mit entsprechenden Verträgen verkaufen zu können.
Man versuchte die Nachteile der Empfänger auf der Netzseite aus zu gleichen.
Das was an Baugröße und Strombedarf bei den Empfangsgeräten eingespart wurde, glich man mit den Netzen wieder aus.
Und im öffentlichen Pagingnetz sah das brutal aus:
Drei bis zehn Sender je Großstadt, in dünner besiedelten Gebieten deutlich weniger.
Jede einzelne mit mindestens 100, teilweise 400W Sendeleistung an diesen Monstern:
http://www.kathrein.de/de/mcs/produk...ad/936732b.pdf
Wir reden hier also um EIRP-Werten zwischen 500W und 2,5kW.
Bis auf wenige ländliche Einzelsender waren Ballungsgebiete zudem zu einem Gleichwellennetz zusammen geschaltet.
Kann man sich heute noch bei 466MHz anschauen wie sowas live aussieht.
Das Netz sorgte also für satte Feldstärke...Elektrosmog war da ja (80'er Jahre, bis Anfang 199x) kaum ein Thema.
Erst nachdem sich diese Technik weltweit als absoluter Paging-Standard etablierte, fing es an das dieses Verfahren auch für reginale Kleinnetze "betriebsfunkähnlich" ungesetzt wurde.
Jedi-Bastler sind bestimmt schon häufiger in Wookie über den Menuepunkt "Pocsag" gestolpert. Das sind Spuren davon, das Motorola damals daran arbeitete den "Anrufmelder" durch einfache Pocsag-Pieper zu ersetzen.
Ob es aber je eine funktionierende Firmware zu einem jedi-Gerät gab, welche dieses unterstÜtzte? Finden tut man dazu nix.
Funktionieren tut das auch in kleinen "betriebsfunkähnlichen" Netzen.
Allerdings darf man da halt nicht mit mehr als 6W (2m) bzw. 12W (70cm), als BOS bissel mehr, mit wenigen Sendern ganze Großstädte und Landkreise fluten.
Man muss, um die zulässigen Sendeleistungen nicht zu überschreiten, die Fläche mit entsprechend vielen DAU's ausleuchten.
Da man allerdings bei solch einer DAU-Dichte mit den möglichen Zeitschlitzen nicht wirklich auskommt, und ein Gleichwellenverbund aller Zeitschlitze zu teuer wäre, verteilt man die Zeitschlitze in unterschiedliche Gebiete.
Wenn zwei Regionen z.B. 10Km Abstand haben und den selben Zeitschlitz benutzen, stört das ein Pager kaum, da er naturgemäß eher "schwerhörig" ist.
Wer hingegen mit einem Scanner und einer Hochantenne versucht DME-Netze mit zu lesen, empfängt in Ballungsgebieten häufig deutlich mehr DAU's als es Zeitschlitze gibt - die Fehlerquote steigt ins unermessliche.
POCSAG basiert quasi auf deutliche Überversorgung mit satten Feldstärken.
Sicherlich funktionieren viele Melder auch noch ausserhalb von derart satt gefluteten Gebieten, allerdings lässt die Übertragungssicherheit bei schwachen Feldstärke deutlich nach.
Es ist ja nicht nur fatal, das die Antennen viel zu klein und ineffektiv sind.
Sondern die Endgeräte liegen ja meißt nicht am Fenster, sondern werden sehr körpernah (Gürtel) getragen, was zusätzlich die Reichweite drastisch einschränkt.
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser