Motorola baut digitalen Behördenfunk in Portugal auf

Die portugiesische Regierung hat ein Konsortium um den US-Konzer Motorola mit dem Aufbau eines landesweiten digitalen Funksystems beauftragt. Das Projekt "Integriertes System des portugiesischen Notfall- und Sicherheitsnetzwerkes" (SIRESP) soll die nahtlose Kommunikation und den Datenfluss zwischen 53.500 Nutzern bei Polizei, Feuerwehr und dem Rettungsdienst sowie den zivilen Schutzbehörden gewährleisten. Die erste Stufe des Systems soll Ende Juni 2007 in Betrieb gehen und Lissabon, Setubal und Madeira abdecken. Der landesweite Aufbau wird für 2010 erwartet.

Das Konsortium setzt sich neben Motorola aus der portugiesischen Telekom, Sicherheitsdienstleister Esegur sowie weiteren lokalen Partnern zusammen und ist für Aufbau, Betrieb und Wartung des Systems für eine Betriebszeit von 15 Jahren verantwortlich. Die Einführung erfolgt sukzessive in Phasen, um jeweils neue Nutzer in das Netzwerk einzubinden. Motorola übernimmt dabei die Planung, Bereitstellung und Wartung des Netzes. Zwar wurde die Abhörsicherheit des verwendeten TETRA-Standards zuletzt angezweifelt, dennoch ist in Portugal die Entscheidung zugunsten des Motorola-Konsortiums gefallen. Für Portugals Innenminister Antonio Costa war das Angebot "die dialogfähigste, kosteneffektivste und sicherste Wahl".

Offenbar haben die Portugiesen mehr Vertrauen in Motorolas Fähigkeiten als die Entscheidungsträger hierzulande. Auch in Deutschland hatte sich das Unternehmen zusammen mit Telekom-Tochter T-Systems um den Auftrag zum Aufbau des Digitalfunks der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) beworben, war aber aus dem Vergabeverfahren ausgeschieden, weil das Angebot nach Ansicht des Innenministeriums die Anforderungen nicht erfüllt hatte. EADS blieb danach als einziger Bewerber im Rennen. Daraufhin hatte Motorola einen Nachprüfungsantrag gestellt und so ein möglicherweises langes Klageverfahren in Gang gesetzt.

Für den Aufbau des digitalen Behördenfunks in Deutschland hat die Bundesregierung eigens die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ins Leben gerufen. Diese zentrale Stelle soll die Interessen von Bund und Ländern bei der seit langem geplanten, aber jahrelang verzögerten Einführung des Digitalfunks koordinieren. (vbr/c't)

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/75167