Inwiefern?
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Einmal die Zusammenhänge zwischen Gruppe, Frequenz, Träger und Kanal.
Und eine zweite Basisstation verdoppelt eben nicht zwangsläufig die Kapazität der gleichzeitig möglichen Funkgespräche.
Nicht zwangsläufig, genau. Aber so vereinfacht wird es teilweise dargestellt, wenn man nachfragt, was man denn nun wirklich vom Netz erwarten kann. Ich habe aber auch nie behauptet, dass "16 bis 20" Kanäle pro Zelle zur Verfügung stünden. Mein offizieller Wissensstand sind, dass die für meinen Bereich vorgesehene Basisstation 7 Zeitschlitze für Funkgespräche zur Verfügung stellt, aber ich lerne gerne dazu.
In diesem Bereich nutzen im Alltag pauschal betrachtet die Polizei zwei TMO-Gruppen, die Autobahnpolizei eine, der RD eine, die Kreis-Feuerwehr eine. Der Nachbarkreis wird aber auch durch diese Basisstation abgedeckt wird und es tummeln sich noch einmal die entsprechenden Nutzer in anderen Gruppen.
Wenn dann zwei oder drei Kommunen auf die Idee kämen, ihren kompletten Einsatzstellefunk in jeweils drei oder vier TMO-Gruppen (wegen dem, was man früher Kanaltrennung nannte, heute wohl Gruppentrennung nennen müsste) abzuwickeln, würde es u.U. trotz der effizienteren Ausnutzung der Frequenzen eng. Denn auch wenn normalerweise natürlich nicht in allen diesen Gruppen durchgehend gesprochen wird, bei einer entsprechenden Lage steigt auch der Kommunikationsbedarf in den in Verwendung stehenden Gruppen an.
Mal für BaWü: ca. 630 Zellen gibt es, macht bei 44 Stadt-/Landkreisen ca. 15 pro Kreis (durchschnitt, Stadtkreise sicher weniger, Landkreise je nach Größe mehr Zellen). Da interessiert mich im Regelfall das was an Anderen Stellen meines Kreises passiert nur bedingt nämlich dass, was in meiner Zelle sich abspielt, alles andere spielt fast (Gruppenruf auf RD-Gruppe/FW-Gruppe im Norden meines Kreise belegt auch die Zelle im Süden, wenn ein Fahrzeug die RD-Gruppe/FW-Gruppe geschaltet hat) keine Rolle.
Daher glaube ich, dass Du eine Zelle im TMO nur sehr schwer in die Knie zwingen wirst bei einem Einsatz (selbst mit einem dem was einen größeren Einsatz (FW mit > einem Zug, RD + HiOrg und Pol zusammen im Einsatz) übersteigt) dass keine Sprechgruppen mehr frei sind.
Gruß
Simon
Hallo!
Ich sehe das etwas....ähm...größer...mit ein paar Schritte Abstand sozusagen:
Für TMO der BOS stehen 2x (Duplex) 5MHz zur Verfügung.
Missachtet man die diversen Einschränkungen der diversen Nutzungsauflagen (z.B. Sperrzonen zu Radioastronomie) kommt man also bundesweit auf 5MHz / 25kHz = maximal 200 HF-Kanäle.
Deutschland so aus zu bauen das zumindest die wichtigsten 90% der Fläche gut ausgeleuchtet sind, und man mit den max 200 Kanälen störungsfrei hinkommt, ist schon sportlich.
Beispielsweise gibt es auch im 70cm Bereich durchaus Überreichweiten aufgrund Inversionsausbreitung.
Und seit jahren...bis heute, versucht die BDBOS den Spargat zwischen schnellem Flächenausbau und "möglichst wenig Standorte+Kanäle".
Wie man begrenzte Kanäle effektiv nutzt und die Netzkapazität hoch hält, kann man beim Mobilfunk GSM/UMTS/LTE sehen:
Pauschal jede BTS in 3 oder 4 unabhängigen Sektoren teilen.
Im Landlichen Gebiet je Sektor 1 Kanal entsprechend 7 Nutztimeslots, in Ballungsgebieten und guten Standorten auch 5-6 Kanäle je Sektor entsprechend 35-42 nutzbare Timeslots.
Jeder Sektor mit sinnvollem Downtilt um exakt abgegrenzte Gebiete aus zu leuchten bei minimalsten Überreichweiten.
Ja, ich weis...die BDBOS macht sowas "auch"....aber zumindest hier im Ruhrgebiet sind mir die letzten Jahren immer wieder BDBOS-Standorte durch die alten Cityruf-Mistgabeln aufgefallen:
Zwei nebeneinander auf einem U-Ausleger montierte gestockte 7dBi-Rundstrahler.
Klar kann man damit hübsche Sachen machen, phasenschieber vor und dynamisch, ferngesteuert beinahe beliebige Richtwirkungen realisieren.
Aber keinerlei Sektortrennung: Irgendwo im Umkreis von 30Km zwei größere Einsätze, und 20 Timeslots sind voll. Selbst mit 3 HF-Kanälen wär man bei sowas schon am Limit!
Und wie gesagt...Ruhrgebiet.
Hier gibt es nicht nur Schutzpolizei, Autobahnpolizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Nö, Bundespolizei, Zoll, Verfassungsschutz, HiOrg's, THW, KatS, Wasserschutzpolizei...kommen hier noch mit obendrauf!
Gerade in solchen Ballungsgebieten wie hier, kann man nicht einfach große BTS mit Rundstrahlern hinsetzen. Und als Provisorium...mit verlaup...ist's einfach unverschämt teuer.
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser
Grundsätzlich geb ich dir recht Jürgen, eine intensivere Nutzung von Sektoren hätte teilweise Sinn gemacht. Aber der Effekt ist nicht so groß wie beim kommerziellen Mobilfunk, weil wir es bei TETRA in der Regel nicht mit 1:1 Kommunikation zu tun haben. Bei TETRA haben wir in erster Linie Gruppenkommunikation und wenn auch nur ein Teilnehmer in der Zelle bzw. dem Sektor eine aktive Gruppe mithört, ist der Zeitschlitz bekanntermaßen belegt.
Die weiteren Nutzer die du aufzählst sind natürlich da, aber von wievielen mErl reden wir da? Effektiv knapp über 0 würde ich behaupten.
Bisherige große Lagen haben eine ganze Menge an Erfahrungswerten gebracht und zeigen auch, dass oftmals die Kapazität der Verkehrskanäle gar nicht so arg das Problem ist bzw. ein Warteschlangenbetrieb sehr gut funktioniert, wenn man die Anwender darauf schult. Dagegen macht die Kapazität des MCCH schon eher mal Probleme, die auch für die Nutzer manchmal nur bedingt nachvollziehbar sind.
Aber diese Diskussion ist schon sehr arg weit vom Ursprungsthema entfernt.
Wir haben jetzt bei mehreren Schulungen den Einzelruf mit bis zu 8 gleichzeitigen Verbindungen (16 Schulungsteilnehmer) getestet. Meist war so nach 5-6 Verbindungen kein weiterer Einzelruf mehr möglich, was auf die Auslastung der Infrastruktur schließen läßt.
Ich habe was von 15 ausgebauten Zeitschlitzen (+1 für Steuerung) für meine Gegend gehört.
Zum Repeater: Wo platziert ihr die so, bzw. in welcher Höhe?
Hi,
8 Einzelrufen entsprächen 16 Gruppenrufen, da keine gemeinsame Frequenz beim Einzelruf genutzt werden kann. Die Begrenzung der Einzelrufe pro Zelle kann auch künstlich herbeigeführt werden damit noch entsprechende Zeitschlitze für Gruppenrufe etc. möglich sind.
Gruß
Simon
Hört sich für mich etwas unlogisch an.
Warum sollte ein Einzelruf (bzw. Direktruf) nicht auf einem gemeinsamen TMO Zeitschlitz (und dann natürlich auch auf dem selben Frequenzpaar) mit Wechselsprechen funktionieren?
Ob eine künstliche Begrenzung tatsächlich stattfindet, konnte mir keiner bestätigen.
Hihihi, wo ja nie einer von euch daran denkt:
Ihr müsst zusätzlich die Sende und Empfangsrichtung beachten...
Hab ich 2 Geräte in der gleichen Zelle auf der Gleichen Gruppe, Eines sendet auf Uplink ZUR Zelle, dann muss diese auch gleichzeitig auf dem DOWN-Link zu dem 2. Gerät diesen Zeitschlitz belegen...
Hab ich 1 Gerät in Zelle A und ein weiteres Gerät in Zelle B, baue dazwischen einen Einzelruf auf... Na, wer erräts? Richtig, in Zelle A und B werden jeweils im Up wie auch im Down-Link ein Zeitschlitz belegt...
Bei 2 Frequenzpärchen in einer Zelle A (7 Zeitschlitze Jeweils im Up wie Downlink):
Hab ich 8 Geräte in der Zelle, wovon 7 Geräte auf 7 unterschiedlichen Gruppen lauschen, bei denen in Zelle B bis H gerade gleichzeitig Gesendet wird, dann kann das letzte Gerät sich zwar im UP-Link einen von 7 Zeitschlitzen "aussuchen" nur kann es nichts mehr im DOWN-Link empfangen... Fällt eben aus, wegen ist nicht ^^
MfG Fabsi
@Kater9:
mein Beitrag bezog sich darauf, dass nederrijner meinte, wenn in der anderen Landkreisecke ein Sanitätsdienst/FW-Einsatz/etc. auf einer eignen Gruppe ist, dies sich auf die Leistung in seinem Gebiet auswirkt. Da sich nur dass auf eine Zelle auswirkt was in der Zelle passiert (klar, die physikalischen Gegebenheiten die Jürgen angesprochen hat sind ggf. auch ein Faktor, ich verlasse mich jetzt mal darauf, dass diese Punkte bei der Funknetzplanung berücksichtigt werden). Daher spielt alles außerhalb Deiner Zelle in der Du eingebucht bis nur eine untergeordnete Rolle (der Effekt, den Fabsi beschrieben hat ist so einer).
Gruß
Simon
Hallo!
Klar, wenn man solch eine BTS einfach "irgendwo" hinstellt. Aber da gibt es ja noch die Funknetzplanung. Je Sektor einen gezielten Bereich, mit möglichst geringer Funkfeldüberlappung - so macht man das.
Genau so kommt man z.B. zu einem Wabenmuster wie im Mobilfunk üblich.
Das ganze mit dem Ziel, das ein Großteil aller BOS'ler der Gesprächsgruppe in einem Sektor sind. Wenn ausserhalb des einzelnen Sektors jemand die Gruppe aufschaltet, sollte er nach Grundsätzen dieser Funknetzplanung AUSSERHALB seines Einsatzgebietes sein.
Ob sowas sein muss, nur weil es möglich ist, wäre fraglich. Denn berechtigte Stellen die fernab eines komunalen oder landkreislichen Gebietes an der Gesprächsgruppe teilnehmen müssen (z.B. intregrierte Leitstellen) brauchen dafür keinen eigenen Timeslot....das geht über RiFu oder Kabel.
Wie gesagt...ein Feuerwehrler aus Dortmund der bei einer Landüberfahrt durch München fährt, braucht seine Heimatgruppe nicht permanent mithören. Wenn das jeder machen würde, bräche das BDBOS-Netz kurzerhand zusammen.
Viel wichtiger ist aber die Abgrenzung des Funkfeldes.
Selbstverständlich wird man Funkfelder nie an Stadtgrenzen bzw. Zuständigkeitsgrenzen apprupt enden lassen können. Es sollte aber kein Problem sein mit Sektortechniken die Überstrahlung fremder Gebiete zu minimieren.
Sektorantennen kann man dank einer sehr definierten Abstrahlcharakteristik mittels mechanischen oder elektrischen Downtilt sehr gezielt einsetzen.
Ziemlich exakte Footprints ausleuchten, wo es sehr unwarscheinlich ist fernab dieser Ausleuchtzone erhebliche Feldstärken zu erzeugen.
Bei Rundstrahlern im 70cm Band hingegen hat man je nach Topologie und Antennenhöhen irgendwas zuwischen 20-60Km, bei Inversionslagen auch mal 300Km Reichweite.
Und genau das ist fatal in zellularen Funknetzen in denen die Kanäle knapp sind.
Wie gesagt...200 Kanäle worunter für TMO im Fahrzeug- und HRT-Betrieb garnicht zur Verfügung stehen.
Beispielsweise solche Ausnamen wie Radioastronomie-Schutzabstände, oder auch die Hubschrauberkanäle fallen da noch mit raus.
Das kommt darauf an welche BOS-Nutzer gerade was genau machen. Neben dem KatS macht auch Polizei, Zoll und BGS z.B. gelegentlich größere Übungen, wo dann die Gruppenauslastung vermeintlich toter Gruppen plötzlich explodieren kann.
Hinzu kommt die migration überalteter und fehlerhafter Analogteichnik.
Da wäre z.B. due BuPo hier im Ruhrgebiet, deren analoge Relais gelegentlich Amok laufen, weil irgendwo im Gesamtsystem ständig wackelkontaktartig die Relais auftastet.
Sollte man sowas in der Migrationsphase einfach auf eine Tetra-Gruppe schalten, würde das schon 100% Auslastung eines Timeslots bedeuten, ohne das irgendein Gespräch laufen würde.
Und nein, das ist kein Ausnahmedefekt.
Das was ich hier von der BuPol andeute ist seit Jahrzenten im Analogbereich sowohl auf 4m als auch auf 2m die Regel.
Nutze die Peaks dieser BOS manchmal als Referenzpunkte am Specki, wenn ich irgendwo mal wieder ne Antenne austeste.
So nach dem Motto...:
"SWR ist optimal...Aha, das Amokrelais liegt hier bei 62dBm...ist plausibel für Antenne + Standort...also schonmal kein Kabelbruch oder Wasser im Kabel."
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser
Bei der Diskussion zur Kapazität bitte nicht vergessen, eine Gruppe belegt den slot nur, wenn auch gesprochen wird. Wenn also einer die gottverlassene Feuerwehrgruppe seiner Hintermwald-Region quer durch Deutschland mitschleppt, ist das zunächst kein Problem. Im zivilen TETRA wird viel mit "scan" gearbeitet, was begrifflich irreführend ist, da sucht nix zyklisch herum wie im analogen Funk, sondern man ist einfach in bis zu 20 Gruppen gleichzeitig präsent. Bei BOS gibt es nix dergleichen, daher nicht so relevant, aber jedenfalls kann ich auch auf einer Zelle mit einem HF-Träger so arbeiten, solange das Gruppen sind, auf denen wenig bis nix los ist. BTDT, funktioniert prima.
Spannend wird es, wenn wirklich die slots ausgehen, weil viel traffic ist. Nach welchem Schema wird priorisiert, wer hört seine Gruppe noch, wer nicht mehr, wie wird das nicht-Hören der Gruppe dem Teilnehmer signalisiert? Darin liegt die große Kunst. Sowohl am MRT/HRT wie im Netz gibt es da Einiges zu parametrieren.
Hallo Ralph!
Das ist natürlich klar...aber...
Es gibt in den BOS ja nicht nur "Hintermwald-Gruppen", sondern durchaus schon Gruppen die eine recht hohe Kanalauslastung an den Tag legen, in einer Größenordnung wie man es bisher eher von Taxifunktentralen mit über 1000 Taxen kannte.
Der 4m Kanal des RD-Dortmund ist soeiner.
Hab da nie die Belegungszeit innerhalb eines 24h Werktages ausgemessen.
Aber wenn ich gerade so darüber nachdenke, dürfte es einfacher sein die Ruhezeiten wo der Kanal frei ist zu zählen. Oder grob gesagt...vom subjektiven Gefühl her würde ich sagen, an die 12h Kanalbelegung je 24h kommen die locker ran.
Und sowas ist eben kein Einzelfall. Es gibt zahlreiche große BOS-Flotten die straff durchorganisiert sind, wo FMS wirklich ausserordentlich Sinn macht, die nun bei deutschlandweiten Routing der Gruppe - nur weil bei ner Überlandfahrt der Fahrer der heimischen Gruppe lauschen will, spürbar die Timeslots auslastet.
Nun, es bleibt zu hoffen das die BDBOS sich da ein einheitliches Muster gestrickt hat. Nicht das hinter jedem Busch sich das Netz und die Endgeräte unberechnenbar anders verhalten.