Hallo,
zunächst mal möchte ich anzweifeln, wieso eine FF Bilder eines polytraumatisierten Unfallopfers machen muss. Selbst wenn man sagt "wir wollen das zu Schulungszwecken einsetzen", könnte die andere Seite argumentieren "die Aufgabe der Feuerwehr,... wenn die Rettungsarbeiten unterbrochen werden, um ein Bild ... längere Rettungszeit ... Folgeschäden ... wenn kein Bild ... keine Folgeschäden. Man könnte natürlich sagen, OK - der Notarzt oder die Rettungsdienste brauchen die Bilder zu Ausbildungszwecken. Stimmt auch nicht - finde ich. Weil die sich vorstellen können, wie ein Verletzter mit den Verletzungen a) und b) aussieht. Wir wissen alle, wie Juristen sind. Die versuchen natürlich mit allen Mitteln, da was rauszukitzeln. Deshalb wäre ich da vorsichtig.
Das Persönlichkeitsrecht macht recht einfache Aussagen zu diesem Thema: Wenn niemand eindeutig zu erkennen ist (also das Gesicht sichtbar ist), dann geht das in der Art "in Ordnung". Man könnte theoretisch einen eingeklemmten Unterschenkel im Fahrzeug zeigen. Anders ist das z.B. bei "Personen des öffentlichen Lebens" - das sind z.B. auch Feuerwehrleute im Einsatz - die dürfen mal eher abgelichtet werden. Niemand muss für ein Bild bei Dieter Bohlen um Erlaubnis fragen.
Ethische Gründe sprechen natürlich klar gegen "Verletztenbilder".
Eine andere Sache hat, wie bereits von mehreren Leuten angesprochen, der Informationsgehalt. Das Bild soll über das Ereignis informieren. Ein Bild mit einer Verletzten Person hat aber keinerlei Informationsgehalt, genauso wie ein abgerissenes Vorderrad in der Wiese. Die Person könnte auch eine Treppe runtergefallen sein. Deshalb nimmt man halt eine "Totale" der Unfallstelle.
Eine ebenfalls nicht so einfache Sache ist das "Presse wegschicken" an der Unfallstelle: Wenn der Fotograf/Kameramann nicht nachweislich jemanden behindert oder die o.a. Rechte verletzt werden, halte ich es für falsch, derart zu reagieren: Wir hatten hier in der Vergangenheit ein solches Problem, dass zunächst ein Wehrführer massiv die Presse beschimpft hat und anschließend ein anwesender Polizist dazukam und einen Fotografen vorläufig festnehmen wollte, Kameras und Filme beschlagnahmen wollte,... Es waren hier bei einem VU mit LKW zwei Tote zu beklagen, es fanden an der Einsatzstelle keine Rettungs-/Bergungs-/Aufräumarbeiten statt. Die Presse hat das Unfallwrack mit eingeklemmten Leichen (nicht sichtbar - abgedeckt) fotografiert.
Nun, die Journalisten haben sich dann bei versch. Instanzen beschwert, der Polizist hat wohl ein Gespräch mit der Pressestelle gehabt, was und wie da nicht in Ordnung war. Bei den Feuerwehren sieht das natürlich anders auch, aber es ist hier auch ganz einfach: Wenn die FW, die immer massiv gegen die Presse arbeitet, mal ein Fest hat oder ein neues TSF-W bekommt, dann wird man dort vmtl. auch keinen Fotografen finden. "Eine Hand wäscht die andere" - ganz einfach. Über die Macht der Medien brauchen wir ja nicht zu sprechen.
Und manche haben ja die Auffassung "beim Unfall nicht die Rettungsarbeiten aufnehmen", dann sollte man mal versuchen, z.B beim Feuerwehrmagazin oder auch bei Zeitschriften von Verbänden oder Ministerien Bilder unterzukriegen. Kommerzielle Anbieter sagen ganz klar "ich will Action auf dem Bild, also nicht nur das Wrack, sondern arbeitende Feuerwehrleute mit drauf". Rettungsarbeiten sind nunmal interessanter als ein demoliertes Fahrzeug.
So, jetzt will ich nochmal etwas Pulver ins Fass werfen: Die Diskussion "was ist in Ordnung, was nicht" wird seit Jahren geführt und man wird sich nie 100% einig werden, weil es halt immer welche gibt, die am liebsten gar keine Bilder irgendwo sehen würden. Jeder, der eine solche Einstellung hat, sollte mal Tagesschau, heute, RTL AKtuell und wie sie alle heissen (am besten Tagesschau) einschalten.
Wenn in Tel Aviv eine Autobombe an einem belebten Platz hochgeht und die Menschen blutüberströmt durch die Straßen rennen, wenn das deutsche Fernsehen Videos zeigt, die das irakische Fernsehen zeigt, mit den amerikanischen Kriegsgefangenen, wenn in Erfurt nach dem Schulattentat völlig "verstörte" 6. Klässler (kein Wunder nach einem solchen traumatischen Ereignis) in TV-Kameras stammeln, wenn völlig aufgelöste Angehörige nach dem Busunglück in Ungarn am Ort des Schreckens stehen.... das ist in Ordnung? Sind wir doch mal ehrlich: Wegen einem Auto, das irgendwo in Deutschland die Feuerwehr einen 18jährigen Unfallfahrer befreit, während der Notarzt im Wrack sitzt und erste Maßnahmen einleitet, wird ein riesen Aufstand gemacht. Bei den anderen Sachen ist das aber "was anderes".
Ist es vielleicht was anderes, weil die "Meckerer" da nicht dabei sind? Ist es vielleicht so, dass die "Blaulichtpresse" teilweise zu Unrecht angegangen wird?
Viele Grüße
Tobias
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» Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: erstens durch Nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste. «
Konfuzius (551-479 v.Chr.), chinesischer Philosoph