Hallo,
ich sehe auch einen ganz klaren Unterschied zwischen "einen gegebenen Befehl zu missachten" oder "in Ermangelung eines Befehls selbstständig zu handeln".
Man muss hier auch mal die Kirche im Dorf lassen, was ist denn die Anfrage bei der Polizei nach dem Einsatzort für eine Maßnahme. Es ist doch ein reiner Informationsgewinn, der auch keine negativen Auswirkungen auf den Einsatzablauf hat.
Daraus muss man nicht gleich Insubordination herleiten. Natürlich kann man nachher vernünftig darüber sprechen und der Einsatzleiter kann auch zukünftig dieses Vorgehen der Einsatzkraft verbieten. Dann aber bitte auch mit einer vernünftigen Begründung und nicht "Kraft seines Willens". Sorry, aber so führt man heute weder Personal noch Einsatzkräfte.

Wenn ich dann noch höre "bei uns wird man dann aber direkt beurlaubt", dann frage ich mich schon auf welcher Grundlage dies passieren soll. Auch in der freiwilligen Feuerwehr ist i.d.R. das Disziplinarrecht des Beamtentums des jeweiligen Bundeslandes in der für die Organisationstruktur angepassten Form anzuwenden. Wenn ich da jmd. gegen seinen Willen suspendieren, beurlauben oder ausschließen etc. und nicht dafür später vor dem Verwaltungsgericht gefressen werden möchte, dann muss ich mich an den richtigen Ablauf des Disziplinarverfahrens richten und sollte schon recht gute Gründe und Argumente haben. Sprich als Einsatzleiter muss ich mich dann auch vernünftig erklären und meine Handlungsweise rechtfertigen können. Ein "Ich will das aber so" reicht da nicht.

Ich pflege auch einen gewissen Führungsstil und je nach Situation ist meine Befehlsgebung eindeutig ohne Interpretationsspielraum und manchmal auch recht offen. Immer pragmatisch orientiert am Einsatzziel, der Gefährdung und auch auf die jeweilig unterstellte Einsatzkraft abgestimmt. Es läuft natürlich nicht immer alles rund, dann wird ggf. direkt eingegriffen und auch anschl. in der Einsatznachbesprechung darüber gesprochen. Hin und wieder kriegt auch mal einer im Einzelgespräch was "auf die Ohren". Dann aber vernünftig begründet und auch so, dass derjenige nicht nur anschl. auf mich sauer ist oder die Brocken hinschmeißt, sondern seinen Fehler auch einsehen kann. Was soll ich sagen, es funktioniert.
Was macht mich denn zur Führungskraft; ich habe ein paar Wochen die Schulbank gedrückt und einige Prüfungen bestanden. Einige Jahre Einsatzerfahrung kommen noch hinzu, die haben auch Andere. Aber entgegen der weitläufigen Meinung kann ich z.B. immer noch nicht im Brandrauch ohne PA dank Kordelatmung überleben oder dank Funktionsweste übers Wassers laufen. Deswegen hoffe ich, dass mir meine Mannschaft nicht nur wegen meiner schicken Accessoires an der Einsatzkleidung oder der Angst vor Repressalien im Einsatz folgt sondern aus Respekt und Vertrauen zur mir. Umgekehrt kann sich die Mannschaft auch meines Vertrauens und Respekts sicher sein.

Bis dann

Dominic