Hallo!

Zitat Zitat von Etienne Beitrag anzeigen
wer kann mir einfach aber auch anschaulich und verständlich erklären warum man mit einer Lamda 1/4 Antennen einen guten Empfang hat.
Es geht mir darum warum keine Lamda oder Lamda 1/2 Antenne? Ist das eine Lamda 1/4 nur ein Kompromiss?
Zwei Antworten hast du ja schon, welche mir aber nicht ganz gefallen, daher mein Senf dazu:

Was Josh sagte verfälscht die Wahrheit ein wenig, um nicht sagen zu müssen "falsch!".

Ein Lambda/4 Strahler hat bezüglich seines Wirkungsgrades keinerlei Nachteil oder Vorteil gegenüber einem Lambda/2 Strahler. Beide liefern einen "Gewinn" von 0dBD.

Von der Leistungsfähigkeit macht es also absolut keinen Sinn eine Lambda/2 Antenne statt einer Lambda/4 auf ein Auto oder einem Handfunkgerät zu setzen. Vom Wirkungsgrad gibt es keinen Unterschied.
Eher kontraproduktiv wäre eine Lambda/2 oder gar eine Ganzwellenantenne im Mobilfunk, weil man sich vor vielen Jahrzehnten entschieden hat generell Antennenkabel und Funkgeräte auf assymetrische und auf 50 Ohm harmonisierte Koaxialleitungen an zu passen.

Will man nun eine Antenne da dran hängen, muss man diese wahlweise über eine Anpasschaltung (Impedanztransformation) anpassen, oder eben an einem Punkt die Antenne einspeisen, wo sie gerade eine Impedanz von 50 Ohm hat(Gammamatch).

Bei einer Lambda/2 liegt dieser Punkt nun dummer weise in der Mitte, was bei vertikaler Polarisation etwas dumm ist.
Gerade bei endgespeißten Antennen für Fahrzeuge oder tragbare Geräte (gab es alles bereits in den Anfängen der Funktechnik) hat sich die Anpass-Schaltung als Schwachstelle erwiesen. Denn beim senden kann man da schnell auf HF-Spannungen von dreistelligen Volt kommen.

Ein Lambda/4 Strahler der senkrecht auf einer ausreichend großen Bezugsfläche steht, hat bereits 50 Ohm Impedanz - und eben von Wirkungsgrad her _KEINEN_ Unterschied.

Lambda/1 Antennen sind noch wesentlich kritischer (hochohmiger) so das man eine Anpass-Schaltung bräuchte, die problemlos einige tausend Volt (auch wenn nur ein HFG mit 1W oder 2,5W drann hängt) unter allen Betriebsbedingungen (Feuchtigkeit/Nässe/Fehlanpassung) zurecht kommt.

Du hängt vielleicht in der Vorstellung fest, das eine Lambda/4-Antenne ja nur halb so groß ist wie ein Dipol. Aber das Täuscht:
Eine Lambda/4-Antenne _IST_ ein Dipol, denn sie benötigt zwingend eine Bezugsmasse die deutlich größer sein muss als ein theoretischer zweiter Dipolschenkel.
Darum funktionieren KFZ-Antennen wie z.B. Magnetfußantennen nicht, die man einfach auf die Fensterbank oder einem normalen Fußboden stellt.
Es ist halt nur eine halbe Antenne - da fehlt eben zur Funktionsfähigkeit noch etwas metallisches drunter was annähernd ein Auto ersetzt....oder eben ein Auto..:-)

OK...schwenken wir noch kurz zum Thema Handfunkgeräte:
Auch hier sind Lambda/4 Antennen die Norm, wobei allerdings die Bezugsmasse Probleme macht, also für Verluste im Wirkungsgrad sorgt.
Die Bezugsmasse bildet sich komplex und Dynamisch aus HFG-Masse und kapazitiver Kopplung zu allem leitfähigen in der Nähe, beispielsweise der eher schlecht leitende Körper des Funkers über seine Hand, in der die Handfunke gerade gehalten wird.

Daher gab es im Laufe der Geschichte der Handfunkgeräte immer wieder Versuche und teilweise auch Serienmodelle von Lambda/2 Antennen, die ihr Bezugspotential als Dipole ja schon "eingebaut" haben.
Diese Bestrebungen kamen phasenweise bei vielen Herstellern, angefangen von Telefunken/AEG über SEL, Teletron, Bosch und zuletzt sogar Motorola.
Zu den MTS2010/2013 gab es z.B. als Sonderzubehör sündhaft teure Aufsteckantennen in Dipoltechnik.
Da führt einfach ein dünnes Koaxialkabel (RG316 oder dünner) vom HFG-Antennenanschluß bis etwa zur Antennenmitte, dort dann ein angedeuteter Miniaturbalun, und drumm herrum die Antennenwendel eben Labmda/4 nach oben und Lambda/4 nach unten ums Koaxialkabel gewickelt.

Es soll auch HFG-Dipolantennen gegeben haben die den unteren Schenkel als Sperrtopf ausgeführt haben.
Aber eines hatten Lambda/2 Antennen für Funkgeräten immer gemein: Sie waren deutlich teurer als Lambda/4 Standardantennen.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser