Hallo,

Ich versuche mich gerade mal auf den technisch aktuellen Stand beim digitalen Sprechfunk zu bringen und versuche weiter, Vorteile gegenüber dem analogem Sprechfunk zu finden. Dazu habe ich mich auf der Internetpräsenz der BDBOS mal umgeschaut und folgendes gefunden, wozu ich diverse Fragen habe:

Zitat Zitat von BDBOS *Ein gemeinsames Netz für alle BOS*
Alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) nutzen für die Sprach- und Datenkommunikation ein bundesweit einheitliches, flächendeckendes Netz. Die behördenübergreifende Kommunikation ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit und bietet erhebliche Vorteile bei der Einsatzorganisation und -steuerung.
In der analogen Technik gibt es doch ein flächendeckendes und bundesweit einheitliches Funknetz, die eine behördenübergreifende Kommunikation in gewissem Maße möglich macht oder habe ich hier etwas verpasst? Einen Vorteil in der Einsatzorganisation und -steuerung kann ich nicht feststellen, da ein Einsatz weitaus mehr abverlangt als reine Kommunikation.

Zitat Zitat von BDBOS *Abhörsicherheit*
Der Tetra-Standard beinhaltet als Sicherheitsfunktion bereits eine Luftschnittstellenverschlüsselung. Diese schützt den Übertragungsabschnitt zwischen mobilem Endgerät und Basisstation, gewährleistet jedoch keinen Schutz für die dahinter liegende Netzinfrastruktur. Aus diesem Grund wird der Funkverkehr beim Digitalfunk BOS noch durch den Einsatz einer speziellen Software verschlüsselt (sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung). Auch im internationalen Vergleich ist Deutschland mit dieser Lösung führend.
Eine Luftschnittstellenverschlüsselung ist im analogen Sprechfunk bekanntlich nicht möglich, jedoch in der digitalen Alarmierung via POCSAG. Auch hier wird eine End-to-End Verschlüsselung angwandt, wenn ich mich nicht irre. Würde nicht die Möglichkeit bestehen, den analogen Sprechfunk mit einfachen technischen Mittel bedingt abhörsicher zu machen? Ist es überhaupt von Nöten, den Sprechfunkverkehr abhörsicher zu machen? (ausgenommen sind Polizei und Rettungsdienst, wegen vertraulicher Daten)

Zitat Zitat von BDBOS *Einzelkommunikation*
Es kann gezielt mit einzelnen Teilnehmern ein Funkgespräch geführt werden, ohne dass dieses von anderen Teilnehmern mitgehört werden kann, da jedes digitale Gerät über eine individuelle Adresse verfügt.
Im analogen Sprechfunk gibt es doch den s.g. Sternverkehr. Bei dieser Kommunikationsart ist doch nur eine Kommunikation zwsichen Fahrzeug und Leitstelle möglich, richtig? Wenn ich mich nun nicht irre, sollten dann alle anderen Funkteilnehmer nichts von diesem Gespräch hören, oder? Ist es technisch nicht möglich, eine ähnlich Technik im 2-m Band für Handfunkgerät zu schaffen? Hierzu schreibt die BDBOS:
Zitat Zitat von BDBOS
Eine Beschränkung des Teilnehmerkreises ist technisch nicht möglich. Alle Nutzer eines Funkkanals können sämtliche Funkgespräche mithören (offener Funkkanal).
Siehe dazu meinen vorherigen Text.

Zitat Zitat von BDBOS *Gruppenkommunikation*
Neben der Kommunikation innerhalb einer statischen Teilnehmergruppe ist es möglich im Bedarfsfall - etwa bei einer Großschadenslage - Teilnehmer verschiedener Gruppen - auch BOS-übergreifend und großräumig zusammenzuschalten.
Auch hier stellt sich mir wieder Frage, ob dies nicht auch mit der herkömmlichen Technik möglich wäre. Man kann doch verschiedenen Gruppen durchaus verschiedene Kanäle zuweisen und diese dann nutzen, oder nicht? Zumindest ist mein Ausbildungsstand so. Die BDBOS schreibt folgendes dazu:
Zitat Zitat von BDBOS
Das einsatzbezogene Zusammenschalten verschiedener Benutzergruppen ist zentralgesteuert nicht möglich.
Leitstellen können doch entsprechende Funkverkehrskreis freischalten bzw. zuschalten oder nicht?

Zitat Zitat von BDBOS *Kapazität*
Die Funkkanäle sind nur dann belegt, wenn sie tatsächlich genutzt werden.
Sind sie in der analogen Technik doch auch nur dann, wenn ein Träger gesetzt wird bzw. Sprechfunkverkehr stattfindet, richtig? Mal ausgenommen von Überreichweiten, Störsendern usw. Wäre es technisch nicht möglich, die s.g. Störsender wie z.B. ausländische Fernsehrsender zu unterdrücken bzw. zu filtern? Hier schreibt die BDBOS:
Zitat Zitat von BDBOS
Jeder Kanal beansprucht permanent eine eigene Frequenz. Auch wenn nicht gesprochen wird, kann diese nicht von anderen Bedarfsträgern genutzt werden. Deswegen kommt es bei Großschadenslagen regelmäßig zur Überlastung und zu Engpässen bei Funkkanälen.
Beansprucht der Digitalfunk etwa keine permantenten Frequenzen?

Zitat Zitat von BDBOS *Datenübertragung*
Der Digitalfunk BOS ermöglicht einen Zugriff auf Datenbanken der BOS und die Übertragung von Daten (Bilder und Texte), zum Beispiel für Fahndungsabfragen.
Eine Datenübertragung findet in anlogen Sprechfunk doch auch statt in Form von FMS-Staten, FMS-Textübertragungen oder der POCSAG-Alarmierung. Gibt es keine Möglichkeit, eine Textübertragung via FMS zu verschlüsseln? Denn die BDBOS schreibt zum Anlogfunk:
Zitat Zitat von BDBOS
Im analogen Funkverkehr ist der Zugriff auf Datenbanken nicht möglich. Die Übertragung von Daten ist nur sehr eingeschränkt möglich.

Zitat Zitat von BDBOS *Notruftaste*
Alle digitalen Funkgeräte sind mit einer Notruftaste ausgestattet. Durch das Drücken der Notruftaste wird eine Sprechverbindung mit Vorrang vor allen anderen Teilnehmern aufgebaut. Auf diese Weise können Meldungen sofort an die Leitstelle oder weitere Notrufziele weitergeleitet werden. Verfügen die Funkgeräte zusätzlich über einen "GPS" –Empfänger, kann der Hilfesuchende seine genaue Position übermitteln.
Ist doch nichts neues! Jedes Funkgerät mit FMS-Statusgeber ist in der Lage einen Notruf auf Tastendruck auszusenden, richtig? Wäre es auch hier nicht möglich, dass Ganze im Bedarfsfall mit einem GPS-System zu verknüpfen um dann ggf. den genauen Standort zu übermitteln? Hier schreibt die BDBOS:
Zitat Zitat von BDBOS
Analoge Geräte verfügen nicht über eine Notruftaste
Ein wirklichen Vorteil kann ich bisher nicht wirklich erkennen. Zumal viele Einsatzkräfte eine neue Schulung im Umgang mit den Geräten machen müssen. Der Anwenderkreis im Bereich Feuerwehr, Rettungsdienst und KatS ist relativ groß, deshalb nehme ich an das die Ausbildung aller Kräfte eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird.

Laut Aussage verschiedenenr Quellen steht die Einführung des Digitalfunks bevor bzw. ist schon geschehen. Warum werden aber immer noch Einsatzkräfte mit der "alten" Technik ausgebildet, obwohl die neue Technik bereits vorhanden ist? Wieso wird in einem heutigen Sprechfunklehrgang nicht auf das Thema "digitaler Sprechfunk" eingegangen?

Sind die Kosten, die für das neue Funksystem entstehen, wirklich gerechtfertigt und sind die Unterhaltungskosten wirklich geringer als bei der bisherigen Technik?

Sehe ich es richtig, dass "neue Technik" immer ein gewisses Risiko von Ausfällen und Pannen mit sich bringt, die in kritischen Situationen durchaus böse Enden können? Ich will damit nicht sagen, dass der analog Funk ausfallsicher ist. Aber dennoch drängt sich mir diese Frage auf.

Macht es wirklich solch einen großen Sinn, ein neues System einzuführen, abertausende Endgeräte zu beschaffen und Basisstationen aufzubauen, obwohl ein recht funktionsfähiges und einheitliches System in Deutschland besteht?

Fragen über Fragen...

Gruß