Ursache unklar / Abiturklausuren fortgesetzt
Gas-Alarm in der Gesamtschule: 32 Kinder verletzt

Gütersloh(gl). So hatten sich die angehenden Abiturienten das nicht vorgestellt: Am Tag ihrer schriftlichen Prüfung erlebten die Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule gestern die komplette Evakuierung des Gebäudes. Rund 1270 Schüler mussten ihre Klassen wegen Gasgeruchs verlassen. 32 Kinder aus dem fünften und sechsten Schuljahr wurden wegen leichter Verletzungen an den Atemwegen behandelt.Es ist 11.50 Uhr, als bei der Feuerwehrleitstelle ein Anruf eingeht: beißender Gasgeruch in der Anne-Frank-Gesamtschule. Nach ersten Berichten von verletzten Schülern setzt die Feuerwehr das gerade erst ausgearbeitete Konzept "Massenanfall von Verletzten" ("Die Glocke" berichtete am Dienstag) in Kraft. Zehn Rettungswagen, zwölf Krankentransporter, acht Fahrzeuge der Feuerwehr und zahlreiche Polizei-Einsatzfahrzeuge eilen zum Einsatzort an der Düppelstraße. Zeitweilig sind rund 95 Kräfte verschiedener Hilfsorganisationen im Einsatz. Inzwischen haben Lehrer damit begonnen, die 1270 Schüler in Sicherheit zu bringen. Lehrkräfte wie Schüler berichten anschließend von chaotischen Szenen. Ein Abbruch der Abiturklausuren, an denen rund 20 Schüler sitzen, sollGrößtes Problem an diesem Mittwoch sind die Abiturklausuren, die gerade von rund 20 angehenden Abiturienten geschrieben werden. Ein Abbruch solle unbedingt vermieden werden, wie ein Lehrer sagt. Die eintreffenden Einsatzkräfte bestehen aber auf der vollständigen Evakuierung. Sofort werden vorsorglich Zelte als Sammelplätze für Verletzte aufgebaut. Sanitäter und Notärzte beginnen mit der Erstversorgung einiger Schüler, die über eine Reizung der Atemwege und Kreislaufprobleme klagen. 13 der insgesamt 32 verletzten Kinder werden nach Angaben der Polizei in mehrere umliegende Krankenhäuser gebracht. "Das war weniger schlimm, als es sich anhört", sagt ein Lehrer, der nicht genannt werden möchte. Unter vielen jüngeren Schülern habe sich Hysterie breit gemacht. Bei dem Gas könne es sich um Reizgas gehandelt haben, "wie es in kleinen Spraydosen erhältlich ist", vermutet der Pädagoge. Die Einsatzkräfte indes kommen der Ursache für den Geruch nicht auf die Spur. "Das Gas hat sich verflüchtigt", sagt Polizeisprecher Karl-Heinz Stehrenberg vor dem Schulgebäude. Harald Horstkötter von der Feuerwehr bestätigt nach Einsatzende: "Wir konnten nur noch einen schwachen Geruch feststellen." Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Für die Schüler gingen die Abiturklausuren nach Rücksprache mit ihnen und der Schulaufsicht in Detmold in der Sporthalle weiter.Hendrik Varnholt

Quelle: Zeitung "Die-Glocke" vom06.05.2004