"Hausgemachte Funk-Störungen

Ein Fernsehteam wird heute die vor zwei Wochen eingeweihte Rettungsleitstelle "Oderland" an der Heinrich-Hildebrand-Straße besuchen. Arbeitstitel der Reportage: Funk-Störungen bei der Feuerwehr. Vor allem die Feuerwehr-Chefs des Kreises Oder-Spree seien über die Kommunika- tionsprobleme mit der Leitstelle verärgert. Doch Helmut Otto, Frankfurts oberster Feuerwehrmann, hält gegen: "Die Kritik aus LOS ist aus fachlicher Sicht gerechtfertigt. Doch sie steht in keinem Zusammenhang mit der neuen Leitstelle."

Die Kritik kommt massiv: "Am Einsatzort müssen wir öfter nachfragen, was der Disponent sagt, hören manchmal nicht, wenn wir von der Leitstelle gerufen werden." Was Sven Majewski, der Schön*eicher Wehrführer, schildert, ist dramatisch - denn es kann dazu führen, dass die ehrenamtlichen Katastrophenhelfer nicht so helfen können, wie sie sollen. "Unter Umständen bringe ich meine eigenen Leute in Gefahr", sagt sein Woltersdorfer Amtskollege Ralph Utecht. Oft kämen auf dem Pieper nur Hieroglyphen an, beklagt Erkners Stadtwehrführer Frank May. Und der stellvertretende Feuerwehrchef von Fürstenwalde, Sandro Viehöfer, stimmt seinen Kollegen zu: "Die Qualität des Funkverkehrs zur Leitstelle ist schlechter geworden. Teilweise kann man sich nicht verständigen."

Was ist dran an der Kritik, dass es zwischen den Wehren in LOS und der vor zwei Wochen eingeweihten Regionalen Leitstelle "Oderland" nicht richtig funkt? Frankfurts Feuerwehr-Chef Helmut Otto kann die Verärgerung der Kollegen teilen, fügt jedoch an: "Die Kritik aus dem Landkreis Oder-Spree ist aus fachlicher Sicht gerechtfertigt. Doch sie steht in keinem Zusammenhang mit unserer neuen Leitstelle." Seit 15 Jahren, so Otto, sei das Funk-Problem - vor allem in den Sommermonaten - den Einsatzkräften, Wehrführern und Vertretern der Landkreise ebenso bekannt wie dem Potsdamer Innen-Ministerium. "Damals, Ende der 90er Jahre, wurde mit EU-Mitteln für die Rettungsfahrzeuge eine so genannte Gleichwelle aufgebaut. Doch gegen die Überreichweiten, in denen besonders polnische und ukrainische Sender den Empfang in unserer Region stören, sind wir machtlos. Aus Potsdam wurden unsere ständigen Anträge auf Überprüfung der zugeteilten Frequenz mit dem Hinweis abgelehnt, dass neue Frequenzen wegen bundesweiter Abstimmungen und internationaler Abkommen nicht möglich seien. "

Helmut Otto betont, dass der gestörte Funk schon seit Anfang der 90er Jahre kein Sicherheitsrisiko bedeutet. "Zur Verständigung kann man alle Möglichkeiten ausschöpfen. Notfalls hilft auch das Handy, um mit dem Einsatzleiter vor Ort zu kommunizieren."

Auch Torsten Walther, Leiter von "Oderland", kennt die Probleme. Sie hätten aber nichts mit der Zusammenlegung der Leitstellen zu tun, denn alle drei Regionen hätten ihre drei verschiedenen Funkkreise behalten. Die Verbindungen seien nur umgeschwenkt worden. Die Schwankungen in den Funkverbindungen haben verschiedene Ursachen, weiß auch Walther. Neben den Überreichweiten ("Wir empfangen sogar manchmal Sachsen"), gäbe es auch lokale Ursachen. So sei in Woltersdorf der Funkturm ausgefallen. Walther schließt mit Blick auf die Beschwerden den "subjektiven Faktor" nicht aus: "Jetzt muss alles schlechter sein, weil die Leitstelle in Frankfurt ist."

Experten bestätigen, dass es im Landkreis Oder-Spree seit Jahren Probleme mit dem analogen Funk gibt. Bereits lange vor Einweihung von "Oderland" habe der damalige Leiter der zuständigen Leitstelle in Beeskow, Hans-Dietrich Fuchs, immer wieder Beschwerden betroffener Feuerwehren annehmen müssen. Allerdings geschah sehr wenig. Der technisch miserable Zustand des analogen 4-m-Bandes im Bereich des Landkreses Oder-Spree sei somit hausgemacht.

Helmut Otto: "Eine endgültige Verbesserung der Kommunika- tion ist erst in zwei bis drei Jahren mit dem geplanten Digitalfunk wahrscheinlich. Alle vorherigen Investitionen sind zunächst kritisch zu überprüfen."

Auch Wolfgang Welenga, Chef des Stadtfeuerwehrverbandes, "will und kann nicht klagen." Um das Funk-Problem in den Griff zu bekommen, müsse man das Innenministerium "mehr in die Pflicht" nehmen.

Was aus Frankfurter Sicht aber moniert wird, bringt Karl-Heinz Winter, Wehrleiter in Lossow, so auf den Punkt: "In der neuen Leitstelle sitzen auch Ortsfremde. Die schickten uns dieser Tage zum Beispiel zu einem Brand nach Pillgram - obwohl die Lichtenberger viel näher dran sind." Aber manche Sorge sollte man wirklich noch unter dem Begriff Kinderkrankheiten einordnen. moz

Seit einiger Zeit wird die Einführung von digitalem Bündelfunk für Einsatzfahrzeuge diskutiert. Ein Zeitpunkt steht nach wie vor nicht fest. Man spricht von 2008. Allerdings gibt es enorme Diskussionen über die Finanzierung dieser Umstellung:

Die Ausstattung eines Fahrzeuges mit Digitalfunk beläuft sich auf ca. 3000 Euro. Damit wird das Einsatzfahrzeug in die Lage versetzt, am Digitalfunk teilzunehmen. Parallel dazu wird in der Übergangsphase der Analogfunk weiter zu betreiben sein, denn die Handgeräte werden per Stück je nach Ausstattung bis zu 1600 Euro (für ein Komfortgerät) kosten. Das Standardgerät dürfte bei etwa 1000 Euro liegen. Pro Fahrzeug würden bei vollständiger Umstellung mindestens vier dieser Geräte benötigt. Da die Finanzierung dieser Geräte noch nicht geklärt werden konnte, hat man in der ersten Kostenplanung vielerorts nur die Ausstattung für vorhandene Fahrzeuge berücksichtigt.



Mittwoch, 19. Juli 2006 (19:52) "
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