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Thema: (Digitalfunk) Hintergrundfragen und technischer Vergleich

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  1. #1
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    Hallo!

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Eine Luftschnittstellenverschlüsselung ist im analogen Sprechfunk bekanntlich nicht möglich, jedoch in der digitalen Alarmierung via POCSAG. Auch hier wird eine End-to-End Verschlüsselung angwandt, wenn ich mich nicht irre. Würde nicht die Möglichkeit bestehen, den analogen Sprechfunk mit einfachen technischen Mittel bedingt abhörsicher zu machen?
    Aber sicher ist eine End-to-End Verschlüsselung auch im analogen Sprechfunk möglich!
    Der Sprachbandinvertierung ist heute nicht mehr Up-to-Date, auch wenn moderne MBG's und nodernere Leitstellentechnik sowas schon seit Jahrzehnten eingebaut haben, aber nur selten von wenigen polizeilichen Einheiten wirklich genutzt wird.
    Bietet keinen ausreichenden Schutz - Soundkarte + Software reicht zum entschlüsseln, diverse Scannermodelle können das schon seit den 90'er Jahren (Invertierung wurde z.B. im C-Netz/Autotelefon verwendet).

    Heutiger analoger Stand währe AES/DES. Schlüsselfertige Systeme in Form von Optionsmodulen. Kann man in GP3x0 einbauen, und in MBG's dürfte das auch reinpassen, wenn ich das mal richtig gehört habe.
    DES wurde mal vor Jahren diskutiert, aber vom politischen Willen verdrängt. Schließlich wollte Politik Tetra.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Ist es überhaupt von Nöten, den Sprechfunkverkehr abhörsicher zu machen? (ausgenommen sind Polizei und Rettungsdienst, wegen vertraulicher Daten)
    Jain...
    Meiner Meinung nach brauchen Feuerwehren, THW usw. keine Verschlüsselung.
    Zumal jegliche Form der Verschlüsselung auch die Reichweite verringert:
    Ein geübtes Ohr kann eine verrauschte Sprechfunkdurchsage noch mit hoher Trefferheit interpretieren/verstehen. Wenn an dieser Stelle aber ein dummer (weil keine eingebaute Kreativität welche Intelligenz vorraussetzt) Decoderchip sitzt, hört er halt nur noch Daten, die nicht mehr ausreichen zur Decodierung.

    Andererseits gilt bei Verschlüsselung im BOS-Funk:
    Entweder alle oder keiner!
    Denn wenn Pol und RD sich verschlüsseln, die anderen BOS-Bereiche aber nicht, ist eine gegenseitige Kommunikation ohne technische Sonderlösungen nicht möglich.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Im analogen Sprechfunk gibt es doch den s.g. Sternverkehr. Bei dieser Kommunikationsart ist doch nur eine Kommunikation zwsichen Fahrzeug und Leitstelle möglich, richtig? Wenn ich mich nun nicht irre, sollten dann alle anderen Funkteilnehmer nichts von diesem Gespräch hören, oder?
    Na, da ist was anderes gemeint.
    Bei Sternverkehr verhält es sich wie folgt:
    Jedes Fahrzeug empängt im Oberband und sendet im Unterband - wie in UG/UbG üblich.
    Die Leitstelle sendet aber die Unterbandsignale nicht mehr auf das Oberband um.
    Somit hören alle Fahrzeuge nur noch die Leitstelle, nur Fahrzeuge untereinander können nicht mehr funken.
    Gleichwohl kann aber die Leitstelle alle Fahrzeuge auch "gleichzeitig" hören..:-)

    Was im Sinne von Tetra gemeint ist, ist eben das selbe als wenn ein Telefonat über Handy parallel zum Funk aufgebaut wird.
    Also ein virtueller Kanal auf dem nur zwei Funkgeräte sich exklusiv unterhalten können, ohne das irgendein anderer Funkteilnehmer mithören oder dazwischenlabern kann.

    Meiner Meinung nach kann das ja für spezielle Einsatzkräfte hilfreich sein. Denke da z.B. an Pol und Notarzt und die typischen Gespräche wofür seit Jahren Diensthandys verwedet werden.
    Aber anderseits rauben solche Einzelverbindungen Netzkapazitäten. Laufen mehrere solche "Telefonate" gleichzeitig in einer Zelle, ist das Netz schnell ausgelastet.
    Von daher sehe ich es schon kommen, das diese Funktion nur sehr eingeschränkt nutzbar sein wird.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Ist es technisch nicht möglich, eine ähnlich Technik im 2-m Band für Handfunkgerät zu schaffen? Hierzu schreibt die BDBOS: Siehe dazu meinen vorherigen Text.
    Sternverkehr? Freilich! Ein 2m Relais kann man genauso in Sternverkehr schalten wie 4m Relais.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Beansprucht der Digitalfunk etwa keine permantenten Frequenzen?
    Das ist eine Anspielung auf die verwendete Modulationsart TDMA.
    Zu deutsch Zeitmultiplex:
    Die Sprachdurchsage wird digitalisiert und komprimiert (gepackt) und in kleinen Paketen gesendet.
    Dadurch das die Daten komprimiert und mit einer hohen Geschwindigkeit übertragen werden, endstehen "Lücken" im Träger. In diesen Lücken können dann andere Funkteilnehmer quasi "gleichzeitig" über den selben HF-Kanal senden.

    Das ganze klappt aber nur, wenn eine übergeordnete Funkstation (Relais/Infrastruktur) das exakte Timing vorgibt. Im DMO-Modus kann das also nicht funktionieren.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Eine Datenübertragung findet in anlogen Sprechfunk doch auch statt in Form von FMS-Staten, FMS-Textübertragungen oder der POCSAG-Alarmierung. Gibt es keine Möglichkeit, eine Textübertragung via FMS zu verschlüsseln?
    Würde man das Protokoll anpassen währe das kein Problem.
    Weil wenn man davon ausgeht, das man bestehende Technik weiter nutzen und nur mit Zusatzhardware preiswert ergänzen wollte, müsste im FMS-Protokoll ein Unterscheidungsmerkmal definiert werden ob die empfangenden Daten nun als unverschlüsselt oder Verschlüsselt bearbeitet werden sollten.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Ein wirklichen Vorteil kann ich bisher nicht wirklich erkennen. Zumal viele Einsatzkräfte eine neue Schulung im Umgang mit den Geräten machen müssen. Der Anwenderkreis im Bereich Feuerwehr, Rettungsdienst und KatS ist relativ groß, deshalb nehme ich an das die Ausbildung aller Kräfte eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird.
    Das siehst du ganz richtig.
    Tetra ist "politischer Wille" der nix (bzw. nur sehr wenig) mit den realen Kommunikationsanforderungen der BOS zu tun hat.
    Das alles hätte man ohne viel Einschränkungen auch mit der Analogtechnik hin bekommen - zudem wesentlich preiswerter.
    Und statt alle BOS von Grund auf neu auszustatten, hätte es für eine analoge Lösung gereicht nur die eh schon veralteten Geräte zu ersetzen.
    Mir stehen die Haare zu Berge wenn ich heute noch vereinzelt Fug6 und Fug7 im BOS-Dienst sehe!
    Vor allem den Driss mit Wenigkanalgeräten. Seit den 70'er Jahren sollten nach und nach alle Wenigkanalgeräte durch Vielkanalgeräte ersetzt werden. Bis heute ist das noch nix flächendeckend geworden.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Laut Aussage verschiedenenr Quellen steht die Einführung des Digitalfunks bevor bzw. ist schon geschehen. Warum werden aber immer noch Einsatzkräfte mit der "alten" Technik ausgebildet, obwohl die neue Technik bereits vorhanden ist? Wieso wird in einem heutigen Sprechfunklehrgang nicht auf das Thema "digitaler Sprechfunk" eingegangen?
    Nunja, zumindest das 2m Band mit seinen Handfunkgeräten und DME-Netzen wird noch lange nach Tetra-Einführung weiter genutzt werden.
    Und bezüglich Tetra herrscht halt eine gewisse Unsicherheit.
    Die Ausbilder wissen die ganzen neuen Features die Tetra kann. Aber gleichzeitig ist bekannt, das in den meißten Landkreisen in der Infrastruktur kräftig gespart wird. Vielerorts wird es bei GAN1-2 bleiben, was von der Netzabdeckung in keiner Weise vergleichbar mit den aktuellen analogen Netzen ist. Ebenso werden vielerorts auch die Netzkapazitäten gering gehalten. Wieviel von den neuen Tetra-Features tatsächlich realität werden, wissen nichtmal die Funkausbilder.
    Klar ist nur eines: Viele Landkreise werden enttäuscht sein, wenn sie sehen was Tetra als "Parpaket" wirklich bringt - so im Vergleich zu bisherigen Analog-Funk.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Sind die Kosten, die für das neue Funksystem entstehen, wirklich gerechtfertigt und sind die Unterhaltungskosten wirklich geringer als bei der bisherigen Technik?
    Das Gegenteil ist der Fall.
    1.: Digitalnetze sind dann gut, wenn man in der Infrastruktur klotzt - und nicht kleckert.
    2.: Analoge Infrastruktur verursacht - alleine was Stromkosten - angeht, wesentlich weniger Kosten als digitale Infrastruktur. Von den Investitionskosten mal ganz zu schweigen...

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Sehe ich es richtig, dass "neue Technik" immer ein gewisses Risiko von Ausfällen und Pannen mit sich bringt, die in kritischen Situationen durchaus böse Enden können? Ich will damit nicht sagen, dass der analog Funk ausfallsicher ist. Aber dennoch drängt sich mir diese Frage auf.
    Siehst du richtig. Jede Art von "neuer Technik" verlangt nach _kompletter_ Technik und _kompletter_ Ausbildung. Und selbst dann kommt es in der Anfangszeit zu Fehlern und Pannen.
    Klar ist ein Tetra-Gerät anders zu bedienen als ein Fug8b. Das Haptproblem sehe ich aber in den Leitstellen. Wenn da die Disponenten nicht ausreichend gut ausgebildet und trainiert werden, sind Pannen an diesen Stellen am verherrensten.

    Zitat Zitat von Feuermelder Beitrag anzeigen
    Macht es wirklich solch einen großen Sinn, ein neues System einzuführen, abertausende Endgeräte zu beschaffen und Basisstationen aufzubauen, obwohl ein recht funktionsfähiges und einheitliches System in Deutschland besteht?
    Diese Frage währe beim Innenministerium goldrichtig.
    Hier wirst du nur sehen das es absolute befürworter und absolute Gegner gibt.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

  2. #2
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    08.01.2002
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    268
    Zitat Zitat von DG7GJ Beitrag anzeigen

    Bei Sternverkehr verhält es sich wie folgt:
    Jedes Fahrzeug empängt im Oberband und sendet im Unterband - wie in UG/UbG üblich.
    Die Leitstelle sendet aber die Unterbandsignale nicht mehr auf das Oberband um.
    Somit hören alle Fahrzeuge nur noch die Leitstelle, nur Fahrzeuge untereinander können nicht mehr funken.
    Gleichwohl kann aber die Leitstelle alle Fahrzeuge auch "gleichzeitig" hören..:-)
    Sternverkehr ist eine Verkehrsform. Diese sind nur von organisatorischen Bedingungen abhängige Verfahren der Nachrichtenübermittlung. Hat also nichts mit Technik zu tun! Also auch bei Sternverkehr ist es möglich, dass jeder jeden hört. Was du meinst ist wahrscheinlich der WzW-Betrieb, bei dem durch technische Maßnahmen temporär oder dauerhaft das Wiederaussenden im Oberband unterbunden werden kann.

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