Mal was Interessantes über Adalat
Bittere Pillen für süße Bilanzen
BAYER-Pharma-Politik im Kreuzfeuer
BAYER-Medikamente sind oft unnütz und machen krank. Manchmal bringen sie sogar den Tod. Die Triebfeder zur Entwicklung neuer Präparate ist der Gewinn. Die Unversehrtheit des Lebens und die Gesundheit bleiben dabei häufig auf der Strecke.
Von Hubert Ostendorf
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Vermehrter Herztod
Die BAYER-Forschung gilt als Erfinderin der sog. Kalziumantagonisten. Mit dieser Substanzklasse hat man sich ein weites Therapiespektrum erschlossen. Angefangen beim Kassenschlager ADALAT, das als Herztherapeutikum in vielen Variationen vorliegt, bis hin zur neuesten Variante NIMOTOP S, einem Mittel gegen Altersdemenz. Wenn von großen Forschungsanstrengungen die Rede ist, darf nicht übersehen werden, daß ein wesentlicher Teil dieser Anstrengungen nur dazu unternommen wird, neue Indikationsgebiete für alte Substanzen durch die systematischen Erforschung aller Wirkungen eines bereits auf dem Markt befindlichen Mittels zu entdecken. So fanden BAYER-Forscher heraus, daß die Substanz von ADALAT, Nifidipin, nicht nur koronar-
schützend, so die offizielle Lesart, sondern auch blutdrucksenkend wirkt. Was liegt also näher, ADALAT als Blutdrucksenker (Antihypertonikum) anzupreisen. Ein altes Mittel für eine neue Therapie ohne erneutes Zulassungsverfahren. Warum nicht?
Noch im August 1995 warnten die US-Gesundheitsbehörden vor der Einnahme des BAYER-Kassenschlagers ADALAT und anderer kurzwirkender sog. Kalziumantagonisten. Eine Studie, die eine erhöhte Sterberate bei PatientInnen, die Medikamente dieser Wirkstoffgruppe einnahmen, zutage förderte, hatte international für riesiges Aufsehen gesorgt (SWB berichtete). Nun soll die ganze Aufregung umsonst gewesen sein. Ein Ausschuß der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA hat unlängst die Empfehlung ausgesprochen, ADALAT und andere Kalziumantagonisten wie bisher einzusetzen. Der Ausschuß war mit "hochrangigen Experten" besetzt, heißt es, darunter auch Abgesandte von BAYER. Ausschlaggebend für die Entscheidung der FDA- Kommission, ADALAT führe nun doch nicht zum vermehrten Herztod, waren Angaben von BAYER. Der Konzern stellte hauseigene (geschönte?) Daten von über 90.000 PatientInnen, die weltweit an Nifidipin-Studien teilgenommen haben, zur Verfügung. Letzte Sicherheit solle eine neue sog. "Insight-Studie" bringen, bei der 6.000 Menschen alternativ mit Nifidipin und anderen (bewährten) Substanzen behandelt werden. Glaubt man den Ergebnissen des ADALAT-Kritikers Prof. Bruce Psaty (und was, außer den BAYER-Angaben spräche dagegen) müßten die 6.000 Versuchspersonen (und die Millionen PatientInnen, die weltweit nach wie vor mit ADALAT behandelt werden) nun ein 60 % höheres Risiko haben, dem Herztod zu erliegen. Fazit: Um den Absatz von ADALAT nicht zu gefährden, scheint jedes Mittel recht.
Übrigens: Der in ADALAT benutzte Lichtschutzfaktor Gelborange S wird in mehreren Studien als krebserregend eingestuft. Statt die Substanz einfach gegen das harmlose und gleichfalls wirksame Beta Carotin auszutauschen, wie es alle Generica-Hersteller tun, führte BAYER eine Gegenstudie ins Feld, die die angebliche Harmlosigkeit vion Gelborange S beweisen sollte. Nach dem Motto: Wir können doch nicht zugeben, daß in dem einst meist verkauften Medikament der Welt ein bedenklicher Stoff verwendet wurde.
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Quelle: www.cbgnetwork.org