Eine enttäuschende Testwoche... - Teil 1
Hallo zusammen,
in den letzten Tagen stand mir ein 935er mit der FW 3.54 zum Testen zur Verfügung. Mein Urteil fällt leider nicht sehr positiv aus. Der nachfolgende Text ist sicherlich lang, soll aber den ein oder anderen Kaufinteressenten davor bewahren, einen Fehler zu begehen:
Die Probleme begannen bei mir bereits beim spürbar schlechteren Empfang im direkten Vergleich zu einem 925er. In guten Empfangslagen gab es keine Probleme, in kritischen Indoor-Bereichen jedoch löste der 25er zuverlässig und mit vollständigem Text aus, während der 35er so manche Wünsche (und Zeichen) offen ließ. Teilweise empfing ich gar keinen Text.
Hier hätte ich gerne einen zweiten 35er zum Vergleich und um auszuschließen, dass beim vorliegenden Gerät ein Fehler vorlag. Jedoch ist vermutlich jedem verständlich, dass ich mir einen eigenen 35er nach diesen Erfahrungen nicht zulegen werde (wer mir aber einen für ca. eine Woche für solche Zwecke leihen könnte, der kann sich gerne per PN melden, es wäre sicherlich fürs ganze Forum interessant…).
Da ich in diesem Thread jedoch schon einmal gelesen habe, dass jemand mit einem 35er schlechtere Auswerteeigenschaften im Vergleich zu einem 25er feststellte, gehe ich davon aus, dass es sich um ein generelles Problem handeln könnte, welches erst auffällt, wenn man in kritischen Empfangslagen auswertet. Das ist bei mir der Fall gewesen.
Über diesen absoluten Kardinalfehler hinaus, sind mir einige andere Ungereimtheiten aufgefallen. Manche Funktionen erscheinen entweder nicht praktisch oder nicht durchdacht und gar nicht ausgereift.
Das beginnt dabei, dass man maximal 128 Fix-Texte vergeben, jedoch insgesamt 256 Adressen programmieren kann. Abhilfe soll hier die neue Funktion der „RIC-Bezeichnung“ schaffen, die man für jede Unteradresse einer RIC vergeben kann.
Die RIC-Bezeichung darf jedoch maximal ACHT Zeichen lang sein und wird im Melder dann in der Statuszeile, in der sich auch der Zeitstempel befindet, angezeigt. Hier eine Veranschaulichung:
Datum Uhrzeit RIC-BEZEICHNUNG
FIX-TEXT
Meldungstext
Beispiel:
23.01. 17:00 EINSATZ
FLORIAN MUSTERSTADT
VU_KLEMM, Dorfstraße 1, Musterstadt, Person klemmt
Das erste Problem hat man damit, dass die RIC-Bezeichnung wie gesagt maximal acht Zeichen lang sein darf. Nun kann man alles irgendwie abkürzen, das weitaus größere Problem ist, dass die Statuszeile beim Eintreffen eines neuen Alarms NICHT sofort angezeigt wird. Der Melder scrollt automatisch bis zum Fix-Text nach unten, der Fix-Text stellt die erste Zeile im Melder dar! Hier wieder unser Beispiel:
23.01. 17:00 EINSATZ <- oberhalb der ersten im Melder angezeigten Zeile (nicht sichtbar!)
FLORIAN MUSTERSTADT <- erste im Melder angezeigte Zeile
VU_KLEMM, Dorfstraße 1, Musterstadt, Person klemmt
Was muss ich also beim Eintreffen eines Alarms machen? Ich muss erst eine Zeile nach oben scrollen, um die RIC-Bezeichnung zu sehen, und dann wieder nach unten scrollen, um die Meldung vollständig lesen zu können! Wer dazu Abhilfe in der PSW findet – bitteschön, immer her mit den Tipps. Aber ich habe nichts gefunden.
Besonders kurios ist, dass wenn man dann eine bereits gelesene Meldung noch einmal im Speicher nachliest, die Status-Zeile plötzlich die erste angezeigte Zeile darstellt (man muss nach dem Öffnen der Meldung nicht erst nach oben scrollen) – so, wie es IMMER oder zumindest bei Alarm sein sollte! Aber nein, wenn es wichtig ist, scrollt der Melder plötzlich nach unten. Unklar…
Doch es geht weiter. Eine nette Funktion ist das rote Farbe der LED-Hintergrundbeleuchtung bei Eintreffen eines Prioritätsrufes (einer mit Priorität programmierten RIC). Alles gut und schön, doch sobald das Alarmmuster dieses Prioritätsrufes vollständig abgespielt wurde, fällt der Melder auf die normale gelbe Displaybeleuchtung zurück! Erst wenn deren Timeout abgelaufen ist, leuchtet das Display wieder rot. Eine vollkommen unlogische Verhaltensweise. Priorität -> wichtig -> rot. Und zwar immer, und nicht mal zwischendrin wieder so, als ob nichts wäre (mal salopp ausgedrückt)!
Damit kommen wir zum nächsten Problem. Die Alarmwiederholung bei nicht bestätigter Meldung. Eh und je war es so, dass das zuletzt empfangene Alarmmuster einfach noch einmal komplett abgespielt wurde. Jetzt nicht mehr. Das Alarmmuster wird nur noch EIN MAL als Erinnerung abgespielt. Beispiel:
Programmiertes Alarmmuster:
AAAABBBB – 10 Wiederholungen
Verhalten 25er: Alarm trifft ein -> Alarmmuster wird 10 Mal abgespielt -> nach abgelaufenem Wiederholungs-Timeout erneut 10-maliges Abspielen des Musters
Verhalten 35er: Alarm trifft ein -> Alarmmuster wird 10 Mal abgespielt -> nach abgelaufenem Wiederholungs-Timeout wird das Muster nur noch 1 (EIN) Mal abgespielt!
Auch das wäre gerade noch so ok, wenn wenigstens bei einem Prioritätsruf die Alarmtonwiederholung vollständig erfolgen würde. Aber auch in diesem Fall ist außer einem „Minipiep“, so nenne ich die einmalige Wiederholung des Musters jetzt in Anlehnung an die Motorola Skyfire/Firestorm-Baureihe mal, nichts zu hören. Für mich ist das wieder einmal unverständlich. Ich bin nicht so krank, dass ich meinen Melder immer am Gürtel trage. Er liegt auch mal im Schlafzimmer, weil ich ganz genau weiß, dass ich ihn dort höre, selbst wenn ich gerade mal kurz zur Tür raus bin, um die Post zu holen, registriere ich bei meiner Rückkehr spätestens die Alarmtonwiederholung. Ist diese aber nur noch so extrem kurz, wäre ich mir dessen nicht mehr so sicher…
Natürlich kann ein als endlos programmiertes Alarmmuster hier Abhilfe schaffen. Aber sorry, das ist für mich nicht mehr als ein nicht akzeptabler Workarround. Endlos heißt (zumindest beim 25er, beim 35er habe ich es nicht getestet) nämlich auch wirklich endlos, und wenn ich gerade mal nicht zu Hause bin, werden sich die Nachbarn bei dünnen Wänden dann besonders freuen (und der Lautsprecher nach stundenlangem Dauerpiepen sicher auch).
Auf eine weitere Unlogik möchte ich auch noch eingehen. Das ist die Vibrations-Funktion. Beim 25er war diese nicht separat schaltbar, sondern hat sich aus dem gewählten Alarmierungsmodus ergeben (keine Vibration im Lautlos-Modus (Alarmierungsmodus „aus“) außer bei Prioritätsruf).
Nun hat man ein Extra-Menü für den Vibrator, dort kann man diesen zusätzlich zum gewählten Alarmierungsmodus (nun „laut, leise, diskret, stumm“) zuschalten. Das klingt erstmal schön, heißt aber in der Praxis, dass der Vibrator selbst im Lautlos-Modus (nennt sich jetzt „stumm“, beim 925er wie gesagt „aus“) entweder IMMER AN oder IMMER AUS ist. Bei jeder RIC. Also: Selbst bei einer „normalen“ RIC vibriert der Melder, wenn der Vibrator auf „ein“ gestellt ist, und selbst bei einer Prioritäts-RIC vibriert der Melder NICHT, wenn der Vibrator auf „aus“ gestellt ist.
Aus diesem Verhalten ergibt sich im Vergleich zum 25er ein Geschwindigkeitsnachteil. Denn noch immer ist es so, dass ein Prioritätsruf im Lautlos-Modus zunächst zehn Sekunden schweigt, bevor das Ton-Muster dann laut abgespielt wird. Erstens habe ich noch nie verstanden, warum das so ist, denn Priorität heißt für mich nach wie vor „wichtig“ und dann darf der Melder auch sofort zu schreien beginnen, zweitens war es beim 25er dann aber wenigstens so, dass er bei normalen RICs nicht, beim Eintreffen eines Prioritätsrufes dafür SOFORT vibriert und nach zehn Sekunden auch laut alarmiert hat. Und durch das Vibrieren war man im Prinzip sofort vorgewarnt (und man konnte damit auch filtern: „Info-RIC“ -> lass mich in Ruhe, ich lese später, „Alarm-RIC“ -> alarmiere mich „heimlich“ vibrierend bzw. wenn ich nicht bestätige laut).
Aufgrund der beschriebenen Verhaltensweise beim 35er vibriert dieser jetzt entweder IMMER, also auch bei den unwichtigen „Info-RICs“ (das beschriebene „Filtern“ wäre nicht mehr möglich), oder gar nicht. Letzteres würde bei einem Prioritätsruf heißen, dass der Melder erstmal sinnlos zehn Sekunden GAR NICHTs macht außer blinken (wer schaut aber schon ständig aufs Display), bevor er dann wenigstens den Ton abspielt… Zehn verlorene Sekunden.
Das war unter Umständen jetzt nur schwer zu verdauen. Verdeutlichen wir diesen Nachteil daher noch einmal an einem Beispiel: Wir haben einen fleißigen Arbeiter, der den ganzen Tag ölige Hände hat und mit Gehörschutz arbeitet. Er hat auf seinem Melder ein paar „Info-RICs“ und eine wirklich wichtige „Alarm-RIC“, letztere ist mit Priorität programmiert. Er kann seinen Melder nicht hören, denn er trägt ja Gehörschutz, also ist er auf die Vibration angewiesen.
Besitzt er einen 25er, so kann er seinen Melder beruhigt auf lautlos stellen und er wird unseren Arbeiter nicht erschrecken, wenn eine „Info-RIC“ einläuft. Nur bei einer „Alarm-RIC“ beginnt die Vibration und der Arbeiter weiß sofort Bescheid, dass es ernst wird.
Nun hat man dem Guten einen 35er als „Upgrade“ geschenkt. Was wird passieren? Er wird die Vibration wieder einschalten müssen und bei JEDER, auch bei der „Info-RIC“, erschrecken, denn der Melder vibriert nun wirklich IMMER. Zudem darf er jetzt jedes Mal die Arbeit unterbrechen, zum Waschbecken rennen und sich die Hände waschen, bevor er den Melder bestätigen kann. Stellt er jedoch die Vibration aus, dann wird der Melder für ihn sinnlos – denn selbst bei der Prioritäts-RIC vibriert und nichts, und dass der Melder dann nach zehn Sekunden piepst nützt unserem Arbeiter nichts, denn er hat ja Gehörschutz auf…
Abhilfe könnte hier meiner Meinung nach ein zusätzlicher Menüpunkt im Vibrator-Menü namens „Ein bei Priorität“ schaffen. Warum kommt man auf sowas nicht selber?
Eine enttäuschende Testwoche... - Teil 2
Ich bin mir sicher, dass man meine Ausführungen durchaus noch fortführen könnte. Doch die genannten Gründe waren für mich Hauptargumente, auf diesen Melder zu verzichten.
Ich lasse mich gerne korrigieren, wenn ich irgendwo falsch liege. Und ich bitte auch um Hinweise, wenn Swissphone durch Firmware-Updates Abhilfe schafft oder bereits geschaffen hat, ich weiß ja nicht, was die aktuelle FW-Version ist. Doch alleine dass man einen Melder mit den genannten Schwächen in der mir vorliegenden FW auf den Markt gebracht hat, ist für mich unverständlich. Wer bitte sitzt bei Swissphone und entwickelt die Geräte? Wer denkt hier nicht weit genug nach? Ich muss inzwischen an der Qualitätsschmiede Swissphone zweifeln. Mir erscheint, als liegt der Fokus nur noch auf dem Verkauf verschlüsselter Netze, in denen man dann sowieso auf Swissphone-Melder angewiesen ist – egal wie gut oder schlecht sie sind. Das Entwickeln eines Melders ist nur noch notwendiges Übel. Wenn ich von einem Kollegen höre, wie engagiert und umsichtig Oelmann sich im Umgang mit Kundenwünschen zu zeigen scheint und auch in Sachen Bedienerfreundlichkeit inzwischen glänzt, frage ich mich echt, ob man dort Swissphone nicht einen Schritt voraus ist. Oder zwei.
Fazit:
Der 935er erscheint mir nach dem NEO.S-Debakel und der damit verbundenen Ohrfeige für Swissphone ein weiterer Schnellschuss zu sein, um gegen den Konkurrenten Oelmann mit seinem Flaggschiff LX8 in Sachen RIC-Anzahl mithalten zu können. Man wollte schnell aufschließen. Doch der Melder ist alles andere als ausgereift. Neue Funktionen sind nicht so mächtig und nützlich, wie sie sein könnten, wenn man sie richtig durchdacht hätte (einige Beispiele habe ich genannt). Die meiner Meinung nach unübersichtliche und langsame PSWplus bietet zwar ein paar neue Konfigurationsmöglichkeiten, doch das macht man sich an anderer Stelle wieder zunichte (Bsp: Bei den Alarmmustern können jetzt acht statt bisher drei verschiedene Töne miteinander kombiniert werden, dafür kann man deren Frequenz aber nicht mehr frei Hand eingeben, sondern muss aus einer vorgegebenen Liste wählen). Die Menüführung des Melders kann man mit der PSWplus zwar aufwendig und zeitraubend individualisieren, jedoch erscheint sie mir auch dann noch immer nicht logisch. Ich kam bis zum letzten Testtag mit der Bedienung nicht so gut klar wie bei meinem 925er.
Dass der Melder ein Schnellschuss ist, bestätigt sich für mich auch beim Blick in die von Tippfehlern glänzende Hilfe der PSWplus. Dort spricht man von einer Meldungsausgabe, die der Melder hat. Hat er aber nicht (ebenfalls ein gravierender Nachteil zum 925er). Ich kann dazu nur sagen: Erstens ist es peinlich, von etwas zu schreiben, dass es gar nicht gibt, zweitens gibt das Anlass zu der Überlegung, ob eine Meldungsausgabe vielleicht sogar einmal geplant war, dann aber nicht umgesetzt werden konnte – vielleicht weil man den Melder unbedingt mit 64 RICs (in meinen Augen sein einziger Vorteil) ausstatten wollte und dann kein Platz mehr für andere Funktionen war? Musste vielleicht deswegen auch an den Fix-Texten gespart werden? Hat man sich an einen runden Tisch gesetzt und überlegt, was man alles streichen muss, um die 64 RICs umsetzen zu können? Ich könnte es mir durchaus vorstellen… Hauptsache man kann jetzt ein Startbild in den Melder laden – das ist wichtig!
Vielleicht wollte man letztendlich auch einfach nur mal was Neues rausbringen. Und um jeden Preis irgendwas anders machen. Warum vertauscht man sonst die Funktionen der Scroll-Tasten am Melder im Vergleich zum 925er? Gelangte man bei diesem durch langes Drücken der oberen Scroll-Taste ins Menü, so muss man sich beim 935er jetzt umgewöhnen und die untere Scroll-Taste benutzen. Eine „Einfachbedienung“ gibt es sowieso nicht mehr. Swissphone, ich verstehe euch nicht.
Und ich verstehe auch eure Test-Philosophie nicht mehr. Soweit ich mich erinnern kann, kamen früher auch die Leute, die wirklich alles aus einem Melder rausholen können, an Testgeräte (ohne dass es an die große Glocke gehängt wurde, so wie es sein soll). Und aus deren Erkenntnissen wurde man schlau. Heute gibt man Testgeräte in der Regel nur noch an die entsprechend autorisierten Stellen der Gemeinden, die an einem Kauf interessiert sind. Ob dort immer die fähigsten Leute sitzen, bleibt zu klären… Würdet ihr das überdenken, könntet ihr euch vielleicht auch die hohe (und peinliche) FW-Update-Frequenz sparen, die ihr zurzeit fahren müsst, weil die „Profi-Nutzer“ erst dann an ein Gerät kommen, wenn es bereits veröffentlicht wurde…. Und diese Profis, die den vollen Preis hingeblättert haben, missbraucht ihr dann im Nachgang als Testobjekte für Geräte mit Kinderkrankheiten. Es ist traurig, Swissphone.
MfG
Max