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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BOS-Funkgeräte vertreiben



MP24
11.03.2016, 17:41
Liebe Forengemeinde.


Ich habe eine Frage, die ich mal in den Raum stellen möchte. Ich muss dazu sagen, ich habe nicht viel Ahnung vom Thema Funk, ich habe mal einen Lehrgang zum Thema Funk während meiner Ausbildung teilgenommen, dort ging es jedoch mehr um technische Details und Basiswissen BOS-Funk.

Ich betreibe eine kleine Firma, die auf den Vertrieb von Rettungsdienst- und Notfallequipment spezialisiert ist. Im Zuge einer Erweiterung kam mir der Gedanke auch ein paar HFG anzubieten. Jedoch kam mir der Gedanke, ob es dafür eine bestimmte Berechtigung erfordert, oder ob man einfach die Geräte erwerben und weiter verkaufen darf - ohne Einschränkungen.

Kann mir jemand sagen, ob es dazu irgendwelche Gesetze / Regelungen etc. gibt oder ob der Handel frei und unbegrenzt stattfinden kann?


Ich würde mich sehr über hilfreiche Antworten freuen und wie gesagt, ich bin in diesem Fachgebiet kein Profi!



Herzliche Grüße

Zentralist
12.03.2016, 13:17
Hallo,

Überleg doch mal, ob das wirklich Sinn macht. Aktuell findet in großen Teilen Deutschlands gerade die Einführung des Digitalfunks statt. Da siehst du ohne profunde Technikkenntnis kein Land. Und der Analogfunk ist sicherlich durch die bereits seit vielen Jahren agierenden Fachhändler mit den notwendigen Fachkenntnissen gut abgedeckt.

Gruß

Thomas

DG7GJ
16.03.2016, 16:42
Hallo!


Kann mir jemand sagen, ob es dazu irgendwelche Gesetze / Regelungen etc. gibt oder ob der Handel frei und unbegrenzt stattfinden kann?

Nicht mehr, leider!
Das hat schon seit Jahren einen immer weiter wachsendes Problem verursachst, welches du eventuell noch vergrößerst...oder zumindest könntest.

Ursprünglich gab es in vielen Ländern, beispielsweise in Österreich noch immer, ein recht zugeschnürrtes System.
Wo der Gesetzgeber oder seine Behörden gennau definiert hat wer welche Funkgeräte und sogar wo (Stadt...Bundesland) handeln durfte, und die Zugangshürden ziemlich hoch gehängt.

Heute hingegen reicht in Deutschland ein simpler Gewerbeschein, um neben anderen Sachen auch Funkgeräte verkaufen zu dürfen.
Fachwissen, eine entsprechende Ausbildung, oder Mindeststandard was Kentnisse und Werkzeug/Meßtechnik ist alles heute nicht mehr wichtig.

Das führt aber schon seit jahren zu dem Effekt das immer mehr Händler sich gegenseitig die Preise unterbieten, und so wenig Ahnung haben das sie nichtmal wissen können ob die Geräte die sie verkaufen ordnungsgemäß funktionieren.
Für die allermeißten dieser Händler sind Funkgeräte nix anderes als Konsumgüter...Paket vom Zulieferer umpacken, Rechnung/Lieferschein reinlegen, zukleben und zum Kunden schicken.

Im Betriebsfunk führt das regelmässig dazu das hilflose Kunden mir ihre vermurksten Geräte zuschicken, und wo ich dann Haarraufende Meßwerte sehe. Frequenzfehler von 10kHz, Sendeleistung bei 22W statt zulässiger 6W, Modulationshub auf Rechtsanschlag und dergleichen sind an der Tagesordnung.

Nun ist etwa 70% des Betriebsfunkes so unkritisch, das es mir egal ist. Wer da halt beim "billigsten" kauft, hat halt ärger...lernt aber dennoch niemand raus.
Aber etwa 30% des betriebsfunkes hat einen Stellenwert der für mich gleichauf mit BOS oder auch Flugfunk liegt.
Ungeprüfte Geräte, Geräte die nicht auf's Penibelste abgeklopft und Abgeglichen sind, haben dort nichts zu suchen.

Daher, willst du Funkgeräte mit entsprechend hoher Qualität und Zuverlässigkeit anbieten, gibt es nur zwei Möglichkeiten:

1.: Mach dich Fit in Sachen wie Elektronik, HF-Technik, den Umgang mit HF-Meßtechnik, und sorge für die Finanzierung der Meßtechnik und Gerätezubehör (Software, Programmierkabel, Ladegeräte usw.)

oder alternativ...

2.: Such dir einen zuverlässigen Zulieferer der dir die Geräte fachgerecht einrichtet und überprüft, und im Zweifel bei Fehlern auch haftet.

So habe ich seit einigen Jahren zwei gelegentliche Abnehmer die das ebenso machen.
In beiden Fällen handelt es sich aber nicht um Neugewerbe, sondern eher um historische Sonderkonstellationen.
Ein Radio&Fernseh-Laden sowie ein Mobilfunkshop die seit mehreren Jahrzehnten auch Funktechnik-Kunden (BOS und Industriekunde) betreuen, die aber beide das selbe Problem haben: Der jeweilige Mitarbeiter der sich ursprünglich damit auskannte, ist seit mehreren Jahren in Rente.

Von daher...solche Sachen sind zwar selten, aber durchaus gibt es solche Themen wo Händler ohne Fachwissen und Funkwerkstatt dennoch mit Hilfe einer externen Funkwerkstatt zuverlässige Produkte anbieten können.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Black-Jack
17.03.2016, 05:53
Kann mir jemand sagen, ob es dazu irgendwelche Gesetze / Regelungen etc. gibt oder ob der Handel frei und unbegrenzt stattfinden kann?



Zur Sinnhaftigkeit im Angesicht des Digitalfunks, insbesondere des doch inzwischen großflächig verbreiteten TETRA-Wirkbetriebs, hat Thomas schon hingeweisen. Zum technologischen bzw. funktionalen Hintergrund verweise ich auf die Ausführungen von Jürgen.

Bezüglich gesetzlicher Bestimmungen erinnere ich an das ggf. tatsächlich vorhandene Recht zum Betreiben z.B. von analogen BOS-Funkgeräten. Ich bin immer wieder erstaunt, welche BOS-Funkgeräte ich in verschiedenen Einsatz- oder Übungsszenarien sehe, die offensichtlich "privat" beschafft wurden.
Da spielt es auch keine Rolle mehr, das man bei einer strafbaren Handlung auch nicht mehr explizit nach einer Typzulassung gemäß Meterwellenrichtlinie des Bundesinnenministers fragt.

Das Inbetriebnehmen eines BOS-Endgerätes ohne dienstlichen Auftrag auf einer sonst nicht "üblichen" Kanaleinstellung fällt auch darunter. Selbst für BOS-Angehörige z.B. in Bereitstellungsräumen oder Unterkünften. Natürlich gilt dies auch für sämtliche denkbaren Funkempfänger, die sich beispielsweise in Form programierbarer "Mithörkanäle" einstellen lassen. Egal wer diese Einstellung vorgenommen hat.

Auch wenn der Beweis ggf. schwierig zu erbringen ist, gillt dieser Umstand im Regelfall für alle Funkbetriebsformen ohne Frequenzzuweisung (durch die Bundesnetzagentur) oder ggf. nachweisbare Zulassung einzelner Bediener (Nutzer)!

Bei kleineren Vertriebsformen wird ggf. nachzuweisen sein, das die Vorhaltung prinzipiell betriebsfähiger Funkgeräte (Hfg. mit geladener Batterie und aufgesteckter Antenne; Fahrzeugfunkgeräte in Tragetasche sowie Netzteil mit 230V-Kabel, etc.) wegen Verkaufsabsicht keinesfalls eine verkappte Sammlung von Mithörmöglichkeiten repräsentiert.
Oder die gar übergangsweise zum Auslesen, Umleitung oder Auswertung von eEnsatznachrichten (FMS! etc.) via PC genutzt wird oder würde.

Die vermehrt unangemeldeten Besuche von Polizei und Staatsanwalt in BOS-Unterkünften sprechen eine deutliche Sprache!

Andi-Hamburg
17.03.2016, 10:01
Die vermehrt unangemeldeten Besuche von Polizei und Staatsanwalt in BOS-Unterkünften sprechen eine deutliche Sprache!

Hast Du dafür Quellen? Ich weiß nur das es in einer großen Stadt im Norden diverse Durchsuchungen von Gerätehäusern gab, dieses wohl weil Pocsag Server betrieben wurden und die Daten im Netz teils öffentlich zugänglich waren.

Gruß Andi

Pringman
20.03.2016, 21:51
Hallo!



Nicht mehr, leider!
Das hat schon seit Jahren einen immer weiter wachsendes Problem verursachst, welches du eventuell noch vergrößerst...oder zumindest könntest.

Ursprünglich gab es in vielen Ländern, beispielsweise in Österreich noch immer, ein recht zugeschnürrtes System.
Wo der Gesetzgeber oder seine Behörden gennau definiert hat wer welche Funkgeräte und sogar wo (Stadt...Bundesland) handeln durfte, und die Zugangshürden ziemlich hoch gehängt.

Heute hingegen reicht in Deutschland ein simpler Gewerbeschein, um neben anderen Sachen auch Funkgeräte verkaufen zu dürfen.
Fachwissen, eine entsprechende Ausbildung, oder Mindeststandard was Kentnisse und Werkzeug/Meßtechnik ist alles heute nicht mehr wichtig.

Das führt aber schon seit jahren zu dem Effekt das immer mehr Händler sich gegenseitig die Preise unterbieten, und so wenig Ahnung haben das sie nichtmal wissen können ob die Geräte die sie verkaufen ordnungsgemäß funktionieren.
Für die allermeißten dieser Händler sind Funkgeräte nix anderes als Konsumgüter...Paket vom Zulieferer umpacken, Rechnung/Lieferschein reinlegen, zukleben und zum Kunden schicken.

Im Betriebsfunk führt das regelmässig dazu das hilflose Kunden mir ihre vermurksten Geräte zuschicken, und wo ich dann Haarraufende Meßwerte sehe. Frequenzfehler von 10kHz, Sendeleistung bei 22W statt zulässiger 6W, Modulationshub auf Rechtsanschlag und dergleichen sind an der Tagesordnung.

Nun ist etwa 70% des Betriebsfunkes so unkritisch, das es mir egal ist. Wer da halt beim "billigsten" kauft, hat halt ärger...lernt aber dennoch niemand raus.
Aber etwa 30% des betriebsfunkes hat einen Stellenwert der für mich gleichauf mit BOS oder auch Flugfunk liegt.
Ungeprüfte Geräte, Geräte die nicht auf's Penibelste abgeklopft und Abgeglichen sind, haben dort nichts zu suchen.

Daher, willst du Funkgeräte mit entsprechend hoher Qualität und Zuverlässigkeit anbieten, gibt es nur zwei Möglichkeiten:

1.: Mach dich Fit in Sachen wie Elektronik, HF-Technik, den Umgang mit HF-Meßtechnik, und sorge für die Finanzierung der Meßtechnik und Gerätezubehör (Software, Programmierkabel, Ladegeräte usw.)

oder alternativ...

2.: Such dir einen zuverlässigen Zulieferer der dir die Geräte fachgerecht einrichtet und überprüft, und im Zweifel bei Fehlern auch haftet.

So habe ich seit einigen Jahren zwei gelegentliche Abnehmer die das ebenso machen.
In beiden Fällen handelt es sich aber nicht um Neugewerbe, sondern eher um historische Sonderkonstellationen.
Ein Radio&Fernseh-Laden sowie ein Mobilfunkshop die seit mehreren Jahrzehnten auch Funktechnik-Kunden (BOS und Industriekunde) betreuen, die aber beide das selbe Problem haben: Der jeweilige Mitarbeiter der sich ursprünglich damit auskannte, ist seit mehreren Jahren in Rente.

Von daher...solche Sachen sind zwar selten, aber durchaus gibt es solche Themen wo Händler ohne Fachwissen und Funkwerkstatt dennoch mit Hilfe einer externen Funkwerkstatt zuverlässige Produkte anbieten können.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser


Vielen Dank für Deine Ausführung.

Dazu noch eine Anmerkung. Um mit BOS-Tetra Geräten handeln zu können muss man sehr wohl eine Zulassung haben. Sonst kann man die Geräte garnicht bei Sepure/Motorola bestellen. Außerdem dürfen die Gerät nur an BOS verkauft werden.

Gruß

Fabpicard
21.03.2016, 12:20
Dazu noch eine Anmerkung. Um mit BOS-Tetra Geräten handeln zu können muss man sehr wohl eine Zulassung haben. Sonst kann man die Geräte garnicht bei Sepure/Motorola bestellen. Außerdem dürfen die Gerät nur an BOS verkauft werden.

Und wer will das? Big-M / Selectric für Sepura und Cassidian selbst, machen doch eh alle Direktvertrieb... Laut den meisten ASen braucht man doch keine Fachhändler mehr und will eigentlich keine mehr haben... Ups, dann doch wieder aber Nur für den Einbau und ja nie Geräte mit eingelegter Sika in die Hand drücken *lach*

MfG Fabsi

DG7GJ
21.03.2016, 13:50
Hallo!


Um mit BOS-Tetra Geräten handeln zu können muss man sehr wohl eine Zulassung haben.
Aus Meiner Sicht ist diese Aussage falsch. Denn was gennau für eine Zulassung meinst du, und kann man eine solche erwerben?
Nein!
Wie Fabsi schon ausführte: Bei Tetra-TEA mit BOS-Firmware ist ein genereller Riegel vor, da will die BDBOS einerseits, sowie die Hersteller andererseits, beide keinerlei Zwischenhändler oder Servicedienstleister.
Eine irgendwie geartete Zulassung gibt es garnicht, ist überhaupt nicht vorgesehen.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Fabpicard
21.03.2016, 23:29
Eine irgendwie geartete Zulassung gibt es garnicht, ist überhaupt nicht vorgesehen.

Naja, "geben" tuts die gewisser maßen schon :)
Genau genommen ist es so:

Um TEA-2 in seinen Geräten nutzen zu dürfen, müssen sich die Hersteller dazu verpflichten diese Geräte lediglich an Berechtigte abzugeben.
Im Falle Selectric, treten diese mit Generalvertretung in DE für Sepura als dieser Hersteller in DE auf.
Da die diese Geräte eben nur an Berechtigte abgeben dürfen und kein Händler jemals "Berechtigter Nutzer seitens BDBOS oder AS-Land" wird, darf Selectric alias DE-Sepura ihm diese Geräte nicht abgeben ;)

MfG Fabsi

Leirbag
23.03.2016, 21:31
Für die Polizei NRW sieht es so aus, dass die Behörden zwar bei SELECTRIC kaufen können, aber "neutrale" Geräte geliefert bekommen.
Diese Geräte müssen erst zum LZPD, um eine Grundprogrammierung zu bekommen.
Da SELECTRIC einen Genralvertrag mit dem Land NRW hat bringt es gar nichts, sich in NRW als Zwischenhändler anzusiedeln.
Wie es bei den "Nichtpolizeilichen" aussieht kann ich nicht sagen.

Gruß
Leirbag