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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PRO-27 - besserer Scanner oder bessere Antenne



Sam
22.05.2015, 12:40
Hallo zusammen,

ich bin kompletter Anfänger, was Funk angeht - und habe hier einen alten "Realistic PRO-27" Scanner mit der Standardantenne.
Damit haben wir auf einer Anhöhe im Wald zwei oder drei wohl nahe gelegene Stationen ziemlich schlecht über die Bandsuche gefunden. Bei der manuell eingegebenen Frequenz 438,8 hatten wir guten Empfang.

Sohnemann möchte nun mehr hören, und es stellt sich die Frage ob es dafür einen moderneren Scanner braucht, oder ob wir lieber in eine bessere und vieleicht auch speziellere Antenne investieren. Auch über einen Stick mit RTL-Chip haben ich schon nachgedacht.

Für ein paar Tips zum Einstieg wäre ich dankbar und wünsche frohe Pfingsten.

Sam

Fabpicard
22.05.2015, 17:34
Dann solltest du vielleicht erst mal sagen, Was dein Sohnemann denn "mehr höhren" möchte ;)

MfG Fabsi

DG7GJ
22.05.2015, 18:32
Hallo!


ich bin kompletter Anfänger, was Funk angeht - und habe hier einen alten "Realistic PRO-27" Scanner mit der Standardantenne.
Damit haben wir auf einer Anhöhe im Wald zwei oder drei wohl nahe gelegene Stationen ziemlich schlecht über die Bandsuche gefunden. Bei der manuell eingegebenen Frequenz 438,8 hatten wir guten Empfang.

Der automatische "Band-Search" von solchen Scannern ist eine Lotterie: Die Chance das man nicht die richtige Frequenz, sondern eher eine Spiegelfrequenz oder Intermodulation findet, liegt bei 50%. Die restlichen 40% sind Störsignale die man findet.

Ergo: maximal 10% Chance echte Nutzfrequenzen zu finden.

Auf Handscanner würde ich heute eh nur noch gehen, wenn es denn zwingend etwas tragbares sein soll. Empfangstechnisch ist das aber generell schlechter, als einen etwas größeren Mobil- oder Stationsscanner zu nebst anständiger Dachantenne zu nehmen.



Sohnemann möchte nun mehr hören, und es stellt sich die Frage ob es dafür einen moderneren Scanner braucht, oder ob wir lieber in eine bessere und vieleicht auch speziellere Antenne investieren. Auch über einen Stick mit RTL-Chip haben ich schon nachgedacht.

Ein RTL-USB Stick hat keine wirkliche Reichweite. Es ist eine Sonderlösung um Signale im Nahbereich (deutlich unter 10Km) zu hören, bzw. neue Frequenzen zu finden wo was los ist.
Quasi eine Art "Spektrumanalyzer für Anfänger" eben wo man sich bis zu 2MHz breite Häppchen in Echtzeit auf den Bildschirm holen kann.
Das frustierende daran ist aber:
Man findet viel, weil man viel sehen kann. Aber um auch etwas verständliches demoduliren zu können, muss das Signal schin mindestens -60dBm haben. Ein guter Scanner hat da schon perfekten Empfang, wo soein USB-Stick noch heftig rauscht.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

speedy2lolo
24.05.2015, 13:26
Ein guter Scanner ist auch nur so gut wie seine Antenne, eine gute Antenne ist der beste Verstärker !

Auf welchen Frequenzen wollt ihr den lauschen ?

Die günstigste Variante ist der selbstbau oder eben spezielle breitband ( Scanner-Antennen ) Antennen, die jedoch wie der Name schon sagt sehr Breitbandig konstruiert sind. Keine Frequenz ist 100% auf die Antenne abgestimmt.

Ich habe mir eine kleine Aufsteckantenne selber gebaut und empfange damit einwandfrei die gewünschten Frequenzen.
(2m und 4m)

Wenn ihr euch den Selbstbau nicht zutraut kann ich euch auch behilflich sein. (Materialpreis + Obolus)

Von den usb- dvbt Sticks halte ich übrigens nix !

Gruß speedy2lolo


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DG7GJ
24.05.2015, 17:40
Hallo!


Ein guter Scanner ist auch nur so gut wie seine Antenne, eine gute Antenne ist der beste Verstärker !

"Scanner" ist in diesem Zusammenhang ein zu weit gefasster Bereich.
So ziemlich alle Handscanner sowie die meißten größeren Scanner von Uniden/Bercat/Realistic sind nicht wirklich als "gute Empfänger" zu bezeichnen.

Man kann ein wenig mehr herrausholen wenn man schmalbandige Antennen aufsetzt, vorzüglicher weise gar massefreie Antennen (Koaxdipole oder angepasste Lambda/2 Strahler) welche es hin und wieder (eher selten) für Handfunkgeräte gab.

Haut man an solche Handscanner größere Antennen ran (Mobil oder gar Feststationsantennen) leiden alle o.g. Billigmarken an massiver Übersteuerung.
Während damals halt Eurosignal und UKW-Rundfunk, sowie oben im 70cm Band Cityruf und Euromessage die schlimmsten Störsignale waren die solche Scanner zustopften, sind es heute eher DAB+ und DVB-T mit ihren riesigen, undefinierten Rauschglocken.



Von den usb- dvbt Sticks halte ich übrigens nix !

Auch eine sehr oberflächliche Aussage...es kommt immer auf den Zweck an.
Zum zuverlässigen und einfachen Empfang von Funksignalen sind Scanner, komerzielle Empfänger und Funkgeräte deutlich geeigneter als DVB-T Sticks.
Wozu die Teile aber definitiv taugen:
Das finden bisher unbekannter Frequenzen, die man mittels Search-Funktionen an Scannern nie gefunden hätte.
Denn viele potentiell interessante Funkanwendungen haben häufig eine sehr kleine Frequenzbelegungszeit. Kommen vielleicht, alle Funksprüche aufsummiert, auf 10-20 Minuten je Wochentag.
Mit so einem DVB-T Stick sieht man solche Sachen und kann die exakte Frequenz noch auslesen wenn die Gegenseite schon vor 10 Sekunden die Sendetaste losgelassen hat.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Sam
20.06.2015, 18:10
Vielen Dank für die Antworten!

Wenn ich euch richtig verstehe, wäre für deutlich besseren Empfang auch deutlich mehr Aufwand nötig?
Also einerseits eine Antenne für einen speziellen Frequenzbereich - und andererseits dann auch ein besserer Scanner, der mit den dann besseren Signalen umgehen kann?

Momentan hat Sohnemann den meisten Spaß daran, durch die Landschaft zu laufen und zu schauen was er wo empfängt - und insbesondere, wo er besser empfängt.
Es sollte darum schon wieder ein Handscanner sein, wenn er ein besseres Gerät bekommt. Ich werde mal schauen, wie sich das entwickelt.

Antenne selbst bauen, wäre sicher spannend. Möglicherweise ja auch verschiedene Antennen für verschiedene Bereiche?

AkkonHaLand
21.06.2015, 07:55
Erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

Wobei es für Ratschläge schon wichtig wäre zu wissen WAS "der Sohnemann" hören will.
438,8 MHz ist ja eher Amateurfunk. Wir hier bei Funkmeldesystem.de beschäftigen und eher mit dem Funk der "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Bundeswehr ...). Die Grundlage ist zugegeben die selbe: "Empfänger auf eine bestimmte Frequenz abstimmen", da sind aber aufgrund der technischen Richtlinien (Stichwort "Kanalabstand bei BOS-Funk") einige massive Unterschiede zu finden.

Also: reden wir hier von BOS-Funk auf den 4m-, 2m- oder Tetra-Frequenzen oder eher vom Amateurfunk?

Zudem der obligatorische Hinweis: unerlaubtes Abhören des nichtöffentlichen Funkverkehrs ist strafbar. Dies bitte immer beachten!

DG7GJ
21.06.2015, 14:00
Hallo!


Wenn ich euch richtig verstehe, wäre für deutlich besseren Empfang auch deutlich mehr Aufwand nötig?
Also einerseits eine Antenne für einen speziellen Frequenzbereich - und andererseits dann auch ein besserer Scanner, der mit den dann besseren Signalen umgehen kann?

Ja, wobei das Thema viele Facetten hat die man niemals optimal beantworten kann wenn kein konkreter Funkdienst anvisiert wird.


Momentan hat Sohnemann den meisten Spaß daran, durch die Landschaft zu laufen und zu schauen was er wo empfängt - und insbesondere, wo er besser empfängt.
Es sollte darum schon wieder ein Handscanner sein, wenn er ein besseres Gerät bekommt. Ich werde mal schauen, wie sich das entwickelt.

Wie gesagt, als Handscanner gibt es da nichts optimales:
Mit ein wichtiger Schuh neben anständiger Trennschärfe und Großsignalfestigkeit, wäre das Kanalraster.

Amateurfunk auf 144-146 sowie 430-440MHz in FM läuft heute generell im 12,5kHz oder vereinzelt noch im 25kHz Raster. Kann man also angenehm im 12,5kHz Raster durchscannen.

Betriebsfunk auf 4m, 2m und 70cm läuft für etwa 90% im 20kHz Raster, allerdings um 10kHz versetzt. Heißt:
Ein Scanner programmiert auf 20kHz-Raster sucht z.B. auf....:
146,020
146,040
146,060
146,080
146,100

Da gibt es aber kein Funkbetrieb, da in Deutschland die echten Kanäle hier liegen:
146,010
146,030
146,050
146,070
146,090
...usw.

Es gibt Scanner der gehobenen Klasse (so ab 400~500€) vorwiegend von Marken wie Icom, Yaesu und ein paar andere, die beherrschen solch einen Offset wie folgt:
Zuerst im 10kHz-Raster die Startfrequenz einstellen (146,010) und dann auf 20kHz umstellen.
Die handelsüblichen Einsteigerklassen raffen das aber nicht, die beziehen jedes eingestelltes Kanalraster auf gerade Frequenzen.
Ganz schlimm sind die ganzen modernen Bearcat/Uniden/Realistic Billigscannern, die versuchen dieses Chaos zu entschärfen mittels vorgegebener Bandpläne.
Das geht aber völlig in die Hose, weil diese Bandpläne schlichtweg nicht die deutsche Realität wieder spiegeln.
Uniden Bandplan 1 "speziell für Deutschland" heißt nix anderes als das es wenigstens die deutschen 4m BOS-Kanäle mit 15kHz Offset beherrscht:
87,115
87,135
87,155
87,175

Aber da wo es aufhört bei diesen Scannern sind die Feinheiten.
In deutschland z.B folgendes Detail:

87,215 BOS
87,235 BOS
87,255 BOS
87,310 Reportagefunk
87,330 Reportagefunk
87,350 Reportagefunk
87,370 Reportagefunk
87,390 Reportagefunk
87,410 Reportagefunk
87,430 Reportagefunk
87,450 Reportagefunk
87,470 Reportagefunk
87,490 Reportagefunk

Alles von Uniden was ich bisher auf dem Tisch hatte, endete im 4m Band auf exakt 87,255MHz. Reportagefunk 87,31-87,49 kappierten diese Teile nicht!
Mit einem Icom IC-R3 z.B. geht das aber ganz problemlos.

Solche Übergänge und Sonderfälle gibt es viele, einige zig zwischen 68-470MHz.

Ganz schwierig sind "speziellere" Sachen.
Dazu zählen für Billigscanner bereits so erschreckend profane Sachen wie Flugfunk!
Selbst Damals noch, als der Flugfunk noch im 25kHz Raster arbeitete, haben die aller meißten Scanner da eine wahlrlich beschissene Qualität gezeigt, einfach weil sie AM nur auf extrem billig demodulierten.
Heute läuft Flugfunk im 8,33kHz was inzwischen viele moderne Scanner berücksichtigen, aber die AM Demodulation noch immer nicht auf die Reihe bekommen.

Noch "Spezieller" sind die durchaus interessanten Funkanwendungen mit 30-50kHz Bandbreite: NOAA-Empfang bei 137-138MHz oder auch Funkmikrofone/IEM/Zubringerfunk im bereich 470-790MHz.
Allerdings braucht es dafür spezielle ZF-Filter die in nur sehr wenigen PC-Blackboxen (IC-R2500 z.B.) verbaut sind. Handscanner damit gibt es nicht, allerhöchstens mit 150kHz Filtern für "Rundfunk". Damit machen obige Anwendungen aber absolut keinen Spass mehr.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Lars Zerpich
03.07.2015, 10:15
Hat sich wohl ausgehört, beim Sohnemann.

Sam
14.07.2015, 15:41
Hallo zusammen,

es hat sich nicht ausgehört - im Gegenteil steigt die Begeisterung. Der Scanner ist nach wie vor auf jedem Ausflug dabei.

Erstmal Danke für den Hinweis auf die Rechtslage. Wir scannen jetzt nur noch über die Tasten für 144-148 und 406-450 MHz. Jedenfalls hoffe ich das.

Spannend find ich den Hinweis von Jürgen auf das Kanalraster.
In der Anleitung für den Pro-27 ist angegeben, dass der Scanner von 66-88, 137-144, 144-148 und 148-174 MHz in 5 kHz Schritten empfängt - sowie von 406-450, 450-470 bis 470-512 MHz in 12,5 kHz Schritten.
Dann gibts noch eine Angabe von +- 6 kHz zum "Acdeptable RF Displacement".

Könnnte das bedeuten, dass der alte Scanner von 1995 möglicherweise gar nicht so verkehrt ist? Dann würde ich mal testweise in eine bessere Antenne investieren. Vieleicht für die 438,8 MHz-requenz, auf der unser Scanner ab und an schon ganz gut empfängt.

DG7GJ
14.07.2015, 16:17
Hallo!


Spannend find ich den Hinweis von Jürgen auf das Kanalraster.
In der Anleitung für den Pro-27 ist angegeben, dass der Scanner von 66-88, 137-144, 144-148 und 148-174 MHz in 5 kHz Schritten empfängt - sowie von 406-450, 450-470 bis 470-512 MHz in 12,5 kHz Schritten.

Ja, das ist bei Billigscannern der untersten Einstiegsklasse so üblich.

Mal eine Auswahl von ein paar Problemen mit solchen Scannern:
Im 2m Band haben wir folgende Kanalraster...

144-146: 12,5kHz
Oberhalb 146: Überwiegend 20kHz Raster.

Amateurfunk also nur mal die Relaisausgaben z.B.:

145,6000 Kann der Scanner empfangen
145,6125 liegt mindestens 2,5kHz über der 145,610 und unter 145,615
145,6250 Kann er empfangen
145,6375 liegt 2,5kHz oberhalb von der 145,635
145,6500 kann er empfangen
145,6625 wieder 2,5kHz Versatz zu 145,660 oder 145,665
145,6750 kann er wieder
145,6875 wieder 2,5khz Versatz
145,7000 kann er
145,7125 wieder 2,5kHz Versatz
145,7250 kann er
145,7375 wieder 2,5kHz Versatz
145,7500 kann er
145,7625 wieder 2,5kHz Versatz
145,7750 kann er
145,7875 wieder 2,5kHz Versatz.

Betriebsfunk im Searschbetrieb, dort sucht der Scanner:

146,000
146,005
146,010 <- Das ist ein echter Kanal!
146,015
146,020
146,025
146,030 <- Das ist ein echter Kanal!
146,035
146,040
146,045
146,050 <- Das ist ein echter Kanal!
146,055
146,060
146,065
146,070 <- Das ist ein echter Kanal!
146,075
146,080
146,085
146,090 <- Das ist ein echter Kanal!
146,095

Der Scanner trifft also im Searchbetrieb nur alle vier Frequenzschritte einen echten Kanal.
Nicht nur das er vier mal schneller sein könnte, wenn man das Raster einstellen könnte.
Darüber hinaus liegen auf den "Zwischenkanälen" haufenweise Störsignale die immer wieder den Suchlauf stoppen, obwohl doch klar ist das da nur Müll sein kann.

Um UHF Bereich dann das strikte 12,5kHz-Raster.
Das passt perfekt auf analogen Bündelfunk und Amateurfunk.
Oberhalb des Amateurfunkes (>440MHz) gibt es nicht mehr viel was auf das 12,5kHz Raster passt. Das selbe Problem wie im 2m Band, nur umgekehrt.


Dann gibts noch eine Angabe von +- 6 kHz zum "Acdeptable RF Displacement".

Die Angabe ist lachhaft.
Denn das er auch Signale +-6kHz von seiner Kanalfrequenz empfangen kann, ändern nichts daran das bereits ein 3kHz Versatz massiv die Reichweite und die Übertragungsqualität einschränkt.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser