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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Scanner: Uniden UBC9000XLT Squelch bei Diskriminator Verbindung immer offen



leunam87
03.01.2015, 16:31
Hallo,

ich habe einen Uniden UBC9000XLT Funkscanner, mit nachgerüsteten Diskriminator Ausgang um POCSAG Nachrichten zu dekodieren.

Das ganze funktioniert auch wie erwartet. Jedoch öffnet die Rauschsperre sobald ich den Diskriminatorausgang mit meiner Soundkarte (Mic) verbinde und lässt sich nicht mehr schliessen, egal wie weit ich am Squelch-Regler drehe.

Mir ist klar, das auf dem DA immer das umbearbeitete Signal mit Rauschen anliegen muss, aber mich wundert es, dass die Rauschsperre auf geht sobald ich den PC Verbinde und ich dann auch auf dem normalen Lautsprecher Dauerrauschen habe (das ist nervig).

Hat da jemand Erfahrungen?

Der Diskriminator Ausgang ist nach folgender Anleitung nachgerüstet:

http://www.discriminator.nl/ubc9000xlt/index-en.html

Ich verwende den genannten 10k Wiederstand.

Danke schonmal.

Gruß

Florian 40
03.01.2015, 21:33
Hallo,

ich hate es früher auf eine ähnliche Weise gemacht. Jedoch hatte ich das Disriminatorsignal
direkt am MC3361 an Pin 9 abgenommen. Ich hatte aber auch noch einen Kondensator mit
eingefügt. desweiteren hatte ich auch nicht einfach Schaltlitze genommen sondern abgeschirmtes
Kabel.

Am schlimmsten finde ich aber das auf den Seiten immer Klinkenbuchsen empfohlen werden.
Jedesmal wenn der Klinkenstecker ein-oder ausgesteckt wird gibt es einen Kurzschluss. Ich
verwende immer Chinchbuchsen die allerdings auch nicht optimal sind. Es gibt hier zwar keinen
Kurzschluss aber hier hat das heisse Ende zuerst Kontakt, besser wäre wenn das kalte Ende
(Masse) zuerst den Kontakt herstellen würde.

Benutzt Du am Rechner den Mikrofoneingang oder den Line-In Eingang ? Line-In ist zu
bevorzugen. Aber das wirst Du mit Hilfe der Suchfunktion hier im Forum nachlesen können
warum das so ist. Stichwort Phantomspeisung von Mikrofonen.

Du hättest auch noch die möglichkeit einen 1:1 Übertrager zu nutzen.

Gruss Flo

leunam87
03.01.2015, 22:26
Hallo,

Abgeschirmtes Kabel hab ich auch Benutzt, der Pin 9 war mir zu fummelig ;-)

Das mit der Klinke stimmt. Ich sollte drauf achten das Kabel nur im ausgeschalteten Zustand zu stecken.

Ich habe noch etwas rumprobiert. Ursprünglich habe ich das ganze am Mic Eingang einer billigen USB Soundkarte versucht, die an einem Respberry Pi hing. Bei einem zweiten Versuch habe ich meinen normalen Rechner mit seiner on-board Soundkarte benutzt. Dort tritt das Problem interessanterweise gar nicht auf und alles ist wunderbar. Sowohl am Line-In als auch am Mic Eingang.

Bei einer 3. Soundkarte eines Laptops trat das Problem allerdings wieder auf.

Es scheint also an der Soundkarte zu liegen. Dort wo das Problem auftritt ist die Sprachausgabe über den internen Lautsprecher auch massiv gedämpft.

Was meinst du mit 1:1 Übertrager? Signaltrennung?

Gruß

Florian 40
03.01.2015, 22:37
Moin,

Laptops haben meistens nur einen Mikrofoneingang, auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel ;-)

Mit dem 1:1 Übertrager meine ich so etwas:
http://www.reichelt.de/Trenntrafos/NFU-1-1/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3320&ARTICLE=32774&OFFSET=16&

Gruss Flo

Sigmataktic
04.01.2015, 11:20
Jetzt kann man ohne ende streiten. So wie der Diskriminator nachgerüstet ist, ist es die allerschlechteste Wahl. Nun ist er aber da und man muß das beste drauß machen ...

Auf KEINEN Fall einen Übertrager zwischen setzen!!! Bei "analogen" Signalen Sinnvoll, bei einem Pocsag-Signal total kontraproduktiv.

Das Rauschen muß man bei der Bauart der Scanner hinnehmen, weil es "normal" ist. Also keine Sorge. Die Rauschsperreneinstellung die du außen am Gerät vornimmst wirkst erst nach dem Diskriminator-Signal.

DG7GJ
04.01.2015, 16:00
Hallo!

Ich muss hier glaube ich mal wieder ein paar Grundlagen erwähnen...nicht zum ersten mal...

Einen Disk-Ausgang (Baseband-Out oder Flat-Audio-Out) braucht man nicht für analoge Signale. Sachen wie Sprechfunk, Selektivruf (5-Ton) sowie AFSK (Packet Radio) oder FFSK (FMS, DigiS, MDC1200, BIIS1200 usw.) gehen über einen normalen (gefilterten) Ausgang.

Für rein digitale Modulationsarten wie 2FSK (Pocsag), 4FSK usw. braucht man erst einen Baseband-Out.

Solch ein Baseband-Signal ist keine NF sondern ein rohes Mischsignal aus einem NF-Spektrum von annähernd 0Hz (Gleichspannung) bis grob 10~40kHz, sowie einem DC-Offset.
Letzerer liegt meistens etwa bei der halben Betriebsspannung vom FM-Demodulator-IC.
Wird der Chip z.B. mit 8V betrieben, ist mit einem DC-Offset von etwa 4V zu rechnen.

In einem FM-Empfänger werden folgende Signalanteile IMMER für diese Zwecke Gebraucht:

NF 300-3000Hz für Sprechfunk bzw. Nutzmodulation (5-Ton, FFSK usw.)
NF 5000-30000Hz zur Rauschpegelmessung zur Squelch-Auswertung.
Letzteres bei heutigen Scannern immer nach folgender Logik:

- Je stärker das Rauschen, um so niedriger die Signalstärke -> Squelch schließen.
- Je schwächer das Rauschen, um so höher die Signalstärke -> Squelch öffnen.

Bei höherklassigen Scannern und Betriebsfunkgeräten kommen noch weitere fallweise hinzu:

NF 60-300Hz für CTCSS-Auswertung
DC-Offset Messung für eine AFC (automatische Frequenznachziehung).


Problematisch an diesem Mischsignal ist zudem, das derartige Demodulatorausgänge immer relativ hochohmig sind.
Vernachlässigt man den DC-Offset, hat man es mit NF-Pegeln bei um die 60-250mV zu tun, bei einer Quellimpedanz von 150-800kOhm (Spannungen und Impedanzen je nach FM-IC Type unterschiedlich).

Diese hohe Quellimpedanz sowie das sehr schwache Nutzsignal, sind so empfindlich das bereits eine Berührung mittels Finger die Nutzpegel drastisch absacken lassen.
Ebenso reicht schon die Kabelkapazität eines abgeschirmten Kabels um dieses Basisband-Signal beachtlich zu dämpfen.

Mit anständigen Line-In Eingängen von Soundkarten klappen diese Billig-Abgriffe wie über www.discriminator.nl propagiert mäßig zuverlässig.
Denn alle Soundkarten haben am Line In Generell einen Serien-Elko (meißt 4,7µF) welcher nach wenigen Sekunden (Ladezeit) den DC-Offset abblockt und nur NF in die Soundkarte rein lässt.
Die Eingangsimpedanz von Soundkarten sind generell nicht genormt, je nach Soundkartenmodell kann die Lastimpedanz irgendwo zwischen 1kOhm und 80kOhm liegen.
Diese Lastimpedanz - zuzüglich des Blindwiderstandes des abgeschirmten Kabels, belastet den Demodulatorausgang.

Verwendet man statt einem Line-In hingegen einen MIC-In einer Soundkarte, hat das fatale Folgen. Um zu erkennen was passiert muss man sich mit einem weiteren Komplexibilitätsfeld auseinander setzen:

MIC-In sind generell zum Anschluss von Elektretkapseln gedacht - für nichts anderes!
Wie funktioniert eine Elektretkapsel?
Sie arbeitet elektrisch ähnlich einer LED:
Sie benötigt eine undefinierte Spannung (meißt 1,2~4V) aber einen definierten Strom (meißt 1~5mA).
Eine Elektretkapsel will also ebenso wie eine LED über einen Vorwiderstand mit Strom versorgt werden. Die richtige Spannung teilt sich dann so zwischen Elektretkapsel und Vorwiderstand auf, das die Elektretkapsel ihre 1,2~4V bekommt.

Schließt man an einer solchen MIC-In Buchse einen billigen Diskriminatorausgang an, brät die volle Betriebsannung der Soundkarte über den internen Vorwiderstand zurück in den Demodulator und verhunzt somit den im Scanner gebrauchten DC-Offset.

Ein 1:1-Übertrager wie hier empfohlen ist fast genauso schlimm:
Er schließt den DC-Offset kurz und belastet die NF mit seiner Eingangsimpedanz von teilweise unter 100 Ohm.

Nimmt man statt Scanner richtige Betriebsfunkgeräte (Motorola GM/CM oder Vertex VX-Mobiles) dann ist der Basisbandausgang über einen eigenen OPAMP rückwirkungsfrei gepuffert und zumeißt sogar kurzschlußfest - manchmal sogar auf 0V DC-Offset Subtrahiert.

Für große Scanner, wie eben einen UBC9000XLT oder auch schon einem ALAN1, würde sich die Nachrüstung eines ebensolchen Ausganges anbieten, eben weil reichlich Platz in diesen Geräten verfügbar ist.

Für die Edelvariante braucht es einen Dual-OMAMP (LM833 oder auch 741), ein paar Widerstände, sowie einen kleinen DC-DC-Wandler mit symmetrischen Ausgang zzgl. zweier Stützkondensatoren.
Beispielsweise sowas hier:
http://www.reichelt.de/Wandler-Module-DC-DC/TMA-1205D/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=4956&ARTICLE=120452&OFFSET=500&WKID=0&

Macht aus 12V eine symmetrische Spannung von +5V und -5V.
Den ersten OPAMP nimmt man als Subrahierer mit via Spindeltrimmer abgleichbarer Referenzspannung - um den DC-Versatz bei Träger auf Nennfrequenz am Ausgang auf exakt 0V herrab zu ziehen.
Dieses Signal schiebt man dann in den zweiten OPAMP der als Verstärker mit Faktor 4~6 arbeitet.
Dort kommen dann Robuste Line-Pegel mit 500~900mV und einer Quellimpedanz von unter 50 Ohm bei gleichzeitig immenser Rückwirkdämpfung raus, der selbst mit MIC-In's zurecht kommt.

Oder eben für Diskriminatorzwecke vielleicht doch auf eBay ein gebrauchtes, günstiges Betriebsfunk-Mobilgerät mit anständigen Basisbandausgang nehmen.
z.B. sowas hier: http://www.ebay.com/itm/321632387542

Warum? Na ganz einfach:
Scanner sind zum scannen da, gerade mit größeren Stationsgeräten möchte man eher Sprechfunk hören oder einfach mal mehrere Kanäle überwachen.
DFSK und ähnliche Sachen (im BOS-Funk eben Pocsag) will man weder scannen (zerstückelt die Batches) noch den Ton permanent auf dem Ohr haben.
Wird man ja wahnsinnig von...:-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Florian 40
04.01.2015, 16:21
Moin Jürgen,

vielen Dank für die sehr gute Aufklärung. Nun habe ich auch wieder etwas dazu gelernt.

Gruss Flo