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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungswert: Double Discone / normale Discone



Zentrale Leitstelle
02.10.2014, 11:05
Hallo Foren-Gemeinde,

mir sind immer mal wieder sogenannte Double-Discone-Antennen aufgefallen und ich frage mich wo hier die Stärken dieser "besonderen" Bauform zur handelsüblichen Discone liegen?

Damit wir uns richtig verstehen - klar ist eine abgestimmte Antenne auf das jeweilige Band immer besser als eine Discone.

Vielleicht hat ja jemand Erfahrungswerte und kann mir dazu etwas sagen.

Gruß
ZL

DG7GJ
02.10.2014, 21:56
Hallo!


mir sind immer mal wieder sogenannte Double-Discone-Antennen aufgefallen und ich frage mich wo hier die Stärken dieser "besonderen" Bauform zur handelsüblichen Discone liegen?

Zunächst solltest du die unterschiedlichen Antennenformen nicht alle in den Top "Discone" schmeißen.

http://www.funkmeldesystem.de/foren/attachment.php?attachmentid=15946&stc=1&d=1412240704

Dieses ist eine "verunanstaltete" Discone.
Eine reinrassige Discone hat auf der oberen Strahlerscheibe exakt NIX.
Sie hat ihre klar definierte Grundrasonanz - die unterste Grenzfrequenz.
Diese wird bestimmt durch den Durchmesser von Scheibe und Kegel.
Für die obere Grenzfrequenz gelten die Faustregeln:
Sendeseitig Grundfrequenz bis etwa 3~4 x Grundfrequenz
Empfangsseitig Grundfrequenz bis etwa 10 x Grundfrequenz.

Heißt: Eine Discone mit Scheibendurchmesser 40cm und unteren Kegeldurchmesser 60cm (wie die meißten komerziellen Scanner-Gebilde) hat eine Grundfrequenz von etwa 140MHz.
Eignet sich also empfangsseitig für etwa 140-1400MHz.
Sendeseitig tauglich (je nach Qualität) für 140-560MHz maximal.

Der optionale Strahler der oben auf der Scheibe angebracht wird, wie auf deinem Bild, ist der Versuch die Antenne behelfsmässig unten rum ein wenig zu erweitern (unterhalb von 140MHz).

Tatsache ist: Will man eine Discone mit Grundfrequenz 70MHz, geht das nur mit einem Scheibendurchmesser von 83cm, einer Kegellänge von 119cm sowie einem unteren Durchmesser von 119cm. Nicht aber durch ein aufsetzen eines zusätzlichen Strahlers der das Gesamtgefüge einer Discone zu irgendwas Kleiderbügelartigem degradiert.

Mit diesem Programm kann sich jeder selbst berechnen wie groß seine Wunsch-Discone sein müsste:

http://www.ve3sqb.com/discone2002.exe

Die andere Antenne die zu abgebildet hast:

http://www.funkmeldesystem.de/foren/attachment.php?attachmentid=15945&d=1412240688

Diese hat mit einer Discone kaum etwas zu tun, abgesehen von der Grundüberlegung.
Mir fällt gerade der Name zu dieser Antenne nicht ein, aber im Endeffekt ist sie nur der Versuch ein Breitband-Dipol mittels gegelförmig angeordneten Einzelstrahlern zu immitieren.

Der gemeinsamme Ursprung kurz erklärt:
Ein Breitbanddipol besteht aus zwei konischen Schenkeln, und stellt ein symmetrisches Gebilde dar.
Ein Breitbanddipol bei dem man ein Schenkel komplett gegen eine Dachkapazität ersetzt führt zu einer unsymmetrischen Discone.
Beides hat zwar etwa 50Ohm Impedanz, jedoch braucht ein Breitbanddipol einen endsprechend breitbandigen Balun um auf ein Koaxialkabel verlustarm adaptiert zu werden.
Bei einer Discone braucht es sowas nicht, dort ist Koaxialkabel direkt anschließbar.


Damit wir uns richtig verstehen - klar ist eine abgestimmte Antenne auf das jeweilige Band immer besser als eine Discone.

Das ist nicht unbedingt ein allgemeingültiges Gesetz.
Es kommt immer darauf an was man mit welchem Aufwand erreichen will, und nicht zuletzt auf das wo.

Je höher die Störfeldstärken sind (höhere Bevölkerungsdichte und/oder Nähe zu großen Sendeanlagen wie Fernsehtürmen) muss der Empfänger halt den Großsignalen gewachsen sein. Was auf dem Lande vielleicht noch mit preiswerten Uniden/Bearcat usw halbwegs gut geht, verlangt in Ballungsgebieten schon eher nach Kategorien wie AR-5000A oder Icom PCR-2500.

Mindestens ebenso wichtig in der Abwägung zum "wo" ist das Thema Blitzschlag und statische Spannungen.
Die meißten breitbandigen Rundstrahler, wie eben beide von dir gefragten Formen, bieten keinen nennenswerten Eigenschutz.
Bei der Discone liegt alles von der Scheibe direkt auf der Kabelseele.
Ebenso bei demBreitband-Dipol.

Es gibt zwar Blitzschutz-Zwischenstecker mit Gasableiter, aber diese taugen generell nur als zusätzlicher Feinschutz.
Heißt: Wenn diese Gasableiter (bei irgendwo 90-150V) auslösen, hat der angeschlossene Empfänger bereits nur noch eine Überlebenschance von 0,00x%.

Gute Monoband-Stationsanennen z.B. GP's und Sperrtöpfe von Kathrein bieten einen Eigenschutz der so gut ist, das selbst nach dutzenden direkten Blitzeinschlägen der Empfänger von alle dem nichts ab bekommt.
(Eine ordentliche Blitzschutzerdung mindestens nach VDE oder wenn möglich besser vorrausgesetzt.)

Ebenso statische Ladungen...feucht-schwüle Wetterlagen mit einsetzenden Wind, oder weiter entfernte Gewitter schränken die Empfangsqualität ein.
Mit einem richtig hochohmigen Voltmeter (>>10MOhm) kann man sehr gut sehen wie an DC-mässig hochohmgen Antennen Spannungen von 20-50V um GND herrum umherwabern.
Diese werden in den meißten Empfängern nur durch einen einzelnen SMD-Kerko vom Empfänger fern gehalten. Dennoch bringen die das Gesamtsystem Antenne und Kabel in solch einem impedanzmässigen durcheinander das Empfänger nur noch brodeln.
Mit ner guten Kathrein die gerne schon >20 Jahre auf dem Buckel haben darf (sind beinahe unkaputtbar) hat man auch damit keine Probleme.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser