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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Telefonanschluss im Feuerwehrgerätehaus - ab 2016 kein sicherer Analoganschluss mehr



ff-klaus
21.01.2014, 13:51
Hallo,
ich würde gerne über ein Problem diskutieren, was in den nächsten Jahren sicherlich auf viele Feuerwehren zukommen wird und vielleicht ja schon von einigen intelligent gelöst wurde.
Der analoge Telefonanschluss wird von der Telekom 2016 abgeschaltet und vollständig auf VoIP umgestellt.

Bei uns im Kreis Schleswig-Flensburg wurde vor kurzem auf eine neue Großleitstelle umgestellt, die mehrere Kreise bedient. Bei den Orkanstürmen im Herbst war diese derart überlastet, dass knapp 500 Notrufe in der Warteschleife hingen. Die Auslastung des analogen BOS-Funk sah nicht besser aus. Deswegen werden ab jetzt bei solchen Großschadenslagen viele kleine Amtsleitstellen eingerichtet, die regional die Einsätze abarbeiten, um die Großleitstelle zu entlasten.
Wegen der Überlastung des (analogen) BOS-Funks soll die Kommunikation zwischen Feuerwehrgerätehaus und Amtsleitstelle in unserem Amt telefonisch erfolgen.
Wir müssen deswegen jetzt einen Telefonanschluss für das Gerätehaus anschaffen. Zu bedenken ist, dass bei den Großschadenslagen auch Handynetze und der Strom ausgefallen waren. Deswegen wollen wir einen einfachen analogen Anschluss anschaffen, der auch bei Stromausfall funktioniert und keine Telefonanlage / Modem erfordert.
Dieser Anschluss wird aber spätestens 2016 von der Telekom abgeschaltet. http://www.teltarif.de/deutsche-telekom-ende-analoges-festnetz-all-ip-umstellung/news/50229.html

Deswegen schwirren mir jetzt einige Fragen im Kopf:
- Welcher Telefonanschluss von welchem Anbieter bietet mir Ausfallsicherheit, auch bei Stromausfall?
- Würde es helfen, bei einem VoIP-Anschluss die Hardware im Gerätehaus mit einer USV auszustatten, oder bricht das Telefonnetz bei Stromausfall trotzdem zusammen, weil z.B. Verteilungszentren und Knotenpunkte der Telekom evtl. nicht gegen Stromausfall geschützt sind?
- Welchen Anbieter nutzen andere Feuerwehren? Es wäre ja schön, wenn die Kosten nicht unnötig hoch wären, für einen Anschluss, der vlt. 1x pro Jahr verwendet wird.
- Hat jemand genauere Infos, wie viele Kanäle der BOS-Digitalfunk zur Verfügung stellen wird? Kann es sein, dass dann genügend Kanäle vorhanden sind, so dass jede Amtsleitstelle einen eigenen Kanal nutzen kann und die Ausweichlösung aufs Telefonnetz nicht mehr notwendig ist?

Bin für Tipps und Ideen sehr dankbar – gerne auch mit Quellenangaben, wenn vorhanden.

grisu1975
21.01.2014, 14:24
Hallo

Es gibt schon lange keine reinen Analogen Telefonanschlüsse mehr. Die sind alle Digital und werden in den schönen grauen Kästen an der Straße wieder auf Analog umgesetzt.
Ausfallsicher ist nichts..
Die Telefonvermittlungen sind soweit gepuffert je nach größe mit Stromerzeuger oder Akku.
Aber nur in der großen. Bei ner kleinen Vermittlung kann es durchaus sein das da nichts mehr ist.
Die zeiten der Deutschen Post sind leider vorbei.

Bei uns im Gerätehaus sind 2 ISDN Anschlüsse an einen TK Anlage. Alles mit USV versorgt.
Und Notspeise fähig über Stromerzeuger.

Gruß
Markus

DG7GJ
21.01.2014, 15:25
Hallo!



Wir müssen deswegen jetzt einen Telefonanschluss für das Gerätehaus anschaffen. Zu bedenken ist, dass bei den Großschadenslagen auch Handynetze und der Strom ausgefallen waren. Deswegen wollen wir einen einfachen analogen Anschluss anschaffen, der auch bei Stromausfall funktioniert und keine Telefonanlage / Modem erfordert.
Dieser Anschluss wird aber spätestens 2016 von der Telekom abgeschaltet. http://www.teltarif.de/deutsche-telekom-ende-analoges-festnetz-all-ip-umstellung/news/50229.html

Vergiss wenn es irgendwie geht die Telekom!
Stelle einen Mindestanforderungskatalog zusammen der ausfallsicheren Analog oder besser ISDN fordert.
Ausfallsicher in der Hinsicht das alle Straßenverteiler sowie die Schnittstellen und Verteilerzentren beim Anbieter zu 100% Netzunabhängig versorgt wird.

Und damit gehst du zu einem kleinen lokalen Telefonanbieter.

Hier in Dortmund wäre das z.B. dieser hier:
www.dokom21.de

Bei solchen Kleinanbietern wird zwar innerhalb der eigenen Verteilerzentren auch schon zu 100% über VoIP gearbeitet, aber eben NICHT über das unsichere Internet sondern endsprechend isolierte Netze mit eigener Redunanz.
Und die Kleinanbieter liefern auch heute noch Analog oder ISDN.
Ebenso wie beim Analoganschluss gibt es auch bei ISDN den netzunabhängigen Notbetrieb, allerdings eben nur für ein einzelnes ISDN-Telefon.
Hat man mehrere Telefone dran die alle weiter funktionieren müssen bei Stromausfall, muss man eine USV dafür vorsehen.

Das Hauptproblem bei der Telekom ist das die bis zum erbrechen ihre Netzkosten senken wollen. Und das machen die eben heute schon per Default für Neukunden nur über VoIP über Internet.
Man bekommt dort als Neukunde zu aller erst nur einen DSL-Anschluß sowie eine oder mehrere virituelle VoIP Nummern.
Fällt irgendwo ein wichtiger Internet-Knotenpunkt aus, steigen die Latenzen...und wenn überhaupt Verbindungen zustande kommen weis man nie wo die überall über den Globus geroutet werden.

Sprich: Die Telekom will mit richtigen Telefonnetzen zukünftig nix mehr machen, sondern alles irgendwie über das Internet erledigen.
Was das für die Bandbreitenauslastung gerade zu Spitzensituationen (Sylvester oder Katastrophen) bedeutet dürfte jeden einleuchten.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

ff-klaus
21.01.2014, 19:57
Ok, danke für die Infos.
Der einzige Netzbetreiber bei uns ist die Telekom. Ich werde dort mal nachfragen, wie das Telefonnetz bei Stromausfällen reagiert. Im Feuerwehrhaus kann man ja problemlos eine USV installieren.

Hat jemand nähere Infos zum Digitalfunk?
Es sollen sich ja dynamische Gruppen bilden lassen. So könnte doch bei Großschadenslagen eine Gruppe für jedes Amt erstellt werden, was die telefonische Kommunikation mit der Amtsleitstelle überflüssig macht, verstehe ich das richtig?
Habe auch mal gelesen, dass er Digitalfunk Telefonie auch ins öffentliche Telefonnetz ermöglicht.

Von daher wäre ein Telefonanschluss im Gerätehaus evtl. überflüssig - wenn der Digitalfunk denn bald mal käme....

abc-truppe
21.01.2014, 19:58
Im Endeffekt sollte man sich Gedanken darüber machen, ob man nicht einen zusätzlichen BOS-Kanal schafft, auf den man Teile des Landkreises "outsourcen" kann, wenn die Last des Standard-Kanals nicht mehr reicht.
Ebenso kann man die "Alarmierung" auf einem separaten Kanal durchführen.

ELW-nutzer
22.01.2014, 08:32
Was man vielleicht mal bedenken sollte, ist das nicht der Strom einer der häufigsten Fehlerquellen im Deutschen-Telefonnetz ist, sondern der Bagger. Des Weiteren haben sich da schon "Experten" darüber gedanken gemacht und Voip als entsprechende Lösung angesehen. So ist es ja auch möglich und als zuverlässig erachtet feste Tetra-Stationen per VPN an die LST anzubinden, um den Funk zu entlasten. Also warum keinen standart Voip-Anschluss im Gerätehaus. Bei Stromausfall funktioniert dort das DECT Gerät sowieso nicht :). Des Weiteren bietet VOIP den Vorteil, bei einem nicht erreichbarsein des Routers eine automatische Weiterleitung auf ein anderes Telefon/Handy zu schalten. Das geht alles ohne irgendwelche Einstellungen automatisch. Also wie ihr seht ich stehe auf Voip und nutze es überall wo es geht. Denn so habe ich mein Telefon immer dabei.
Anekdote
Einmal hatten wir eine größere Lage in einem anderes Kreis, wo wir unsere Mobile-Leitstelle in einer Schule erichtet haben, dann habe ich als ich dort Vorort ankam und die Technick stand einfach unseren Anschluss/die Nummer die wichtig ist, zum Einsatz also ins Sekratariat der Schule umgeroutet und konnte dort alle Anrufe entgegen nehmen.

Dominic
22.01.2014, 12:17
Hallo,
ich denke auch nicht, dass VoIP der Ursprung allen Übels ist.
Faktisch funktionieren herkömmliche ISDN Anschlüsse bei Stromausfall auch nur, wenn das Telefonnetz bis zur letzten Vermittlungsstelle Netzunabhängig abgesichert ist.
Die Anfrage bei der Telekom, wie lange ein DSLAM nebst Vermittlungsstelle bei mir vor dem Haus per USV gesichert läuft, ist bis heute unbeantwortet.

Auch zu einem regionalen Anbieter zu wechseln macht kaum Sinn, wenn dieser Teile der Infrastruktur und Technik des größten Netzbetreibers (i.d.R. Telekom) nutzt. Langfristig, werden vermutlich auch die anderen Anbieter auf VoIP bis zum Endkunden umsteigen (Vodafone/Arcor geht diesen Weg schon länger). Mein Arbeitgeber (Bundesbehörde) stellt sein Deutschlandweites eigenes Telefonnetz auch in diese Richtung um, da die Preise für die alten Baugruppen zur Instandhaltung immer weiter steigen oder schlichtweg nicht mehr sicher verfügbar sind.

Als Orts-Feuerwehr würde ich eher den einfachen Weg gehen und neben dem Backup der Stromversorgung per USV und Aggregat (braucht man für die EDV-Technik eh), die telefonische Erreichbarkeit per Mobilfunk absichern. Das ist für recht kleines Geld und unkompliziert auch für Nicht-Fachleute realisierbar.

Ich denke, Tetra wird auch nicht das Allheilmittel sein. Je nach Ausbauzustand und Nutzerzahl in deiner Region, können auch da Engpässe bei hohem Einsatzaufkommen auftreten. Die Symptome wie der "Funksalat" auf der analogen Gleichwelle werden zwar nicht zu hören sein, aber z.B. längere Zeiten beim Rufaufbau oder schlichtweg kein Zustandekommen von Verbindungen wird es da auch geben. Angeblich, ist übrigens die Stromversorgung des Tetra-Netzes auch nicht überall ausreichend abgesichert, wohl mangels einheitlicher Regelungen. Aber ich denke, da werden dir diejenigen mit fundiertem Fachwissen zum Digitalfunk mehr Auskunft geben können.

Bis dann

Dominic

Burning
13.02.2014, 15:00
Um mal kurz noch 2, 3 Worte zu Tetra zu verlieren...

Es gibt mehr als genug Gruppen die zur Verfügung stehen, zusätzlich können noch dynamische Gruppen gebildet oder Zusammenarbeitsgruppen genutzt werden.
Das Problem ist aber die Netzkapazität.
Es ist nur eine sehr begrenzte Anzahl an zeitschlitzen vorhanden. In der Stadt sollten das 16 sein (ausserstättisch nur 8). 1 fällt schonmal weg, denn der wird für datendienste wie SDS oder FMS genutzt. Verbleiben also 15 (bzw. 7). Diese Zeitschlitze (nachfolgend ZS) müssen sich alle Teilen also Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, katschutz, Zoll usw.
Bei einer grosschadenlage werden so sehr schnell die Kapazitäten knapp. Sollten einmal alle 15 ZS belegt sein ist kein weiterer Funkverkehr mehr möglich. Wenn dann noch Zusätzliche Leistungsmekrmale wie Einzelruf oder Telefonie genutzt wird kann das recht schnell soweit sein.
Je nach Vorfall könnte zb. Die gesamte Stadt Stromlos sein (wie Grossenhain nach dem Tornado). Dann funktioniert teilweise das telefonnetz nicht mehr, das Handynetz war großflächig völlig tot nur 4m BOS lief noch (Relaisstationen außerhalb der Schneise des Tornados).
Tetra könntest du dann vergessen, zumindest längerfristig. Die notstromversorgung von tetra Station liegt teilweise bei nur 3 Stunden. Andere Stationen halten zwar auch deutlich länger durch aber garantiert sind erstmal nur diese 3 Stunden. Das liegt im wesentlichen an dem deutlich höheren Stromverbrauch im Vergleich zu 4m Relaisstationen.

Wir hoffen ja auf eine deutliche Aufrüstung, so 12 Stunden und aufwärts sollte das Netz ohne Eingriff durchhalten können. Da hat man genug zeit im Bedarfsfall Generatoren neben jeden Mast zu Stellen um so das Netz weiter aufrecht zu erhalten (jeder Mast hat einen Anschluss zur externen Speisung, zb. durch einen Stromerzeuger).

Theoretisch ist es auch möglich das Netz bei Kapazitätsengpässen zu erweitern, also weitere ZS bereit zu stellen. Wo und wieviele derartige Erweiterungen lagern und wie lange es dauert diese zu integrieren entzieht sich dann meiner Kenntnis. Da wir aber noch nicht flächendeckend in Sachsen im Wirkbetrieb sind warten wir erstmal ab. Zuständige Stellen werden sich sicher um die Beschaffung dieser Komponenten kümmern. Man könnte sie beispielsweise auch außerhalb einer Ortschaft einsetzen um Gebiete mit tetra Netz zu versorgen wenn dort keines verfügbar ist. Zb. Flugzeugabsturz mitten in der Pampa. Es wäre denkbar das dies dann in den Aufgabenbereich des THW fällt, sich um das Netz zu kümmern während Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz sich um die schadenslage kümmern.
Auch wäre es möglich zum Beispiel durch Unwetter beschädigte tetra Sendemasten durch solche mobile Stationen zu ersetzen um die netzversorgung wieder herzustellen. Ob das aber auch praktisch so schnell umgesetzt werden kann wie man hofft ist fraglich. Spätestens wenn wir flächendeckenden im Wirkbetrieb sind sollte auch mal im Rahmen einer grossübung mit erprobt werden. Es sollte vorallem schnell möglich sein, wenn eine bestehende Station ausgefallen ist und auch sonst Handys nicht funktionieren könnte es so Bereiche ohne netzabdeckung geben. Da sollte doch möglichst schnell gehen eine mobile Station vor Ort zu schaffen und in Betrieb zu nehmen.

Alex22
13.02.2014, 15:15
Um mal kurz noch 2, 3 Worte zu Tetra zu verlieren...

Also 1. hat der Thread rein gar nichts mit Tetra zu tun.



Das Problem ist aber die Netzkapazität.
Es ist nur eine sehr begrenzte Anzahl an zeitschlitzen vorhanden. In der Stadt sollten das 16 sein. 1 fällt schonmal weg, denn der wird für datendienste wie SDS oder FMS genutzt.
Also in den meißten Städten werden es nur 8sein und der eine fällt nicht weg für SDS (FMS) gibts übrigens nicht mehr, sondern das ist ein Organisatzionszeitschlitz.

Burning
13.02.2014, 16:54
Eben 1 ZS fällt für Verbindungen weg weil er Org. ist. Hab ich doch gesagt. Ok, FMS in der technischen Realisation gibts nicht mehr aber das digitale Ebenbild davon gibt es weiterhin, heißt jetzt nur Statusmitteilung aber es ja das gleiche. PS: SDS wird ja im Org übertragen, deshalb meine Aussage - hab das nur versucht verständlich rüber zu bringen für jene "tetrafremde"
Und innerhalb (Groß)Städte (Dresden, Berlin, Hamburg, München etc.) sollen HKZ eingerichtet werden also 16 ZS (Abzgl. 1 Org. verbleiben 15 kommunikations ZS).
Umland und kleinere Städte muss sich mit NKZ begnügen, also 8 ZS gesamt


Und doch, hat er : denn jemand hat gefragt wie es hier mit digitalfunk/tetra aussieht