PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hallo zusammen!... und was taugt ein Bosch KF 84 H?



dred
30.12.2012, 23:36
Hallo alle miteinander,
ich heiße Alex und ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich mich nur aus einem Grund hier angemeldet habe :D

Es ist nämlich so, dass mir jemand ein paar Bosch KF 84 H überlassen hat. Eigentlich habe ich vor, im Rahmen einer wissenschaftliche Arbeit über die Rückgewinnung von Rohstoffen aus elektrischen Geräten, die Teile zu schlachten und die Innereien in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen.

Allerdings wäre es äußerst schade die Geräte zu zerstören, wenn es noch jemanden gibt, der was damit anzufangen weiß.

Ich hoffe auf eure Unterstützung, da ich ein absolut unbeschriebenes Blatt bin was die Funktechnik angeht.
Die Tatsache, dass sich Bauteile mit Berylliumoxid in diesen Geräten befinden und die toxikologische Bedeutung von Berylliumverbindungen sind mir bereits bewusst.

Mit freundlichen Grüßen,
Alex

DG7GJ
02.01.2013, 13:05
Hallo!


Es ist nämlich so, dass mir jemand ein paar Bosch KF 84 H überlassen hat. Eigentlich habe ich vor, im Rahmen einer wissenschaftliche Arbeit über die Rückgewinnung von Rohstoffen aus elektrischen Geräten, die Teile zu schlachten und die Innereien in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen.

Oh, ein sehr komplexes Gebiet die Rückgewinnung von Rohstoffen.
Ich schätze das eine wissenschaftliche Arbeit ausschließlich in einer theoretischen Arbeit erfolgsversprechend sein kann, u.U. mit einigen Interviews von den paar Firmen in Deutschland, die dieses Verfahren praktisch anwenden.

Hinzu kommt der Showfaktor:
Kaum ein Student oder Professor kann sich was unter Betriebsfunkgeräten und deren Menge, also deren Bedeutung als Rohstofmüll vorstellen. Einen wesentlich größeren "Aha!"-Effekt erzielt man, wenn man von der Rückgewinnung vieler Werstoffe aus einem Container mit 10.000 alten Handys berichtet.

Denn in der Praxis (gibt nur wenige Firmen in Deutschland die das wirklich rundum beherrschen) bearbeiten manuell die Geräte vor, vonwegen Grobsortierung Gehäuse, Dämmstoffe, Akkus, Platinen.

Während die Rückgewinnung von Gehäuseteilen (Metall und Kunstoff) sehr simpel ist, wird es bei den Platinen ziemlich komplex.
Wird alles geschreddert und in hunderten unterschiedlichen mechanischen und chemischen Verfahren versucht jeden marktfähigen Rohstoff der lohnend ist raus zu ziehen.

Diese handvoll Firmen haben am Ende Ihrer Fabrik heute in der Regel einen Hochsicherheitsbereich, mitunter weil die z.B. auch Gold und Platin in maktübliche Kilo-Barren gießen.

Wer ernsthaft eine wissenschaftliche Abhandlung über dieses Thema verfassen möchte, muss in solche Firmen gehen und sich schlau machen. Denn das ist der Stand der Technik, den man in normalen Universitätslaboren nichtmal Ansatzweise Effizient nachvollziehen kann.


Allerdings wäre es äußerst schade die Geräte zu zerstören, wenn es noch jemanden gibt, der was damit anzufangen weiß.

Ich hoffe auf eure Unterstützung, da ich ein absolut unbeschriebenes Blatt bin was die Funktechnik angeht.

Nunja, einige Funkwerkstätten (wie auch ich) zahen durchaus den Schrottwert um sich eine gewisse Stückzahl solcher Geräte auf's Lager legen zu können.
Verkauft wird sowas praktisch gar nicht mehr. Vielmehr geht es um Ersatzteile für eine teilweise immernoch aufgebaute Infrastruktur.


Die Tatsache, dass sich Bauteile mit Berylliumoxid in diesen Geräten befinden und die toxikologische Bedeutung von Berylliumverbindungen sind mir bereits bewusst.

Berylliumoxid enthält ausschließlich die Sendeendstufe, alles andere ist relativ harmlos.
Dieses betrifft nicht nur die KF84, sondern sogut wie alle HF-Leistungshalbleiter die bis in die 80'er Jahre hinein verbaut wurden.
Mit solchen Modulen kann man weitestgehend gefahrlos hantieren, im Amateurfunk macht sich niemand Sorgen darum.
Man sollte sich halt nur bewusst sein, das man solche Module eben nicht mit einem Hammer zerdeppert oder gar mittels Trennscheibe aufschneidet.
Denn nur durch solche Beschädigungen wird das Berylluimoxid auch als Staub freigesetzt.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

dred
02.01.2013, 13:35
Wer ernsthaft eine wissenschaftliche Abhandlung über dieses Thema verfassen möchte, muss in solche Firmen gehen und sich schlau machen. Denn das ist der Stand der Technik, den man in normalen Universitätslaboren nichtmal Ansatzweise Effizient nachvollziehen kann.

Da hast du völlig recht. Die Arbeit im Labor wird lediglich dazu dienen festzustellen bzw. zu bestätigen welchen Anteil der Rohstoffe man unter Laborbedinungen und jenseits jeder Wirtschaftlichkeit zurückgewinnen kann.



Vielmehr geht es um Ersatzteile für eine teilweise immernoch aufgebaute Infrastruktur.

Du meinst es gibt Einrichtungen die technologisch noch auf dem Stand sind wie diese Geräte, aber im modernen Wirtschafts-, Industrie- oder Dienstleistungssektor mitmischen?

Viele Dank für deine Einschätzung! Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich jemand die Zeit nimmt und gleich so ausführlich antwortet.

Die Idee über das Thema eine Arbeit zu verfassen hat mein Professor angestoßen. Ich rechne also mit seiner Unterstützung was den Zugang zu den Deutschen Firmen angeht, zumal er selbst Interesse an dem Gebiet hegt.
Das Problem wird tatsächlich das sein was Firmen bereit sind mich wissen zu lassen. Zumindest ist mir keine einschlägige Literatur bekannt auf die ich mich in der Arbeit stützen könnte.

DG7GJ
03.01.2013, 15:19
Hallo!


Du meinst es gibt Einrichtungen die technologisch noch auf dem Stand sind wie diese Geräte, aber im modernen Wirtschafts-, Industrie- oder Dienstleistungssektor mitmischen?

Ja aber freilich doch!
Gerade ganz speziell auf dem 4m Band, wofür deine Geräte ja sind.
Seit etwa dem Wirtschaftswunder bis weit in die 90'er Jahre hinein war das 4m Band für unsere Industrie und deren Zuliefer- und Absatzwegen ein essenzieller Knotenpunkt.
Über ganz Deutschland wurde ein dichtmaschiges Netz aus fernbedienten Feststationen und Relais aufgebaut, u.a. gennau mit solchen KF84 und ähnlichen Geräten.

Von diesen ehemaligen Großnetzen stehen noch riesige Fragmente und gammeln größtenteils vor sich hin.
Mancherorts wird diese Infrastruktur aber noch aktiv genutzt, da hängen dann wichtige Sachen drann.
Rangierfunk im Schienenverkehr, Materialdispatcher der Industrie und so.

Und wenn genau dort was durchbrennt, was bei Geräten nach 30-40 Jahren durchaus legitim ist, ist die Panik erstmal groß.
Vor allem aufgrund der Ersatzteilfrage:

Neue Geräte für das 4m Band die man ohne viel Aufwand "Plug&Play" hinstellen kann, gibt's nicht mehr. Gut und günstig kann da nur ein Funktechniker helfen, der im Lager noch Ersatzteile oder gar komplett aufgereitete Geräteblöcke passend zum defekten Gerät und der Anlage auf Lager hat.

Merke: In den allermeißten Wirtschaftsbereichen werden solche Infrastrukturteile wie fest verbaute Feststationen und Relais nicht wirklich wahrgenommen. Hunderte Leute arbeiten täglich damit, aber auf den Gedanken wie alt das Teil schon ist, und das man mal über was neues nachdenken könnte, kommt in solchen Bereichen fast nie jemand.
Das geht eben solange gut, wie was ausfällt.


Viele Dank für deine Einschätzung! Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich jemand die Zeit nimmt und gleich so ausführlich antwortet.

Kein Problem..:-)


Die Idee über das Thema eine Arbeit zu verfassen hat mein Professor angestoßen. Ich rechne also mit seiner Unterstützung was den Zugang zu den Deutschen Firmen angeht, zumal er selbst Interesse an dem Gebiet hegt.
Das Problem wird tatsächlich das sein was Firmen bereit sind mich wissen zu lassen. Zumindest ist mir keine einschlägige Literatur bekannt auf die ich mich in der Arbeit stützen könnte.

Letzten Herbst lief mal in Dradio eine Kurzreportage über die Firma Elpro, wo ziemlich offenherzig geplaudert wurde über die angewanten Techniken und Möglichkeiten wie effizient die Rohstoffrückgewinnung heute schon ist.
Ich vermute mal, wenn dort jemand für eine wissenschaftliche Arbeit vorbeikommt und wirkliches Interesse mitbringt, das die dafür noch mehr ins Detail gehen könnten.

Hab mal gerade im Archif durchgeklickt...hier ist die Kurzfassung des Berichtes:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1889020/

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser