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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welcher DME hat die beste Freifeldempfindlichkeit?



florian M.
16.11.2011, 11:50
Hallo,

welcher DME hat eigentlich die beste Freifeldempfindlichkeit?

Interessant wäre auch ein Vergleich zwischen namhaften Herstellern und den Billiganbietern.
Können die mithalten?

Spielt Quarz- oder PLL-Technik eine Rolle?

Bin mal gespannt.

Gruß
Florian

nmblk
18.01.2012, 21:24
Ich buddel das mal hoch, würde mich nämlich auch interessieren.
Leider hatte Stiftung Warentest wohl noch keine DME´s im Test, so dass wohl Jeder seine eigenen (auch schmerzlichen) Erfahrungen machen muss..
Wer seine Selbigen hier teilen möchte, wir wären dankbar;)

Davon abgesehen, die Empfindlichkeit ist für einen guten DME sicher nur ein Kriterium von Vielen..

nullbyte
19.01.2012, 12:41
Hier meine Erfahrungen,

Erstmal: wohne ganz im Randgebiet des Landkreises.
Hatte vorher einen Alpha304 (70€) mit diesem hatte ich recht bescheidenen Empfang.
Ständig Empfangsaussetzer im Haus und auch draußen im Auto oft kein Empfang)
Nun besitze ich einen Boss 935, hatte bislang keine Aussetzer und auch wenn ich in den nächsten Landkreis fahre sind noch ein paar KM bis der Empfang endet.
Einige in unserer Wehr haben einen ZEUS vor Eurobos, diese berichten ebenfalls über Empfangsprobleme.

Besitze auch noch einen Swissphone DV300, dieser hat bislang immer guten Empfang gezeigt, wird aber so gut wie nie bewegt, hängt immer in der Ladeschale ;)(Antenne an der Ladeschale)

Ich für meinen teil habe also mit den Meldern von Swissphone gute Erfahrungen gemacht.

DG7GJ
19.01.2012, 18:05
Hallo!

Eine allgemeine Beigabe meinerseits zu diesem Thema:

DME's tun sich alle nichts in Sachen Empfindlichkeit - erst recht nicht jene mit TR-BOS.
Die Empfindlichkeitsangaben stehen als Worst-Case Werte in den jeweiligen Datenblättern.
"Worst Case" soll soviel heißen wie "garantierte Mindestwerte" - wobei nur Sonntagsmodelle ran reichen. Regelfall ist, wie bei Funkgeräten auch, das die Geräte deutlich empfindlicher sind als im jeweiligen Datenblatt steht.

Und speziell bei DME's kommt es auch absolut nicht auf die exakte Empfindlichkeit an.
Viel wichtiger sind Punkte wie Stabilität, Ablesbarkeit und Decodiersicherheit.

POCSAG-Netze sind eben speziell darauf ausgelegt, das die Versorgungsbereiche nicht einfach nur "ausgeleuchtet" werden, sondern quasi geflutet werden mit Feldstärke. Absolut nicht gedacht ist Pocsag für Randbezirke wo der nächste DAU 10Km und weiter wech steht.
Genau deshalb braucht ein DME-Netz ja auch deutlich mehr DAU's, als z.B. ein Gleichwellennetz an Relais.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Leitstelle_V
19.01.2012, 19:56
[...] Genau deshalb braucht ein DME-Netz ja auch deutlich mehr DAU's, als z.B. ein Gleichwellennetz an Relais.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Kannst du das noch mal technisch näher erklären, das würde sicher den einen oder anderen interessieren... Dass es so ist, wissen die meisten, aber da du dich technisch so gewählt ausdrücken kannst und gern zu schreiben scheinst, wäre das sehr nett :-).

nmblk
20.01.2012, 06:37
Fänd ich auch, von DG7GJ würde ich freiwillig ein ganzes Buch lesen;)

Absolut nicht gedacht ist Pocsag für Randbezirke wo der nächste DAU 10Km und weiter wech steht.
In der Praxis hat man aber diesen Fall schonmal, nehmen wir mal Naherholungsgebiete vor den Toren der Stadt.. da unterscheiden sich dann sicher schon die richtig guten von den weniger guten Meldern.

DG7GJ
20.01.2012, 15:35
Hallo!


Kannst du das noch mal technisch näher erklären, das würde sicher den einen oder anderen interessieren... Dass es so ist, wissen die meisten, aber da du dich technisch so gewählt ausdrücken kannst und gern zu schreiben scheinst, wäre das sehr nett :-).

Hmm, ja....wo fange ich da an...
Also POCSAG ist eigentlich ein Verfahren, welches am Anfang überhaupt nicht für "betriebsfunkähnliche" Netze gedacht war, sondern wo man in erster Linie von öffentlichen Mobilfunknetzen ausging.

Als Grundvorraussetzung stand fest, das die Empfangsgeräte möglichst klein sein sollten, und eine sehr lange Betriebszeit ohne Batteriewechsel/Akkuladung aufweisen sollten.

Man entwickelte daher spezielle Empfängersysteme, die von Stromverbrauch bis auf den letzen µA optimiert werden konnten, und Antennensysteme die extrem klein und selektiv waren.
Schleifenantenne eben - vergleichbar mit den Magloops der Kurzwellenamateure.

Hauptnachteil dieser winzigen Antennenform ist die ebenso winzige Antennenfläche woraus eine sehr geringe Ausgangsspannung resultiert.
Das was an Pegel aus soeiner Miniaturschleife raus kommt, ist absolut nicht vergleichbar mit dem, was z.B. eine HFG-Antenne ausspuckt.

Die ganzen Nachteile wurden damals in Kauf genommen, um den Kunden eben möglichst praktische Geräte mit entsprechenden Verträgen verkaufen zu können.
Man versuchte die Nachteile der Empfänger auf der Netzseite aus zu gleichen.

Das was an Baugröße und Strombedarf bei den Empfangsgeräten eingespart wurde, glich man mit den Netzen wieder aus.
Und im öffentlichen Pagingnetz sah das brutal aus:
Drei bis zehn Sender je Großstadt, in dünner besiedelten Gebieten deutlich weniger.
Jede einzelne mit mindestens 100, teilweise 400W Sendeleistung an diesen Monstern:

http://www.kathrein.de/de/mcs/produkte/download/936732b.pdf

Wir reden hier also um EIRP-Werten zwischen 500W und 2,5kW.
Bis auf wenige ländliche Einzelsender waren Ballungsgebiete zudem zu einem Gleichwellennetz zusammen geschaltet.
Kann man sich heute noch bei 466MHz anschauen wie sowas live aussieht.

Das Netz sorgte also für satte Feldstärke...Elektrosmog war da ja (80'er Jahre, bis Anfang 199x) kaum ein Thema.

Erst nachdem sich diese Technik weltweit als absoluter Paging-Standard etablierte, fing es an das dieses Verfahren auch für reginale Kleinnetze "betriebsfunkähnlich" ungesetzt wurde.
Jedi-Bastler sind bestimmt schon häufiger in Wookie über den Menuepunkt "Pocsag" gestolpert. Das sind Spuren davon, das Motorola damals daran arbeitete den "Anrufmelder" durch einfache Pocsag-Pieper zu ersetzen.
Ob es aber je eine funktionierende Firmware zu einem jedi-Gerät gab, welche dieses unterstÜtzte? Finden tut man dazu nix.

Funktionieren tut das auch in kleinen "betriebsfunkähnlichen" Netzen.
Allerdings darf man da halt nicht mit mehr als 6W (2m) bzw. 12W (70cm), als BOS bissel mehr, mit wenigen Sendern ganze Großstädte und Landkreise fluten.
Man muss, um die zulässigen Sendeleistungen nicht zu überschreiten, die Fläche mit entsprechend vielen DAU's ausleuchten.

Da man allerdings bei solch einer DAU-Dichte mit den möglichen Zeitschlitzen nicht wirklich auskommt, und ein Gleichwellenverbund aller Zeitschlitze zu teuer wäre, verteilt man die Zeitschlitze in unterschiedliche Gebiete.

Wenn zwei Regionen z.B. 10Km Abstand haben und den selben Zeitschlitz benutzen, stört das ein Pager kaum, da er naturgemäß eher "schwerhörig" ist.
Wer hingegen mit einem Scanner und einer Hochantenne versucht DME-Netze mit zu lesen, empfängt in Ballungsgebieten häufig deutlich mehr DAU's als es Zeitschlitze gibt - die Fehlerquote steigt ins unermessliche.

POCSAG basiert quasi auf deutliche Überversorgung mit satten Feldstärken.
Sicherlich funktionieren viele Melder auch noch ausserhalb von derart satt gefluteten Gebieten, allerdings lässt die Übertragungssicherheit bei schwachen Feldstärke deutlich nach.

Es ist ja nicht nur fatal, das die Antennen viel zu klein und ineffektiv sind.
Sondern die Endgeräte liegen ja meißt nicht am Fenster, sondern werden sehr körpernah (Gürtel) getragen, was zusätzlich die Reichweite drastisch einschränkt.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

DG7GJ
20.01.2012, 16:17
Hallo!


Fänd ich auch, von DG7GJ würde ich freiwillig ein ganzes Buch lesen;)

Na, ich hätte aber nicht gerade Lust dazu mich als Schriftsteller zu betätigen...zu trocken..:-)
Aber die Grundproblematik solcher Foren, wo es teilweise technisch anspruchsvoll wird, schreit irgendwo nach einer Art FAQ oder Wiki, wie ich vor ein paar Jahren hier schonmal meinte.

Denn wer beispielsweise Informationen sucht über den selbstbau von Groundplanes, und dann unweigerlich auf solch eine Bibel stößt:
http://www.funkmeldesystem.de/foren/showthread.php?t=26035

...wird eher verunsichert und erschlagen...

Ebenso die diversen anderen Fragen "Wozu Diskriminator" und "Was ist eine Brummschleife" usw. sind zwar hier im Forum enthalten, aber so verstreut das man selbst mit der Suchfunktion kaum viel weiter kommt.


In der Praxis hat man aber diesen Fall schonmal, nehmen wir mal Naherholungsgebiete vor den Toren der Stadt.. da unterscheiden sich dann sicher schon die richtig guten von den weniger guten Meldern.

Da hast du selbstverständlich recht.
Aber...wenn da kein DAU mehr für solche Gebiete vorgesehen ist, hat offensichtlich jemand bei der Planung eben diesen Bereich nicht mehr als Versorgungsgebiet eingestuft.

Mancherorts können es auch einfach Planungs- und Verständnissfehler sein die gemacht wurden. Wenn DME-Netze geplant werden von Leuten, die meinen das wäre vergleichbar mit analoge Alarmierung, sprich "1 DAG + 2 DAU's und fettich", passiert sowas schonmal.
War in den ersten Jahren des dortmunder DME-Netzes nicht wesentlich anders...:-)

Ist aber bei den BOS auch ganz normal, das die komplexere Technologien erst mal "fehlerbehaftet" nutzen, weil die Fachleute fehlen.
Siehe Gleichwellennetze. Im BOS-Bereich könnte ich wetten, das ich eine Gleichwelle innerhalb von wenigen Sekunden im mobilen Empfang erkennen könnte.
Richtig professionelle Gleichwellen (z.B. 2m EVU-Netze) hingegen hörst du nicht mehr.
Um da einen Ort zu finden, wo du Fadingeffekte hast, musst du richtig suchen.
Bei BOS-GW hingegen....ähm...die Technik willig, aber die Netzplanung schwach...;-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Leitstelle_V
22.01.2012, 17:11
Vielen Dank für die tollen Ausführungen, Jürgen!