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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach tödlichem Unfall: Anklage des Vaters



Angriffstrupp
21.07.2011, 09:15
Kirchen/Betzdorf. Weil der Notarzt erst spät bei seinem verunglückten Sohn eintraf, lässt Raimund Ermert eine Klageschrift vorbereiten.
Die nachweislich völlig unzureichende Notarztversorgung im Kreis Altenkirchen hat nun erstmals eine private Klage zur Folge:

mehr unter:
Quelle: http://www.siegener-zeitung.de/a/476496/NachtoedlichemUnfallAnklagedesVaters

Mehr zu Notarzt Versorgung im Kreis AK hier :
http://www.report-ak.de/index.php?option=com_content&view=article&id=720%3Aoffener-brief--notaerztliche-versorgung-im-landkreis-altenkirchen&Itemid=49

Und hier mal was zur zuständigen Leitstelle:
http://home.drk-rengsdorf.de/RETTUNG/montabaur.htm

Und das sagt Google bei der Suche: Notarztversorgung Altenkirchen
http://www.google.de/#sclient=psy&hl=de&source=hp&q=notarzt+versorgung+altenkirchen&aq=f&aqi=&aql=&oq=&pbx=1&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&fp=da4af9a3b1aa18c6&biw=1024&bih=604

Florian kommen
23.07.2011, 23:31
Hier läuft es halt genauso wie in anderen ländlichen Gegenden Deutschlands. Die Dichte der Notarztstandorte nimmt zunehmend ab und es fällt immer mehr auf das rettungsdienstliche Personal zurück.

Laut Rettungsassistentengesetz sollte dies auch für keinen Rettungsassistenten ein Problem darstellen:

RettAssG Abschnitt 2 Ausbildung §3 besagt:

"Die Ausbildung soll entsprechend der Aufgabenstellung des Berufs als Helfer des
Arztes insbesondere dazu befähigen, am Notfallort bis zur Übernahme der Behandlung
durch den Arzt lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durchzuführen, die
Transportfähigkeit solcher Patienten herzustellen, die lebenswichtigen Körperfunktionen
während des Transports zum Krankenhaus zu beobachten und aufrechtzuerhalten sowie
kranke, verletzte und sonstige hilfsbedürftige Personen, auch soweit sie nicht
Notfallpatienten sind, unter sachgerechter Betreuung zu befördern (Ausbildungsziel)."

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Die Frage die ich mir stelle ist: Was hätte ein Notarzt anderst gemacht als ein Rettungsassistent? Hätte er wirklich den tödlichen Ausgang abwenden können? Wohl kaum...

Da ich nicht dabei war stelle ich mir auch völlig wertungsfrei die Frage: Wie kann es im Zeitalter von ITLS/PHTLS... noch sein das man wie im Bericht erwähnt "Stunden" am Einsatzort verbringt? Wurde der Unfallchirurg auf der Straße erwartet?

Bekannt ist das Problem vieler Orts. Gemacht wird nix dagegen. An zwei unserer fünf Notarztstandorte im Kreisverband sind die Fahrzeuge teilweise bis zu 50% ausser Betrieb da ärztliches Personal zur Besetzung fehlt. Konsequenz hat es überhaupt keine. Was ich damit sagen will ist, das dass Problem nicht nur im Kreis Altenkirchen existiert.

Viele Grüße

nederrijner
24.07.2011, 14:48
Ein ganzer Landkreis mit mehr als 130.000 Einwohnern und 640 km² Fläche ohne Notarzt ist schon erschreckend :(

Angriffstrupp
24.07.2011, 14:54
Ein ganzer Landkreis mit mehr als 130.000 Einwohnern und 640 km² Fläche ohne Notarzt ist schon erschreckend :(

Nun, dass ist unser Nachbarlandkreis!
Es kommt öfters vor dass z.B das NEF der HAW des Nachts von Siegen (NRW) gen Betzdorf (RLP) Alarmiert wird. Da sind Nachts die ca.25 Km einschließlich Alarmirung in etwa 20 Min zu schaffen...
So hat mir ein befreundeter NEF Fahrer gesagt, der dass Vergnügen mal hatte...

Alex22
24.07.2011, 15:11
Die Frage die ich mir stelle ist: Was hätte ein Notarzt anderst gemacht als ein Rettungsassistent? Hätte er wirklich den tödlichen Ausgang abwenden können? Wohl kaum...


Naja, ein Notarzt hat was Medikamente angeht ganz andere Möglichkeiten als ein RA.

Angriffstrupp
24.07.2011, 15:36
Naja, ein Notarzt hat was Medikamente angeht ganz andere Möglichkeiten als ein RA.

Und ich will nicht der RA sein der im rahmen der Notkompetenz § 3 des RettAssG handelt, und Behandlung geht " in die Hose " , Pat.EX oder schwere Schäden... und dann? Sorry liebe Angehörige, da unser NA schon im Einsatz war haben mir im rahmen der Notkompetenz unser bestes gegeben, und nun ja zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie einen Arzt oder Apotheker...

thorben1248
24.07.2011, 16:17
Es wurde noch kein RA verurteilt, der nach bestem Wissen und Gewissen Maßnahmen durchgeführt hat.

Fängt bei z.B. Thoraxpunktion an und endet bei Ketanest Narkose.

Ich muß selbstverständlich entsprechende Aus und Fortbildung nachweisen können.

Und ich möchte nicht als RA die Verantwortung tragen müssen, dass jemand Schaden erleidet, da ich irgendwelche Maßnahmen aufgrund von Haarspaltereien nicht getroffen habe.

vgl. PHTLS, wurde aber schon geschrieben.

Medikamente allein retten keine Menschen.
Notfallmedizin ist Taktik.
Aber ...wo ist die Taktik in der gegulären NA Ausbildung?

Brauchen wir überhaupt Notärzte oder schaden (nicht im jedem Fall) diese vielleicht dem Einsatzablauf nur?

Alex22
24.07.2011, 16:44
Fängt bei z.B. Thoraxpunktion an und endet bei Ketanest Narkose.

Ich habe aber noch nichts in der Richtung bei uns gehört, daß ein RA ohne NA mal eben Ketanest oder dergleichen verabreicht.



Medikamente allein retten keine Menschen.

Sicher retten Medikamente allein kein Leben.
Aber ohne Medikamente werden oft auch keine Leben gerettet.



Brauchen wir überhaupt Notärzte oder schaden (nicht im jedem Fall) diese vielleicht dem Einsatzablauf nur?
Ich finde schon, denn ich finde kein RA schafft es in seiner Ausbildung noch das komplette Medikamentenarsenal durchzunehmen.

Angriffstrupp
24.07.2011, 17:05
Es geht hier nicht ums Pro oder Contra RA / NA, es geht um die schlechte bis nicht vorhandene Notärtzliche versorgung der Bürger im Landkreis Altenkirchen!
Und da muss dringend Abhilfe geschaffen werden, Kosten sind da im Moment NEBENSACHE bzw EGAL!!!
Und was das ob mit oder ohne NA betrifft, da müssen wohl erst mal ein paar Gesetzte geändert und die Ausbildung der RA`s neu geregelt werden...

sschaebe
24.07.2011, 18:44
Folgende Fragen habe ich mir bei diesem aktuellen Fall gestellt, welche auch sicher der Staatsanwalt stellen wird:

Warum hat der RA nachdem klar war, dass ein NA nicht zeitnah verfügbar ist eingeladen und ist (evtl. auch mit einem instabilen Patienten) Richtung nächste Klinik gefahren. Wundversorgung bzw. Schienung sollte er auch ohne NA zumindest teilweise durchführen können).
Ich würde in keinem Fall am Einsatzort auf den NA warten, sondern (gerade bei vitaler Gefährdung) in Richtung nächster Klinik (und sei es eine Klinik der Grundversorgung) fahren. Dort muss es einen Arzt geben, welcher dann eine ärztliche erste Versorgung durchführen kann (incl. Medikamentengabe) und dann eine Verlegung auf den weg bringen kann.

Gruß
Simon

überhose
24.07.2011, 19:13
Und da muss dringend Abhilfe geschaffen werden, Kosten sind da im Moment NEBENSACHE bzw EGAL!!!Man merkt, dass du kein Politiker bist.
Sonst wüsstest du, dass unser Kuddel dem Bernie E. noch ein paar Milliönchen in den Allerwertesten pusten muss, die Kommunalreform versteht und lebt noch keiner, da muss man noch mal ran, am Ring sollen tatsächlich noch ein paar Tourismusbetriebe nicht steuerfinanziert sein und sind deshalb zu vernichten, die Grünen hat man jetzt auch noch am Bein (obwohl Pluspunkt: zur Notarztversorgung haben die sich bisher glücklicherweise erst gar keine Meinung gebildet), zwischendurch muss noch das ein oder andere eigene Wahlversprechen vom März in die Vergessenheit gezwängt werden, und du kommst mit solchem Kram wie der Notarztversorgung. In AK sind 2011 doch nur 42 Prozent (http://www.rhein-zeitung.de/regionales/altenkirchen-betzdorf_artikel,-Notarztdienste-im-AK-Land-42-Prozent-abgemeldet-_arid,279745.html) der Notarztdienste unbesetzt, das heißt politisch: Über die Hälfte der Zeit klappts doch. Was wollt ihr überhaupt? Der Ringracer klappt z.B. ziemlich genau 100% nicht - das ist doch mal richtig Mist.
Und dann ist das lokale MdL, was sich jetzt für das Thema stark macht, zwar einerseits recht fachkundig (LNA), aber dummerweise in der Oppositionspartei. Also kann das doch nix geben.
Na klar, im aktuellen Koalitionsvertrag (http://spdnet.sozi.info/rlp/index.php?mod=content&page_id=8752&menu=802) steht:
Der Einsatz von Notärztinnen und Notärzten ist ein nicht wegzudenkender und zugleich wesentlicher Bestandteil des rheinland- pfälzischen Rettungsdienstes. Die demographische Entwicklung der Bevölkerung, aber auch die Personalknappheit bei Ärztinnen und Ärzten mit entsprechender notfallmedizinischer Zusatzausbildung, führt vermehrt zu Problemen in der flächendeckenden Notarztversorgung, insbesondere in den ländlichen Bereichen unseres Landes.
Die Landesregierung sieht es als dringend erforderlich an, den aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammenden Aufbau des rheinland- pfälzischen Notarztwesens sowie seine Struktur wissenschaftlich untersuchen zu lassen und an die neuen Herausforderungen anzupassen.Aber da steht auch ganz viel anderer Kram drin, der noch zu untersuchen ist - für die Anpassungen ist dann verständlicherweise die Zeit leider nicht da. Das muss der Wähler doch mal einsehen. Menno.

thorben1248
24.07.2011, 19:30
wo ist der NA Einsatz evidenzbasiert, wenn der RA seine ca. 10 bis 15 Notfallmedikamente sicher beherrscht.

Und ja, es gibt viele Regionen, wo der RA in D Ketamin u.v.m. selbstständig geben soll.


Der Prozess ist lächerlich, auf jeden Fall nicht zielführend.

Da muß der gute Mann wenn schon, das Rettungsdienstpersonal verklagen, falls diese sich nicht an die internationalen Therapieempfehlungen gehalten haben.

Die in ATLS / PHTLS geschulten Ärzte sagen doch selbst, das Rettungsdienst nichts mit Ärzten zu tun hat, und sie nur der Dritte / Vierte Mann im Team sind.

überhose
24.07.2011, 19:38
Der Prozess ist lächerlich, auf jeden Fall nicht zielführendZum einen gibt es noch lange keinen Prozess, sondern nur eine nach aktuellem Medienstand noch nicht näher bearbeitete Anzeige.
Zum anderen geht die Motivation zu dieser Anzeige aus den verlinkten Berichten schon hervor, und angesichts von einer 42%igen Abmeldungsquote würde ich diesen Schritt durchaus nicht als lächerlich bezeichnen.

Mr. Blaulicht
24.07.2011, 20:45
Nun, um mal eine Lanze für dern RD zu brechen: die allerwenigsten RAs werden wohl die Hände in den Schoß legen, und warten, bis ein NEF eintrifft. Und die Aussage von angeblichen Zeugen, dass es gar Stunden gedauert hat, wird wohl keiner, der auch nur annähernd Kontakte zum Rettungsdienst hat, für voll nehmen.
Zugegebener Maßen sind 30 Minuten eine lange Zeit, aber das Problem sind nicht die Rettungsdienste, sondern die Kostenträger. Denen ist es nämlich nur recht, wenn ein NEF nicht besetzt ist, weil dann die Kosten für sie geringer sind.
Und die Kostenträger wiederum stehen für die Versicherten. Also ist es letztendlich an uns selbst, zu bestimmen, wieviel wir für eine notärztliche Versorgung ausegeben möchten, oder auch nicht.

Gruß, Mr. Blaulicht

PS: Es gibt eine Menge Rettungsdienstler, die ohne mit der Wimoper zu zucken, eine Ketanest-Dormicum-Narkose durchführen. Aber wie bereits richtig erwähnt: Solange die Zutrittsbestimmungen für die RettAass-Ausbildung nicht höher gehängt wird, wird nicht jeder Lehrgangsteilnehmer kognitiv in der Lage sein, den verantwortungsbewussten sicheren Umgang mit Medikamenten erlernen zu können. Dazu kommt die kurze Ausbildungsdauer von gerade mal einem Jahr Theorie - übrigens auf Drängen der HiOrgs!

Ihr seht: Viele Schuldige, keiner der Verantwortung übernimmt, immer sind es die anderen. Erinnert mich manchmal an einen Kindergarten. Nur, dass da weniger Menschenleben davon abhängen.

Angriffstrupp
26.07.2011, 11:37
Nun auch hier: rettungsdienst.de/nachrichten/notarztversorgung-lebensgefahrlich-schlecht-24436

Florian Ww
26.07.2011, 13:44
Hallo Zusammen,

Frage: Ist die Lage nur bei mir im Kreis so.......oder gibt es auch andere Kreise im BL, die solche Probleme haben?

Grüße (von einem der keine Ahnung vom RD hat),

Jörg

Angriffstrupp
12.08.2011, 10:19
Notarzt: Lösung nur mit mehr Geld

Kreis Altenkirchen - Die problematische Situation der Notarztversorgung im Kreis Altenkirchen bleibt in der Diskussion. Landrat Michael Lieber sieht die „Bevölkerung aufgerüttelt“ durch ständig nicht besetzte Notarztdienste. Auch in der Politik sieht er Bewegung. So hat er jetzt Kreisvorstand und Fraktionsvorsitzende im Kreistag zu einem Gespräch zu dem Thema eingeladen. „Es muss etwas passieren“, so Lieber.

Quelle und weiter:
http://www.rhein-zeitung.de/regionales/altenkirchen-betzdorf_artikel,-Notarzt-Loesung-nur-mit-mehr-Geld-_arid,284891.html

Bastel
23.08.2011, 11:46
Tach !!!

Bürger demonstrieren für bessere Notarztversorgung:

http://www.rettungsdienst.de/nachrichten/burger-demonstrieren-fur-bessere-notarztversorgung-24891


Gruß
Bastel

überhose
23.08.2011, 18:38
Wow, 300 Bürger von über 130.000 Betroffenen. Man könnte fast meinen, so ein Müll wie Werkenntwen wäre als Werbeplattform für sinnvolle Demos nicht so ganz perfekt...

Angriffstrupp
31.08.2011, 15:52
Altenkirchen. Geschlossen hat der Kreistag gestern eine Resolution zur Notarztversorgung im Kreis verabschiedet. Damit hat das Gremium auf die immer deutlicher zutage tretenden Mängel in der notärztlichen Versorgung der Menschen im Landkreis reagiert.

damo - Das vereinbarte Ziel, drei der vier Standorte zu 95 Prozent der Zeit besetzt zu haben, wird bei weitem nicht erreicht. Abmeldequoten von 42 Prozent sind zuletzt verzeichnet worden - mit der Folge, dass man laut SPD-Sprecher Bernd Becker im AK-Land eine geringere Überlebenschance als anderswo hat, wenn man einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleidet. Landrat Michael Lieber umriss den Status quo so: "Die Notarztversorgung im Kreis hat sich zu einem Notfall entwickelt, schnelle Hilfe ist notwendig."

Quelle und weiter:http://www.siegener-zeitung.de/a/487263/notarztversorgung-kreistag-schreibt-nach-mainz

Angriffstrupp
19.11.2011, 16:49
irchen. Drei der vier Notarzt-Standorte in der Region sollen regelmäßig besetzt sein ? bald kommt Verstärkung durch einen hauptamtlichen Mediziner...
Quelle und weiter:http://www.siegener-zeitung.de/a/512474/zwei-bewerbungen-fuer-hauptamtliche-notarztstelle