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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Funkempfänger selber bauen



chris15
22.06.2011, 13:03
Hallo Zusammen,

Ich will mir einen eigenen Funkempfänger bauen, der fest auf einer Frequenz (86.955Mhz) arbeitet und über einen kleinen Lautsprecher ausgibt.

Ich hatte schon bei Pollin ein Radio-Bausatz für unter 10€ im Auge, den ich dann nach ganz unten dreh, so wie die alten Radios früher.

Die Lösung gefällt mir allerdings nicht , ich hätte da schon lieber was "perfekteres" gebaut. Am besten mit PLL. Eventuell auch mit Rauschunterdrückung.

Hat von euch einer eine Idee wie ich das lösen könnte?

Gruß,
Chris15

danielhecker
23.06.2011, 00:36
Wie weit gehen Deine Fachkenntnisse? Oder willst Du einfach was zusammenlöten nach Plan?

chris15
23.06.2011, 11:20
Fachkentnisse in der HF-Technik habe ich sehr wenig.
Am liebsten wäre es mir ich müsste die Bauteile nur nach Plan zusammenlöten.

DG7GJ
24.06.2011, 14:43
Hallo!


Ich will mir einen eigenen Funkempfänger bauen, der fest auf einer Frequenz (86.955Mhz) arbeitet und über einen kleinen Lautsprecher ausgibt.

Was erwartest du von diesem Projekt...?

Willst du sowas selber basteln, mit dem Ziel etwas zu lernen, bzw. einen Einstieg in die HF-Technik zu bekommen?
Oder geht es dir ausschließlich darum einen Empfänger billiger als ein AE/UBC69 hin zu bekommen?

Das du keine Erfahrung mit HF-Technik hast ist das eine, aber Elektronikvorkentnisse (Bauteile und deren Funktion, Löten usw.) hast du mindestens?


Ich hatte schon bei Pollin ein Radio-Bausatz für unter 10€ im Auge, den ich dann nach ganz unten dreh, so wie die alten Radios früher.

Die Lösung gefällt mir allerdings nicht , ich hätte da schon lieber was "perfekteres" gebaut. Am besten mit PLL. Eventuell auch mit Rauschunterdrückung.

Vergiss Radiobausätze, viel zu viel Bandbreite für Sprechfunk, und wie du selbst erkannt hast: keine Rauschsperre.

Wenn es dir darum geht einen Lerneinstieg zu finden, solltest du für einen HF-Empfänger auf jeden Fall allgemeine Grundkentnisse in Elektronik haben.
Dann, und nur dann, ist ein 4m Funkempfänger ein sinnreiches und erfolgversprechendes Lernprojekt.

Es gibt vielerlei Möglichkeiten, zwischen denen du wählen könntest:

Geht es dir ausschließlich um einen einzigen Kanal, wäre ein Quarzprinzip sinnvoll.
Man nimmt sich entweder einen Schaltplan eines FME's, wie z.B. den Bosch FME88, oder aber man bastelt sich was anhand von Datenblättern zu Spezialbauteilen:

Nicht gerade das allerbilligste, aber für lehrreiche Einzelstücke hat sich dieses Gespann bewährt:

http://www.nxp.com/documents/data_sheet/SA602A.pdf
als Empfängervorstufe mit Downmixer und
http://www.nxp.com/documents/data_sheet/SA604A.pdf
als ZF-Stufe.

Zum NE/SA602 gibt's nicht viel zu sagen, was über dem Datenblatt hinaus geht.
Am Eingang halt ein Schwingkreis der vorwiegend im oberen 4m Band resonannt ist, dahinter halt eine Impedanzanpassung an einen ZF-Filter, z.B. einen preiswerten 10,7MHz Quarzfilter, oder halt was man gerade in der Bastelkiste hat.
Je höher die ZF, des so höher ist die Spiegelfrequenzunterdrückung.
Als LO kann sowohl ein (Oberton-) Quarz bestückt werden, als auch ein frei schwingender VCO für eine PLL-Abstimmung. Ist alles im Datenblatt drin.

Der NE/SA604 ist ein richtig edles teil, eigentlich bissel oversized für ein "simples Bastelprojekt". Empfehle ich Anfängern aber dennoch gerne, weil fast "idiotensicher".
Und darüber hinaus ebend noch mit Experimentiermöglichkeiten nach Fertigstellung - der RSSI-Ausgang z.B. ist derartig datenhaltig, das man damit sogar einem teuren Meßempfänger konkurrenz machen könnte.

Für die Frequenzabstimmung das einfachste, wäre halt ein Kanalquarz am 602.

Möchtest du darüber hinaus noch was lernen bezüglich PLL, ist das wie bereits erwähnt mit dem 602 problemlos möglich.
Hast du Erfahrung mit µC Programmierung (PIC's oder ATMEGA's) kannst du fast jeden beliebigen PLL-Chip nehmen den es aktuell gibt.
Von www.national.com sind die LMXxxxx so ziemlich edle Teile, was aber die Beschaffbarkeit für Normalmenschen angeht (Reichelt, Conrad usw.) blieben noch einige fernöstliche PLL-IC's.

Wenn dir jegliche µC-Erfahrungen fehlen, du aber dennoch gerne ein Mehrkanalgerät mit PLL bauen möchtest....kein Problem!
Schau dir mal die folgenden Datenblätter von gewöhnlichen, überall noch zum Schleuderpreis erhältlichen Standard-CMOS Chips an:

http://www.nxp.com/documents/data_sheet/HEF4040B.pdf
Geeignet als grober Teiler sowohl zur Generrierung einer Referenzfrequenz (Kanalabstand) aus einem stabilen Quarzsignal sowie als Vorteiler einer VCO-Frequenz bis zu 50MHz.
Besonders hilfreich bei diesem Teil ist der Schmitt-Trigger Eingang am CLK-Pin.
Man braucht dort kein sauberes Rechtecksignal, sondern einfach ein beliebiges analoges Oszillatorsignal mit ausreichenden Pegel (sichere High-Erkennung).
Das einzige was man beachten muss: Je höher die Versorgungsspannung (max. 15V) umso höher die maximale Eingangsfrequenz (bis etwa 50MHz).
Allerdings werden diese Teile mit steigender Eingangsfrequenz extrem heiß, bis hin zum durchbrennen.
Also lieber mit Eingangsfrequenzen unter 20MHz ansteuern und mit 10...12V etwa versorgen.

http://www.nxp.com/documents/data_sheet/HEF4526B_CNV.pdf
Ist dann für die Kanaleinstellung das richtige.
Auf Seite 10 (letzte) ist ein Beispielplan den man so direkt nachbauen kann.
Es sind zwei kaskadierte 4526 wobei sich 4bit LSB und 4bit MSB anbieten um mittels DIP-Schaltern oder Codierschaltern bis zu 256 Kanäle durch zu schalten.

Realistisch könnte das wie folgt aussehen:

Am 602 sitzt ein VCO der 10,7MHz unterhalb des Empfangsbereiches von 84-88MHz arbeitet, also mittels Abstimmspannung über Varicap zwischen 73,3 und 77,3MHz abgestimmt wird.
Sein Ausgangssignal wird dann rückwirkungsfrei entkoppelt auf einen DG-FET (z.B. BF966) mit einer Quarzfrequenz so weit runter gemischt, bis das Ausgangssignal im Arbeitsbereich der PLL liegt. Man könnte z.B. mit einem 70MHz Quarzoszillator das VCO-Signal runter holen auf 3,3 - 7,3MHz und dann in einen HEF4040 (als Vorteiler) gehen.

Achtung: Den Vorteilungsfaktor hier muss man auf die Referenzfrequenz anrechnen!
Teilt man hier z.B. durch 4, muss man die Referenzfrequenz eben auf Kanalabstand/4 setzen!

Anschließend den Kanalteiler 4526 dessen Ausgangssignal man zusammen mit der geteilten Referenzfrequenz auf einen Phasenvergleicher gibt, z.B. solch einen:
http://www.nxp.com/documents/data_sheet/HEF4046B.pdf

BTW: Das ist weitestgehend das selbe System wie die ganz alten Vielkanalgeräte Fug8/9 verwendeten. Von einem Bosch Fug8b1-Z könnte man z.B. die gesamte Frequenzaufbereitung übernehmen, allerdings reichen dann keine Standardquarze mit runden Frequenzen mehr. Spätestens im VCO-Downmixer braucht es dann den Gang zum Quarzschleifer.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

chris15
24.06.2011, 15:11
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Mir geht es nur darum einen Einstieg zu finden.

Ich bin gelernter Mechatroniker. Mit einem Lötkolben kann ich umgehen, ich bin nur mehr Richtung SPS und Leistungstechnik tätig.

DG7GJ
24.06.2011, 16:38
Hallo!


Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Mir geht es nur darum einen Einstieg zu finden.

Ich bin gelernter Mechatroniker. Mit einem Lötkolben kann ich umgehen, ich bin nur mehr Richtung SPS und Leistungstechnik tätig.

Keine Ursache!
Hört sich schonmal nicht schlecht an mit den Vorraussetzungen.
Um von dort wo du bist auf HF-Technik zu schließen, muss man lediglich noch den Skin-Effekt in die Wechselstromlehre bissel krasser einschätzen.

Generelle Sprüche:

- Je kürzer die Leitungen zwischen den Bauteilen, des so besser für HF.
darauf folgert:
- je kleiner ein Bauteil, des so besser für HF (sprich SMD).
und last but not least:
- Hochfrequenztechnik ist weniger Wissenschaft als eher eine Glaubensfrage

:-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser