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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alinco DJ-X30 Disk. - keine Funktion - Scanner gestört



T.H.S
13.12.2010, 15:39
Hallo Leute,

ich habe eine Frage an euch. Ich habe heute meinem Alinco DJ-X30 ein diskriminator Ausgang verpasst.
An meinem UBC-80XLT2 hat es funktioniert damals. Jetzt beim Alinco leider nicht.
Sobald ich das Kabel an den PC anstecke, erkennt der scanner ein Signal und macht die Rauschsperre auf, auf dem Kanal, auf dem er gerade steht. Am PC kommt nichts an.

Was habe ich gemacht : Der DJ-X30 taucht bei discriminator.nl nicht auf. Allerdings ist bei ihm das gleiche IC verbaut, wie z.b.: bei diesem hier : http://www.discriminator.nl/ubc72xlt/index-en.html (also der TK10931).
Somit müsste man hier genauso abgreifen können. Ich habe also an PIN12 einen Widerstand 10k angeschlossen und bin dann auf meine Ausgangsbuchse gegangen. Masse habe ich natürlich auch an die Buchse angeschlossen.
Wie gesagt : so funktioniert es nicht.

Wieso musste ich damals beim UBC80-XLT2 ein RC-Glied einbauen, und hier nur ein R ?
Wo könnte der Fehler liegen ?? Bin gerade etwas ratlos.
Schonmal vielen Dank für Tipps.

Gruß T.H.S

DG7GJ
13.12.2010, 17:55
Hallo!



Sobald ich das Kabel an den PC anstecke, erkennt der scanner ein Signal und macht die Rauschsperre auf, auf dem Kanal, auf dem er gerade steht. Am PC kommt nichts an.

Klassischer Fall von kontraproduktiven Verhalten..:-)
Wundert mich ehrlich gesagt das solche Fehler nicht täglich hier im Forum auftauchen.

Der Roh-Ausgang eines FM-Demodulators (leichtsinniger weise als Diskriminatorausgang bezeichnet) ist in der Regel sehr hochohmig und arbeitet mit sehr niedrigen Signalspannungen. Selbst ein und das selbe IC kann dort sehr unterschiedliche Signalpegel aufweisen, abhängig von der Versorgungsspannung des IC's sowie der Last an diesem Signalausgang.

An diesem Roh-Ausgang (Basisband-Ausgang wäre zutreffender) kommt ein Mischsignal welches von 0Hz (wirklich Gleichspannung!) bis hin zu einigen zig kHz reicht.
Der "Ton", welcher weiterverarbeitet wird ist nur ein Teil dieses Signalgemisches.
Nämlich das vergleichsweise kleine Spektralfenster zwischen etwa 300Hz und 3kHz.
Das Spektrum was weit darüber (ab 5kHz aufwärts etwa) liegt wird fast immer als Rauschkriterium für die Rauschsperre genutzt - ganz einfach nach dem Grundsatz das der Signalpegel über dem Sprachbereich umso geringer ist, je stärker ein Signal empfangen wird.

Etwas gehobenere Empfänger welche eine AFC-Funktion aufweisen, also eine automatische Frequenznachführung bei gewissen Frequenzabweichungen (z.B. Dopplereffekt) nutzen zudem noch den Gleichspannungsteil der aus dem Demodulator kommt, weil die Spannung und Polarität eine direkte Aussage darüber treffen wie groß eine Frequenzdifferenz ist und in welcher Richtung die Frequenz liegt.

In deinem Fall ist das also sehr simpel:
Durch Anschluß des Rechners verringert sich der hochfrequente Rauschpegel am IC-Ausgang, weil die Gesamtlast Scanner + PC die Spannung zusammenbrechen lässt.
Logische Wirkung: Rauschsperre öffnet...denn je weniger Rauschpegel, destso stärker muss wohl das Signal sein was da gerade empfangen wird.

Ebenso können auch Störungen die über deine Leitung an dieses IC kommen akute Probleme verursachen. In diesem Schaltungsbereich sind Spannungen unterhalb von 200mV üblich. Da über ein Kabel 10mV Brummspannung oder Rauschen vom PC-Netzteil drüber gelegt, ist ein brauchbarer Empfang schon nicht mehr möglich.



Wieso musste ich damals beim UBC80-XLT2 ein RC-Glied einbauen, und hier nur ein R ?
Wo könnte der Fehler liegen ?? Bin gerade etwas ratlos.
Schonmal vielen Dank für Tipps.

Nun, wie man "richtig" einen Diskriminatorausgang an einen empfindlichen Demodulatorausgang dimensioniert sieht man in den Schaltplänen professioneller Betriebs- und BOS Geräte. Auf www.diskriminator.nl hingegen sieht man nur Pfuschlösungen.
Mal reicht angeblich nur ein Serienwiderstand von 10kOhm - wo man sich ernsthaft fragt das der denn für einen Sinn haben soll - mal wird dann noch ein Kondensator nach Masse verschaltet, was dann schon sinniger erscheint. Das soll dann halt ein RC-Tiefpass darstellen welcher Restpegel der Zwischenfrequenz und der Oszillatoren zurück halten soll.

Nö, richtig geht anders. AEG/EADS,Bosch, Motorola, Vertex u.v.a. machen es vor:
Aktiver Tiefpass mit mässiger Verstärkung bei gleichzeitig möglichst hoher Rückdämpfung.
Ein Operationsverstärker mit einem Kondensator und ein paar Widerstände brauchts.
Und schon ist der Ausgang so stabil das eine beeinflussung des Empfangs nicht mal mehr möglich ist, wenn man den Ausgang hart kurzschließen sollte.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

F64098
13.12.2010, 18:38
Ein Operationsverstärker mit einem Kondensator und ein paar Widerstände brauchts.
Und schon ist der Ausgang so stabil das eine beeinflussung des Empfangs nicht mal mehr möglich ist, wenn man den Ausgang hart kurzschließen sollte.


Dann sei doch einfach mal so nett und gieße das in einen kleinen Schaltplan, damit auch die technisch nicht so versierten eine Chance bekommen.

MfG

Frank

T.H.S
13.12.2010, 22:09
Hallo Jürgen,

vielen Dank für deine Ausführliche und professionelle Erklärung. Wenn du von einer OP Schaltung sprichst, meinst du mit einer Rückdämpfung dann eine Rückkopplung des Ausgangs auf den invertierenden Eingang ?
Hast du zufällig einen kleinen Schaltplan dazu, welcher ungefähr für diesen Anwendungsfall dimensioniert ist ?
Mit Tief- Hoch- und Bandpässen steht ich schon immer auf Kriegsfuß.

Zumal diese Schaltung bestimmt noch viele andere Interessieren würde. Der Aufbau test, evtl. kleine Anpassungen sollten kein Problem für mich sein. Aber der Anfang ist das schwerste ( die Dimensionierung vor allem ). Gibt da bestimmt wieder so typische Werte.

Danke und Gruß,

THS

EDIT:

Was hälst von dieser tollen Schaltung : Aktiver Tiefpass, Werte für eine Grenzfrequenz von 3Khz sind auch schon angegeben :)
http://www.lokutus.de/e_technik/werkunterricht/op/img/044.jpg

DG7GJ
14.12.2010, 15:47
Hallo!


Mit Tief- Hoch- und Bandpässen steht ich schon immer auf Kriegsfuß.

Dabei sind die Grundlagen und Probleme der Operationsverstärker m.E. komplizierter als die Thematik RC-Filter...


Zumal diese Schaltung bestimmt noch viele andere Interessieren würde. Der Aufbau test, evtl. kleine Anpassungen sollten kein Problem für mich sein. Aber der Anfang ist das schwerste ( die Dimensionierung vor allem ). Gibt da bestimmt wieder so typische Werte.

Ist schon Jahre her wo ich sowas mal gemacht habe. Quasi aus dem Stehgreif überschlägig passende Werte (so Pi x Daumen) aus der Bastelkiste gezogen.
Ging damals darum Mobil- und Stationsscanner (AE66 bis UBC9000) mit anständigen Ausgängen zu versehen.
Das waren damals noch passend geschnitzte Lochrasterplatinen mit 741 und Kleinzeugs drum mit Fädeltechnik.
Müsste ich sowas heute machen, würde ich mir ne kleine SMD Platine in Briefmarkengröße basteln..:-)
Brauche sowas aber seit einigen Jahren nicht mehr - wenn ich mal was machen will wozu ich einen Diskriminatorausgang brauche, greife ich einfach zu einem Gerät welches sowas schon *in anständig* drinn hat.
Will heißen: Meine paar Scanner die noch rumfliegen (alten XR100, IC-R3, USC230) bleiben bei solchen Anforderungen eben in der Schublade, während ich zu etwas greife wo Motorola oder Vertex drauf steht.
Da gibt's keine Probleme...es läuft einfach. So wie das sein soll..:-)


Was hälst von dieser tollen Schaltung : Aktiver Tiefpass, Werte für eine Grenzfrequenz von 3Khz sind auch schon angegeben :)
http://www.lokutus.de/e_technik/werkunterricht/op/img/044.jpg

Namja...das ist schonwieder halb kontraproduktiv...:
Was du da gefunden hast ist ein typischer Fall von "Aktives Filter".
Zeichnet sich dadurch aus, das er KEINE Verstärkung bietet, das Signal invertiert, aber eine besonders scharfe Frequenzabhängigkeit hat.
Sowas ist gut im HIFI-Bereich für Equalizer und so.

Nö, ich rede von einem ganz einfachen nichtinvertierenden Verstärker mit geringer Verstärkung:
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210151.htm
Die Widerstände R1+R2 sollten im Verhältniss so bemessen sein, das ein normaler Hub von 4,5-5kHz am Ausgang eine "Line-kompatible" Spannung von ca. 500-700mV raus kommt.

Wenn man dann vor dem Signaleingang ein einfaches RC-Tiefpass schaltet, reicht das allemal! Denn die Filtersteilheit bei RC-Gliedern hängt in erster Linie von der Belastung ab.
Je niederohmiger die Last ist, destso schwächer ist die Filterwirkung.
Da aber die Quelle (Demodulator) als auch das Ziel (Operationsverstärker) sehr hochohmig sind, wird das RC-Glied fast im leerlauf betrieben, womit sich eine sehr deutliche Charakteristik ergibt.

BTW:
Diese RC-Tiefpässe sollen lediglich Reste der 2.ZF (450-455kHz) und alles darüber sperren.
Es geht NICHT darum alles über 3kHz ab zu schneiden - das währe für manche Datengeschwindigkeiten nämlich wieder fatal.

Und am Ausgang des OP's würde ich auf jeden Fall noch eine Pegelbegrenzung vorsehen, damit bei Übersteuerung (z.B. Rauschen ohne Empfangssignal) die Soundkarte nicht die volle Betriebsspannung ab bekommt die der OP rauspumpen kann.

Hab da mal eben überschlägig was gezeichnet...siehe Anhang.

R1 und R2 legen die Verstärkung fest. Will man die Verstärkung abgleichbar machen, könnte man für R2 ein Trimmer mit z.B. 100k einsetzen.

R3 und C1 bilden den Tiefpass der mit dieser Dimensionierung bei etwa 15kHz einsetzt.

Am Ausgang dann die Schutzschaltung für Soundkarteneingänge.
R4 wirkt zusammen mit den zwei 1N4148 (o.ä.) quasi als typische Zehnerdiodenschaltung.
Ohne R5 würde die Ausgangsspannung auf ca. 550-600mV begrentzt werden.
R5 ist optional und sorgt für einen zusätzlichen Spannungsabfall und somit einem höheren möglichen Ausgangssignal.

Sinniger Weise sollte die Verstärkung mit R1+R2 so dimensioniert werden, das diese Schutzschaltung bei "normalen" Modulationshub noch nicht einsetzt.


Soweit die (einfache) Theorie.
In der Praxis aber ist das Problem das normale OP's gerne eine symmetrische Versorgungsspannung hätten.
Hat man den Platz um sowas hier nebst ein paar Kondensatoren zur Filterung der Restwelligkeit einzusetzen, kann man froh sein...:
http://www.reichelt.de/?ACTION=3;ARTICLE=35064;PROVID=2402
Bei Handscannern sehe ich da aber schon schwarz. Diskreter Schaltregler in SMD wäre die nächste Möglichkeit, was dann aber wieder alles komplizierter macht.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

T.H.S
15.12.2010, 11:12
Klasse. Vielen Dank für deinen wieder einmal Ausführlichen Beitrag.
Mittlerweile wird mir die ganze Problematik wesentlich klarer.
Allerdings denke ich nicht, das es ein OP gibt, welchen ich mit meiner vorhandenen
3V Ub im Handscanner betreiben kann......

...--> Obwohl es gibt doch diese rail-to-tail Typen. Wenn ich die Versorgungsspannung des OPs durch einen Spannungsteiler auf Ub/2 einstelle, habe ich einen Arbeitsbereich von +/- 1,5V des OPs. Also symetrisch. (ideal betrachtet).

Werde mal eine Versuchsschaltung aufbauen..... bedrahtet. SMD mit layout und gefräster platine mach ich dann wenns denn wirklich irgendwie klappen sollte :)

Gruß
T.H.S