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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Solardächer / Photovoltaikanlagen. Was tun, wenn es brennt?



Angriffstrupp
07.11.2010, 14:07
Fast 600.000 Solaranlagen gibt es inzwischen in Deutschland. Doch was tun, wenn es brennt? Die Feuerwehr kann Häuser mit Photovoltaikanlagen wegen drohender Stromschläge nicht immer löschen.

Auf dem Dach liefert eine Photovoltaikanlage jahrzehntelang Strom. Viele Feuerwehren sehen diese Anlagen jedoch in einem ganz anderen Licht. Weil sich Fotovoltaikanlagen, die bis zu 1.000 Volt Gleichstrom erzeugen können, bei einem Einsatz oft nicht komplett ausschalten lassen, kann den Feuerwehrleuten bei Löscharbeiten ein elektrischer Schlag drohen.
In Feuerwehrkreisen ist die Diskussion über die mögliche Gefährlichkeit der Solaranlagen bei Bränden in vollem Gang. Wenn Isolationen im Brandfall beschädigt werden und die Anlagen weiter Strom liefern, ist die Gefahr eines elektrischen Schlages groß. Das Institut der Feuerwehr in Münster hat einen Löscheinsatz an einem Haus mit Solardach durchspielen lassen. Die bisher ausprobierten Methoden, die Stromproduktion der Fotovoltaikanlage zum Beispiel durch Planen oder Löschschaum zu unterbinden, erwiesen sich als wenig Erfolg versprechend. So etwas hören die rund 350 Hersteller von Fotovoltaikanlagen natürlich nicht gerne. Über 19 Milliarden Euro hat die Branche im vergangenen Jahr umgesetzt. Der Bundesverband der Solarwirtschaft, beraten von einer Expertenkommission, versteht die Aufregung nicht: „Sollte es (…) zu Löscharbeiten an einem Gebäude mit einer Fotovoltaikanlage kommen, so kann die Feuerwehr nach ihr bekannten Sicherheitsvorschriften ganz normal löschen.“
Carsten Tappert vom Institut der Feuerwehr meint: „Man kann das Problem lösen. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten: ein Keramikmodul, das, wenn man es thermisch belastet, auseinander geht. Und es gibt einen Trennschalter, einen so genannten Feuerwehrschalter, den man direkt neben der Haustür installieren kann. Man macht die Tür auf, drückt auf den Schalter, dann wird direkt oben auf dem Dach abgeschaltet. Das gibt es, aber es ist nicht zwingend vorgeschrieben.“

Quelle mit Video : http://www.rbb-online.de/was/archiv/was__vom_11_10_2010/solardaecher.html

Feuermelder
07.11.2010, 14:46
Hallo,

Es wäre natürlich interessant zu wissen, ob man solch eine Sicherheitseinrichtung wie den s.g. "Feuerwehrschalter" auch an bestehende Module nachrüsten kann. Allerdings frage ich mich, was dieser Schalter bringen soll? Fakt ist, die Module erzeugen weiterhin Strom, auch wenn ich einen bestehenden Trennschalter an der Anlage betätige. Somit minimiert sich die Gefahr, die von den Modulen ausgeht, eigentlich nicht wirklich. Zumindest sehe ich das so. Mehr, als nach den bekannten Sicherheitsregeln vorgehen, kann man sowie so nicht. So wurde es uns zumindest in den unzähligen Ausbildungsstunden beigebracht.

Es gibt genug Negativbeispiele beim Umgang mit solchen Anlagen und es wird, meiner Meinung nach, Zeit das die Herstellerindustrie endlich umdenkt und eine entsprechende Lösung auf den Markt bringt. Alles andere bringt uns nicht weiter.

Gruß

EIB-Freak
07.11.2010, 16:25
Wenn ein Feuerwehrschalter die Strings, also die miteinander verbundenen Module (Reihenschaltung) unterbricht, sinkt die Spannung mal ganz schnell auf ungefährliche Werte. Ein Modul liefert selten mehr als 50V DC, erst durch Reihenschaltung kommt man auf MPP-Spannungen von bis zu 600V DC.

DG7GJ
07.11.2010, 16:39
Hallo!


Es wäre natürlich interessant zu wissen, ob man solch eine Sicherheitseinrichtung wie den s.g. "Feuerwehrschalter" auch an bestehende Module nachrüsten kann. Allerdings frage ich mich, was dieser Schalter bringen soll? Fakt ist, die Module erzeugen weiterhin Strom, auch wenn ich einen bestehenden Trennschalter an der Anlage betätige.

Puh...nachrüsten ist Flickschusterrei. Will man das Problem bei der Usache packen, nämlich direkt oben an den Solarpanels, muss man verstehen wie sowas elektrisch funktioniert:

Generell sind die Spannungen an solchen Panels einzeln für sich eher ungefährlich, je nach Modell und Lichteinfall liegen die im Maximum zwischen 12 und 22 Volt.
Erst die Reihenschaltung mehrerer Panels führt zu gefährlichen Spannungen.

Um solch eine Anlage im Brand- bzw. Löschfall soweit zu deaktivieren, das keine gefährlich hohen Spannungen mehr auftreten, müsste man schlichtweg alle Kabelbrücken unterbrechen zwischen den Panels.
Relais will man dort prinzipbedingt aber nicht haben, weil es da um große Ströme geht.
Und wo bis zu 200A durchflutschen sollen, nimmt man dicke, schwere Kabel die mit gecrimpten Kabelschuhen meißt fest verschraubt sind.
...ich bin da nicht wirklich im aktuellen Markt...meine das da inzwischen spezielle Stecker für entwickelt wurden, damit man zur Verkabelung da nicht mit nem Schraubenschlüssel rumhantieren muss (Kurzschlußgefahr)...

Was der "Keramikelementidee" angeht....zu unsicher. Sowas würde ja erst auslösen, wenn das Dach in voller Ausdehnung unter den Panels brennen würde.

Sicherer, und ohne Relais hingegen würde ich tendieren zu pyrotechnischen Treibsätzen welche alle Panelbrücken zuverlässig "absprengen" auf betätigung des "Feuerwehrschalters".
Also gleiche Prinzip wie Airbags und Gurtstraffer, nur halt angepasst auf die Brückenverbindungen an den Panels.

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

FunkyDRK
07.11.2010, 17:18
Hallo,

ich komme zwar nicht aus dem Bereich Feuerwehr (unschwer erkennbar am Nickname ;.) )
aber mir stellt sich da, als elektrotechnisch minimalgebildetem, ja die Frage, selbst wenn ich, mit Relais oder Sprengladung, die einzelnen Panele trenne ob da dann wirklich keine Gefahr mehr besteht.... Ich meine, die Panels werden ja durch das Löschwasser quasi wieder verbunden, da ich zwar die eigentlichen Leiter trenne, das Wasser ja aber trotzdem wieder eine leitende Verbindung zwischen den Panelen herstellt...insofern würde ich doch keinen großen Nutzen daraus ziehen können, aus so einer Trennung...oder irre ich da gänzlich?


MfG

Philip

jumbo
07.11.2010, 18:27
Ein Bekannter von mir ist Vertreter der Firma Möller, und hat uns erklärt, dass man mit dem Schalter den Stromfluss stoppen kann. Man hat ein ausschalter irgendwo unten im Erdgeschoß/Keller, und ein Notaus am Solar-Modul. Allerdings, ist der Schalter noch nicht nachrüstbar, und kann im Moment nur bei Neuen Systemen verwendet werden. Aber es werde daran gearbeitet.

DG7GJ
07.11.2010, 20:28
Hallo!


Ich meine, die Panels werden ja durch das Löschwasser quasi wieder verbunden, da ich zwar die eigentlichen Leiter trenne, das Wasser ja aber trotzdem wieder eine leitende Verbindung zwischen den Panelen herstellt...insofern würde ich doch keinen großen Nutzen daraus ziehen können, aus so einer Trennung...oder irre ich da gänzlich?


Wasser ist ein eher schlecht leitender Stromleiter. Ausserdem fließt Wasser stetig der Schwerkraft folgend. Es formiert sich also nicht zu einer Art Kabelbrücke zwischen zwei Panels..:-)

Stell dir einfach vor:
85 Autobatterien in Reihe schaltet ergeben rund 1kV.
Brennt sowas, kann man löschen - allerdings halt mit Sicherheitsabstand - und wie ich als ebenfalls nicht-FW-ler vermute, eher ohne Wasser aufgrund der austretenden Säure und Kanalisation..:-)
Währen aber die Brücken zwischen den 85 Autobatterien wech (abgesprengt), gäbe es quasi keinen Sicherheitsabstand mehr beim löschen.
Hmm...wie nah darf man mit der Spritze an 12V drann? ;-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

nederrijner
07.11.2010, 20:45
Hmm...wie nah darf man mit der Spritze an 12V drann? ;-)
Genau so nah wie an 1500 V DC.

marka
08.11.2010, 10:01
Es ist unter Einhaltung der Sicherheitsabstände auch problemlos möglich, Fahrdrähte von Straßenbahnen, die je nach Hersteller auch mehrere Tausend Volt an Spannung führen, mit Wasser abzulöschen.
Dazu gab es mal in der Sendung Planetopia auf SAT 1 (glaub' ich, kann aber auch Pro 7 gewesen sein) einen sehr schlüssigen und interessanten Beitrag zu dem Thema, ist zwei, drei Wochen her.

Genauer steht das auch in den einschlägigen Feuerwehrvorschriften und dem Hamilton, dem Handbuch der Feuerwehrleute.

nederrijner
08.11.2010, 10:07
Das Problem ist aber, dass diese Abstände bei der Brandbekämpfung innerhalb von Gebäuden eben nicht sicher einzuhalten sind - das gilt aber für PV-Anlagen genau wie für die herkömmliche Hausinstallation, was uns in den letzten Jahrzehnten nicht vom Löschen abgehalten hat.

zinnlos
08.11.2010, 10:14
Eben...das ist der einzige Punkt der immer gesagt wird, dass die üblichen Abstände bei der Branbekämpfung einzuhalten sind.

Das Problem, wie halte ich im Innenangriff den Abstand wenn ich die Leitung nicht sehe;)

Etienne
08.11.2010, 11:36
Anbei Handlungsempfehlung für Photovoltaikanlagen des DFV!

Vielleicht kann der Eine oder Andere damit etwas anfangen.


[...]Dazu gab es mal in der Sendung Planetopia auf SAT 1 (glaub' ich, kann aber auch Pro 7 gewesen sein) einen sehr schlüssigen und interessanten Beitrag zu dem Thema, ist zwei, drei Wochen her[...]
Stimmt, den habe ich auch gesehen. In dem Fall brannte das Haus fast komplett runter, da eine Gefährdung der Einsatzkräfte bestand und der Einsatzleiter deswegen keinen Innenangriff eingeleitet hatte.

überhose
08.11.2010, 13:02
Es gibt in letzter Zeit nicht viel, wo medial so eine Sch**** verbreitet wird wie das Thema Feuerwehr und Photovoltaik.
Dazu zähle ich auch den bescheuerten Planetopia-Bericht: http://www.planetopia.de/magazin/news-details/datum/2010/10/17/brennende-solardaecher-warum-selbst-die-feuerwehr-oft-nicht-loescht.html


In dem Fall brannte das Haus fast komplett runter, da eine Gefährdung der Einsatzkräfte bestand und der Einsatzleiter deswegen keinen Innenangriff eingeleitet hatte.Das hatte mit der PV-Anlage so gut wie nix zu tun, siehe hier: http://www.feuerwehr-hesel.de/einsatzinfo.shtml


Anbei Handlungsempfehlung für Photovoltaikanlagen des DFV!
Vielleicht kann der Eine oder Andere damit etwas anfangen.
Ja, wir konnten unseren Kachelofen damit anfeuern.
Für mehr taugt das Teil aber nicht. Was da drauf steht, muss er GF eh immer in der Rübe haben, egal ob auf dem Dach des Hauses eine PV steht oder nicht.

Leitstelle_V
08.11.2010, 17:29
Ich verstehe nicht, wozu wir ein HiOrg-Forum haben. Angriffstrupp, das ist nicht das erste Mal! Bitte vorher überlegen, wo der Thread besser hinpasst. Du bist lange genug dabei...


*** Thread VERSCHOBEN ***Dieser Thread wurde aus dem Forum "Off-Topic" (http://funkmeldesystem.de/foren/forumdisplay.php?f=27) in das Forum "Hilfsorganisationen & Rettungsdienste" (http://funkmeldesystem.de/foren/forumdisplay.php?f=4) verschoben.

Etienne
09.11.2010, 15:11
Das hatte mit der PV-Anlage so gut wie nix zu tun, siehe hier: http://www.feuerwehr-hesel.de/einsatzinfo.shtml

OK, stimmt. Da hatte ich andere Informationen. Vielen Dank für den Link und die damit verbundene Klarstellung. Ich behaupte künftig das Gegenteil ;-) Mein Fehler!



Ja, wir konnten unseren Kachelofen damit anfeuern.
Für mehr taugt das Teil aber nicht. Was da drauf steht, muss er GF eh immer in der Rübe haben, egal ob auf dem Dach des Hauses eine PV steht oder nicht.

Na klar gibt es immer GF´s, die alles wissen. Die brauchen auch keine SER´s oder andere Dinge wie ein Gefahrgutfalltblatt (LFV NRW) oder ähnliches. Aber für den einen oder andere GF bestimmt praktisch. Gerade wenn man nicht gerade 250 Einsätze im Jahr fährt und immer vorne rechts sitzt.

Ansonsten nehme ich auch gerne eine bessere Handlungsempflegung von dir an. Immerhin war sie wohl gut genug um sie mit der aktuellen BRANDSchutz-Ausgabe in gedruckter Form zu verteilen.

Also nicht, dass wir uns falsch verstehen, das ist nicht gegen dich. Aber wir kommen nur mit Verbesserungsvorschläge voran.

überhose
09.11.2010, 15:35
Na klar gibt es immer GF´s, die alles wissen. Die brauchen auch keine SER´s oder andere Dinge wie ein Gefahrgutfalltblatt (LFV NRW) oder ähnliches. Aber für den einen oder andere GF bestimmt praktisch. Gerade wenn man nicht gerade 250 Einsätze im Jahr fährt und immer vorne rechts sitzt.Es geht dabei nicht darum, alles zu wissen. Das Grundlagenwissen eines GF, das ihn vom TF unterscheidet, findet sich eigentlich alles hier drin: http://www.kreis-meissen.org/download/Landratsamt/Fuehrungsvorgang1.pdf
Gefahrgutfaltblätter u.ä. sind ganz nützlich, wenn es um Speziallagen geht. Ein Wohnungsbrand, egal ob mit oder ohne PV aufm Dach, kann und darf aber keine Speziallage sein, auch nicht für den GF mit 2 Ausrückern im Jahr. Diese Einsatzlage ist immerhin das, womit wir immer wieder für die flächendeckende Vorhaltung von Feuerwehren argumentieren.
Und ein Wohnungs-/Dachstuhlbrand ist einfachste althergebrachte Gefahrenmatrix in Verbindung mit Wissen, was Bestandteil der Truppmannausbildung ist: Gefahr durch Elektrizität und Gefahr durch Einsturz => normales Arbeiten mit Sicherheitsabständen.
Und was ist daran neu? Schon jahrzehnte vor den ersten PV-Anlagen haben Dächer gebrannt, über die z.B. die Stromleitung mittels Dachständern geführt war, gerne in Verbindung mit dem Hausanschluss. Da standen die AGT auch auf den Dächern/ in den Dachstühlen und haben ihren Job gemacht, auch wenn der Strom nicht abgeschaltet war.


Immerhin war sie wohl gut genug um sie mit der aktuellen BRANDSchutz-Ausgabe in gedruckter Form zu verteilen.In der Zeitschrift, die das offizielle Mitteilungsorgan des DFV enthält - Kunststück also ;-)