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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was bedeutet Abgleich am Funkmessplatz



Merlin
27.10.2010, 13:24
Hallo Leute,

mich würde es interessieren, was ein "Abgleich am Funkmessplatz" konkret bedeutet. Was da grundsätzlich getan wird und die Notwendigkeit (Einstellen der Empfindlichkeit, damit der Melde auch immer sauber auslöst) ist mir klar.

Mich würde es jedoch einfach mal interessieren (gerade wenn man Geld dafür bezahlt wie in meinem Fall eines alten Swissphone Quattro), was da technisch abläuft bzw. was da imm inneren des Meldes letztendlich gemacht wird an den Bauteilen.

Kann das jemand mit entsprechendem Hintergrund mal sauber erklären, damit ich mit gutem Gewissen weiß wofür ich mein Geld ausgebe?

Vielen Dank.

marka
27.10.2010, 13:32
Abgleich ist nichttechnisch ausgedrückt das korrekte Einstellen der Empfangsfrequenz auf die Frequenz, auf der empfangen werden soll.

Wenn Du also beispielsweise bei einem alten Radio (also mit Drehknopf für die Senderwahl) an dem Senderknopf den gewünschten Sender einstellst, gleichst Du das Radio mit der Sernderfrequenz ab.

Da der Melder natürlich so einen Knopf nicht hat, muss er geöffnet werden und an entsprechenden internen Bauteilen diese "Sendereinstellung" vorgenommen werden.

Merlin
27.10.2010, 13:47
Eben das interessiert mich ja, wie wird das intern bewerkstelligt? Sind das wie bei einem Radio Potties an denen da herumgedreht wird ... kann ich mir nicht vorstellen?

Dass man das mangels Ausrüstung und Werkzeug nicht selbst machen kann ist mir klar - und ich als eigentlicher Gärtner sowieso - es interessiert mich einfach nur wofür ich da in meinen Augen ein Stück Geld und Versand bezahle.

marka
27.10.2010, 15:52
Das sind verschiedene Bauteile:
- Kondensatoren
- (Trimm-)Potis

Es kommt halt auf das exakte Zusammenspiel dieser Komponenten (RC-Glieder) an...

Fabpicard
27.10.2010, 15:55
Das sind keine "Potis" im Sinner von verstellbaren Widerständen, sondern in den meisten Fällen "einstellbare Kondensatoren" Teils auch Spulen...

Das du beim alten Radio nur an einem Knopf drehen konntest lag daran, dass das Radio intern an mehreren solchen Trimm-C schon auf das entsprechende Band abgeglichen wurde...

Wenn du wissen willst, was man intern alles machst liest du dir am besten mal was über einen Überlagerungs-Empfänger an...
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberlagerungsempf%C3%A4nger

Da wirst du sehen, dass es mehrere Stufen gibt die schön nach und nach abgestimmt gehören...

Mehr fragen? *g*

MfG Fabsi

DG7GJ
27.10.2010, 16:15
Hallo!


Eben das interessiert mich ja, wie wird das intern bewerkstelligt? Sind das wie bei einem Radio Potties an denen da herumgedreht wird ... kann ich mir nicht vorstellen?

"Potis" sind eher die großen Geschosse, womit man an Radios und Scannern die Lautstärke von aussen einstellt.
Das selbe (also durch drehen abgleichbarer Widerstand) gibt's in klein für Werkzeugabgleich (Abgleichbesteck/Schraubenzieher).
Sowas findet man in funktechnischen Geräten im bereich niederfrequenter Verstärker und Schaltstufen (Abgleich von Lautstärkegrenzen, der Rauschsperre usw.)

Ebenso wichtig, ja sogar noch wichtiger sind hingegen die HF-Zweige.
Dort arbeitet man mit abgleichbaren Kondensatoren und Spulen.
Da reicht keinesfalls mehr ein "Schraubenzieher", da muss dann geeignetes Abgleichbesteck her.
Ferromagnetische Werkstoffe (Eisen/Stahl) beeinflussen bei Annäherung Induktivitäten, elektrisch leitfähige Werkstoffe beeinflussen Kondensatoren bei Annäherung.

Aber du fragtest ja in erster Linie, was beim Abgleich alles passiert...:

- Erster Funktionstest lose am Meßplatz angekoppelt
- Ausbauen / zugänglich machen der HF-Platine
- möglichst dämpfungsarme Ankoppelung der Antenne an den Funkmeßplatz, optimaler Weise mit einem speziellen Abgleichadapter für diesen speziellen FME/DME. Wenn solcheiner nicht vorhanden ist, möglichst stabile und reproduzierbare Improvisation einer ähnlich wertigen HF-Ankopplung.
- Mittels Frequenzzähler und evtl. Spektrumanalyzer den Oszillator auf sauberes Anschwingverhalten und exakter Frequenz abgleichen. Der Oszillator wird im Regelbetrieb getastet und muss in Sekundenbruchteilen sauber und stabil anschwingen (Batteriesparschaltung).

- Einspeisen eines durchsetzungsstarken HF-Signals
- Abgleich des Antennenkreises und eventueller weiterer HF-Filter auf minimalstes Rauschen
- Pegel des Testsignals verringern bis wieder kräftiges Rauschen aus dem Gerät kommt.
- Abgleich aller HF-Kreise wiederholen auf Rauschminimum.
- Beides so lange wiederholen, bis maximale Empfindlichkeit erreicht wird, mindestens jedoch bis die Herstellerspezifikation erreicht ist.

- Kurztest des Demodulators auf Nenn- und Maximalhub - kratzt da was oder stimmt der Pegel nicht, noch die Kreise im ZF-Bereich abgleichen.

- Wenn möglich/nötig bei älteren FME's: NF-Abgleich des Tonauswerters auf sichere Auslösung.

- Gerät zusammen bauen mit anschließendem, lose angekoppelten Funkmeßplatz als Abschlußtest - fertig.

Das alles ist _theoretisch_ eine Sache von 15-45 Minuten.
Langwidrig und was gehörig auf die Arbeitszeit geht sind derart verdreckte Melder wo eine Zerlegung ebenso wie ein Zusammenbau ohne penibelste Reinigung der Gehäusenähte garnicht möglich ist.
BOS-Melder von Feuerwehren hatte ich erst wenige die auch halbwegs sauber waren.
Aber was ich da schon an (baugleichen) Meldern von Energieversorgern und Industriebetrieben gesehen habe...ohwei...
Teilweise Gewichtsunterschiede vor/nach Reinigung von bis zu 50g...!

Schade...finde gerade das Bild nicht auf meiner Festplatte...hatte da von einem FME165 mal ein Erinnerungsfoto gemacht. Als ob das Teil über Jahre hinwech wöchentlich einmal zum umrühren von Kaffee misbraucht wurde....kräftig gezuckert versteht sich..:-)

Grüße aus Dortmund

Jürgen Hüser

Fabpicard
27.10.2010, 21:04
Schade...finde gerade das Bild nicht auf meiner Festplatte...hatte da von einem FME165 mal ein Erinnerungsfoto gemacht. Als ob das Teil über Jahre hinwech wöchentlich einmal zum umrühren von Kaffee misbraucht wurde....kräftig gezuckert versteht sich..:-)

@Jürgen: Ich beantrage hiermit mal, dass du das Bild noch raussuchst ;)

SOOO verdreckt hatte ich noch keinen *g*

MfG Fabsi

P.S.: Wobei ich schon erstaunt war, dass das Gehäuse eines FME84 nach geschätzten 20 Bierkisten öffnen, noch zusammengehalten hat :)

Merlin
27.10.2010, 22:31
Vielen Dank für die Antworten, vor allem an DG7GJ. Das ist im Prinzip exakt das, was ich wissen wollte. Dazu noch eine Frage, zu der mir das detaillierte technische Verständnis fehlt:

Muss man einen solchen Abgleich in dieser bei jeder Bequarzung erneut durchführen und falls ja woran liegt das?

thilo
27.10.2010, 22:46
Ein neuer Abgleich sollte bei einer Neubequarzung durchgeführt werden, um ein gutes Empfangsergebnis zu kriegen.

Persönlich hatte ich zwar auch schon ohne Abgleich zwei benachbarte Kanäle gewechselt, aber Fertigungstoleranzen und Alterungserscheinungen der Bauteile (z.B. Trimm-Kondensatoren/Spulen und des Quarz) können dadurch ausgeglichen werden.

VG

OHHV
03.11.2010, 21:50
@ Fabian: Dein Glück möchte ich haben.. Ich find in den meisten Geräten nicht eine Möglichkeit irgendwo dran zu drehen.. mein Abgleichbesteck hatte ich vor einem Jahr das letzte Mal in der Hand.. (und da wars um nen doofen Poti bei nem Bewegungsmelder einzustellen.. lol) Die vom grossen "M" und vom "K" geizen doch mit Potis.. die nennen das jetzt "Softpod" HEEUL

Gruss Heiko

PS: Mein Boschdienst hat nach dem Einbau der "Tetra-Vorbereitung" in die Einsatzfzg. stolz erklärt, dass er die Multiantenne (Tetra, GPS, GSM (warum auch immer, vermutlich als "Rückfallebene") bei allen Fahrzeugen abgeglichen hat... Ich war für 2-3 Sekunden sprachlos und hab mich dann schnell ohne Kommentar verdrückt... Muss bei Gelegenheit mal nachschauen ob der an dem Plastikstab was abgezwickt hat...

Ergo @ Thilo:

Man sieht, abgleichen kann man viel, ob es allerdings Sinn macht oder sogar nach Hinten losgeht steht wieder auf einem anderen Blatt. Und bevor Du "mal am Sender drehst" Die Messgeräte die Du hierfür zwingend brauchst kosten ca. einen Kleinwagen, gell Fabsi? Also die Erklärung oben war nur zum besseren Verständniss.. Smile, also nix "Sender drehen" ...

Fabpicard
03.11.2010, 22:08
geizen doch mit Potis.. die nennen das jetzt "Softpod" HEEUL

Tjoar, ist ja mitunter auch nix schlechtes dran ;)

Zumindest besser wie "ich hab alle Schrauben im Melder wieder fest angezogen..." ^^


Die Messgeräte die Du hierfür zwingend brauchst kosten ca. einen Kleinwagen, gell Fabsi?
(Und das Schlimmste: Das sind Rudeltiere, die vermehren sich auch noch*g*)

MfG Fabsi