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Angriffstrupp
20.04.2010, 08:51
Neunkirchen  Jung und Schneider sollen noch zum Weitermachen bewegt werden

jak  ♦  Wehrführer Alexander Jung und sein Stellvertreter Thorsten Schneider ziehen die Konsequenzen: Die beiden Chefs der Neunkirchener Feuerwehr haben schriftlich ihr Entlassungsersuchen bei Bürgermeister Bernhard Baumann eingereicht. Grund ist die aus ihrer Sicht verfehlte Haushaltspolitik, die auch im Bereich der Feuerwehr Sparmaßnahmen vorsieht.
Baumann und Kreisbrandmeister Bernd Schneider wollen die beiden allerdings noch zu einem Umdenken bewegen. „Ich halte sie für kompetent und habe auch aus Neunkirchener Feuerwehrkreisen nichts Gegenteiliges gehört“, so Bernd Schneider im SZ-Gespräch. Darum habe Baumann vom Kreis auch zunächst die Order bekommen, dem Gesuch nicht zuzustimmen. Hintergrund: Wehrführer sind laut NRW-Feuerwehrgesetz Ehrenbeamte auf Zeit. „Sie haben ihr Amt, sofern eine Vertretung nicht möglich ist, so lange weiterzuführen, bis ein Nachfolger bestellt ist“, heißt es im Gesetzestext wörtlich.
Jung kritisierte im Gespräch mit der SZ darüber hinaus den Umgang mit ihm. „Nach Ansicht von Verwaltung und Rat hätte ich mich zur Lage der Feuerwehr in dieser Weise nicht äußern dürfen“, blickte Jung auf die Jahresdienstbesprechung der Gesamtfeuerwehr zurück, bei der er im Februar kritische Worte zur Ausrüstung und derzeitigen Situation der Wehr hatte verlauten lassen. Damals hatte er angeprangert, dass nur noch 142 000 Euro pro Jahr für die Investition in neue Fahrzeuge vorgesehen seien. Bislang seien im Schnitt 314 000 Euro per anno geflossen.
Nachdem die SZ ausführlich über die Kritik berichtet hatte, habe die Verwaltung ihm, Jung, einen „Maulkorb“ verpasst. „Ich bin dazu aufgefordert worden, mich nur noch einmütig mit Rat und Verwaltung zu äußern“, berichtete der Rücktrittswillige. In einem Vier-Augen-Gespräch mit Bürgermeister Bernhard Baumann und in Sitzungen mit den Fraktionsvorsitzenden habe er festgestellt, dass die Einsicht auf dieser Seite gering gewesen sei. „Ich bin dann zu der Auffassung gelangt, dass ich die Feuerwehr unter diesen Umständen nicht mehr führen kann und habe dies dem Bürgermeister am Donnerstag schriftlich mitgeteilt.“
Geärgert hatte sich Jung auch über die Tatsache, dass er bei einem Haushaltsgespräch zum Thema Feuerwehr nach seiner Darstellung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. „Ein normales Ratsmitglied hat gar nicht die Fachkenntnis, um beurteilen zu können, wo man einsparen kann und wo nicht. Wenn man sich im Vorfeld zusammengesetzt hätte, hätten wir sicher auch Vorschläge zur Einsparung machen können.“ Bernhard Baumann war gestern hingegen der Meinung, dass viele Feuerwehrleute hinter den Einsparungen stehen, weil sie sich über die Haushaltslage im Klaren seien. „Das Budget der Feuerwehr kann hier nicht außen vor bleiben, wobei Politik und Verwaltung nach Gesprächen mit der Feuerwehr notwendige, aber vertretbare Anpassungen im Etat 2010 durch Verschiebung von Anschaffungen in Folgejahre vorgenommen haben“, hieß es gestern aus der Verwaltung.
Alexander Jung will derweil keine schmutzige Wäsche waschen. „Es muss ein Arbeiten danach möglich sein. In anderen Belangen will ich weiterhin konstruktiv mitarbeiten“, versprach der Wehrführer, der so oder so auch in Zukunft beim Löschzug Altenseelbach mit von der Partie sein wird.
Ob es nicht doch noch eine Einigung und somit keinen Austausch in der Wehrführung gibt, wird sich wohl nächste Woche entscheiden. Dann nämlich führen Verwaltungsleitung, Kreisbrandmeister und Jung nach dessen Rückkehr aus dem Urlaub ein weiteres Gespräch. „Ich hoffe sehr, dass wir sie noch überzeugen können“, meinte Bernd Schneider: „Dieses Amt kann und will schließlich nicht jeder übernehmen.“

Quelle:http://www.siegener-zeitung.de/news/sz/de/siegen/1/artikel/95/wehrfuehrung-will-zuruecktreten.html