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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Feuerwehrhandschuhe "CHIBA RESCUE II" nicht mehr für IA zugelassen?



rundhauber
10.03.2009, 10:24
Moin Moin,

unser Sicherheitsbeauftragter war in der vergangenen Woche auf Fortbildung. Nach seiner Rückkehr hat er unseren Wehrführer umgehend informiert, dass unser Standardhandschuh "CHIBA RESCUE II" nicht mehr für den Innenangriff zugelassen sein soll. Leider hat er uns nichts Schriftliches gegeben.

Kurzbeschreibung (siehe z.B. http://www.gfd-katalog.de/katalog/CB-Koenig-Feuerschutz-GmbH/RESCUE-II/Ljk7MTc3MzksMTc3OTcsMTYwNjIzODgsMzE2MjIzOzAu/565a49b6273026384/artikeldetail.html):
"Feuerwehrhandschuh nach EN 659:2003, schwarz, Vollrindleder, wasserdicht und atmungsaktiv, EuroTex Membrane, mit Kevlar®-Garn genäht, hydrophobiert und hitzebeständig, Kevlar®-Futter, Spaltlederstulpe mit gelbem Leuchtstreifen, Stulpe durch Lasche mit Klettverschluss verstellbar, Vollrindlederbesatz am Stulpenende, flammfestes Stulpenfutter, Pulsschutz, gepolsterter Knöchelschutz, eingenähter, verstärkter Gummizug auf dem Handrücken, Ring und Karabinerhaken."

Weiß hier jemand mehr? Wurden evtl. Normen und Prüfungen für Feuerwehrhandschuhe geändert? Schließlich war der Handschuh AFAIK bisher ohne Probleme einsetzbar. Im schlimmsten Fall bedeutet das für uns, alle Atemschutzträger kurzfristig mit neuen Handschuhen ausrüsten zu müssen (ca. 30 mal rund 75,- €).

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten.

nederrijner
10.03.2009, 11:50
Erst einmal muss man sagen, dass es in dem Sinn keine "IA-Zulassung" gibt. Es gibt auch kaum Vorschriften, wann was zu tragen ist, die Stichworte lauten Schutzzieldefinition, Eigenverantwortung und Gefährdungsbeurteilung und in deren Rahmen die Auswahl geeigneter PSA.

Man darf auch mit Baumwollklamotten und Lederstulpenhandschuhen in den IA, sollte sich aber nicht wundern, wenn etwas passiert. Die Unfallversicherungsträger geben teilweise Informationen, wie die gesetzten Schutzziele beispielsweise zu erfüllen sind. Andere, gleichwertige Maßnahmen sind aber genau so zulässig.

Wenn ihr im Rahmen Eurer Gefährdungsbeurteilung zu dem Schluss kommt, dass die vorhandenen Handschuhe weiterhin einen ausreichenden Schutz bieten, auch wenn sie nach einer mittlerweile in einer neuen Fassung vorliegenden Norm sind, dann ist das eben so. Eine gewissenhafte Informationsermittlung und schlüssige Dokumentation vorausgesetzt, kann euch dann keiner etwas haben. Aber das sollte dann schon eine fachkundige Person machen, die sich mit der Materie auskennt. Allein mit dem Durchblättern des Kataloges ist das nicht getan.
Es verlangt niemand, dass grundsätzlich alles auszutauschen ist, wenn eine neue Norm vorliegt.

Für die DIN EN 659 ist jedenfalls im Moment die Ausgabe 2008-06 aktuell, ob und was sich da gegenüber der Vorgängernorm geändert hat, sollte sich über Google herausfinden lassen.

StrangeQ
10.03.2009, 12:48
Wir benutzen diese Handschuhe ebenfalls und hatten bisher nie Probleme damit. Haben alle Einsätze und Heißausbildungen bis Dato schadfrei überstanden. Mir wäre auch nichts bekannt, dass diese Handschuhe nicht mehr eingesetzt werden dürfen.
Zumindest ein Verbot ähnlich wie bei den Hanrath Schuhen scheint es wohl nicht zu geben.

rundhauber
10.03.2009, 13:40
Schönen Dank schon mal für die ersten Antworten.

Die Aussage "nicht mehr zugelassen" ist in diesem Zusammenhang unserem Sicherheitsbeauftragten zuzuschreiben. Dieses Thema sei bei der Fortbildung für Sicherheitsbeauftragte besprochen worden. Er hat uns daraufhin mitgeteilt, dass er diese Handschuhe als "für den Innenangriff nicht mehr zulässig" aus dem Verkehr ziehen möchte. Für alle weiteren Tätigkeiten wäre der Handschuh weiterhin geeignet.

Das Nachschlagen bei Google & Co. war nicht erfolgreich. Da ich nicht bereit bin, viele Euro für die neue und alte Ausgabe der DIN EN 659 für einmal Nachschlagen auf den Tisch zu legen, wäre ich sehr dankbar, wenn eine kompetenter und mit der Materie vertrauter User die Unterschiede der Ausgaben hier kurz zusammengefaßt wiedergeben könnte.

nederrijner
10.03.2009, 16:08
Ich kann heute Abend eventuell mal in die aktuelle Fassung der Norm gucken, die alte habe ich nicht, aber es stehen immer die Änderungen zum Vorgängerdokument drin.

Allerdings wird das alleine das Problem nicht lösen.

nederrijner
10.03.2009, 19:40
Änderungen
Gegenüber DIN EN 659:2003-10 wurden folgende Änderungen vorgenommen:
a) In 3.9 „Strahlungswärme“ wurden die Probengröße und das Annahmekriterium geändert;
b) Normative Verweisungen geändert;
c) Begriffe „Konvektive Hitze“ in „konvektive Wärme“ und „Hitzefestigkeit“ in „Wärmewiderstand“ geändert.

Scheint jetzt nicht so weltbewegend zu sein.

rundhauber
11.03.2009, 08:58
Scheint jetzt nicht so weltbewegend zu sein.

Danke für die Mühe!

Hast recht - scheint ja nicht so schlimm zu sein. Darum verstehe ich noch weniger, wieso die Handschuhe nicht mehr für den IA geeignet sein sollen. Okay, Lederhandschuhe neigen leider zum Schrumpfen unter thermischer Belastung, aber das war auch schon zu Zeiten der alten Norm so.

Mal schauen, ich soll in Kürze weitere Infos von unserem Sicherheitsbeauftragten erhalten - werde Euch berichten.

nederrijner
11.03.2009, 09:02
Ich sag mal so:
Ich finde es recht problematisch, dass der Sicherheitsbeauftragte in der Feuerwehr oftmals Aufgaben wahrnimmt/wahrnehmen soll/wahrnehmen möchte, die in der freien Wirtschaft einer Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sicherheitsingenieur, -meister, -techniker) zukommen.

rundhauber
18.03.2009, 09:51
Moin Moin,

wie es meistens im Leben so läuft: viel Lärm um nichts.

Es ging bei der Fortbildung der Sicherheitsbeauftragten um die Prüfung und Feststellung der Eignung von PSA. Dabei behilflich sind ja die berühmten Piktogramme und die aufgeführten Leistungsstufen der Schutzanforderungen. Es stellte sich bei der Überprüfung heraus, das unsere Handschuhe (hier muss ich mich korrigieren: wir haben den einfachen "RESCUE", nicht den "RESCUE II") sehr wohl für den Innenangriff geeignet sind, da die Leistungsstufen der für den IA relevanten Schutzkriterien erfüllt sind.

Leider ergab die Untersuchung aber auch, dass die Handschuhe nicht so schnittfest und durchstichsicher sind, wie gefordert. Somit müssen wir uns als Ergebnis nicht mit neuen Handschuhen für den IA sondern für THL auseinandersetzen.

Wer genauere Infos zu Feuerwehrhandschuhen sucht: http://www.bvh.de/download/23_6.pdf

nederrijner
18.03.2009, 12:28
Wenn die Handschuhe der gültigen DIN EN für die Feuerwehrhandschuhe entsprechen, müssten sie eigentlich auch für mechanische Gefährdungen ausreichenden Schutz bieten, da die DIN EN 659 automatisch die Leistungsstufen 3233 nach DIN EN 388 fordert - das ist mehr als so mancher "TH-Handschuh" bietet.
Eigentlich ist das aber auch kein Kunststück, da die Brandbekämpfungshandschuhe meistens schon recht klobig sind, so dass ein Schutz im Bereich der mechanischen Gefährdungen einfach zu realisieren ist.

StrangeQ
18.03.2009, 12:37
Die Erfahrung in unserem Bereich zeigt ebenfalls, dass die zurzeit beschafften Arbeitshandschuhe (i.S.v. "THL-Handschuhe") weitaus weniger schnittfest sind, als bspw. der Chiba Rescue. Da sollte man sich eher überlegen, ob man nicht wieder etwas hochwertigere Arbeitshandschuhe kauft, um die doch deutlich teureren IA-Handschuhe zu schonen. Denn die logische Konsequenz ist nunmal, dass üblicherweise auch die Handschuhe benutzt werden, die den besten Schutz bieten.

Ansonsten, Danke für die Infos @rundhauber!