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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Trafobrand



frontloop33
15.01.2009, 17:42
Hi!

ich beschäftige mich gerade nochmal mit dem Trafobrand im AKW Krümmel vom Juni 2007:

Laut Einsatzbericht der Kraftwerksbetreiber http://www.vattenfall.de/www/vf/vf_de/Gemeinsame_Inhalte/DOCUMENT/154192vatt/Bergbau_und_Kraftwerke/P02114377.pdf
dauerte die Brandbekämpfung ziemlich genau 4 Tage.
28.06.07 - 15:02 Uhr: Auslösung Diff-Schutz durch den Fehler. Dabei Brandausbruch
01.07.07 - 15:45 Uhr: Meldung "Feuer aus".

So, jetzt ist der Trafo ja im Freien gestanden, wo eine entsprechende Brandbekämpfung bzw. ein kontrolliertes Ausbrennen der 70to Öl möglich war.

Was ist aber, wenn der Trafo in einem Gebäude eingebaut ist?
Z.b. Konstruktion so, dass 3 Wände inkl. Dach des Gebäudes errichtet werden, dann der Trafo eingebracht wird und erst dann die 4. Wand hochgezogen wird.
Ist durchaus so üblich. Zum Entfernen des Trafos muss diese Wand dann wieder (teilweise/größtenteils) entfernt werden.

Hat jemand Erfahrung oder kann sich einer vorstellen, wie in dem Fall die Brandbekämpfung aussieht?

Schließlich ist ja durch das Feuer das Gebäude einsturz gefährdet bzw. eine Brandbekämpfung ist in dem Umfang nicht möglich, wie eben bei einem freistehenden Trafo.

Dadurch ergibt sich ja auch eine ganz andere Belastung durch Brandrauch, oder?

Irgendwelche Erfahrungen oder Gedanken zu dem Thema? Speziell eben Brand von Großtrafos (70to Öl, oder mehr) in Gebäuden.

MeisterH
15.01.2009, 19:17
Mahlzeit.
Zunächst einmal: In Cuxhaven hat vor kurzem ebenfalls ein Einspeisetrafo in einer Schule gebrannt, leider war ich da noch nicht vor Ort und kann nicht sagen um was für einen Trafo es sich handelt.

Ich gehe nicht davon aus, dass man Trafos in der Größenordnung um die 800MVA unbedingt in ein Gebäude einbaut.
Wie gesagt, den Trafo ins Gebäude zu setzen ist ein viel zu hoher Aufwand, das Gebäude drumherumzubauen genau so, da ein späterer Austausch fast unmöglich ist. Desweiteren wird die Wartung erschwert, durch das ganze "drumherum", Einspeisung des Trafos, Ölkühlung, Kühlwasserzufuhr oder Umluftkühler dürfte soetwas scheitern.

Wie gesagt, ich habe soetwas noch nicht gesehen. Ich weiß auch nicht ob es gerade so sinnvoll, gerade im Bezug auf den Brandschutz ist. Einen Heizöltank mit 70 Tonnen stellt man auch nicht mal eben so in ein Gebäude, und das Isolieröl ist nichts anderes. Mit den 70 Tonnen hätte man den Rest seines Lebens gut sein Haus heizen können, und das Geld für den Schornsteinfeger hätte man auch gespart.

Ich weiß nun nicht was hier die Ursache für den Trafobrand war, aber es gibt wie auch im Bericht angegeben einige Schutzmaßnahmen. Bei starker Gasbildung innerhalb des Trafos kommt das Buchholzrelais und trippt auf Lastabwurf. Wenn der Trafobrand aus einem Durchschlag in den Wicklungen resultiert hätte, hätte man dies weit vorher erahnen können. Auch hier würde das Buchholzrelais einen Alarm geben, außerdem wird Trafoöl regelmäßig analysiert, hier würde die Isolierung der Wicklungen auffallen.
Auch die Öltemperatur von 46° ist absolut unkritisch, leider lässt sich im Bericht keine Außentemperatur vom Moment des Vorfalls finden.
Die Belastung des Trafos sucht man ebenfalls vergebens.

Da das aber nicht deine Frage war, lass ich das mal. Wie gesagt, Trafos in der Größe findest du in keinem Gebäude.

nederrijner
15.01.2009, 19:26
Solche Anlagen werden ja üblicherweise nicht ohne Genehmigung und Überwachung gebaut, daher gehe ich davon aus, dass entsprechende Konzepte zur Sicherheit im Brandfall inklusive Branderkennung und Brandbekämpfung vorhanden sein müssen - nur sind die halt nicht öffentlich.

Zweiter Gedanke: In einem Gebäude ist die maximale Wärmefreisetzungsrate durch die Zutrittsmöglichkeit von Luft und damit Sauerstoff begrenzt, das Feuer brennt im Gebäude als ggf. weniger intensiv als im Freien.

bastelheini
15.01.2009, 19:40
außerdem finde ich es nicht sooo aufwendig so einen trafo in seinem eigenen häusschen zu tauschen...

man könnte es wie bei diesen kleinen verteilerstationen machen...einfach das dach relativ einfach abnehmbar?!

MeisterH
15.01.2009, 20:00
Wer weiß was du unter kleinen Verteilerstation verstehst, aber hast du schonmal einen solchen Trafo "live" gesehen??

Fabpicard
15.01.2009, 20:27
man könnte es wie bei diesen kleinen verteilerstationen machen...einfach das dach relativ einfach abnehmbar?!

*lach*... Du meinst die Schalthäuse in den Umspannanlagen? *g* Naja... diese Dächer wiegen auch einige Tonnen und müssen umständlich mit Kran und viel Arbeit da abgehoben werden...
Richtig ist: Diese sind nie irgendwo festgeschraubt, damit ein plötzlicher Druckanstieg nach oben entweichen kann und das nicht zur Seite (Wand) macht...

Allerdings denkst du jetzt "nur" an die 70t Öl...

Bedenke bitte, das der letzte Trafo dieser größenordnung bei dessen wechsel ich anwesen war, so "mal eben" 240 Tonnen auf die Wage brachte...

Zudem: Wenn du da nähere Infos suchst, ruf mal bei der GEW in Köln an... Ups, heißt ja mitlerweile RE (Rhein Energie) *g*
Die haben ein paar Trafos die an "schlechten" Stellen stehen, vielleicht ist da einer der 100kV MVA Klasse bei...
(Ok, ich könnts jetzt nachgucken, aber das darf ich nicht ;) )

MfG Fabsi

MeisterH
24.12.2009, 19:33
Mahlzeit,

irgendjemand der oben genanntes PDF nochmal zur Verfügung stellen könnte?

Gruß

überhose
24.12.2009, 22:27
Ich weiß nicht ob es das o.g. Dokument ist, könnte aber hier das anbieten: http://wikileaks.org/leak/kkw-kruemmel-brand-juni-2007/KKW-Kruemmel-20070701.pdf

Edit: Wahrscheinlich ist das von mir verlinkte nur ein Teil (= der feuerwehrbezogene) des gesamten Berichts.

bastelheini
25.12.2009, 00:48
Es war meines wissens auch nur dieser Teil online.
Habe das alte Dokument noch und es ist mit dem ersten identisch.

MeisterH
02.04.2010, 19:54
Es ist mir schon fast unangenehm noch einmal fragen zu müssen: Wieder ist das Dokument auf dem Server nicht mehr zu finden, und auch auf meiner Festplatte unauffindbar.

Könnte es noch jemand zur Verfügung stellen?