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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : First-Responder-Einheiten der FW



Joe aus Hö
08.01.2002, 23:26
Hallo zusammen!

Ich habe schon sehr oft gehört, dass die First-Responder-Einheiten bei manchen "Rettungsdienstlern" nicht gerne gesehen werden, hier und da werden die FRs als "Laien" bezeichnet. Aber lassen wir das mal so im Raum stehen und gehen davon aus, dass die FRs kompetent handeln,gut ausgebildet sind und es keine nennenswerten Zwischenfälle gibt. Was habt Ihr für Erfahrungen gesammelt? Wie "gehen" die Retter mit euch um, wenn sie an der E-Stelle eintreffen?
Oder seid Ihr selbst beim RD und was habt Ihr für Erfahrungen mit den FRs gemacht? Was haben die FR-Einheiten bei Euch im Landkreis für einen allgemeinen Ruf? (Das man nicht alle unter einen Hut bekommt ist klar) Wie reagiert die Bevölkerung bzw. was halten sie davon, dass die Feuerwehr auch zu med. Notfällen gerufen wird?
Bei uns im LK klappts nach kleineren Startschwierigkeiten im Allgemeinen gut. Die Bevölkerung ist sehr davon angetan und auch der RD freut sich über die gute Zusammenarbeit. Ich bin selber FR und der Überzeugung, dass die FR-Einheiten eine sehr sinnvolle Einrichtung darstellen. Auch entschließen sich immer mehr Wehren im LK dazu,FR zu fahren.

Dann haut mal rein!

Joe

firebusterprof
09.01.2002, 09:46
Hi Joe,

nun, daß man nicht alle Einheiten immer unter einen Hut bekommt, ist relativ klar. Viele Hilfsorganisationen sehen halt auch einen Eingriff in ihre Domäne durch die FirstResponder, besonders dann, wenn sie von Freiwilligen Helfern, Ärzten oder der Feuerwehr gestellt werden.

Ich selbst bin ausgebildeter First Responder der Berufsfeuerwehr München. Leider gibt es immer wieder Spannungen zwischen dem RD und den First Responder, besonders im BEreich der öffentlichen Rettungsdienste. Mit den privaten läuft es wesentlich besser.

Aber was alleine Zählt, ist daß die Patienten einer möglichst optimalen und schnellen qualifizierten Versorgung zugeführt werden. Zum Beispiel zählzt ja bei einem Herzinfarkt vor allem eine möglichst schnelle Defibrillatiosbereitschaft herzustellen oder gar die Defi durchzuführen, um das Überleben zu sichern. Ich denke daß die steigenden Überlebenszahlen seit Einführung der First Responder die Bereitstellung und Alarmierung 100 %ig rechtfertigen. Wenn endlich mal alle verstehen würden, auch in unseren eigenen Reihen, daß dies alles nur dem Wohle des Patienten dient und kein Eingreifen oder gar Abwerten in den RD sein soll, wird das ganze noch besser werden und auch endlich bundesweit schule machen.

Gruß Mario

Pcman
09.01.2002, 09:52
Hi,
auch bei uns im Kreis gab es Bestrebungen, First Responder Einheiten zu Gründen. Wenn dieses ernst gemeint ist, kann dieses sicherlich eine gute Sache sein. Einige Feuerwehren wollen allerdings nur ihre Einsatzzahlen erhöhen. Andererseits zeigt es, daß der Rettungsdienst nicht gut funktioniert oder organisiert ist. Ich persönlich halte es für besser, den Rettungsdienst zu stärken und auszubauen und auf FR durch die Feuerwehren zu verzichten. Allerdings sollte die Ausbildung in Sachen Rettungsdienst wesentlich verbessert werden.
Will man FR einführen, müssen dafür auch die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden. Bei uns in Brandenburg sind FR weder im Brandschutzgesetz noch im Rettungsdienstgesetz vorgesehen. Bei uns war es so, daß Freiwillige Feuerwehren einfach für sich beschließen wollten, FR zu bilden. Das geht natürlich so nicht.

Gruß
Leiter einer FF in Brandenburg

Eschon
09.01.2002, 15:59
Hallo,

also ich bin im Rettungsdienst als ehrenamtlicher RA tätig und habe eine etwas geteilte Meinung zum Thema FR. Bei uns im Landkreis werden die FR-Einheiten nicht durch die Feuerwehr sondern zu 99 % durch das DRK gestellt (die örtlichen Bereitschaften). Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass man FR-Einheiten unterhält und einsetzt. Der Zeitvorteil gerade bei Patienten mit Kammerflimmern lässt sich nie und nimmer wegdiskutieren, dies steht als DER große Vorteil für die FR unverrückbar fest.


Allerdings habe ich auch schon weniger gute Erfahrungen mit FR-Einheiten gemacht, was aber wohl auch etwas an dem "chaotischen" System in unserem Landkreis liegt. Es ist halt so, dass jeder DRK-Ortsverein festlegen kann, ab morgen sind wir dabei. Eine einheitliche Regelung zur Ausbildung ist mir persönlich ebenso wenig bekannt, wie auch eine einheitliche Ausstattungsrichtlinie fehlt. Es kann dir also an der Einsatzstelle passieren, das ein RTW und 3 PKW der örtlichen FR-Einheit da sind oder auch das nur ein Helfer zu Fuß an die Einsatzstelle gekommen ist. Und das sind meiner Meinung nach halt keine Zustände. Es kann Dir auch passieren, dass Du mit deinem Rettungsdienst-RTW gar nicht bis zur Einastzstelle kommst, weil die FR-Einheit die ganze Straße zugeparkt hat und der gesamte Sanitätsdienst vom Reiterturnier nebenan mit 10 Mann beim Herzinfarkt im Wohnzimmer rumsteht. Wenn du dann aber was sagt, bist du gleich der Buhmann, der nur immer rumnörgelt.


Meiner Meinung nach, sollten die FR-Einheiten noch mehr in ihrer Verbreitung gefördert werden. Allerdings nach ganz klaren Ausbildungs- und Einsatzvorgaben. Und diese Vorgaben sollten sich an die Aufgabe der FR-Einheiten anlehnen. Also Notfalltasche/ -koffer mit Beamtungsbeutel und Absaugmöglichkeit sowie ausreichend Verbandsmaterial, Sauerstoff und einen AED (Habe sicherlich einige ganz grundlegende Dinge vergessen). Aber halt kein RTW oder ein Beatmungsgerät, nur weil man so etwas halt gerade günstig bekommen hat. Man sollte auch mal an das Bild in der Öffentlichkeit denken, wenn an der Einsatzstelle 2 RTW´s, ein NEF und 2 MTW stehen und alles wegen einem Patienten. Dafür haben die Bürger auch kein Verständnis und wenn du dann finanzielle Unterstützung für ein Projekt willst, sagen sie dir dann auch, dass "wir" ja genug Geld haben müssen, so ein Volksauflauf wie bei jedem Einsatz immer ist.

Also alles mit Vernunft und dafür mit langen Durchhaltewillen. Dann sind wir meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg

Gruss


ESCHON

DJUwert
09.01.2002, 16:09
Mahlzeit!
Also, ich bin seit den Streitigkeiten in früheren Beiträgen zu einem Freund der FR geworden.
Denn es geht ja nur darum Zeit zu überbrücken, die durch Anfahrt des Arztes oder einfach des RD, verloren geht. Und wenn das zum Wohle des Patienten ist, tolle Sache!
Aber, es muss eine gut organisierte Geschichte sein mit regelmässigen Ausbildungen der Kräfte. Hätte es vor einem Jahr in Jena ein FR-Team gegeben, so würde mein Opa noch leben. :-(
Also, ich bin dafür, nur haben wir die Möglichkeiten nicht.

AkkonHaLand
10.01.2002, 11:07
1. Ich denke FR sind schon sehr sinnvoll, wenn es sich um qualifiziertes Personal handelt (RS oder RA) egal bei welcher Organisation die FR beheimatet sind (Es gibt ja auch RS oder RA, die in Ihrer Freizeit bei der Feuerwehr sind..)!
Es sollte nur nicht so ausarten, wie zeitweise in Hannover! Da fuhr als FR der gesammte restliche LÖSCHZUG mit an in dem der FR saß...

2. An die Adresse der Retter:
Die FR sind KEIN Ersatz des RD sondern nur zur ÜBERBRÜCKUNG der Anrückezeit des RD!!!

3. Wegen schlechter eigener (Privat-)Erfahrung (als Erst-Helfer!!!):
Der FR sollte doch bitte sein verbrauchtes Material (Infu-Set, Mullbinden, Pfaster-Strips...) auch ohne große Diskussion mit der Rettungswache ersetzt bekommen!!! Was glauben einige Retter eigentlich, was mir eine Krankenkasse erzählt, wenn ich eine Rechnung über 4,93 Euro einreiche??
(-->SGB VII - Freistellung des Helfers von Schäden)

Micha
RS, Breitenausbilder einer HiOrg und FF´ler

Fireman
10.01.2002, 19:45
Hallo Joe !!

Warum willst Du das überhaupt wissen ?????

wollt Ihr ne Einheit aufbauen ?????

Joe aus Hö
10.01.2002, 20:27
@ fireman

Sersen! Wir selber werden wohl keine FR-Einheit gründen, da wir direkt am Stadtrand liegen, der Rettungsdienst einen kurzen Anfahrtsweg hat und die Wehren "außenrum" FR fahren und nach Bedarf von der Rettungsleitstelle zu uns geschickt werden. Trotzdem haben mehrere Kameraden und Kameradinnen die Ausbildung absolviert, um erstens den Eigenschutz zu verbessern und zweitens die Erstversorgung der Patienten an der E-Stelle noch zu optimieren. Wir haben viele Einsätze auf Autobahnen und Schnellstraßen und gerade bei den momentanen Wetter/Straßenbedingungen trifft der Rettungsdienst erst ein paar Minuten nach uns ein.

Joe

DJUwert
11.01.2002, 10:10
Da hatten wir bisher immer Glück! Der RD war stets vor uns an der Einsatzstelle ! Ein Lob daher. Aber das trotz unserer Bilderbuchausrückezeiten!

Daniel Wladow
11.01.2002, 12:05
Hallo Freunde,

unser DRK Ortsverein Schwarzenbek (zentral gelegene Kleinstadt mit ca. 14.000 Einwohnern im südöstlichsten Schleswig-Holstein) hat nunmehr seit einigen Jahren (ca. 3 - 4 Jahre) eine sehr gut ausgebildete FR-Einheit. Unser ehrenamtliche RTW 03/83/1 ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr einsatzbereit und wird immer (!) alarmiert, wenn der für unseren Bereich einzige hauptamtliche RTW 33/83/1 in einem anderen Einsatz gebunden wird. Parallel wird dann noch ein RTW (und ggf. ein NEF) aus einer Nachbarstadt alarmiert, dieser kann die Hilfsfrist allerdings nicht einhalten (das ist der Grund warum wir immer alarmiert werden).
Wir sind somit i. d. R. als erstes Einsatzmittel vor Ort. Die ca. 30 First-Responderkräfte werden via FME alarmiert und sind mindestens RH, oftmals RS und es gibt auch einige RA und sogar zwei NA. Viele Helfer haben Zusatzqualifikationen wie Frühdefibrillation. Pro Jahr müssen mindestens 30 Fortbildungsstunden absolviert werden, der Schnitt liegt aber so bei 40 Stunden. Einsätze haben wir zwischen 100 und 150 pro Jahr, also doch relativ viele. Besetzt werden kann das Fahrzeug innerhalb von durchschnittlich 2,5 bis 3 Minuten.
Die Bevölkerung ist über eine solche Institution selbstverständlich sehr erfreut, schließlich wird ihr noch schneller und auch qualifiziert geholfen. Die Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Rettungsdienst ist i. d. R. auch gut, auch wenn es natürlich immer noch Zweifler gibt. Hierbei geht es aber eigentlich nicht um die Qualifikation, sondern vielmehr darum "die Ehrenamtlichen nehmen uns die Arbeit weg". Um solchen Dingen vorzubeugen, wollen wir grundsätzlich keinerlei Transporte fahren. Uns geht es um die adäquate primäre Versorgung von (Notfall-)Patienten, anschließend wird dieser an das oben erwähnte, parallel alarmierte, hauptamtliche Rettungsmittel übergeben. Sofern kein hauptamtlicher RTW vorhanden ist, was zwar selten aber doch schon eimal vorkommt, fahren wir den Patienten selbstverständlich auch selbt ins Krankenhaus. In so einem Fall ist es nicht zu vertreten, womöglich einen RTW aus einem Nachbarkreis abzuwarten.
In diesem Sinne,
viele Grüße,
Daniel

P.S.: Ausgerüstet ist unser RTW selbstverständlich nach DIN, als Defi wird ein Corpuls 08/16 mit Halbautomatensoftware verwendet, Spezialgeräte wie Kapnometrie und Perfusor sind auch vorhanden

Timm
24.01.2002, 16:29
Ich bin mit ein paar Kollegen in einem DRK Ortsverein ohne einer Bereitschaft.
Und spielen mit dem Gedanken eine "First Responder- Gruppe (Helfer vor Ort ) ins Leben zurufen .
Alees nartürlich mit dem entschrechenden Material ( ist vieles vorhanden z.B. Defi. Notfallkoffer Halskrausen usw.)
Ausbildungsstand RA, RS, RH, Sanitäter
Wer muß alles gefragt werden.
Bundesland Niedersachen

Vielleicht kann ja jemand Helfen

Wir wollen nicht gleich Gott und die Welt verrückt machen.

Gruß
Tim