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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frau stirbt beim warten in Notaufnahme ...



Superyoshi
02.07.2008, 16:06
Hallo ,
http://www.n24.de/news/newsitem_1090088.html

Ich finde sowas unerklärlich ... wie kann man jemanden 24h in der Notaufnahme warten lassen ???

AleX-112
02.07.2008, 16:13
ich hab den Link geöffnet und nur in der leiste gesehen "US" da war mir klar das es ja eigentlich nur das passieren konnte ..

rundhauber
02.07.2008, 16:30
Okay, ist ein echter Hammer!

Aber selbst ich habe schon mal auf einem Samstagnachmittag fast zwei Stunden in der Notaufnahme gesessen, bis sich ein Arzt sehen ließ. Mein Vater (Privatpatient) hatte seinen Finger in der Autotür eingeklemmt (Platzwunde über 4 cm, Verdacht auf Knochenbruch).

Ich könnte mir einen ähnlichen Vorfall auch in Deutschland vorstellen, z.B. in Krankenhäusern, die mit vielen Problempatienten (Obdachlose, Drogenabhängige, etc.) zu tun haben. Ich weiss, Ihr werdet jetzt wahrscheinlich auf mich einprügeln, aber deshalb habe ich ja auch geschrieben: "KÖNNTE...VORSTELLEN".

DaRake
02.07.2008, 16:40
Man kann auch mal >12 Stunden in einer Notaufnahme verbringen, gerade in Uni-Kliniken.

Superyoshi
02.07.2008, 17:11
Das warten - ok 24h sind ein bisschen viel - ist ja nicht das Problem .

Das Problem hier ist ja eher , dass die Frau 1 Std. am Boden lag , sie von Wachmännern u. Schwestern begutachtet wurde - aber keiner Hilfe holte bzw. ihr geholfen hat .

Leitstelle_V
02.07.2008, 17:16
Ich halte mich ja bei (angeblichen) Skandalen stets zurück, wenn ich nicht seblst dabei war und springe auch nicht so leicht darauf an, wie manch anderer.

Aber dieser Vorfall, den ich gestern schon im TV gesehen habe, der schockt mich, macht mich wütend und ekelt mich an. Sechs Krankenhausmitarbeiter wurden gefeuert - richtig so!

MfG
Max

TZFirestorm
02.07.2008, 20:30
Nein nicht nur feuern ist richtig.......Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung mit der Höchsstrafe da es ja alle Fachkräfte waren.

DG3YCS
02.07.2008, 20:39
Nein nicht nur feuern ist richtig.......Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung mit der Höchsstrafe da es ja alle Fachkräfte waren.

Ich würde ja sogar einen Schritt weiter gehen:
Totschlag durch Unterlassung (Für das medizinische Personal). Da das Vorliegen einer Garantenstellung in diesem Fall wohl zu bejahen ist!
Unterlassene Hilfeleistung für die anderen anwesenden Patienten. Wie die Wachleute zu bewerten währen kann ich nicht sagen.

Aber da das ganze sich in den USA zugetragen hat gelten die deutschen GEsetze nicht!
Daher weiß ich nicht was da sache währe. Eine Zivilklage auf Schadensersatz in Millionenhöhe durch Angehörige gegen das Krankenhaus währe aber sicherlich erfolgreich!

Gruß
Carsten

janus060103
03.07.2008, 12:13
Wenn man mal sieht wie gleichgültig die Angestellten mit der Situation umgehen, kann man wohl fast davon ausgehen, dass es sich hierbei um keinen Einzelfall handelt. Ich kann mir nich wirklich vorstellen, dass z.B. ein Arzt in Deutschland an so einer Szene einfach vorbei geht.

Leitstelle_V
03.07.2008, 12:23
Das konnte ich mir bis jetzt nicht mal in den USA vorstellen! Und denen traue ich viel zu - ab jetzt noch mehr...

patrick1180
03.07.2008, 17:44
Hast Du "House of God" gelesen ?

jumbo
03.07.2008, 20:58
Das mit dem Warten ist auch in Deutschland überhaupt kein Problem, und auch schon selbst erlebt.

Sonntag mit einem Freund ins KH, weil er sich an einem Stacheldrahtzaun die Hand aufgeschnitten hat, Druckverband drauf.

Sitzen im Behandlungsraum, da werden 2 Personen nach VU eingeliefert.
Kommt die leitende Schwester rein, schaut sich unseren Verband an, fragt ob es meinem Kumpel gut geht, sagt der Verband ist ja dicht, gehen sie bitte ins Wartezimmer, wir haben zwei Verletzte nach VU, es kann ein wenig dauern.
Nach 3 std., haben wir uns dann entschlossen, in ein anderes KH zu fahren, wo wir dann nach 20 min., inkl., Nähen fertig waren.

Leitstelle_V
04.07.2008, 00:50
Hast Du "House of God" gelesen ?

Falls du mich meinst - nein!?

Pipsi
04.07.2008, 02:06
Das mit dem Warten ist auch in Deutschland überhaupt kein Problem, und auch schon selbst erlebt.

Sonntag mit einem Freund ins KH, weil er sich an einem Stacheldrahtzaun die Hand aufgeschnitten hat, Druckverband drauf.

Sitzen im Behandlungsraum, da werden 2 Personen nach VU eingeliefert.
Kommt die leitende Schwester rein, schaut sich unseren Verband an, fragt ob es meinem Kumpel gut geht, sagt der Verband ist ja dicht, gehen sie bitte ins Wartezimmer, wir haben zwei Verletzte nach VU, es kann ein wenig dauern.
Nach 3 std., haben wir uns dann entschlossen, in ein anderes KH zu fahren, wo wir dann nach 20 min., inkl., Nähen fertig waren.


Wunderts Dich?????

Ich hoffe, Du hast wenigstens Verständniss für die beiden Betroffenen des VU.
Aber so ist das Leben in deutschen Notfallaufnahmen. Da geht es zum Glück noch nach der Schwere der Verletzung und nicht nach Länge der Wartezeit oder nach sozialem Status.
Ebenso schau Dich doch einmal in den Notaufnahmen um.... Da arbeiten teilweise Pflegekräfte stundenlang ALLEINE, bis mal Kollegen zur Verstärkung kommen. Ärzte, die teilweise 24Stunden und länger arbeiten, die den Tag über die Station bedienen und dann noch von 20:00Uhr bis 08:00 Uhr die Notaufnahme ZUSÄTZLICH haben.

Dann kommen Patienten dazu, die seit WOCHEN ein gesundheitliches Problem haben, aber statt zum Hausarzt zu gehen, schaut man auf nen Mittwoch, Punkt 18Uhr "mal eben" in der Notfallaufnahme vorbei. (Und glaub mir.... das machen nicht wenige...)

Logisch... wenn man Glück hat, kann es auch mal nur 20min dauern. Wenn wirklich mal NICHTS los ist.



Aber selbst ich habe schon mal auf einem Samstagnachmittag fast zwei Stunden in der Notaufnahme gesessen, bis sich ein Arzt sehen ließ. Mein Vater (Privatpatient) hatte seinen Finger in der Autotür...

Leider Gottes gibt es immer noch genug Menschen, die das aber nicht so sehen und meinen, gerade WEIL sie privat versichert sind wären sie sofort dran und könnten alle Kassenpatienten überholen... oder erwachsene!!! Menschen, die sich mit der der "kleinen Schnittwunde im Finger" darüber aufregen, dass eben das 2jährige Kind mit der Kopfplatzwunde schneller drankommt, als sie.

Das liegt ja leider in der Mentalität in unserem Lande.... Da gönnt der eine nicht dem anderen die Butter auf dem Brot. In der Notfallmedizin geht es zum Glück (noch) nicht nach der Art der Versicherung oder dem monatlichen Einkommen.

Aber gut.... kommt mal jemand in "meine" Notaufnahme, mit Z.n. Verkehrsunfall werde ich natürlich mich auch an die Reihenfolge des Eintreffens halten und erstmal alle "vorher gekommenen" Bagatellverletzungen (und JA - Finger in der Autotür oder im Stacheldraht SIND i.d.R. Bagatellverletzungen) vorher behandeln.... *Ironie wieder aus & BTT*

Ich denke, dass man so ein Beispiel nicht auf deutsche Notaufnahme übertragen kann und darf. Es ist traurig genug, dass es Länder gibt, in denen es so eine Zwei- & Mehrklassenmedizin gibt. Und ich hoffe, dass wir noch Lichtjahre davon entfernt sind, auch "so" zu werden.
Was der Frau dort wiederfahren ist, ist einfach nur verabscheungswürdig und die daran beteiligten Personen haben in einem derartigen Beruf rein gar nix zu suchen.

Und über das absurde amerikanische Rechtssystem brauchen wir gar nicht zu streiten.... :-)

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"Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? ..." - Walter Ulbricht

rundhauber
04.07.2008, 09:56
... Leider Gottes gibt es immer noch genug Menschen, die das aber nicht so sehen und meinen, gerade WEIL sie privat versichert sind wären sie sofort dran und könnten alle Kassenpatienten überholen... oder erwachsene!!! Menschen, die sich mit der der "kleinen Schnittwunde im Finger" darüber aufregen, dass eben das 2jährige Kind mit der Kopfplatzwunde schneller drankommt, als sie. ...

Sorry, mein Beitrag ist insofern etwas mißverständlich, weil ich einige Details nicht ausführlich nennen wollte. Der Vorfall erreignete sich an einem Freitagabend, nach 20:00. In der Notaufnahme war absolut nichts los, mein Vater und ich waren die Einzigen dort. Ich kann das insofern behaupten, da die Türen zu den Behandlungszimmern offen standen. Außerdem standen alle RTWs auf dem Hof und in der OP-Abteilung war kein Licht - also richtig "tote Hose". Mehrere Schwestern und Ärzte liefen an uns vorbei, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Gegen 22:00 kam dann ein Arzt, den man augenscheinlich gerade aus dem Bett geholt hatte.

Ich habe nicht verlangt und auch nicht gesagt, dass Privatpatienten bevorzugt behandelt werden sollen. Genaugenommen bin ich hier für eine strikte Gleichbehandlung, egal ob Sozialhilfeempfänger oder Millionär. Aber es ist kein Geheimnis, dass Privatpatienten oftmals bevorzugt behandelt werden, da man sie ja zum Mehrfachen des GKV-Satzes abrechnen kann. Oder kannst Du mir erklären, warum meine Mutter (auch PKV) innerhalb einer Woche einen Termin (Routineuntersuchung, kein Notfall) beim Augenarzt bekommt, während ich (GKV) DREI MONATE warten soll? Ich habe mir postwendend einen anderen Augenarzt gesucht und einen Termin für die darauf folgende Woche erhalten. Gott sei Dank haben wir noch freie Arztwahl. Ich habe Verständnis dafür, dass in Zeiten knapper Kassen nicht mit Personalresourcen geklotzt wird (werden kann). Aber Krankenhäuser und Ärzte sind Dienstleister und müssen entsprechend handeln. Patienten sind Kunden. Im Qualitätsmanagement lernt man: "Qualität ist, wenn der Kunde wieder kommt!".

Ich komme nochmals auf die Geschichte mit meinem Vater zurück. Mein Vater war bereits angemeldet und es war damit bekannt, dass er als Privatpatient sozusagen "liquide" ist. Wie hätte sich das Personal denn nun verhalten, wenn es sich um einen Obdachlosen oder Drogenabhängigen gehandelt hätte? Hätte der auch zwei Stunden oder gar noch viel länger warten müssen? Haben wir nicht inzwischen schon die oft propagierte Zweiklassengesellschaft im Gesundheitswesen? Können wir noch über Amerika die Nase rümpfen oder sind solche Fälle hier in Deutschland inzwischen nicht auch möglich? Das sind vielmehr die Fragen, die sich IMO hier ergeben.


*** Nachtrag ***

Findest Du ein Walter-Ulbricht-Zitat passend?

*** Nachtrag Ende ***

hannibal
10.07.2008, 07:48
Sorry, mein Beitrag ist insofern etwas mißverständlich, weil ich einige Details nicht ausführlich nennen wollte. Der Vorfall erreignete sich an einem Freitagabend, nach 20:00. In der Notaufnahme war absolut nichts los, mein Vater und ich waren die Einzigen dort. Ich kann das insofern behaupten, da die Türen zu den Behandlungszimmern offen standen. Außerdem standen alle RTWs auf dem Hof und in der OP-Abteilung war kein Licht - also richtig "tote Hose". Mehrere Schwestern und Ärzte liefen an uns vorbei, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Gegen 22:00 kam dann ein Arzt, den man augenscheinlich gerade aus dem Bett geholt hatte.


Und wenn der Doktor gerade auf Konsil im Haus war oder sonst irgendwas gemacht hat ?

Entweder hättest du an diesem Abend freundlich aber mit Nachdruck deinem Unmut Luft machen müssen oder aber ein Blatt Papier an den Verwaltungsdirektor schwarz machen.

Hier Jammern hilft auch nicht ...




*** Nachtrag ***

Findest Du ein Walter-Ulbricht-Zitat passend?

*** Nachtrag Ende ***

Ich finde es in dem Zusammenhang nicht unpassend.

patrick1180
10.07.2008, 08:47
Falls du mich meinst - nein!?

Solltest Du mal machen.....
Ist echt "Pflichtlektüre" ;-)

Pipsi
10.07.2008, 12:58
*** Nachtrag ***

Findest Du ein Walter-Ulbricht-Zitat passend?

*** Nachtrag Ende ***

In diesem Falle JA!

Im Bezug auf unser Gesundheitssystem (und auch im Bezug auf viele andere Dinge in unserer Gesellschaft) - sollten wir nicht alles übernehmen, was aus USA kommt.
Man darf in diesem Zusammenhang nicht deutsche Aufnahmen mit ausländischen Aufnahmen vergleichen. Und wir sollten froh darüber sein, dass bei uns noch keine solchen Verhältnisse herschen und alles daran setzen, dieses zu verhindern.



Und wenn der Doktor gerade auf Konsil im Haus war oder sonst irgendwas gemacht hat ?

Entweder hättest du an diesem Abend freundlich aber mit Nachdruck deinem Unmut Luft machen müssen oder aber ein Blatt Papier an den Verwaltungsdirektor schwarz machen.

Hier Jammern hilft auch nicht ...



Da will ich Herrn hannibal zustimmen!
Allerdings ist selbst in einem solchen Fale das Pflegepersonal der falsche Ansprechpartner.
Wenn es nächstes mal wieder länger dauert - einfach mal den Doc fragen, warum es denn so lange gedauert hat.
Aus Faulheit und Bequemlichkeit wird niemand in der Aufnahme sitzen gelassen. Da gibt es immer, viele gute Gründe.

Und das Pflegepersonal DARF nunmal kein Röntgen anordnen oder Finger wieder zunähen. (Auch, wenn es das theoretisch könnte...) Man geht ja schließlich hin, um von einem Arzt versorgt zu werden.
Das Pflegepersonal ist nicht der Blitzableiter für lange Wartezeiten und kann das in den meisten Fällen auch nicht beeinflussen.

Ein FREUNDLICHER Brief an den Verwaltungsleiter oder QM Beauftragten... und vielleicht ändert sich ja eines tages mal was in unserem Gesundheitssystem.




Als Literaturhinweis will ich dann mal das Buch: "Notfallaufnahme" von F. Sellin empfehlen!

Mr. Blaulicht
10.07.2008, 13:27
Zumindest bei uns gibt es schöne gelbe Zettel, auf denen man als Patient oder Angehöriger ein Feedback an die Klinik liefern kann. Davon wird auch rege Gerbauch gemacht - angesichts von zum Teil 5 Stunden Wartezeit auch kein Wunder. Geändert hat sich allerdings wenig :-(

Gruß, Mr. Blaulicht

rundhauber
10.07.2008, 13:44
Dass das Walter-Ulbricht-Zitat in diesem Fall stimmt, gebe ich Dir Recht. Ich selbst muß/will auch nicht jeden Mist aus USA übernehmen, schon gar nicht gedankenlos. Meine Anmerkung war eher generell gemeint, weil es so wie Deine Signatur aussah.

Die Warterei mit meinem Vater fand ich ja auch nicht so schlimm. Die Geschichte ist nunmehr fast zehn Jahre alt. Was mein Vater dazu gesagt hat, weiß ich nicht und kann ich auch nicht mehr fragen (vor vier Jahren verstorben, aber nicht als Folge des Fingers). Ich habe die Geschichte viel mehr als Aufhänger gewählt, um zu hinterfragen, ob ein solcher Fall nicht auch in Deutschland denkbar wäre. Mein Vater war offensichtlich "gut situiert" (im Gegensatz zu der Frau in USA, sofern ich das richtig erinnere). Wäre das nicht auch bei uns mit Patienten aus sozial niederen Schichten möglich, frei nach dem Motto: "Ach, ist ja bloß ein ...! Die Typen kennen wir, die machen immer so'n Theater!" ? Diese Frage stelle ich mir. Insbesondere, wenn man sich ansieht, was inzwischen in bzw. mit unserem Gesundheitswesen passiert ist (Kostendämpfung, Budgetierung, Personalverknappung, Personalüberlastung, etc.).

Ich bin auch froh, dass es noch nicht so weit ist. Aber wie lange noch?