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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Behinderte Jugendliche in einer HiOrg



Anton
03.04.2008, 21:07
Hallo zusammen,

ich richte mich mit diesem Beitrag explizit an die Jugendleiter der verschiedenen HiOrgs sowie generell an alle, die dazu eine Meinung haben.

Wir haben bei uns in der Jugendgruppe (Jugendfeuerwehr) seit einigen Jahren einen Jugendlichen, der geistig ein wenig behindert ist. Nun steht er kurz vor der Leistungsspange und in zwei Jahren soll er dann durch seinem Alter entsprechend in den aktiven Dienst übernommen werden.

Seine Probleme reflektieren sich hauptsächlich in dem, dass er Probleme hat Informationen zu verarbeiteten, gar zu behalten um sie entspechend auszuführen.

Nun steht er kurz davor, die LSP absolvieren zu müssen, welches aber von einigen Verantwortlichen nicht gern gesehen ist, eben wegen seiner Behinderung. Ich als verantwortlicher GF dieser Gruppe und die Gruppenleiter der JF sind der Meinung, dass er dies mit entsprechender Vorbereitung locker machen kann. Nur leider stehen wir allein mit dieser Meinung dar, da die Frage eher eine Frage der gesamten FF ist, als der einzelnen Einheit.

Meine Frage an Euch, habt ihr Erfahrungen in diesem Bereich - vielleicht auch im Bezug auf die Übernahme in den aktiven Dienst - oder speziell auf die JF, oder anderen Jugendgruppen bezogen und wie wurde oder wird es bei euch gehandhabt.

Ich hoffe auf eine sachliche und interessante Diskussion.

Danke und Gruss, Anton

FF112DN
03.04.2008, 21:27
Ein kurzes Argument meiner Meinung nach mal direkt:
Finde eine "Behinderung" an sich sollte ÜBERHAUPT kein Problem darstellen, genauso wenig wie Frau / Mann, Inländer / Ausländer, hetero / schwul/lesbisch etc pp.

ALLERDINGS sollte man ein Augenmerk auf die Sicherheit werfen. Wenn einer durch egal was (und wenn es dann leider die Behinderung ist) seine Kameraden und sich selbst in Gefahr bringt, dann heißt das für mich: Raus ausem aktiven Einsatzdienst / Gefahrenbereich etc.

In deinem Fall: Wenn er Informationen nicht verarbeiten / behalten kann, dann würde ich da schon ganz vorsichtig rangehen. Der braucht nämlich dann an der Einsatzstelle einen "der auf ihn aufpasst". Und das kann und darf nicht sein. -> zu gefährlich für ihn selbst und andere.

lg

Astra12
03.04.2008, 21:54
ich schliese mich da mal nahtlos an, wenn er die LSP schaffen kann,dann auf.
wenn er aktiver werden kann ,also der Arzt ok sagt, die Lährgänge schafft,dann auf.
ob er behindert,blond, groß klein,dick dünn ect. ist ist doch völlig egal.
wie gesagt ,solange er alles besteht und kann,dann sollte er auch das machen dürfen. also weder bevorzugen noch benachteiligen,

Anton
03.04.2008, 22:12
Überhose du sprichst da was ganz wichtiges an.

Sicher muss das durch die FUK abgesichert sein. Er wäre nicht Mitgleid er JF wenn dies nicht so sei. Für den aktiven Dienst muss dies eben noch geschehen.

Ich verstehe jedoch nicht, das einem Jugendlichen, der zwar etwas behindert ist, alle Hoffnungen und grade das genommen werden soll, woran er schon Jahre Spaß hat. Das er später sicher nicht als AGT oder ähnliches in Frage kommt, ist sicher korrekt, aber der Dienst der Feuerwehr besteht ja nunmal auch aus verschiedenen Tätigkeiten.

Zweitens sehe ich das für mich und für meine Einheit eher positiv, wenn wir als Feuerwehr auch behinderten Menschen eine perspektive geben aktiv am Schutz der Bevölkerung zu beteiligen, selbst wenn immer einer ein Auge auf ihn haben "muss" ...

Ich verstehe eben nicht, was daran Falsch sein kann, einem solchen Jungen eine Chance zu geben ...

Astra12
03.04.2008, 22:16
zu deinem letzten Satz: garnix

wenn das so wie bei Überhose seinem Fall alles geklärt wird, gehört er einfach in die Feuerwehr , ich denke eher die die ihn nicht wollen,sollten mal ihre Einstellung zu dem Ganzen überdenken, da heulen alle wegen zu wenig Mitgliedern, dan nwird einem so alles verbaut.

Anton
03.04.2008, 22:29
Das Hauptproblem kann man viel tiefgründiger ansetzen: Das Problem ist nicht, das es zu wenige für den "Allrounddienst" geeignete Leute gibt, die in die Feuerwehren wollen. Das Problem ist, das die Feuerwehren i.d.R. darauf ausgelegt sind, das möglichst jeder möglichst viele Positionen bekleiden kann.
Oder anders: Würde man bei Feuerwehrs z.B. irgendwelche Hintergrunddienste vorhalten (Verpflegungstrupps, Gerätewartungstrupps abseits der Einsatzabteilung usw...), könnte man für diese Funktionen andere Voraussetzungen an Bewerber stellen, als für den Einsatzdienst.

Da das aber flächendeckend nicht der Fall ist, muss man akzeptieren, das manche Leute leider durch das Raster fallen. Das können Leute mit Behinderungen sein, mit Übergewicht etc...

Du hast mich auf den (hoffe ich) richtigen Weg gebracht, ich werde dazu mal die entsprechende FUK interviewen.

Und den Feuerwehrmann nach Norm gab es nie und wird es nie geben.

Mr. Blaulicht
03.04.2008, 22:50
Wir haben bei uns in der Jugendgruppe (Jugendfeuerwehr) seit einigen Jahren einen Jugendlichen, der geistig ein wenig behindert ist. Nun steht er kurz vor der Leistungsspange und in zwei Jahren soll er dann durch seinem Alter entsprechend in den aktiven Dienst übernommen werden.

Seine Probleme reflektieren sich hauptsächlich in dem, dass er Probleme hat Informationen zu verarbeiteten, gar zu behalten um sie entspechend auszuführen.

Nun steht er kurz davor, die LSP absolvieren zu müssen, welches aber von einigen Verantwortlichen nicht gern gesehen ist, eben wegen seiner Behinderung. Ich als verantwortlicher GF dieser Gruppe und die Gruppenleiter der JF sind der Meinung, dass er dies mit entsprechender Vorbereitung locker machen kann. Nur leider stehen wir allein mit dieser Meinung dar, da die Frage eher eine Frage der gesamten FF ist, als der einzelnen Einheit.

Wenn er die Leistungsspange (was ist das eigentlich und wofür qualifiziert sie?) machen kann, wo ist das Problem? Er hat selbstverständlich die gleichen Rechte wie jeder andere JFler auch.
Wenn einige Verantwortungsträger damit nicht umgehe können, empfiehlt sich ein kleines Gespräch in vertrauter Umgebung im kleinen Kreis, in dem die Vorte "Diskriminierungsschutz" etc. fallen sollten.
Für den aktiven Dienst sehe ich da schon größere Probleme, vor allem was die Fälle Eigen- und Fremdgefährdung in Stresssituationen angeht. Hier würde ich mich auch durch alle möglichen Atteste (wie ja gesetzlich auch gefordert) absichern lassen. Also: zum Allgemeinmedizinier, Betriebsarzt, Psychologen oder Psychiater, Neurologen etc. gehen und die notwendigen Attestierungen besorgen. Und dann halt bei Übungen oder kleinen Einsätzen drauf achten, ob er der Sache gewachsen ist oder nicht. Wie halt bei jedem anderen auch.
Dabei gilt es, nicht nur festzustellen, ob eine Gefährdung durch ihn vorliegt, sondern auch für ihn. Ich denke, nix ist frusrierender für einen FWler, als "nicht zu funktionieren". Auch davor kann man jemanden beschützen.
Zusammengefasst: Wenn attestiert wird, dass der Junge einsatzfähig ist, und er das aus subjektiver Seite des Gruppenleiters auch ist, dann muss er behandelt werden, wie jeder andere auch. Wenn er nicht so behandelt wird, muss die Führung (oder wer auch immer solche Entscheidungen trifft), dies sehr genau begründen, um sich nicht dem Vorwurf der Diskriminierung auszusetzen. Und das würde ich dann auch genauso zur Sprache bringen.

Auf jeden Fall wünsch ich Dir viel Glück und Erfolg auf Deinem Weg gegen die Instanzen. Lass Dich von sog. Machthabern oder Pseudoverantwortlichen nicht einschüchtern.

Gruß, Mr. Blaulicht

AkkonHaLand
03.04.2008, 22:59
Ich denke, wenn ich das hier nach dem 4 Durchlesen richtig verstanden habe, so kann der Junge alle 5 Teile der LSP bewältigen. Damit ist doch schon u.A. auch bewiesen, dass er auch die FW-Grundausbildung schafft. Dass er nicht als AGT eingesetzt werden kann (also Angriffstrupp oder Wassertrupp) oder als GF oder Melder ist klar, aber Maschinist, Schlauchtrupp, Atemschutzüberwachung, "Adjutant des GF", .... es gibt zahlreiche Aufgaben an der Einsatzstelle, die er gut schaffen kann. Im täglichen Dienst brauchen wir, so glaube ich, nicht weiter zu überlegen, da gibt es ausreichend "Betätigungsfelder".

Einen weiteren Hinweis möchte ich noch geben:"Antidiskriminierungsgesetze"

Florian Feuerbaer
03.04.2008, 23:15
Es gibt Behinderungen wo der Arzt bei der G26 nein sagt... wir hatten da so einen Fall. Er kann nicht in den aktiven Dienst übernommen werden.
Also bleibt er so lange wie möglich, also bis zu seinem 27. Jahr glaube ich, in der JF. Danach muss man schauen.

Sehr schade, was da teilweise für Leute verloren gehen, aber man darf nie das Risiko im Einsatz vergessen.

Mr. Blaulicht
03.04.2008, 23:22
Darf man nur in die "Erwachsenenfeuerwehr", wenn man die g26.3 schafft? Was ist mit den Senioren? Oder wenn jemand mal meinetwegen wegen einer langwierigen Verletzung nicht zur Untersuchung geht... Ich dachte immer, die G26.3 wäre nur für das Tragen für Atemschutzgeräte...

Gruß, Mr. Blaulicht

Anton
03.04.2008, 23:33
Ich denke, wenn ich das hier nach dem 4 Durchlesen richtig verstanden habe, so kann der Junge alle 5 Teile der LSP bewältigen. Damit ist doch schon u.A. auch bewiesen, dass er auch die FW-Grundausbildung schafft. Dass er nicht als AGT eingesetzt werden kann (also Angriffstrupp oder Wassertrupp) oder als GF oder Melder ist klar, aber Maschinist, Schlauchtrupp, Atemschutzüberwachung, "Adjutant des GF", .... es gibt zahlreiche Aufgaben an der Einsatzstelle, die er gut schaffen kann. Im täglichen Dienst brauchen wir, so glaube ich, nicht weiter zu überlegen, da gibt es ausreichend "Betätigungsfelder".

Einen weiteren Hinweis möchte ich noch geben:"Antidiskriminierungsgesetze"

Ja du hast Recht, entschuldige wenn ich mich etwas unmissverständlich ausgedrückt habe!

Fakt ist, er ist kein schlechter JFler, ganz im Gegenteil sogar engagierter als manche seiner Kollegen! Fakt ist aber auch, dass er geistig nicht ganz auf der Höhe ist. (Ich bitte darum, diesen Satz nicht negativ zu werten!)

Dieser besagte Junge braucht halt etwas mehr Aufmerksamkeit als alle anderen, welches nunmal aus seiner Behinderung herrührt. Aber er ist, mit entsprechender Vorbereitung durchaus dazu in der Lage alle fünf Leistungsprüfungen zu schaffen, wenn er entsprechend drauf vorbereitet wird. Wie ich oben schon sagte, er hat Probleme damit, gewisse Dinge langfristig für sich zu realisieren und man muss bei ihm auch schon mal bei Null anfangen ...

Wie ich weiter oben schon sagte, den Supermann in der Feuerwehr gibt es nicht, jeder hat irgendwo ein oder mehrere Defizite und das ist auch vollkommen egal. Und wenn er im aktiven Dienst nur Schlauchkontrolle macht ... wichtig ist mir, das er dabei bleibt, denn ich merke und habe is in den letzten Jahren gemerkt, es tut ihm gut und was weiterhin wichtig ist, innerhalb der Einheit wird er 100%ig akzeptiert.

Das Problem ist jetzt, wenn man so will, reine Schikane auf aller höchster Ebene. Leider.

Anton
03.04.2008, 23:45
Wenn er die Leistungsspange (was ist das eigentlich und wofür qualifiziert sie?) machen kann...

Gruß, Mr. Blaulicht

Die Leistungsspange, ist quasi eine Leistungsüberprüfung für Jugendfeuerwehrleute, die aus fünf Disziplinen besteht.

Zum einen aus einem Staffellauf, aus einem theoretischem Fragenteil, Kugelstoßen (von Bundesland zu Bundesland glaub ich unterschiedlich), Ein Löschangriff nach FWDV3 und der Schnelligkeitsübung in der eine gewisse Anzahl von Schläuchen innerhalb einer bestimmten Zeit ausgerollt (ohne Dralle) zusammengekuppelt werden müssen und sich dann wieder am ende der Bahn als Gruppe einzufinden. Es sind in der Regel 8 C Schläuche die innerhalb von 75 Sekunden sauber verlegt werden müssen.

Mr. Blaulicht
03.04.2008, 23:53
Danke für die Erklärung.
Eine Frage, die sich mir jetzt noch stellt: Wie "einsichtig" ist der betreffende Junge, und was will er? Wenn er heiß auf Innenangriffe ist, muss man ihn vielleicht etwas bremsen. Wenn er von vorneherein sagt, ich will doch nur dabei sein und weiß, dass ich nicht voll einsatztauglich bin (wenn das denn der Fall ist), dann ist das doch okay.

Gruß, Mr. Blaulicht

Anton
04.04.2008, 00:08
Danke für die Erklärung.
Eine Frage, die sich mir jetzt noch stellt: Wie "einsichtig" ist der betreffende Junge, und was will er? Wenn er heiß auf Innenangriffe ist, muss man ihn vielleicht etwas bremsen. Wenn er von vorneherein sagt, ich will doch nur dabei sein und weiß, dass ich nicht voll einsatztauglich bin (wenn das denn der Fall ist), dann ist das doch okay.

Gruß, Mr. Blaulicht

Das ist halt auch ein Problem, er zwar ein wenig behindert, ist aber nicht dumm und hat seinen eigenen Kopf. Weiß über sein Schiksal bescheid, akzeptiert es aber nicht immer. Er steckt halt auch in der Pubertät.

Es kommt drauf an, wer und wie man mit ihm spricht. Wir in unserer Einheit wissen genau, was wir von ihm verlangen können und was nicht. Wir nehmen ihn auch schon mal herran und zeigen ihm was neues und so weiter ... Problem ist, das die Ausbildung zur LSP auf Stadtebene stattfindet. Aus unterschiedlichen Stadtteileinheiten werden die Jugendlichen zusammengewürfelt um ein Ziel zu erfüllen mit Ausbildern, die den Jugendlichen teilweise Unbekannt sind ...

Fabpicard
04.04.2008, 02:08
Das Problem ist jetzt, wenn man so will, reine Schikane auf aller höchster Ebene. Leider.

Irgend woher kenn ich das und trotzdem kommt mir immer wieder aufs neue die Galle hoch ^^

MfG Fabsi

P.S.: Am besten mal, wenn soviele wie möglich da sind, ansprechen und den Führungskräften die Stirn bieten ;)

Shinzon
04.04.2008, 02:46
Salut.

Auch unsere Ffw hat einen behinderten Jugendlichen.. was ich erst feststellte, als es mir aus
der Führungsebene berichtet wurde, im persönlichen Gespräch war es mir nicht sonderlich
aufgefallen (ich sehe einen "beobachteten" Sprachfehler nicht zwingend in diese Region, wenn
man jemanden nicht besser kennt, kann es halt viele Gründe dafür geben).

Dieser Mensch ist bei Übungen dabei (bis zum Verteiler), wenn die Sirene geht (er bekommt
keinen Melder, wegen einer solchen Thematik wurde überhaupt erst von der Behinderung
berichtet), ist er auch da, wenn er im Ort war.

Ich weiss nicht was er hat, aber ehrlich gesagt ist es mir egal. Menschlich komme ich persönlich
wunderbar mit ihm klar,bisher hätte ich auch keinen anderen Kameraden etwas anderes sagen
hören. Da ich erst wenige Monate dabei bin und meine Prioritäten im Moment eher aufs
Staatsexamen für den Rettungsassistenten gehen als auf die Truppmannausbildung, hat er auch
definitiv den höheren Ausbildungsstand. (Warum sollte ich also, wenn er gerade in der Nähe ist,
wen anderes suchen, um meine Fragen loszuwerden?)

Er hat seine Schutzkleidung, er nimmt an Übungen teil, er bekommt keinen Melder, und der "Chef"
passt ein wenig auf ihn auf (wenn man mal bewusst drüber nachdenkt, eher wie ein Vater als wie
ein "Aufpasser" .. überwiegend positiv, für die, die "Vater" negativ besetzen wollen).

Und es gibt immer genug zu tun. Ich komme nicht aus ner Jugendfeuerwehr wie die meisten
anderen im "Haufen" - trotzdem findet sich immer Arbeit, die wirklich jeder ausführen kann, wenn
nicht wirklich physiologische Dinge dagegen sprechen.

Ein Beispiel aus einer anderen Einsatzeinheit: Wenn nun jemand motorische Störungen hat,
und damit eindeutig nicht geeignet ist, einen (Notfall)Patienten sicher zu versorgen/transportieren,
was spricht dagegen, ihn in der Registrierung einzusetzen ? (Wir sind im Bereich SanDienst oder
MANV) .. Mag auf den ersten Blick ein "blöder Job" sein, hat halt wenig mit Lichterschein und
Glockenspiel zu tun .. aber jeder weiss, das auf den zweiten Blick die Registrierung einer der
wichtigsten "Jobs" ist.. und sei es nur subjektiv, weil die Mutter den Aufenthaltsort ihres Kindes
erfahren konnte. Solange jemand also einen Kugelschreiber oder eine Tastatur bedienen kann,
nach entsprechender Einarbeitung hat man einen nicht unwichtigen Platz besetzt.

Zwei Beispiele, zwei unterschiedliche "Organisationen", zwei Verhaltensweisen .. und wenn man
nun den dritten Fall sieht, ist es wieder ein anderer Fall ..

Daher: Es kommt immer auf den Einzelnen an, man kann sowas nicht generalisieren! Ein "er hat
dies oder das" kann man nicht generell auf "dann darf er nur dies und das" reduzieren, sicher
sind aber solche "Szenarien" auszuarbeiten, damit $Person ihrem Hilfeleistungsdrang genügend
nachkommen kann. Denn die Motivation steht ausser Frage, oder ?

... ach ja, die "Schikane auf höchster Ebene" ... nun, da sollte sich die Gruppe und der Gruppen-
führer geschlossen gegen stellen. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten. Gleichzeitig stärkt es
den Gruppenzusammenhalt. Klar, man soll nicht gegen seinen "Chef" arbeiten, aber als GF sollte
man, denke ich, durchaus eine Interessenvertretung darstellen, auch wenn es mal ungemütlich
wird.. gehört zur Menschenführung dazu, ganz gleich bei welchem Thema.

So, nun lern ich noch ein paar Hormone auswendig und gehe dann schlafen ;)
Tim

hannibal
04.04.2008, 06:23
Mahlzeit,




Wir haben bei uns in der Jugendgruppe (Jugendfeuerwehr) seit einigen Jahren einen Jugendlichen, der geistig ein wenig behindert ist.

Definiere "ein wenig". Denn gerade bei geistigen Behinderungen ist die Bandbreite da sehr groß. Wie lief es denn bisher?


Nun steht er kurz vor der Leistungsspange und in zwei Jahren soll er dann durch seinem Alter entsprechend in den aktiven Dienst übernommen werden.

Seine Probleme reflektieren sich hauptsächlich in dem, dass er Probleme hat Informationen zu verarbeiteten, gar zu behalten um sie entspechend auszuführen.

Nun steht er kurz davor, die LSP absolvieren zu müssen, welches aber von einigen Verantwortlichen nicht gern gesehen ist, eben wegen seiner Behinderung. Ich als verantwortlicher GF dieser Gruppe und die Gruppenleiter der JF sind der Meinung, dass er dies mit entsprechender Vorbereitung locker machen kann. Nur leider stehen wir allein mit dieser Meinung dar, da die Frage eher eine Frage der gesamten FF ist, als der einzelnen Einheit.

Die Frage sollte im Zweifelsfall euer Gleichstellungsbeauftragter der Gemeinde oder die Frauenbeauftragte des Feuerwehrverbandes beantworten. Dessen Aussage hat m.E. die "gebotene Nachhaltigkeit". Aus meiner Sicht:

Wenn er es packt, wo liegt das Problem. Oder hat man Angst hinterher als Krüppelfeuerwehr abgestempelt zu werden?



Übernahme in den aktiven Dienst -

Das wird schon ein wenig kniffliger. Keinesfalls sollte man aus der bestandenen Leistungsspange eine Befähigung zum aktiven Dienst ableiten. Aber du schreibst selbst das es bis dahin noch 2 Jahre sind. Bis dahin passiert noch viel, im positiven als auch im schlechten. Wichtig ist von vorne rein im Dialog mit allen Beteiligten zu arbeiten. Oberstes Ziel ist die körperliche Unversehrtheit des Kameraden und der die mit ihm ausrücken. Das sollte von vorne rein klar betont werden.

IMO sollte eine Vereinbarung getroffen werden das erstmal eine Probezeit (6Monate, TM Ausbildung) festgelegt werden. Auch ein "Pate" der als Ansprechpartner dient sollte festgelegt werden. Denn normalerweise ist es auch für einen nichtbehinderten schwer genug sich von heut auf morgen mit einer Meute Erwachsener rumzuschlagen :-).

Auch sollte die "Meute Erwachsener" einbezogen werden und informiert das man jetzt ein "Problemkind" hat, den Sachverhalt kurz schildern. Nix ist kompliziert als wenn man nur weiß das "der was hat" aber nicht was genau.

Und wenn es sich rausstellt das es nicht geht sollten zusammen Alternativen gesucht werden. Die könnten u.a. bei den TESI aus der SEG liegen.

Wichtig ist das man ihn wenn es nicht geht nicht als Dorfdepp äh Hofnarr halten.

grab3107
04.04.2008, 09:20
In dem Bereich, in dem ich RD-Mäßig beschäftigt bin, hat es schon zwei oder drei solche Fälle gegeben. Ich selber weiß von zweien. Während der JF-Zeiten war das kein Problem. Allerdings stand von ärztlicher Seite her ein Nein zum aktiven Dienst. Warum weiß ich nicht. Auf alle Fälle sind die betreffenden dan darauf angesprochen worden und es wurde nach einer Lösung gesucht. In Zusammenarbeit mit dem örtlichen RD hat man dann positionen gefunden die für die jeweiligen Personen kein Problem darstellen und auch gerne besetzt werden. Die eine junge Frau ist jetzt bei uns im Bereich IuK tätig, dies sogar in führender Position, die zweite hat das Lager unter sich und "organisiert" im Einsatzfalle den Nachschub. So kann man in der Zusammenarbeit meiner Ansicht nach eine ganze Menge bewegen. Das ist zwar so an und für sich nicht mit der Anfangssituation vergleichbar, doch ich muss persönlich sagen, unsere Bereitschaft währe ohne diese beiden engagierten Damen doch um einiges ärmer.

Fabpicard
04.04.2008, 10:22
Wenn du mit "Führungskräften" irgendwelche JF-Verantwortlichen meinst, unterstütz ich das noch ansatzweise. Wenn es aber gegen die Führungskräfte sein soll, die im aktiven Dienst für den Jungen gerade stehen müssen, ist nix mit Stirn bieten.

Mein Kommentar bezug sich auf das "Schikane auf höchster Ebene" ;)

Und da kann man auch ruhig mal den "Obersten Heeres-jockeln" die Stirn bieten...

MfG Fabsi

Colonel
04.04.2008, 17:02
Wir haben hier in meiner Wehr eine recht ähnliche Situation.

Der Junge(-mann) ist geistig leicht behindert. Was er genau hat weiß ich nicht, aber er braucht einfach etwas länger/manchmal zwei mal, bis er etwas verstanden hat. Vom Alter her ist er so alt wie ich, war d.h. auch in meiner Jugendgruppe.
Wettkämpfe haben wir mit ihm alle ohne Probleme gemacht. War zwar etwas mühsam weil halt doppelte Probenanzahl angesagt war, hat uns aber ehrlich gesagt nicht geschadet (haben in 5 von 6 Jahren den Pot geholt und mehrmals auf Landes-/Bundesebene mitgemischt :-).
Wenn ihr also meint, dass er es packt, macht es. Und schaut vor allem dass es in der Gruppe keine Probleme gibt (unsere Jugendleiter haben uns damals ziemlich deutlich gemacht was passiert wenn irgendwelche Diskriminierungen kommen). Und wenn ihr glaubt, dass die Wehrführung unbegründete Bedenken hat, hohlt euch im Zweifelsfall den KBM zu nem Gespräch.

Vor 2 Jahren war dann Truppmann/Übernahme angesagt. Da ich den Kommandant unserer Wehr besser kenne habe ich so ein bischen mitbekommen was damals ablief. Es wurden Attest eingeholt. Nach denen hat grundsätzlich nichts gegen den Einsatz gesprochen. Nach dem absprechen mit der Versicherung gabs dann endgültig grünes licht.
Daraufhin wurde eine große Gesprächsrunde mit den GF, ZF, Kommandoebene und allen die wollten gemacht. Dort wurde dann recht offen (auch von dem Jungen) über seine Behinderung gesprochen und eine Vereinbahrung getroffen, was er machen möchte und was er darf.
Seitdem weiß jeder in der Führungsebene welche aufgaben er dem Jungen geben kann und er macht einfach im Einsatz mit. Außerdem ist er immer als erster dabei wenn irgendwelche Veranstaltungen sind.

Feuermännchen
05.04.2008, 18:59
Ich bin ebenfalls als Jugendwart tätig. Ich hab zwar keinen solchen "Fall" bei uns, aber ein Mitglied, das sich vom Charakter her, deinem beschriebenen Fall nähert (schlecht was merken, Situationsauffassung,...). Von daher bin ich der Meinung: Setz alles daran, dass er die Leistungsspange mitmachen kann und diese auch erhält. Mal im ernst: Fröhliche Kinder (und auch Jugendliche, weiß jetzt nicht das Alter) sind doch Lohn genug für den Mehraufwand an Proben (wobei "Mehraufwand" nicht schlecht sein muss).
Villeicht bringt man bei der ganzen Betrachtung auch mal das Umfeld des Jungen mit ins Spiel. Je nach dem wie stark seine Behinderung ausgeprägt ist, wird er es bisher nicht leicht gehabt haben (Schule, Freizeit,...), denn es ist leider so, dass solche Personen nicht immer akzeptiert werden (Mobbing in der Schule,...). Die Eltern und auch der Junge werden froh sein, dass er in der JFw mitwirken kann und man ihn dort akzeptiert und respektiert! Und nun soll damit auf einmal Schluss sein?! Was wird das auch für die Eltern ein Schlag in die Magengrube sein?! 'Wieder ein Verein, der Ihn nicht akzeptiert.' Vom Sicherheitssttandpunkt her betrachtet, steht es außer Frage, das Atemschutz usw flachfällt. Aber wie schon etliche Vorredner von mir: es gibt immer was zu tun! Und wenns gilt zu zweit sie Straße abzusperren.
Such das Gespräch und setz dich für Ihn ein (Führungskräfte, Eltern,...). Es werden dir nicht nur seine Eltern danken. Schon der Versuch an sich ist es wert!

tower911
05.04.2008, 22:00
Ich möchte bei dieser Gelegenheit von meinem Bruder erzählen. Er hat das Down Syndrom und ist somit schwerbehindert. Wer solche Menschen kennt, weiß aber, das sie durchaus fit und auch nicht dumm sein müssen. Mein Bruder war lange Jahre mit mir in der Jugendfeuerwehr. Es stellte damals kein Problem da, das er aufgenommen wurde. Der Jugendwart fand es toll, der Wehrführer hatte nix dagegen, also stand einer Aufnahme nix im Wege. Mein Bruder nahm mehrmals an der Leistungsspange der JF Teil. Er kann zwar nicht oder nur ganz wenig lesen und schreiben, aber die Fragen wurden bei uns mündlich abgefragt. Beim Laufen war er einer der schnellsten und die Feuerwehrteschnische Übung war auch kein Problem. Jeder lernt ja nur eine Position, was er problemlos hinbekommen hat. Als mein Bruder 18 wurde, wurde auch von manchen überlegt ob er in die aktive Wehr übernommen wird. Viele waren der Meinung das er auch übernommen werden könnte. Wir (ich und meine Eltern) haben das aber nie wirklich ins Auge gefasst, weil wir wissen das im Einsatz immer jemand ein Auge auf ihn hätte haben müssen. Aus diesem Grund haben wir auch nicht gefragt ob er übernommen werden würde.
Er war aber bis zu seinem 25. Lebensjahr in der Jugendfeuerwehr. Danach haben wir ihn langsam an andere Hobbys gewöhnt bzw. ein anderes gesucht. Er konnte ja nicht ewig in der JF bleiben und der Altersunterschied wurde ja auch immer größer zu den anderen Jugendfeuerwehrmitgliedern.
Ich muss sagen das man heute eigentlich keinem Kind/Jugendlichen den Zutritt zur JF verwehren sollte. Das man keine schwerst mehrfach Behinderte aufnehmen kann, ist glaube ich jedem klar.Aber ansonsten gibt es meistens einen Weg denke ich.

Max K.
05.04.2008, 22:19
Ich verstehe jedoch nicht, das einem Jugendlichen, der zwar etwas behindert ist, alle Hoffnungen und grade das genommen werden soll, woran er schon Jahre Spaß hat.

Warum wurden Ihm denn überhaupt Hoffnungen gemacht, wenn von vornherein feststand, dass er im Einsatz später nicht aktiv werden kann/darf? So eine Behinderung kommt doch nicht von heute auf morgen, oder? Wurde vorher denn ein klärendes Gespräch in Bezug auf seine Zukunft geführt? (Weil was bringt es, wenn eine Einsatzkraft, die einen Befehl erhält, diesen nicht behalten kann? Ob im IA oder nicht ist ja prinzipiell egal..)

Weiß nun nicht wie ausgeprägt das is etc., aber generell stelle ich mir sowas doch etwas "schwierig" vor..

akkonsaarland
06.04.2008, 02:25
Wir haben seit Jahr und Tag einen Behinderten und eher kleine wie große Probleme.
Was ich nicht verstehen kann oder will ist warum wird dem Bub die Leistungsspange verwehrt?
Angst vor einer Krüppelfeuerwehr? Ich würde Ihn auch in die normale Wehr aufnehmen wenn auch mit Beschränkungen:

Übungsdienst ja
nur leichte Einsätze wo gewährleistet ist das jemand auf Ihn aufpassen kann (kehren geht immer)
ansonst währe auch ein Posten in der Etappe sehr hilfreich wie
Kücheneinheit
aufs Gerätehaus aufpassen und später die Autos aufrüsten
und und und

Was im Endeffekt gemacht wird ist vom GdB abhängig und sollte auf jedenfall geklärt werden. Aber mit klaren Worten und nicht durch die Blume

Mr. Blaulicht
06.04.2008, 11:27
Wenn es aber gegen die Führungskräfte sein soll, die im aktiven Dienst für den Jungen gerade stehen müssen, ist nix mit Stirn bieten.
Warum nicht? In Einsatzsituationen gebe ich Dir zwar bedingt recht. Aber auch wenn im Einsatz mein Vorgesetzter objektiv betrachtet Unsinn produziert, werde ich mich dagegen wehren. Aber das hat jetzt nix mit diesem Thema zu tun. Warum sollte man bei unterschiedlicher Meinung zur Wehrführung nicht seine Position klar und verständlich ausdrücken und ihr Nachdruck verleihen, blöß weil es sich um "höhergesetztes" Personal handelt? Auch Streitgespräche nach oben sind in einer Hierarchie teilweise notwendig.

Mir ist bislang kein Mann bekannt, der ein solches "Amt" ausübt (ausüben darf). Ich kenn nur Gleichstellungsbeauftragte. Und mal ehrlich: das ist die schlimmste Sorte Frau, die es gibt ;-)))
Diese Bemerkung halte ich für absolut überflüssig, auch wenn sie im Scherz gemeint war (was ich stark hoffen will)
So lange es immer noch Leute gibt, die andere Leute aufgrund von Religion, ethnischem Hintergrund oder anderer Ausrichtung nicht gleichwertig behandeln, ist ein oder eine Gleichstellungsbeauftragte(r) notwendig und sinnvoll.

Gruß, Mr. Blaulicht