PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : MRSA u. Pseudomonas auf Linienflug



rettungsteddy
20.10.2007, 12:17
Hallo,

gestern wurde ein bettlägeriger, pflegebedürftiger Patient mit internistischem Polytrauma und MRSA-, sowie Pseudomonas-Infektion in den Atemwegen zu einem hiesigen deutschen Flughafen gebracht, wo der Patient mit einem Stretcher (auf 3 Sitzplätzen installierte Liege) auf einem Linienflug in seine Heimat geflogen wurde.

Dort wurden weit über 180 Pasagiere einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Maschine wird danach nicht desinfiziert, wogegen das Krankenhauszimmer, der RTW volldesinifziert wurden.

Darf das überhaupt sein?
Gibt es gesetzliche Regelungen, was diese Art von Transport angeht?

Retterlopez
20.10.2007, 13:13
das ist eine Interessante Frage. Würde ich auch gerne Wissen ob es da eine gesetzliche Regelung gibt.



Grüße Daniel

AkkonHaLand
20.10.2007, 15:09
Zuerst müsste man mal wissen welche Fluglinie mit welchem Heimatland das war. An Bord eines Luftfahrzeuges gilt nämlich das Recht des Heimatlandes, da es zum Hoheitsgebiet gehört.

igel14
20.10.2007, 18:58
Hallo,

das ist leider Falsch:


Zuerst müsste man mal wissen welche Fluglinie mit welchem Heimatland das war. An Bord eines Luftfahrzeuges gilt nämlich das Recht des Heimatlandes, da es zum Hoheitsgebiet gehört.

Flugzeuge sind kein "exterritoriales Gebiet". Lediglich Staatshoheitsflugzeuge - zB. die "Präsidentenmaschine" eines ausländischen Staatsgastes genießt Immunität. Die Bordgewalt des Piloten endet nach der Landung. Besatzung und Passagiere unterliegen der Hoheitsgewalt Deutschlands.
(Quelle: Ausländerrecht der Polizei Ausgabe 2006)

somit auch Regeln bzgl. Hygiene etc.
lediglich der Pilot, (in diesem Falle) kann auf seine Verantwortung heraus die beförderung verweigen.

Ich denke er war mit seiner Ladung (Beförderung eines " ? Ansteckenden ? " Patienten) vertraut und ihm waren die Gefahren bekannt.
Juristisch ist ihm als nichts anzulasten.

Gruß igel14

rettungsteddy
21.10.2007, 08:30
Um etwas genauer zu sein: Es war eine Aeroflot-Maschine nach Moskau.

akkonsaarland
21.10.2007, 10:12
hmmm interessanter beitrag

aber was ist mit den mrsa patienten die zu fuss in den aldi und zum bäcker gehen?
die desinfektionsrichtlinie gilt nur für kh und rd, also haben die im flieger damit nichts zu tun

Mr. Blaulicht
21.10.2007, 12:57
Moin moin,

Ihr solltet Euch mal ein paar Gedanken machen, warum es diese Infektionsschutzmaßnahmen in Krankenhäusern und bei Rettungsdiensten überhaupt gibt!
Dann werdet Ihr auch feststellen, warum es überhaupt nicht notwendig ist, ein Linienflugzeug zu zu desinfizieren.

Überlegt Euch bei dieser Gelegenheit mal, wen Ihr warum durch eine Desinfektion vor einer Ansteckung schützen wollt.

Gruß, Mr. Blaulicht

Shalomer
21.10.2007, 14:05
der Beitrag von Mr. Blaulicht ist nicht uninteressant. Eigentlich sind doch MRSA-Bakterien auch in der Umluft. Und MRSA ist doch für nomale Menschen unschädlich. Schlimm wird es doch nur bei offenen Wunden. Oder sehe ich das falsch.

Die Mutter meiner Freundin hat im KH nun auch MRSA bekommen. Nun hat sie ei n Einzelzimmer, soll nun aber entlassen werden, weil keine Klinik die ihr die benötigte Reha anbieten würden, sie nun noch aufnimmt. Weis auch noch nicht, was ich darüber denken soll...

EISI
21.10.2007, 14:23
Also das ist richtig, so wirklich Gefährlich ist MRSA nur für Menschen mit einem geschwächten Imunsystem.
Jeder von uns, der im RD arbeitet oder ab und zu mal mitfährt, wird vermutlich den MRSA Keim in der Nase mit rumtragen.

rettungsteddy
21.10.2007, 17:14
Und die Pseudomonas?

EISI
21.10.2007, 18:18
HI Kumpel !

Also da musst ich mich selber erst mal einlesenw enn ich Ehrlich bin :-)
Schau mal hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudomonas
Unter klinische Bedeutung.
So wie ich das lese, liegt der Fall genau so wie MRSA. Für Menschen mit intaktem Imunsystem nur einen sehr geringe Gefahr.

Ich will das ganze nicht schön reden und verstehe auch Deine Skepsis. Auch ich finde das Vorgehen in dem von die geschildertem Fall nicht gut aber wir werden es nicht ändern. Rein aus medizinsichen Erkenntnissen ist die Vorgehensweise ja in Ordnung.

Florian Ww
22.10.2007, 00:31
Hallo,
ich kann es Euch nur von der Seite "meiner" ;-) Airline sagen.....
Jeder medizinischer Transport wird von unsere Medical Crew eingeschätz und angewiesen.
Wir kennen nur zwei "Zustände" des Patienten.
1. Der, der Behandlungsbedürftig ist....dort wird eine spezielle Kabine eingebaut mit einer Standart-Intensive-Gerätschaften äh. eines RTW, zusätzlich mit angeforterten Geräten. Diese ist komplett geschlossen mit Tür (Privatsphäre) und wird nach dem Einsatz direkt desinfiziert, egal wer oder was Transportiert wir. Verantwortlich ist unsere Medical Crew. Je nach Behandlungsaufwand fliegt einer unsere Doc's mit, egal ob von dem Auftraggeber auch einer mitfliegt.
Es fliegt immer einer von der Medical Crew mit.
2. Patient der voll Bewegungsfähig ist d.h. Er kann selber gehen, Komuniziern etc.. zB. Gipsbein.......Dort kann je nach Einschätzung unsere Medical Crew ein Medical Assistent (äh.RT-Assi). mitfliegen (vorwiegen wenn Medizien verabreicht werden muß-Oral).
Grundsätzlich wird die Medical Kabine immer "gecleand".
Gelagert wird diese Kabine in einer speziellen Folie in einem geschlossenen Med.Container!
Die komplette Kabine wird auch dann eingebaut, wenn der Anblick des Patienten nicht den anderen Pax'en (zb.Brandopfer) zumutbar ist.
Ich hoffe ich konnte Euch weiterhelfen.
Zum Flugzeug selber, es ist dort die ICAO bzw EASA Part ONE gültig. Das Deutsche Gesetz tritt nur dann in Kraft, wenn eine Gefährtung einer deutschen Einrichtung oder Person besteht! Sind nur ausländische Bürger an Bord, in einem ausländischen Flugzeug, besteht nur die möglichkeit im Rahmen einer Amsthilfe des Gesundheitsamtes > Bundespolizei > LBA die mitfliegente Pax'e über eine Gefährtung aufzuklären.
Selbstverständlich werden alle anfliegenten Flughäfen informiert....somit kann es kommen, das diese die Landeerlaubniss endziehen, auch im Heimatflughafen.
Dieses wird kein Captain riskieren!
Grüße J.

hannibal
22.10.2007, 05:42
Hallo,

gestern wurde ein bettlägeriger, pflegebedürftiger Patient mit internistischem Polytrauma und MRSA-, sowie Pseudomonas-Infektion in den Atemwegen zu einem hiesigen deutschen Flughafen gebracht, wo der Patient mit einem Stretcher (auf 3 Sitzplätzen installierte Liege) auf einem Linienflug in seine Heimat geflogen wurde.

Dort wurden weit über 180 Pasagiere einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Maschine wird danach nicht desinfiziert, wogegen das Krankenhauszimmer, der RTW volldesinifziert wurden.

Darf das überhaupt sein?
Gibt es gesetzliche Regelungen, was diese Art von Transport angeht?

Quizfrage: Wo saß denn dieser Keim?

EISI
22.10.2007, 10:12
Das ist natürlich zudem auch noch eine sehr berechtigte Frage.

F64098
22.10.2007, 10:15
Ich lese da, daß die Atemwege besiedelt waren...

MfG

Frank

hannibal
22.10.2007, 12:11
Ich lese da, daß die Atemwege besiedelt waren...

MfG

Frank

Ich auch, kann ja sein das der Patient noch irgendwo den Keim sitzen hatte, es der werte Schreiber aber nicht erwähnte....

Wenn nur Atemwege -> FFP 1 Maske für Patient -> Schluß, aus, Nikolaus

Mr. Blaulicht
22.10.2007, 12:25
Jeder von uns, der im RD arbeitet oder ab und zu mal mitfährt, wird vermutlich den MRSA Keim in der Nase mit rumtragen.

Nein, die Wahrscheinlichkeit, sich den Keim einzufangen, ist äußerst gering. In einer Klinik, in der ich mal gearbeitet habe, haten ca. 650 Pflegekräfte Kontakt mit MRSA-Patienten. Bei mehreren Abstrichserien fand man lediglich fünf Personen, bei denen sich der Keim nachweisen ließ, also weniger als ein Prozent.

Gruß, Mr. Blaulicht

Pepsi79
22.10.2007, 18:52
Wenn nur Atemwege -> FFP 1 Maske für Patient -> Schluß, aus, Nikolaus
Aber dann drauf achten, daß es eine ohne Ausatemventil ist. Hab ich nämlich schon paarmal gesehen, daß man dem MRSA-Patient ne schöne Maske mit Ausatemventil aufgesetzt hat...

hannibal
22.10.2007, 18:54
Aber dann drauf achten, daß es eine ohne Ausatemventil ist. Hab ich nämlich schon paarmal gesehen, daß man dem MRSA-Patient ne schöne Maske mit Ausatemventil aufgesetzt hat...

Wer daran nicht denkt sollte Bäcker werden

ein weiterer Hervoragender Grund um keine Masken mit Ventile zu beschaffen

Pepsi79
22.10.2007, 18:58
Wie gesagt, alles schon gesehen...

rettungsteddy
23.10.2007, 10:48
So, habe gestern mit dem Gesundheitsamt telefoniert und eine erstaunliche Antwort erhalten:

Im FLugzeug, obwohl klimatisiert, ist eine Ansteckungsgefahr wesentlich niedriger als in der U-Bahn oder ähnlichem, da die Luft nicht umgewälzt wird, sondern ständig neu "erzeugt"wird.

Außerdem sollte sichergestellt werden, daß augenscheinlich nur "fitte, gesunde" Menschen mit intaktem Immunsystem um den Patienten sitzen (+/- 2 Sitzreihen)

Trotzdem sollte das Flugzeug rund um den Stretcher (+/- 2 Sitzreihen) desinfiziert werden.

Ein Transport im Linienflug ist also IN DIESEM FALL unproblematisch.

Finde ich ungewohnt, aber o.k.

Florian Ww
23.10.2007, 16:15
Im FLugzeug, obwohl klimatisiert, ist eine Ansteckungsgefahr wesentlich niedriger als in der U-Bahn oder ähnlichem, da die Luft nicht umgewälzt wird, sondern ständig neu "erzeugt"wird.


Hallo, diese Aussage ist falsch!!

Für eine "Erzeugung" müßte eine Chemische Reaktion bzw. ein Vorrat von Sauerstoff/Atemluft mitgeführt werden und das ist für die normal Versorgung NICHT vorgesehen. Nur im Notfall wird durch die Sauerstoffmasken in der Kabinen eine Versorgung von min. 20 min., mit min. 90% SAUERSTOFF erzeugt.

In der normalen Reisehöhe ist die Luftdichte gering und somit auch die Anteile der Atemluft + Feuchtigkeit. Die Klimanalage versucht einen höheren Druck in der Kabine erzeugt.
Dh. es wird mehr Aussenluft angesaugt und in die Kabine abgegeben wie der Aussendruck vorhanden ist.
Um eine gewisse Energiebilanz zuerzeugen wird ein Teil der Kabinen Luft wieder recycled,
und mit Feuchtigkeit aus dem Condenser der Klimaanlage angereicht.
Durch die Klimanalage wird ein KabinenTemperatur von 19-22Grad erzeugt.
Je nach Flugzeugtyp kann das bis 20% neue Luft / 80% alte Luft sein.
Als Verständniss, in einer normalen Reisflughöhe von über 40 000 feet, darf die Kabinenhöhe max. 7500-8000 feet nicht überschreiten.
Die Gesamtluft wird vor dem einbringen in der Kabine, je nach Lfz., durch eine Trocken o. Naß-Filter, aber nicht 100% Keimfrei, "gereinigt".
Die beimischung von Feuchtigkeit dient auch der Vorsorge vor dem Hyperventilieren, da durch die Klimaanlage die Feuchtigkeit wieder entzogen wird.
Auch ein Grund warum die Kollegen aus der Kabin, Euch auf den Keks gehen, wenn Sie euch zum Trinken auffordern ;-), somit nicht böse sein.
Grüße J.