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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rettungsdienst - ein Arbeitsplatz für Fachkrankenpfleger Anästhesie/Intensiv???



Mr. Blaulicht
22.04.2007, 21:14
Moin moin,

wieder mal brauche ich Eure Hilfe:
Ich befinde mich gerade in der Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege.
Als schriftliche Arbeit müssen wir eine Hausarbeit mit einem selbstgewählten Thema schreiben.
Mein Thema wird sein: "Rettungsdienst - ein Arbeitsplatz für Fachkrankenpfleger Anästhesie/Intensiv???"
Selbstverständlich habe ich mir schon viele Gedanken zu diesem Thema gemacht, trotzdem bitte ich Euch, möglichst viel zu diesem Thema beizutragen.
Ich suche also: Argumente pro/contra, Zukunftsvisionen, Vergleiche zum Ausland, Ausbildungsbeispiele (verkürzte Ausbildung zum RettAss zum Beispiel) etc.
Bitte beachtet dabei, dass Rettungsdienst mehr ist als nur Notfalleinsätze. Es gehören auch Krankentransport, Interhospitalverkehr, Luftrettung, Intensivverlegungen usw. dazu.

Über viele Anregungen und hoffentlich eine tolle Diskussion würde ich mich sehr freuen.

Gruß, Mr. Blaulicht

PS: Eifrige Mitarbeit wird belohnt - nicht nur durch Nennung, sondern auch durch eine Einladung auf die Abschlussfeier.

Samsonkiller
23.04.2007, 07:14
Moin!
finde ich sehr gut, das sich jemand mal mit dieser Thematik auseinander setzt!
Ohne das ich jetzt 25 Jahre RD Erfahrung habe. Muss ich nur einmal die Problematik ansprechen das ich bemerkt habe (im KH Praktika) das RD Leute von den Fachkrankenpflegern nicht richtig für voll genommen werden.
Für die fahren wir nur mit Blaulicht wie die bescheuerten durch die Gegend und schmeißen unsere armen Pat. in der Ambulanz ab, wo sie dann endlich der Versorgung teil haben können die sie verdienen.
Mal in ernst, oder erzählst du jemanden der schon 5 Jahre dabei ist, wie er einem Pat. ne O2 brille auffsetzten soll, oder wie er nen Medi aufziehen soll, etc....

Gruß Marc...

akkonsaarland
23.04.2007, 07:56
hmmmm

das mit dem ernstgenommen werden stimmt.
zwar weniger auf den stammambulanzen und intensivstationen, aber auf normalenstationen ist es heftig.

fachpfleger im rd?

in der heutigen form definitiv nein.
in der zukunft? keine ahnung.

dazu muss man sich die frage stellen was es in zukunft für ein system in deutschland geben wird?

als ich im november 2001 in trier mit meinem ra angefangen gehabt habe hies es: im mai kommt der neue rettungsassisten.
was ist 2007 jeder backt immer noch sein eigenes süppchen und für alles ist kein geld da. oder was denkst du warum die mafia mit dem rote plus 89 gegen das ra gesetz war und warum es die übergangsregelung gibt?

ich denke im iht bereich sinnvoll, im regulären bereich zu hoch qualifiziert

grab3107
23.04.2007, 11:15
Also, bei uns auf Wache arbeitet ein Kollege, der Intensivpfleger ist (hat die verk. RA-Ausbildung gemacht). Er hat natürlich eine Vielzahl von Hintergrundinfos, die uns als "normalen" RA´s fehlen. Dieses Wissen ist natürlich ein Vorteil. Aber er sagt selber es behindert ihn auch. Von sich selbst sagt er meistens in Gesprächen wenn wir uns über dieses oder jenes unterhalten, das er immer gefahr läuft einen EInsatz zu zelibrieren. Gut, das ist Ansichtssache. Aber für mich, wenn ich mit ihm fahre, finde natürlich einige Sachen sehr gut das er sich einfach damit auskennt. Z.B. gibts glaub ich kein Medikament, von dem er nicht die Wechselwirkungen usw. kennt. Gut, vielleicht schmunzeln jetzt hier einige ältere, erfahrenere Kollegen über mich, aber ist halt schon beachtlich.

Laut seiner Aussage, die wir auch ohne Probleme bestätigen können (is ja auch eigentlich kein Problem), ist sein Problem eher die technischen Aspekte des Berufes. Solche Sachen wie beim VU eben erstmal Lage abschätzen usw. Oder eben das Improvisieren.

Alles in allem muss ich sagen, ich empfinde die Zusammenarbeit mit ihm manchmal als Anstrengend (er weiß halt auch was er kann und lässt es einen auch manchmal merken (is jetzt net böse gemeint) aber auch als positiv (auf Grund seines Fachwissens über so manchen Hintergrund). Wenn es allerdings um manche anderen Felder geht (VU usw.), hier is er halt ziemlich zurückhaltend.

Soweit mal meine "Erfahrungen" mit einem Intensivpfleger. Wie gesagt, die erfahreneren Kollegen dürfen nun gerne herzhaft lachen.

Wohin die Zukunft im RD geht, da wage ich keine Prognose.

Dr.Toppa
23.04.2007, 12:48
Also, ich hätte grundsätzlich nix dagegen, wenn Fachpfleger im Rettungsdienst eingesetzt würden, aber nicht pauschal, sondern nur mit der abgeschlossenen verkürzten RA-Ausbildung!
Meine Erfahrung hat mir immer wieder gezeigt, dass REINE (!) Pflegekräfte absolut KEINE AHNUNG von traumatologischen Versorgungsstrategien haben. Ebenso können manche Examinierte oftmals nicht über ihren eigenen Schatten springen, wenn es um Kompromisse in der präklinischen Notfallversorgung geht, z.B. Load&Go-Prinzip beim Abd.-Trauma, schmerzhafte Maßnahmen wie großlumige Zugänge, "grobes" Fixieren von Verbandmaterial ("NEIN, wir machen jetzt keinen perfekten Kornährenverband!!!") oder das bereits erwähnte "Improvisieren".
Will hier keinem zu nahe treten, aber RD ist keine reine Intensivmedizin und wird es auch nie werden....

NWD
23.04.2007, 13:34
Hi,

Frage war ja ob ein Pfleger ( MIT!! Ausbildung ( auch verkürzt) zum RettAss! ) was im RD zu suchen hat oder nicht ( grob gesagt )

Generell sollte die Ausbildung zum RettAss Pflicht sein.

Ebenso sollte man beim Vergleichen der ausbildungen fair sein.
Ein "neuer" RettAss mit langjähriger Pflegerausbildung ist nem "Frischling" sicher in vielen Dingen überlegen, wird aber ggf. trotzdem bei bestimmten Sachen von "alten Hasen" in die Tasche gesteckt.

Rettungsdienst: ( Luftrettung incl. )
Wie angesprochen, es dürfte krasse Vorteile geben bei Anästhesie-Fällen, bei internistischen glaube ich auch.
Sowas wie Reanimation, Intubation ect. sollte so einem Pfleger ja eigentlich im Schlaf hinkriegen ( hoff ich mal *g* ), ebenso kann ich mir vorstellen das er viel mehr Medis kennt als ein normaler RA.
Da gehe ich sogar so weit, das hier ein Pfleger aufs NEF kann / darf

Bei chirugischen Pat. kommts wohl drauf an, welche Berufserfahrung der Pfleger im KH gemacht hat.

Krankentransport:
Für den normalen Krankentransport sind RettAss generell schon fast überqualifiziert, ein Pfleger wird da noch enorme Vorteile haben da er viele Hintergrundinfos zu div. Krankheiten hat, da er die Behandlungen im KH kennt ect.

Intensivtransport:
Da sollten m.M. nach nur RettAss mit ensprechender Pflegeerfahrung rein. Das ist ja wie ein Krankenhaus auf Rädern. Da sollte es von Vorteil sein wenn man das Arbeiten im KH genau kennt und so fortführen kann.

Wo man als Pfleger aber definitiv umdenken MUSS ist die Behandlung von akuten Notfallpatienten, da das sicher anders aussieht als im KH.
( Platzverhältnisse, Material, Improvisation, Zeitdruck ect. )

( Beispiel: Beim Praktikum auf der Anästhesie hatten wir nen Pat mit Kinnbart -> Beatmung mit Beutel war nicht wirklich möglich. Der Chefarzt frag mich, was ich denn da auf der Straße machen würde: Ich: "Bart ab?!" ( Mit dem Wissen das da nicht der fertige Tubus 10cm neben dem Pat liegt und jeder im Raum intubieren kann ) Der Arzt hat erstmal nen bisschen komisch geguckt. )

Das sind aber Sachen die man als Pfleger dann in der (verkürzten) RettAss Ausbildung lernen sollte.

Meine Meinung!

Mr. Blaulicht
23.04.2007, 17:16
Moin moin,

um mal etwas klar zu stellen und keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:

a) Die Frage ob Krankenpfleger mit der RettAss-Ausbildung im Rettungsdienst arbeiten dürfen, stellt sich ja eigentlich nicht. RettAss OHNE Krankenpflegeausbildung fürfen ja auch fahren!!!

b) Selbstverständlich meine ich auch, dass keiner ohne Rettungsdienstausbildung etwas im Rettungsdienst zu suchen hat - ob Krankenpfleger oder nicht. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Ich gehe mal davon aus, dass ein Krankenpfleger mehr drauf hat als ein Zivi-RH)

c) Die Frage ist eher: Wenn ein "normaler" Krankenpfleger die RettAss-Ausbildung verkürzen kann, warum kann ein Fachkrankenpfleger (zwei Jahr Zusatzausbildung!) nicht noch weiter verkürzen bzw. den Theorie-Teil ganz anrechnen lassen?

d) Wäre es sinnvoll, automatisch (bei etwas geänderter Ausbildung) den RettSan gleich bei der Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger anerkennen zu lassen?

Gruß, Mr. Blaulicht

akkonsaarland
23.04.2007, 17:18
c) Die Frage ist eher: Wenn ein Krankenpfleger odie RettAss-Ausbildung verkürzen kann, warum kann ein Fachkrankenpfleger (zwei Jahr Zusatzausbildung!) nicht noch weiter verkürzen bzw. den Theorie-Teil ganz anrechnen lassen?



weil eine intensiv keine strasse ist!
was richtig und wichtig währe ist das ein pfleger den technischen teil machen soll, net die krankheitsbilder.

Mr. Blaulicht
23.04.2007, 17:20
weil eine intensiv keine strasse ist!
was richtig und wichtig währe ist das ein pfleger den technischen teil machen soll, net die krankheitsbilder.
Und da liegt meiner Meinung nach der Hund begraben: Was lernt man im theoretischen Teil über die Technik, was man a) auf Intensivstationen/ in Anästhesie-Abteilungen oder b) im praktischen Jahr der RettAss-Ausbildung nicht lernt???

Dr.Toppa
24.04.2007, 00:50
-Technische Rettung
-Gefahren der Einsatzstelle
-MANV-Konzept
-Führungsaufgaben
-Rettungsmittel
-Kommunikationstechnik
-Retten aus Sonderlagen
-Verhalten bei Alarmfahrten
-spezielle juristische Hintergründe
-etc.

Ich denke, man hat sich was dabei gedacht, ein eigenes Berufsbild namens "Rettungsassistent" zu definieren.
Wenn ein Krankenpflegeexamen genauso gut zur Arbeit im RD qualifizieren würde, könnten wir den RA genauso gut abschaffen.....

Und das mit dem praktischen Jahr: naja, prinzipiell richtig, aber dann bräuchten wir ÜBERHAUPT KEINE theoretische Ausbildung, weil einem unqualifizierten kann ich in einem Jahr auch alles beibringen, was er braucht....

Brandbatsch
24.04.2007, 07:37
-Technische Rettung
-Gefahren der Einsatzstelle
-MANV-Konzept
-Führungsaufgaben
-Rettungsmittel
-Kommunikationstechnik
-Retten aus Sonderlagen
-Verhalten bei Alarmfahrten
-spezielle juristische Hintergründe
-etc.

Ich denke, man hat sich was dabei gedacht, ein eigenes Berufsbild namens "Rettungsassistent" zu definieren.
Wenn ein Krankenpflegeexamen genauso gut zur Arbeit im RD qualifizieren würde, könnten wir den RA genauso gut abschaffen.....

Und das mit dem praktischen Jahr: naja, prinzipiell richtig, aber dann bräuchten wir ÜBERHAUPT KEINE theoretische Ausbildung, weil einem unqualifizierten kann ich in einem Jahr auch alles beibringen, was er braucht....

Richtig

Gruß Michael

Mr. Blaulicht
24.04.2007, 08:29
-Technische Rettung
-Gefahren der Einsatzstelle
-MANV-Konzept
-Führungsaufgaben
-Rettungsmittel
-Kommunikationstechnik
-Retten aus Sonderlagen
-Verhalten bei Alarmfahrten
-spezielle juristische Hintergründe
-etc.
Na, geht doch! Weiter so! Das sind die Infos, die ich brauche...

Gruß, Mr. Blaulicht

brause
24.04.2007, 12:06
Na, dann ich mal.

Ich bilde nun seit Jahren RAs auf einer Schule aus.
in dieser Zeit habe ich selbstverständlich auch den einen oder anderen (Fach-) Krankenpfleger zum RA gemacht.

Meine Erfahrungswerte dabei sind:

Medizinische Theorie meist vollkommen unproblematisch.
Einsatztaktik und -Organisation oft lückenhaft.
Probleme mit Immobilisationsmaterial.
Traumamanagment auch eher schwierig mangels ausreichender Zeit zur Praxis durch die Verkürzung.
Internistische Praxis meist unproblematisch (wenn sie denn erst mal geschnallt haben, dass Nitro beim Apoplex nix verloren hat). Tendenziell ist hier die Bereitschaft, selbstständig Medis zu verabreichen, recht gross (insbesondere bei den Fachpflegern). Und auch, damit übers Ziel hinauszuschiessen (z.B. Nitro zur RR-Senkung).

Insgesamt bleibt als Ergebnis, dass das Pflegepersonal in der theoretischen Prüfung meist überdurchschnittlich abschneidet (kommt allerdings auch drauf an, wann die letzte Prüfung im Pflegebereich war). Im praktischen Teil haben sie dann aber eher unterdurchschnittliche Ergebnisse, wohl ein Zeichen dafür, dass durch die Verkürzung einfach nicht soviel Zeit für die Praxis (Fallbeispiele) bleibt.